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Plan A mit Mut und Konsequenz verfolgen

Wissen, wohin ich will. Wofür ich es tue. Schreiben und Leben.

Warum ein attraktives Ziel selten Plan B braucht

Ute, als ich dich um ein Interview gebeten habe, hast du sofort zugestimmt.
Wie kam das?

Ich habe mich gefreut, dass du mich fragst, weil du dir das zum 20. Unternehmensgeburtstag schenken willst. Ich dachte „Ich als Geschenk? Das ist ja mal eine spannende Idee! Ja, das mache ich auf jeden Fall.

Es war ein tolles Story-Coaching mit dir und hat mir so viel gebracht.

Danke. Was denn zum Beispiel?

Es hat mir geholfen, mich selbst zu sortieren, klarer hinzugucken:

  • Was ist das, was ich wirklich sagen möchte?
  • Mit wem spreche ich eigentlich, wenn ich etwas sage?
  • Für wen schreibe ich, wenn ich schreibe?
  • Wie bekomme ich meine Botschaft mit dem zusammen, was die Menschen brauchen, was sie hören wollen oder sollen?

Und es hat mir geholfen zu sagen: „Okay, weniger ist manchmal mehr.“

Erinnerst du dich noch an deine damalige Herausforderung?
Wonach warst du auf der Suche?

Als wir im Mai 2022 gestartet sind, war ich gerade aus meiner Teilzeitfestanstellung in der Diözese ausgestiegen und voll in die Freiberuflichkeit gegangen. Ich wollte mehr Power in die Werbung geben und packender schreiben.

Mir war klar „Ich brauche mehr Reichweite“. Ich möchte jene Menschen mehr oder anders erreichen, die sich oder etwas verändern wollen. Menschen, die Lust haben, das mithilfe von Bogenschießen und Coaching zu machen.

Zwar hatte ich schon einen Newsletter, aber noch keinen Blog auf meiner Homepage. Ich habe da vor mich hingeschrieben, wie ich dachte. Von Storytelling hatte ich gehört und dachte: „Ja, da kann ich auf jeden Fall was lernen. In eine Struktur reinzukommen zum Beispiel. Ich wollte von jemandem begleitet werden, der immer wieder sagt: „Guck noch mal hin. Viel zu viel. Kürzen!“, oder so etwas.

 

In unserer Arbeit mit „Großes Kino für dein Business“ nutzen wir eigene Widerstände gegen das Erzählen für deine besten Stories. Welche Widerstände waren es bei dir?

Es war dieses „Ich bin nicht gut genug. Der Text ist nicht gut genug, er ist noch nicht auf dem Punkt gebracht, um ihn veröffentlichen zu können. Ich mache es einfach nicht perfekt genug.“

Es gab einen inneren Zwist zwischen „Okay, eigentlich will ich raus, will dass es viele sehen, viele buchen.“ und „Wenn das jetzt alle sehen, was ich hier mache, ist es dann nicht vielleicht auch ein bisschen viel, das ich von mir preisgebe?

Kreativ starten. Perfekt liegenlassen.

Dazu kam noch meine Erfahrung, dass es nicht an der guten Anfangsidee scheitert. Doch gut zu schreiben und es zu Ende zu bringen, das war schwierig.

Dieses nicht zu Ende bringen, das kenne ich ja aus allen möglichen Bereichen des Lebens. Ich bin super im Anfangen. Habe sehr oft, schnell viele Ideen. Der Impuls, sofort loszulaufen ist immer da. Dann fange ich an, habe tausend Ideen, manchmal schreibe ich die auf, manchmal nicht.

Da war dein Tipp, sie in ein Diktiergerät zu sprechen, super. Das habe ich einige Male genutzt und dann geschrieben. Manchmal bleibt es immer noch liegen. Ich finde es Monate später und denke „Ach, guck mal. Dazu hast du auch schon was auf die Box erzählt.

Wenn nach der anfänglichen Euphorie die Energie weggeht, reicht es nicht mehr, den Text fertig zu machen. So als sei es irgendwie nicht attraktiv genug, es rund zu machen oder so. Keine Ahnung.

Ich schaffe den Zieleinlauf nur, wenn das Ziel attraktiv genug ist.

Ein spannender Gedanke…

Wenn ich nicht weiß, wofür ich etwas tue, lohnt es sich, genauer hinzuschauen.

Das mit dem Ziel ist mir vertraut, weil es mir auch in meinen Coachings immer wieder begegnet. Ich finde es eine entscheidende Frage, ob ein Ziel auch attraktiv ist. Denn wenn es attraktiv ist, dann will ich da auch hin. Dann will ich es erreichen oder fertig machen.

„Wenn ich nicht weiß wofür, lohnt es sich genauer hinzuschauen.“
Das habe ich von dir gelernt.

Meist muss ich das Wozu dann viel genauer benennen. Mir überlegen, was die Leser*in von meinem Text oder meinem Angebot hat. Vielleicht, was ihr Nutzen ist. Und die kleinen Schritte sehen. Denn wenn ich erst in der Schweinehund-Schleife bin: „Das ist so viel, das mache ich lieber morgen“, dann wird es echt richtig schwer.

Zum Beispiel ist mir das ganz gut gelungen, als ich über das Hamsterrad geschrieben habe. Da wusste ich, „Ich will das in den in den nächsten Newsletter reinschreiben“. Okay, es ist erst der übernächste geworden, aber es war klar, „Ich will das in einem der nächsten Newsletter haben“. Genau so habe ich es geschafft.

Ein anderes Beispiel: Seit Anfang des Jahres begleitet mich das Thema „Loslassen“. Es taucht in vielen meiner Kurse und Wochenenden beim Bogenschießen auf. Es arbeitet in mir, und ich wollte gerne einen Artikel darüber schreiben. Anfang Dezember war es gut zu sagen: „Okay, das soll noch in diesem Jahr passieren!“
Ich brauche das wirklich manchmal, mir selber ein bisschen Druck zu machen.

Was gibt es für eine bessere Zeit als die Jahreswende, um übers Loslassen zu schreiben?

Stimmt. Alle reden davon. Und auf meiner Webseite findest du den fertigen Artikel jetzt natürlich.

Die Coach mit Bus und Bogen

Nach dem Großen Kino haben wir weiter gemeinsam an deinen Geschichten gearbeitet. Im Mittelpunkt stand die Coach mit Bus und Bogen. Für mich nach wie vor ein Super-Claim. Was bedeutet es für dich?

Durch den Bus habe ich ein ganz anderes Auftreten gewonnen, als ich es vorher hatte. Er ermöglicht mir, für mehr Menschen Coachingangebote zu machen. Ich bin gewachsen. Die Arbeit im Bus hat ein ganz anderes Selbstverständnis gebracht.

Und sie entspannt vieles. Ich muss nicht mehr darüber nachdenken: „Wie komme ich an den Kursort? Wo lade ich mein Zeug ein und aus? Wo übernachte ich? Wann reise ich an?“ Es eröffnen sich viele neue Möglichkeiten.

 

Ute Zumkeller. Die Coach mit Bus und Bogen. Story Coaching mit Katrin

Wie wird deine ungewöhnliche Coaching-Location von Coachees angenommen?

Viele finden es total spannend, dass ich als Frau mit diesem großen Bus um die Ecke komme. Und dass ich auch so weit mit ihm unterwegs bin. Ich war in Spanien und Portugal, bin alleine hin- und zurückgefahren.

Der trockene, warme Bus mit seiner gemütlichen Sitzecke ist für meine Coachees einladend. Zielführend und offen besprechen wir hier, was ihnen wichtig ist. Ganz egal, was draußen passiert. Keine*r schaut zu oder hört, was wir sagen. Und einen Kaffee gibt es auch dazu.

Männer finden es spannend, dass ich ihn selber ausgebaut habe. Sie sind eher technikinteressiert. Vielen fällt auf, dass der Ausbau mit viel Liebe zum Detail gemacht ist und auch, dass es nicht ganz ohne handwerkliche Vorprägung passiert sein kann. Genau, da kommt mir meine Schreinerlehre sehr zugute.

Schreinerin – Jugendreferentin – Coach: Wie bist du die geworden, die du geworden bist? Welcher rote Faden hat dich zu Bus und Bogen geführt?

Der Klassiker ist: da entsteht eine Idee oder jemand setzt mir einen Floh ins Ohr; so wie mit dem Bus. Ich finde das super und ich mache es dann einfach. Also nicht ganz kopflos. Ich mache mir nur nicht so viele Gedanken darüber was wäre, wenn es nicht klappt.

Es gibt keinen Plan B

Es gibt eigentlich keinen Plan B. Plan A funktioniert. Und wenn Plan A nicht funktioniert, kann ich mir dann immer noch einen Plan B machen.

Das ist auf der einen Seite ganz cool, auf der anderen Seite stresst es mich natürlich manchmal. Weil es eben nicht immer so ist, dass Plan A funktioniert. Doch wenn es nicht funktioniert oder noch nicht gut ist, dann ist es auch noch nicht zu Ende. Wie dieses Sprichwort vom Ende, an dem alles gut wird. Ist es das noch nicht, dann geht es  noch weiter.

„Da muss es noch irgendwie eine Abzweigung geben, an der ich an mein Ziel komme.“ Das zieht sich durch mein Leben: Ich habe eine Idee, dann gehe ich los und gucke, was daraus wird.

Woran ich noch übe, ist das Loslassen, wenn etwas wirklich nicht funktionieren will. Ich würde gern leichter sagen: „Okay, das war es offensichtlich nicht. Mal sehen, was es anderes gibt, das auch schön ist und machbar.“ Doch so oft kommt es nicht vor, dass Plan A nicht funktioniert 😊.

“Nie wieder!” Starker Antrieb für gute Stories

Wobei, eine Geschichte fällt mir da doch ein: Als wir das erste Mal telefoniert haben, saß ich hier bei mir auf dem Balkon. Du wolltest wissen, was mich zum Erzählen motiviert. Und ob ich spontan eine – für mich bedeutsame – Geschichte erzählen will.

Da habe ich dir von dem Moment erzählt, in dem ich vor dem Geldautomaten stehe und erlebe, dass kein Geld mehr rauskommt. Weil einfach nichts mehr da ist. Weil ich meinen Dispo so dermaßen überzogen habe, dass ich weiß: „Hier muss etwas ganz dringend anders laufen.

Genau das war mir auf der ersten Etappe meiner Selbständigkeit passiert. Es war der Moment, als ich wieder zurück in eine Festanstellung musste. Eine, die mir meine Brötchen bezahlt. Ich musste mir ein finanzielles Grundrauschen verschaffen. So wie ich das bis dahin mit meiner Selbstständigkeit gemacht hatte, funktionierte es nicht.

Neustart mit vollem Risiko (und besserem Plan)

Im Mai 2022, als wir beide über den Start des StoryCoachings gesprochen haben, war ich wieder dabei, den Schritt raus aus der Festanstellung und einen Neustart in die volle Freiberuflichkeit zu wagen.

Das Gefühl ohne Geld am Geldautomaten wollte ich nie wieder haben. Also musste ich etwas anders machen als beim ersten Mal und habe mich dazu entschieden, mehr für meine finanzielle Unabhängigkeit zu tun. Mir war klar, dass ich dafür mehr Menschen erreichen musste. Schon vorher hatten mir viele gesagt, dass ich unbedingt schreiben müsse.

Das wollte ich jetzt ausprobieren. „Vielleicht”, dachte ich, “ spreche ich die Menschen an, indem ich über mich erzähle. Und darüber, was ich tue. Meine Geschichten. Meine Irr- und Auswege.“

Und tatsächlich, seit ich bei dir zum Coaching war, schreiben mir Leser*innen: „Ach, das ist ja schön geschrieben.“ oder „Das ist eine gute Geschichte“. Also ich bekomme sogar positives Feedback.

Mit Pfeil und Bogen gut aufgestellt

Ute Zumkeller. Die Coach mit Bus und Bogen. Story Coaching mit Katrin KlemmDie Coach mit Bus und Bogen:
Worauf müsste die Welt verzichten, wenn es dich und dein Business, dein Angebot, dein Bogenschießen, wenn es all das nicht gäbe?

Die Welt müsste auf eine Frau verzichten, die mit viel Herzblut intuitives Bogenschießen anbietet und anleitet. Die Menschen authentisch in Veränderungsprozessen begleitet.

Sie müsste auf viele Frauen (und ein paar Männer) verzichten, die sich – durch meine Angebote mit Pfeil und Bogen – gut aufstellen und dadurch Selbstbewusstsein, Mut und neue Ideen finden, um für sich etwas neu zu gestalten.

Was macht die Arbeit mit Pfeil und Bogen so authentisch?

Du kannst dich nicht verstecken

Sobald du dich mit Pfeil und Bogen aufstellst, kannst du dich nicht verstecken. Der Bogen spiegelt dir, was gerade los ist. Er zeigt dir sofort, dass du nicht ganz hier bist mit deiner Aufmerksamkeit, sondern noch im letzten Meeting. Oder schon bei deiner nächsten Verabredung.

Er weist dich darauf hin, dass du zu angespannt bist, dass du ihn zu direktiv führst – also zu fest anfasst – statt ihn locker zu führen und so eins zu werden mit ihm. Das Treffen des Pfeils ist dann das Ergebnis aus dem, was du gemeinsam mit dem Bogen tust. Auch wenn der Pfeil woanders hingeht, als du es dir vorstellst. Manchmal ist das auch die Wiese.

Im Nachspüren merkst du, wie du damit in Resonanz gehst und kannst beim nächsten Pfeil etwas im Bewegungsablauf anpassen.

Ah, dieses „Wieder nicht getroffen…“?
Wie gehen Menschen damit um? Empfinden sie das als Misserfolg?

Ich erinnere mich an diese eine Frau. Sie kam mehrere Tage hintereinander. Beim Schießen traf kein einziger Pfeil die Scheibe. Gleichzeitig hatte sie aber am Tun – sich aufstellen und ausprobieren – Spaß. Ihre Motivation dranzubleiben lag darin, Teil der Gruppe zu sein und Spaß zu haben, auch wenn sie nicht getroffen hat. Am letzten Tag hat sie dann die ersten Pfeile auf die Scheibe getroffen. Sie hatte so eine Ruhe und wollte bis zum Ende dabei bleiben, obwohl sie sehr gezittert hat.

Sie hat über unsere Veranstaltung hinaus noch weiter trainiert. Im Jahr darauf war sie wieder dabei. Irgendwann hatte sie einen eigenen Bogen und hat in mini-kleinen Schritten für sich gemerkt: “Ah, wenn ich das auf meine Weise übe, dann wird es besser oder anders. Also probiere ich mich weiter aus.

Sie hat sich nicht unterkriegen lassen. Das war sehr beeindruckend zu beobachten.

Kannte sie das schon, was sie da beim Bogenschießen erlebt hat?

Ja, sie war Fastenleiterin in unserem Kurs und damit diejenige, die die Gruppe leitet. Jetzt war sie plötzlich Teilnehmerin. Einerseits war es nicht leicht für sie, den anderen gegenüber als Leitung nicht zu performen. Gleichzeitig war für sie aber wichtig, dass die anderen ihren Spaß und ihren Erfolg haben. Ihr eigener Erfolg stand da hinten an, das war vermutlich ihre Motivation.

Das ist drehbuchreif. Reese Whiterspoon in Wild befreit sich auf 4.260 km Pacific Crest Trail von ihren Dämonen. Matt Damon holt sich in Legende von Bagger Vance seinen Lebens-Drive auf dem Golfplatz zurück. Bei dir geschieht Entspannung beim Bogenschießen.

Wie ist dein Verhältnis zum Geschichten erzählen heute?

Oft mache ich das nicht bewusst. Das passiert, glaube ich. Manchmal überlege ich schon noch:

  • Wie ging diese Heldenreise?
  • Wo geht’s wirklich los?
  • Welche Unterstützer und Dämonen trifft die Person auf ihrem Weg?
  • Welche Fähigkeiten bringt sie als Lernerfahrungen mit in den Alltag?

Super Idee. Du kannst es immer von beiden Seiten angehen. Entweder nach Struktur. Oder einfach Geschichte erzählen und dann überprüfen, ob noch ein Strukturmerkmal fehlt, damit die Story funktioniert.

Gute Fragen öffnen Raum für gute Geschichten

Am besten gelingt mir das, wenn mich eine fragt. So wie du.

Beim StoryCoaching ging das ja häufig los mit: „Erzähl doch mal…

Was erzählst du Menschen, die mich noch nicht kennen, über meine Art zu arbeiten?

Du machst es – so wie ich auch – mit wahnsinnig viel Herzblut. Mit viel Zeit und Energie. Ich habe mich durch deine Art zu arbeiten sehr gesehen und wertgeschätzt gefühlt.

Es ist, als knipse jemand das Scheinwerferlicht an, richtet den Spot auf dich und erstmal denkst du: „Ui, ich will doch gar nicht. Wie komme ich nur schnell wieder weg hier?“ Der nächste Gedanke „Okay, ich hab mich angemeldet. Genau das wollte ich ja. Also geh ich da jetzt auch durch!

Später hab ich gesagt: „Ich schicke dir jetzt das ganze Geschreibsel einfach.“ Auch wenn ich es noch ziemlich schrottig fand.

Dabei kam es nie so schlimm. Aber eine Menge Arbeit war es dann meist doch noch!

Mit Herzblut bei der Sache

Wofür habe ich dich geschätzt – ganz kurz: Deine wertschätzende, authentische Art. Auch dein „den Finger in die Wunde legen“ und sagen: „Überleg noch mal: Für wen schreibst du? Was willst du eigentlich sagen? Aus all den schönen Ideen kannst du fünf Geschichten machen. Aber jetzt machst du erstmal eine.“

Noch kürzer:

Du bist

  • mit viel Herzblut bei der Sache.
  • eine wache Person.
  • mit deiner vollen Aufmerksamkeit da.
  • sehr gut vorbereitet. Immer.
  • wunderbar in der Lage, mich zurückzuholen, wenn ich anfange irgendwie bla bla auszuschweifen.
  • ein Mensch, der mit mir lacht und weint, je nachdem, welche Stimmung grad dran ist.
  • sofort in einer guten Verbindung mit mir ist; auch wenn es online ist. Und auch, als wir uns noch nicht persönlich kannten.

Ich finde deine Fröhlichkeit – dieses fröhliche Mitlachen – besonders. Du beherrschst den Spagat, professionell und ernsthaft zu sein und gleichzeitig freudig und neugierig mit deinem: „Erzähl mir doch mal davon.“ oder „Wie war das da eigentlich?“ Dieses Nachhaken hilft enorm.

Ja, du willst es wirklich wissen. Gleichzeitig kannst du Raum lassen.

StoryCoaching gibt Raum für die Geschichte

Ich bin selbst Coach und weiß, dass das typisch fürs Coaching ist. Wir fragen den anderen und hören zu.

Unterhalte ich mich mit Freunden, ist das meist so Ping-Pong-mäßig. Der eine sagt: „Ich habe das und das erlebt.“ Dann erwidert der andere: „Ja, genau, das kenne ich auch von so und so.“ Dann reagiert der eine immer auf das andere und so geht das hin und her.

Im Coaching mit dir ist das nicht so. Hier bleibst du bei der Geschichte der Klientin. Bei meiner Geschichte.

Ute, auf deiner Coaching-Webseite schreibst du: „Ich bringe Menschen in Bewegung.” Was hat dich dazu bewegt?

Ich habe in meiner Coaching-Ausbildung bemerkt, dass ich nicht so gut war in Eins-zu-Eins-Situationen, klassisch im Raum sitzend und Fragen stellen oder Fragen beantworten müssen. Ich bin eine, die gerne draußen in der Natur ist.

Eines Tages tauchte in einer Power-Point-Präsentation das Bild mit der Scheibe mit Pfeilen darin auf. Da dachte ich „Ach, Bogenschießen und Coaching. Das ist doch eine super Kombination. Eine Verbindung aus körperlich aktiver Bewegung in der Natur und mentaler Bewegung beim Coaching.

Gut, ganz so leicht war es dann doch nicht. Ich konnte ja selbst nicht Bogenschießen. Ich meinte, ich brauche jemanden, der Bogenschießen kann und ich mache dann das Coaching. Diese Partnerschaft hat aus verschiedenen Gründen nicht funktioniert. Rückblickend glaube ich, wir waren zu sehr mit uns selbst und dem Aufbau unserer jeweiligen Selbständigkeit beschäftigt. Ein Miteinander hätte zu viel Zeit und Energie gekostet.

Du konntest vorher nicht Bogen schießen?

Nein. Ich wusste, dass ich daran Spaß habe, weil ich selbst mal an einem Team-Workshop teilgenommen hatte. Aber andere anleiten im Bogenschießen? Dafür brauchste ja ne Trainer-Lizenz. Also habe ich die Ausbildung zum Coach für Intuitives Borgenschießen und angewandte Achtsamkeit beim Hakomi-Institut gemacht und bin alleine gestartet.

Plan A „Das wird schon“, wie gesagt. 😉

Was bewegt sich in deinem Leben, wenn du mit den Menschen arbeitest?
Und was bewegt sich in deren Leben durch die Arbeit mit dir?

Ich finde es spannend, wie sich durch das Bogenschießen sehr schnell zeigt, was bei den Schütz*innen gerade dran ist.

  • Wie bin ich hier?
  • Was brauche ich?
  • Warum gelingt mir dieses oder jenes heute gut oder nicht so wirklich gut?

Es bewegt mich, wie schnell dies offensichtlich wird. Die Menschen können das erst mal gut nehmen. Denn es geht für den Moment nur darum: Wie mache ich es beim Bogenschießen und mit dem Bogen? Ich muss das nicht gleich mit und in meinem ganzen Leben tun.

In einer Gruppe kommen wir über das gemeinsame Aufspannen des Bogens dahin, dass jede*r so viel von sich preisgeben kann, wie es passt. Die Themen ergeben sich durch das offene Miteinander manchmal wie von selbst.

In der 1:1-Arbeit wird das viel intensiver, weil ich andere Fragen in den Raum gebe.

Oder die Person will etwas ganz anderes; kommt mit der Motivation: Ich will wirklich im Leben etwas verändern.

Erst der Bogen. Dann das Leben.

Es ist super, wenn sich das bereits vor dem Aufspannen im Bogen zeigt. Wenn sich das dann wieder ins Leben integrieren lässt, wird es stimmig und rund.

Es beeindruckt mich sehr, dass ich Menschen mit kleinen Korrekturen beim Bogenschießen darin unterstützen kann, zu gucken: Okay, wenn ich das im Bogenschießen schaffe, wie funktioniert das dann erst in meinem echten Leben?

Was für ein fantastisches Schlusswort, liebe Ute.

Ja, finde ich auch.

 

Fotocredit Nathalie Michel

Spuren des Lebens

Stapfen wir an einem sonnigen Tag durch tiefen Schnee, dann sind sie am schönsten. Auf einer langmähnigen Sommerwiese bleibt ein Pfad aus plattgetretenen Grashalmen zurück. An der Nordsee klebt der Schaumsaum im Sand, wenn die Wellen sich zurückziehen.

Spuren der Natur.

Hast du dich gestoßen, bleibt vielleicht ein blauer Fleck. Hast du bis zur Erschöpfung gearbeitet oder dich am Sinn deiner Arbeit erfreut, hast dich gestritten oder verliebt in diesem Jahr – ab jetzt gehören sie zu dir.

Spuren deines Lebens.

Kein Leben geht spurlos vorüber.

In jedem von uns bleiben Spuren des Jahres zurück, die die Umstände unseres Lebens dort hinterlassen haben.

Ereignisse und Überraschungen – freudig oder scheußlich, und all das, was dazwischen liegt.

Andere Menschen – liebevoll, wohlwollend, verletzend oder einfach nur unachtsam – mit Blicken, Worten, Taten.

Spuren, die wir in uns selbst hinterlassen – wenn wir mit uns meckern, uns antreiben oder freundlich und nachsichtig behandeln.

Und dann gibt es Spuren, die wir in diesem Jahr im Leben anderer Menschen gezogen haben; sicht- oder unsichtbar.

Wenn du in den Tagen zwischen den Jahren auf deine ganz individuellen Spuren schauen willst (ich empfehle einen Blick der wertschätzt, wer du wirklich bist) – hier ein paar Ideen von mir. Schau selbst, welche am besten zu dir passen.

  • Welche Spuren hat das Jahr in dir / an dir hinterlassen? Äußerlich sind es vielleicht ein paar weiße Haare, im Innen eine Erkenntnis, eine Verletzung, ein Moment des Glücks, den du noch in dir trägst?
  • Welche Ereignisse haben dich verändert? Beruflich, im Familien- oder Freundeskreis, gesellschaftlich? Haben sie dich wachsen lassen (wodurch) oder dir wichtige Erkenntnisse geschenkt (welche)? Oder haben sie dich niedergedrückt und du wünschst dir einen Ausweg aus den ewig gleichen Geschichten?
  • Welche neuen Seiten oder Möglichkeiten hast du an dir entdeckt? Von welchen alten hast du dich verabschiedet?
  • In welchen Augenblicken des Jahres warst du stolz auf dich? Oder sauer? Welche Spuren davon bleiben im Gedächtnis in Gedankenschleifen hängen, oder als Kondensstreifen der Freude im 💓? Schau deinen Kalender 2024 nochmal durch, du findest mit Sicherheit etwas.
  • Welchen Spuren wolltest du folgen, und hast es dann doch nicht (oder nicht ausreichend) getan?
  • Welche Begegnungen waren so kostbar, dass du noch gern daran denkst? Oder war das Wertvolle daran eher die Herausforderung, an der du wachsen musstest (durftest)?

Spuren des Lebens sind ein ewiger Kreislauf.

Schließen wir den Kreis.

Welche Spuren des Lebens hast du hinterlassen?

Welche Spuren behält dieses Jahr von dir zurück?

Bei wem oder wodurch hast du 2024 Spuren hinterlassen – beruflich, persönlich, familiär, gesellschaftlich…? In den Köpfen und Herzen?

Waren sie klein, wie z.B. ein Lächeln an eine Unbekannte zu verschenken. Oder groß, wie einem verzweifelten Menschen in seiner Not zuzuhören, auch wenn du eigentlich keine Zeit dafür hattest? Oder einer Ungerechtigkeit endlich einen Riegel vorzuschieben? Bist du aufgestanden, hast dich gerade gemacht für etwas, das dir am Herzen liegt? Hast anderen Mut gegeben, das gleiche zu tun?

2024 geht zu Ende. 2025 beginnt.

Doch so wie Jahreszahlen nur menschengemachte Zäsuren sind, Spuren ziehen weiter ihre Kreise.

Welchen Spuren willst du weiter folgen? Jetzt gleich?

Welche möchtest du im neuen Jahr kraftvoller entwickeln? Deinem Leben neuen Schwung geben?

Ich bin gespannt auf deine Ideen. Teile sie gern in den Kommentaren.

 

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* Dieser Artikel ist entstanden als Dankeschön für die berührenden Stories, die meine Gäste beim StoryTeller im Dezember 2024 zum Thema Spuren des Lebens mit mir geteilt haben.

StoryCoaching gibt Sicherheit

Von der Wichtigkeit, etwas Sicheres im Rücken zu haben.

Kaarst. Juli 2005. Rosi war bei einem großen Softwarehaus angestellt. Doch da gab es einen Wunsch nach mehr. In ihrem ersten Coaching Auftrag an mich ging es um ein Zielbild für das Leben und Arbeiten in der Selbständigkeit. Es ging um einen Projektplan und nützliche Ressourcen als Unterstützer auf dem Weg zum Ziel.

Auch Wegelagerer (wie wir sie damals im guten alten NLP-Sprech nannten), die sich vermutlich dem Ziel in den Weg stellen würden, wollten wir uns genauer anschauen. Die (vielen bekannte) unbeliebte Akquise gehörte dazu. Und das Gefühl als freiberufliche Trainerin so allein da zu stehen, irgendwie schutzlos.

Rosi, und da gab es dieses Gummiband…

Ja, das Gummiband – das mich zurückzieht. Es ist tatsächlich ein langjähriger Begleiter. So wie diese Gummibänder an Einweckgläsern. Die halten ordentlich was.

Über die Jahre ist es brüchig geworden. Es bröselt so langsam, hält noch so gerade eben.

Da fehlte die Erlaubnis, Erfolg zu haben. Erfolg vor mir selbst und anderen. Ich fühlte mich wie gelähmt. Manchmal ging ich los, machte einen Schritt nach vorne und dann wurde es zäh. Da waren einige innere Anteile in mir, die waren pro Selbständigkeit. Und da war noch etwas, etwas ganz Altes. Keine Ahnung was. Eben das Gefühl des Gummibands.

Als mir mein Chef dann eine neue Aufgabe als Projektqualitätsbeauftragte und -Coach für 120 Menschen angeboten hat, habe ich zugesagt, und habe mich mit dieser Entscheidung auch sehr wohl gefühlt.

Damit war die Selbstständigkeit erstmal verschoben. Das war 2006.

Heute – im Herbst 2024 – bist du selbständig. 18 Jahre später. Was ist heute anders?

Ich kann meine Entscheidung von damals heute gut vertreten. Ich weiß jetzt auch, was mich damals gehindert hat. Und genau so weiß ich: Wissen hilft erst mal gar nichts, aber es ist ein erster Schritt.

Wissen ist nur ein erster Schritt

Wenn ich zum Beispiel an die Akquise denke, fällt mir auf, dass ich nach all den Jahren praktisch noch am selben Punkt stehe. Das war eine Erkenntnis, die sich erst mal schrecklich anfühlte, bis mir aufging: „Ich will und brauche diese Art der Akquise gar nicht!

Du stehst immer noch am selben Punkt, sagst du. Was ist dieser Punkt?

Ja, eben, dass ich keine Akquisition mache, kein Marketing für mich. Schaue ich auf die Vergangenheit zurück, hatten alle inneren Anteile, die mich daran gehindert haben, vorwärts zu gehen, mich zu zeigen, ihre Berechtigung. Es war eine Schutzfunktion. Das habe ich vor 18 Jahren nur noch nicht gewusst. Natürlich kannte ich da auch schon Teilemodelle und all das. Aber das war halt alles nur kognitives Wissen.

Der Körper darf mitarbeiten

Heute nehme ich meinen Körper dazu. Das ist ein wesentliches Element, was sich geändert hat. Heute kann ich spüren, was dran ist. Damit ist es nicht mehr so anstrengende Arbeit. Also ich arbeite weniger an mir. ES arbeitet mich immer noch. Das ist okay. Das ist das, was jetzt sein darf. Da taucht was auf, ein Gedanke, ein Gefühl und ich gucke hin.

Wie kommen denn deine Menschen, deine Teilnehmerinnen zu dir, wenn du gar nicht das Marketing machst, von dem da draußen so viele glauben zu wissen, wie man es „richtig“ machen müsste?

Lass mich dir eine Geschichte erzählen, Katrin.

Ich habe seit vielen Jahren ein Engagement an der Volkshochschule Düsseldorf. Da mache ich immer dasselbe Seminar zweimal im Jahr. Ist immer großartig, immer ausgebucht. Eines Abends war da eine Teilnehmerin, die hörte anders zu. Am Ende des Seminars kam sie auf mich zu und sagte: „Ich bin auf der Suche nach Referentinnen für die Firma. Ihr Seminar hat mir super gut gefallen. Hätten Sie Interesse daran, für uns zu arbeiten?“ Das war so erstaunlich für mich.

Noch besser wurde es, als ich feststellte, dass ich die Frau, die dort meine Ansprechpartnerin wurde, schon seit Jahren kenne und schätze. Da ist sofort eine Verbundenheit da gewesen.

Manchmal reicht es, sich finden zu lassen

Mich finden lassen” – ja, das ist ein Satz von mir. Ich habe tatsächlich an dieser Stelle das Suchen weitgehend abgestellt und umgeschwenkt auf’s finden lassen. Natürlich sind dann auch schon wieder Anteile (und Menschen), die sagen: „Ja, ja, ganz schön faul. Willst du gar nichts dafür tun?“

Dann denke ich: „Ja, genau. Ich würde es nur nicht faul nennen.“ Ich nenne es Erfahrung und Vertrauen.

Nochmal zurück zu 2005. Wir haben über Fähigkeiten gesprochen, die du in einer Zukunft als freie Trainerin einsetzen möchtest. Deine Worte

Ich möchte in der Zukunft gern die Fähigkeit nutzen, mich an Erlebnisse aus meiner Tätigkeit erinnern zu können, die prägnant und erzählenswert sind.“

Das Erinnern und das Erzählen können bekam 2022 noch mal einen anderen – einen sehr persönlichen – Kontext.

Ja, lass uns unbedingt darüber sprechen. Das ist wichtig. Das muss in die Welt. Ich will das in die Welt bringen. Das ist meine Aufgabe. Das ist mein Sinn im Leben geworden. Ich möchte aber gerne noch einmal zurückgehen auf das Wort „Erinnern“.

Erinnern – Wie wichtig ist das?

Das mit dem Erinnern ist eine ganz schwierige Sache bei mir und das hat seine Ursache in traumatischen Erlebnissen. Ich habe vor kurzem erfahren, dass Menschen, die Traumatisierungen erlebt haben, einen verkleinerten Hippocampus haben. Das ist der Teil im Gehirn, der für die Abspeicherung von Erinnerungen zuständig ist.

Das hat mich zuerst super geflasht, und dann super erleichtert. Denn ich habe mich immer damit gequält, dass ich mich nicht erinnern kann. Ich brauche Brücken und Hilfsmittel, um mich zu erinnern. Und das ist jetzt okay.

Lass mich dir ein Beispiel geben

Am Dienstag habe ich meine letzte ehrenamtliche Tätigkeit aufgegeben. Ich war Vorsitzende eines Sport-Fördervereins.

Wechsel an der Spitze des Floorball-Fördervereins: Rose-Marie Gilsbach übergibt an Inga Meints

Der zweite Vorsitzende hat an dem Tag eine wundervolle Rede gehalten über das, was ich in den vergangenen 25 Jahren für diesen Sportverein geleistet habe. Das hat mich sehr, sehr berührt. Er sagte: „Wir werden einen Ehrenamtspreis aufsetzen. Den werden wir nach dir benennen“. Und ob ich das denn überhaupt möchte. Da habe ich rumgedruckst.

Ein Teil in mir hätte am liebsten gesagt: „Nein, nein, nein, nein, nein“.

Bis zum nächsten Morgen habe ich gebraucht zu realisieren, dass er das über MICH gesagt hat. Doch ein anderer Teil in mir findet es toll, dass gewürdigt wird, was ich getan habe. Und dass das jetzt auch bei mir ankommen ist.

Die Erlaubnis, sich selbst zu würdigen

Da habe ich gedacht: „Okay, Rosi, du kannst ja auch mal selbst anfangen, das zu würdigen.” (sie lacht amüsiert über sich selbst).

Es fühlt sich wirklich großartig an, und zwar nicht in dem Sinne: „Ach, was bin ich toll“, sondern: „Ja, das habe ich tatsächlich alles gemacht, 25 Jahre lang.“ Auch ich selber darf das so wahrnehmen im Sinne von WAHR. Also zwei Worte: Ich darf es wahr nehmen. Nehmen und wahr.

Zu deinem Coaching-Auftrag von 2022: Du wolltest gern ein sehr persönliches Storytelling aufsetzen.

Ja, die Geschichte, die ich erzählen wollte, soll Frauen Mut machen, sich dem Thema persönliches Trauma zu stellen. Ich wollte – und will – Anregungen geben, was möglich wird, wenn man sich dem eigenen Trauma zuwendet.

Zwischen 2005 – als Erzählen noch nicht möglich war – und 2022 – als die Zeit dafür reif war: Was hast du auf diesem Weg erlebt?

Ich habe immer gemerkt, dass ich irgendwo raus will, dass ich aber nicht raus kann. In vielen, vielen Jahren habe ich mich dafür interessiert, wer ich eigentlich bin, was ich eigentlich möchte und welche Möglichkeiten es gibt, irgendetwas zu erkennen oder umzusetzen. Und habe in der Zeit sehr viel gelernt. Ich habe eine Trainerausbildung gemacht, systemisches Aufstellen, Trance-Arbeit, Hypnosystemik, gewaltfreie Kommunikation, The Work … frag mich nicht.

All das war klasse und all das waren Schrittchen auf dem Weg zu mir. Erhellende. Spannende.

Doch mein Gummiband blieb mir treu

Doch schlussendlich war es nie endgültig erfüllend. Denn das, von dem ich nicht wusste, was es ist, konnte ich mit all dem nicht heilen. Auch bei allen Therapien bin ich immer irgendwann über meine Therapeutin hinausgewachsen. Nur mein Problem, das habe ich immer weiter mitgeschleppt.

Erst Ende 2019, als sich in meinem privaten Umfeld etwas änderte, da ging es mir von Tag zu Tag schlechter. Dann kam Corona, man ging nicht mehr aus dem Haus. Das war für mich nicht so schlecht. Doch ich musste dauernd Dinge mitmachen.

Ich MUSSTE (dieses Wort wähle ich bewusst) immer mit, und ich habe nicht Nein gesagt. Ich bin aus meinem schönen einfach-zu-Hause-sein-können, viel lesen, bei mir sein, immer wieder rausgerissen worden. Dann musste ich reden, dann musste ich Fernsehen, im Garten mitarbeiten, was auch immer. Und ich war unfähig, mich dagegen zu wehren.

Mit der Unfähigkeit, mich zu wehren kam die Wut.

Doch innerlich hat es gearbeitet, wurde es immer frustrierender bis zum Tag, an dem meine ganzen Kompensationsstrategien zusammengebrochen sind. Mich hat eine derartige Wut überfallen, die ich in keinster Weise kontrollieren konnte. Tag für Tag bin ich ausgerastet. Das war super, super unschön.

Dann kam der Tag, an dem es mir dämmerte, es könnte was mit Trauma zu tun haben. Ich habe versucht, mich dem zu nähern. Doch ich war nicht mal in der Lage, das Wort „Trauma“ am Computer einzutippen. Es ging einfach nicht. Und zum ersten Mal habe ich mich gefragt: „Hey, wieso geht denn das jetzt nicht?“ Und habe nach innen gehorcht.

Die Antwort war: „Ich verrate irgendetwas oder irgendwen, wenn ich mich damit beschäftige.“ Und das war der Beginn einer schrecklichen und schönen Reise, die ich dann mit deiner Hilfe erzählen konnte, durfte und vor allem wollte.

Der Beginn einer schrecklich schönen Reise

Gab es einen bestimmten auslösenden Moment, an dem du aufgebrochen bist?

Nein. Es hat sich langsam entwickelt, bis es irgendwann ausgebrochen ist. Ich war ja immer friedlich und habe höchstens mal gemault. Ich war immer leise. Und mit der Wut trat ein riesiger Change ein. Ich habe mich nicht mehr gekannt.

Und es hat mir Angst gemacht. Ich habe Angst gehabt vor dem nächsten Wutausbruch und konnte ihn doch nicht verhindern.

Jeder Prozess braucht seine eigene Geschwindigkeit

Erst nach langer Zeit konnte ich mich überhaupt damit beschäftigen. Das kam langsam. Und das ist gut so für mich gewesen.

Seit vielen Jahren schon schätze ich meine „Langsamkeit“. Denn: Jeder Prozess braucht, und jeder Mensch hat seine eigene Geschwindigkeit. Das Neue, das war die Wut. Die hat mir selber so wehgetan, dass ich sie überhaupt nicht wollte. Ich habe mich davor gefürchtet.

Bis ich dann auf dieses Buch von Janina Fisher stieß „Die Arbeit mit Selbstanteilen in der Traumatherapie“. Dieses Buch hat mein Leben für immer verändert. Damit habe ich gearbeitet, habe mir Unterstützung gesucht. Und Heilung begann.

Die Schriftstellerin Christa Wolf hat mal gesagt, es gäbe Menschen-und Buchbekanntschaften, genau zur richtigen Zeit. Ich fühle das gerade in dem, was du du erzählst.

Absolut, absolut…

Als du mich 2022 angerufen hast, wolltest du erzählen. Doch ganz so einfach war es nicht. Denn da waren ja noch immer eine ganze Menge Widerstände gegen dieses Erzählen.

Ja, zum Beispiel „Ich will bloß nicht angeben. Ohne Struktur wird das nichts. Bin ich denn gut genug? Ich will doch, dass alles stimmt. Was mute ich meinem Umfeld zu, wenn ich beginne zu erzählen?

Katrin Klemm Business Storytelling Widerstände nutzen

 

All dem haben wir erst einmal Raum gegeben, wir haben damit gearbeitet. Wie ging es dir damit?

Das war befreiend. Das ist genau das, wie ich jetzt lebe und vielleicht auch immer gelebt, es nur nicht gemerkt habe. Dass ich ganz vielfältig bin. Ich bin nicht mehr festgelegt. So viel hat sich aufgelöst.

Das spiegelt sich auch in dem Wort, das ich so häufig benutze „möglicherweise“. Ja, das ist möglicherweise so und möglicherweise ist es auch ganz anders. Ich kann gut damit umgehen, wenn jemand zu mir sagt: „Ja, du legst dich ja nie fest.“

Haben wir deinen StoryCoaching-Auftrag erfüllt? Mit welchem Ergebnis? Was hat das Erzählen bewirkt?

Erfüllt? Absolut, ja!

Mit vielen Ergebnissen.

Innerlich insofern, dass das „Ding“ jetzt in der Welt ist. Wie auch immer. Es ist in der Welt. Du hast es gehört, du hast es gesehen, du hast es angenommen. Das hat tatsächlich wieder ein Stück Heilung gebracht.

Und du wolltest noch mehr. Du hattest darum gebeten, dass wir jedes Kapitel deiner Geschichte auf Video aufnehmen.

Ja, das fügte dem Erzählen noch eine weitere Dimension hinzu. Denn da waren jetzt nicht nur du und ich im Raum, sondern auch eine Kamera. Und mit der Kamera meine Entscheidung „Ich bin bereit, meine Geschichte mit der Welt zu teilen.

Bereit, meine Geschichte mit der Welt zu teilen

StoryCoaching gibt Sicherheit beim Erzählen

Da ist jemand, der mir glaubt. Das ist so wesentlich im Trauma-Thema, wenn jemand an Traumafolgen leidet. Die sieht mich, die hört mich, die fragt mich. Sie glaubt mir. Da ist Wertschätzung. Und, das kann ich jetzt erst sagen, ich bin bei dir in Sicherheit gewesen. Ich habe Sicherheit bei dir gespürt.

Verbindung darf in kleinen Schritten wieder möglich sein

Wir kennen uns ja noch aus einer Zeit, in der es in mir ganz anders aussah, in der für mich Verbindung nicht möglich war (ich wusste gar nicht, was das ist). Das ist jetzt möglich. Das ist für mich ein riesiger Schritt: Verbindung hat gefehlt. Das ist das Wesentliche, was es zu heilen gibt, irgendwie und irgendwann.

Das Besondere daran, mit dir zu arbeiten, ist die Offenheit, mit der du alles aufnimmst, auch wenn es vielleicht gerade nicht ins Konzept passt. Ich muss bei dir nicht aufpassen. Ich muss bei dir nicht in meiner Rolle bleiben. Du hörst mir zu.

Ich erzähle, was ich zu sagen habe

Ich habe vor kurzem noch mal darüber nachgedacht. Darüber, dass die Leute mir nicht zugehört haben. Aber wie soll man Geschichten erzählen, wenn man den Glaubenssatz hat: „Die Leute hören mir nicht zu?“ Und mir ist schon seit vielen Jahren klar, dass das auch was mit mir zu tun hat, warum die Leute mir nicht zuhören. Aber das hat es erst mal noch viel schlimmer gemacht, weil ich keine Idee hatte, was ich da machen sollte?

Inzwischen weiß ich, dass ich mich immer mit dem Gedanken unter Druck gesetzt habe, es müsse unbedingt spannend sein, was ich jemandem erzähle. Nun ist es mir relativ (kommt drauf an, wie nah mir die Person steht) egal, ob/wie mir jemand zuhört.

Ich habe Menschen beobachtet, die einfach erzählen, denen es egal ist, weil es denen möglicherweise wichtig ist, dass sie erzählen. Und ich weiß ja, dass ich sowieso lieber zuhöre. Aber wenn ich etwas zu erzählen habe, dann tue ich das mittlerweile auch.

Angst versus Neugier

Früher war da Angst, wie ich mit dem umgehen kann, was da kommt. Die hat sich jetzt in Neugier verwandelt. Und es ist nicht mehr wichtig zu wissen, was Neugier eigentlich ist. Heute kann ich ihre Qualität spüren.

Wo stehst du heute? Für diese Frage habe ich mich auf deiner damaligen Webseite umgeschaut und bin Esmeralda Wetterwachs begegnet, die dich seit über 40 Jahren fasziniert.

Esmeralda WetterwachsDu schreibst „Sie ist unabhängig, stark, kann natürlich zaubern und sie hat unter einer harten Schale ein weiches Herz.

Dein Alter Ego? Früher? Heute? Morgen?

Inzwischen gibt es eine neue Homepage Rose-Marie Gilsbach | Coaching und Seminare. Dort taucht Esmeralda nicht mehr auf. Denn ich bin über sie hinausgewachsen.

Der Esmeralda hat immer etwas gefehlt, ich bin lange nicht dahintergekommen, was es ist. In meiner Ausbildung zum traumasensiblen Coach habe ich das Wort, die Bedeutung und das Erleben von Wohlwollen neu entdeckt. Oder vielleicht überhaupt entdeckt.

Wohlwollen.
Es bestimmt heute mein Leben und Arbeiten

Dieses Wohlwollen, das bestimmt jetzt mein ganzes Leben. Egal, ob ich es nun gerade fühle oder es mir gerade fehlt und ich mich wieder darauf ausrichte.

Das bedeutet wohlwollend und liebevoll sein mit mir zu sein, und wohlwollend und liebevoll sein mit jedem. Das ist das für die Welt da draußen. Ich gehe hin und erzähle über Trauma. Ich benutze nicht unbedingt das Wort. Das muss nicht sein, aber ich bringe es über meine Gespräche, Coachings und Seminare in die Welt.

Warum?

Weil ich so viel zu sagen habe. Weil ich so viel zu geben habe Und das so gern geben möchte. Weil ich die Erfahrung, Heilung zu spüren, weitergeben will.

Ich finde es mittlerweile so wichtig, Impulsen zu folgen. Auch wenn es schwer ist, auch wenn da ein Gummiband ist. Wenn ich nicht gegen meine inneren Anteile agiere, sondern gemeinsam mit ihnen. Denn ich habe ihnen versprochen „Es wird uns besser gehen.

Liebe Rosi, ich danke dir von Herzen, dass ich selbst immer wieder von dir lernen darf.

Und umgekehrt, Katrin. Ich danke dir für die lebenslange, immer wertschätzende Begleitung.

Und eine tolle Geschichte, die erzählenswert ist, die haben wir alle. Wir haben alle Geschichten.

 

Fotocredit Titel Marsha Glauch | Krefeld

25 letzte Sommer – Goodread Nr. 9

Von der wahren Entscheidung du selbst zu sein

Weshalb ich es lese:

Es begann mit einem Irrtum. Eine Klientin, die ich sehr schätze, hatte mir erzählt, sie hätte sich mit „ihrer persönlichen Pastorin“ – einer Frau, die ihr sehr nahesteht – darüber unterhalten, wie viele gute Sommer ihnen wohl noch bevorstünden.

Der Gedanke gefällt mir.

Als ich zur Langen Nacht der Literatur in Hamburg eine Lesung mit diesem Titel entdecke, nehme ich an, es wäre der Buchtitel, über den sie sich unterhalten haben. War er nicht, wie sich später herausstellt. Doch da habe ich das Ticket für die Lesung schon gebucht.

Klebe einen spätsommerheißen Abend auf meinem Plastikstuhl fest. Genieße berührende, nachdenkliche Momente im Hier und Jetzt. Mehr zur Lesung.

Stephan Schäfer

25 letzte Sommer

In sich ruhig sein, sich mit dem Leben verwurzelt fühlen, das wär’s,“ beginnt der Autor. „Doch statt dessen, fühlte ich mich wie ein angegessener Apfel nach 30 Jahren im Job.“

 

Stephan Schäfer – Journalist, Chefredakteur, Vorstand – weiß, wie sich Dinge lesen müssen, damit wir ihnen mühelos folgen können.

Worum es geht:

Der Protagonist: ein Mensch mit endlosen ToDo-Listen, dem Smartphone auf Dauerstandby, pflichtbewusst. Mit einer „gläsernen Wand“ zwischen sich und der Welt. „Ein Optimierer… Streng zu sich selbst, selten zufrieden, entschlossen statt entspannt.“ (Seite 10). Beim Joggen am See – irgendwie muss man den Kopf ja freibekommen – begegnet ihm Karl. Ein Kartoffelbauer, der sein Leben in einem ganz eigenen Rhythmus lebt.

Was folgt ist Begegnung. Sind Fragen, Gespräche, Entdeckungen und Einsichten.

Schlichte Fragen. Bedeutsame Fragen.

Denn was wäre, wenn uns wirklich nur noch 25 gute Sommer blieben? Werden es überhaupt so viele sein? Und was heißt denn überhaupt gut?

Fragen, die ich seit Jahrzehnten als Coach immer wieder höre. Verpackt in einem kleinen Buch, das sich als Hardcover sanft in die Hand schmiegt.

Fragen die – wenn wir dranbleiben (und auch wirklich nur dann) – uns unserem Leben neu begegnen lassen. Die uns (wieder)finden helfen, was abhanden gekommen ist. Alles ohne erhobenen Zeigefinger. Das Buch liest sich entspannt fröhlich, so wie der Autor an dem Abend auf mich wirkt. Da hat einer Entscheidungen getroffen. Gute Entscheidungen.

Entspannte Fröhlichkeit- gern mehr davon.

Entspannte Fröhlichkeit liegt liebevoll in der Luft. Davon könnten wir mehr gebrauchen. Auch – oder vor allem – uns selbst gegenüber.

Momente, in denen das Buch mich besonders berührt:

Der Protagonist bestaunt auf dem Kartoffelfeld eine Knolle: „Und du hast nie etwas anderes angebaut in all den vielen Jahren? Keinen Salat, kein Gemüse oder so?“ will er vom Bauern wissen. „Nein, nicht ein einziges Mal. Ich wechsle nur die Felder“, antwortete Karl. (Seite 47).

Das lässt mich schmunzeln. Denn was für Karl die Kartoffeln, waren für mich in all den Jahren die Geschichten der Menschen, mit denen ich arbeite. Auch wenn meine Herangehensweisen variieren. Nur war mir das vorher nie so klar.

Man verwandelt einen Fremden nur in einen Freund, indem man ehrliches Interesse zeigt und ohne zu bewerten zuhört.” (Seite 65) Wenn wir Fremden offen und interessiert begegnen, verwandelt sich das weiße unbeschriebene Blatt eines ersten Kontaktes in Vertrauen. Und das brauchen wir heute mehr als je zuvor.

Dann gibt es die Geschichte in der Geschichte, die einen hypnotischen Zauber ausübt. Denn die vier Entscheidungsfragen (Seite 80), die Stephan Schäfer stellt, könnten helfen, viel Leid in unserer Welt zu lindern. Leid, das wir uns durch unsere hektische Rennerei im Alltag selbst zufügen.

Wofür entscheidest du dich?

Also frag dich vor der nächsten Entscheidung:

  • Gibt es dir Liebe und Frieden?
  • Gibt es dir Lebensfreude und Energie?
  • Gibt es dir Freiheit und Selbstbestimmung?
  • Gibt es dir Ruhe und Halt?

Ein unerwarteter Moment kurz vor Schluss lässt mich die Luft anhalten. Roh, wie ein Blick in den Spiegel. Da denke ich immer „So was passiert nur mir.“ Tut es nicht. Wir alle leben unser Leben. Ganz gleich, ob wir Verlagschef, Kartoffelbauer oder Coach sind. Und wir wissen nie, wie viele Sommer uns noch geschenkt werden.

Ich empfehle das Buch:

Menschen, die

  • ein wichtiges Kapitel ihrer Lebensreise beenden. Oder beenden müssen. Die abschließen wollen und die – bevor sie sich ins nächste Abenteuer stürzen – sich zunächst einmal selbst Hallo sagen wollen.
  • sich von Erwartungen verabschieden wollen, die andere an uns haben. Wir müssen gar nichts erfüllen.
  • sich an ihre Träume erinnern und sie wieder in die eigenen Hände nehmen wollen. Behutsam, Schritt für Schritt – wie auch die Kartoffel nicht schneller wächst, nur weil man daran zieht.

Mein Fazit

Wenn du nicht sicher bist, ob dein Mut reicht, aufzubrechen, wenn du zweifelst du es durchhältst, umgib dich mit Menschen, die sagen „Fang doch mal an!“ Wenn du soweit bist: Ich bin hier für dich!

 

Idee – Klarheit – Netzwerk: Neuer Job mit 60

„Jobsuche mit Anfang 60? Für mich kein Ding!“

Mit diesem Satz hat sie mich… Überall hören wir von enormen Schwierigkeiten, denen Frauen 50plus am Arbeitsmarkt begegnen. Und dann ein solcher Satz?

Caterine Schwierz ist im September 24 noch Director Business Development & Marketing in einer Patent- und Rechtsanwalts-Kanzlei. Sie ist 60 Jahre alt. Und wollte sich eigentlich aus dem Erwerbsleben zurückziehen. Jetzt startet sie im November 24 noch einmal durch.

Ich will erfahren, was hinter dieser Geschichte steckt.

Wir verabreden uns zum Interview, sind uns schnell einig: Ihre Geschichte macht Mut, sie weckt Hoffnung. Die wollen wir teilen. Wir bürsten gängige Narrative gegen den Strich, und zeigen, wie es funktionieren kann, einen sinnstiftenden, erfüllenden Job zu finden. Jetzt erst recht.

Kennengelernt habe ich Caterine in den Schnupperworkshops zur LifeStory im November 2023. Da verblüffte sie mich schon, buchte gleich alle vier.

Caterine, an welcher Kreuzung deines Lebens standest du damals?

Ich hatte gerade meinen Job in der Kanzlei gekündigt, in der ich die letzten vier Jahre tätig war und habe wirklich überlegt: Was kommt jetzt als Nächstes? Ich hatte also nicht den üblichen Schritt gemacht, erst mal für die Zukunft sorgen und dann kündigen. Meine sehr lange Kündigungsfrist von zwölf Monaten verschaffte mir ausreichend Zeit nachzudenken. Mit Anfang 60 ist das natürlich eine ganz wichtige Entscheidung.

Was kommt als nächstes?

Doch das Positive an diesem Alter ist, seine eigenen Freiheitsgrade zu spüren. Ich muss jetzt nicht mehr überlegen: „Was ist der sinnvolle nächste Karriere-Schritt? Wie liest sich das im Lebenslauf? Wie erkläre ich das anderen?“ Sondern ich konnte überlegen: „Was kommt jetzt als Nächstes?

Für mich persönlich war klar, dass ich in meine Heimatstadt Berlin zurückgehe, zurück zu meiner Familie, um mich um meinen Vater kümmern zu können. Deshalb fühlte sich das auch sehr richtig an.

Ansonsten war es ein völlig freies Feld voller Überlegungen, die ich angestellt habe.

Du scheinst freie Felder zu genießen. Anderen machen sie eher Angst. Welches Gefühl war für dich mit dem freien Feld verbunden?

Zum einen ist es natürlich ein Privileg, dass ich Veränderungen mag. Ich habe schon immer den Mut gehabt, solche Schritte zu gehen. Weil ich schon öfter den Beruf und die Branche gewechselt habe, hatte ich Übung darin. Dazu kommt, dass Weiterentwicklung und Weiterlernen zu meinen Kernwerten gehören und ich mit der Aufgabe der Selbstreflexion gut vertraut bin.

Aus meiner Zeit als Karriereberaterin weiß ich auch, dass das für viele Menschen nicht so ist. Ich habe viele Menschen erlebt, die so leiden unter ihrem Arbeitsumfeld, aber nicht die Kraft finden, zu springen.

Da ist Wertearbeit gut. Sich die Frage zu stellen: „Was tue ich mir eigentlich an, wenn ich viel zu lange Zeit in einem Umfeld verbleibe, in dem meine Werte verletzt werden?“

Und welche Potenziale werden freigesetzt, wenn das Umfeld so ist, dass ich meine Werte leben kann?

Du darfst dich entscheiden, nicht mehr zu leiden.

Was hält Frauen zu lange an einem Platz, der nicht gut für sie ist?

Ich nehme wahr, dass Menschen ihre Fähigkeiten total falsch einschätzen – als zu niedrig. Aus dieser Angst heraus sagen sie: „Ich finde da draußen nichts!“ Das hält sie wie Blei.

Frauen sind prädestiniert dafür, sich zu unterschätzen und die Anforderungen da draußen völlig zu überschätzen. Die Angst: „Ich werde das nicht schaffen. Der Arbeitsmarkt wird mich abstoßen wie einen Fremdkörper!“, diese Angst vor Ablehnung führt dazu, dass sie festhalten und nicht mal den Versuch unternehmen, sich umzuschauen.

Das wirksamste Mittel gegen diese Angst?

Diese wertvolle Arbeit, die du ja auch machst, hilft dabei, sich von dieser Angst nicht lähmen zu lassen.

Es ist ein guter Weg, sich darüber klar zu werden:

  • Was kann ich eigentlich?
  • Was macht mich besonders?
  • Was sind meine Stärken?
  • Was sind meine Erfolge, wenn ich diese Arbeit leiste?

Caterine, dein Lebenslauf liest sich auf Linkedin sehr geradlinig. Das lässt es leicht erscheinen, auf die eigenen Stärken zu setzen. Doch wir hören und lesen häufig von Menschen 50plus, die wieder und wieder abgelehnt werden. Was empfiehlst du ihnen?

Die Antwort ist ganz klar: Such dir Unterstützung.

Auch als ich bei von Rundstedt weggegangen bin, habe ich mir eine Karriereberaterin genommen. Das ist teuer. Wenn man jemand Gutes bucht, ist das teuer. Aber es ist extrem hilfreich.

Es ist anstrengend. Hol dir Unterstützung.

Denn gerade, wenn jemand so viele Absagen bekommt, dann ist da an der Strategie was nicht stimmig. Es ist total schwer, das selbst zu erkennen. Ablehnung tut einfach wahnsinnig weh. Also man geht so schnell rein, fühlt sich hilflos und als Opfer, anstatt zu sagen „Oh, das müssen wir uns noch genau angucken. Da kommt zu viel Ablehnung. Was passt da nicht?“ Und genau das kann eine Profi leisten.

Ich kann mich noch gut erinnern, meine Beraterin hat mich gequält mit diesem: „Was ist dein USP? Warum sollte dich jemand einladen?“ Es ist so anstrengend, und oft total schwer, das alleine zu leisten. Deshalb ist eine externe Unterstützung gut investiertes Geld.

Bist du strategisch vorgegangen bei der Auswahl deiner bisherigen Jobs?

Nein, bin ich eigentlich nicht. Sondern ich habe das erst beim letzten Mal so gemacht. Ich war Ende 50 und da wusste ich, ich muss jetzt wirklich strategisch vorgehen. Ich muss das ganz genau planen.

Ansonsten habe ich sehr früh in meiner Karriere überlegt: „Was ist eigentlich mein Purpose, meine Mission? Warum? Was gibt mir Sinn bei meiner Arbeit oder im Leben?“ Das habe ich definiert. Das war auch ein quälender Prozess. Den kann man auch mit Unterstützung wahrscheinlich sehr viel besser machen.

Caterine, verrätst du uns deine Mission?

Meine Mission ist, Menschen und Organisationen dabei zu unterstützen, ihr Potenzial zu entdecken und für ihren Erfolg zu nutzen. Die eigene Mission hat ja oft viel damit zu tun, was wir selber irgendwann gebraucht haben. Deshalb war es für mich ein Wendepunkt, als ich gemerkt habe, wo ist eigentlich mein Potenzial, wo sind meine Stärken, wo meine besonderen Talente?

In unserer Generation hat sich die Karriereentwicklung damals stark an Erwartungen von außen orientiert: Wie macht man Karriere? Wie hat man zu sein als Führungskraft oder als Mensch im beruflichen Alltag?

Als ich meine Stärken und Talente erarbeitet hatte, konnte ich mich davon abwenden. Mir wurde wichtiger zu sagen: „Nein, das will ich nicht mehr. Lasst doch mal gucken, was bin ich denn? Wer bin ich?

Finde deinen Kompass - orientiere dich neu Katrin Klemm Hamburg LifeStory

Daraus wurde mein Kompass, dem ich gefolgt bin. Dazu habe ich sehr stark auf meinen Bauch gehört. Sobald ich mehr über meine Werte wusste, habe ich dann sofort gespürt „Da passt was nicht mehr, die Zeit der Veränderung ist gekommen.

Also, damals habe ich noch nicht strategisch geplant. Es gab mal einen Wechsel von einem Job in den anderen. Da habe ich mich für den Job entschieden, weil ich überzeugt war, dass ich da viel lernen kann. Genau das interessierte mich. Deshalb bin ich sogar im Gehalt um ca. 20-25% runtergegangen.

Entscheide dich zu wachsen.

Es gibt diesen schönen Satz von Heinz von Foerster „Handle stets so, dass die Anzahl der Wahlmöglichkeiten grösser wird!”  Das ist mir wichtig.

Katrin Klemm im Interview mit Caterine Schwierz und ihren Weg, mit über 60 einen neuen Job zu finden - Zitat Heinz von Foerster

Mein Rat deshalb: “Entscheide dich weniger für das strategische „Wie müsste eigentlich meine Karriere verlaufen?“. Frage dich lieber „Wie schaffe ich mehr Möglichkeiten für persönliches Wachstum?

Ja, vielleicht ist das auch mal ein Schritt zurück im Gehalt. Bei mir dauerte es nicht allzu lange, bis es gehaltlich wieder nach oben ging.

Von November 23 „Was kommt jetzt im Ruhestand?“ bis November 24 „Neuer Job mit 60. Ich starte durch!“ hast du das Steuerrad kräftig gedreht. Wie kam es zu diesem Kurswechsel?

Jobwechsel mit 50plus. Wenn du deinen Kurs ändern oder neu bestimmen willst: Design your LifeStory.

Freiheit bedeutet auch finanzielle Freiheit.

Lass mich starten bei den Freiheitsgraden. Die haben ja auch viel mit Finanzen zu tun.

Ich habe mich – das ist in jeder beruflichen Phase wichtig – mit meinen Finanzen beschäftigt, und habe mir ganz genau angeschaut:

  • Wie stehe ich da?
  • Was bedeuten bestimmte Entscheidungen?
  • Wie sieht es mit der Rente aus?
  • Welche privaten Vorsorgeleistungen habe ich zu erwarten?

So habe ich mir die innere Freiheit, geschaffen, zu sagen: Ich kann entscheiden, ob ich noch arbeiten will oder ob ich mich aus dem Arbeitsleben zurückziehe. Nichts ist konsequenzlos! Das unterschätzen viele. Jede Entscheidung im Leben hat ihren Preis.

Die Entscheidung für mich, nicht mehr zu arbeiten, hätte geheißen, den Gürtel gewaltig enger zu schnallen. Doch ich habe mir das wirklich vorgestellt: „Wie ist das, wenn ich den Gürtel enger schnalle?“ Darin habe ich eher eine positive Herausforderung gespürt. „Die Konsequenz ist mir klar, damit kann ich leben!“ Das war eine wichtige Grundlage. Jetzt standen mir verschiedene Wege offen.

Das war die Ausgangssituation. Das meine ich mit Freiheitsgraden.

Der magische Moment, in dem alles klar wird.

Und dann hatte ich meinen Balkon-Moment.

Ich war umgezogen von München nach Berlin. Da stand ich also in meiner schönen Wohnung. Alles war getan. Ich hatte noch ein paar Tage frei. Es war wirklich so eine leere Zeit.

Da klingelte – wie ein unerwarteter Gast – plötzlich der Gedanke bei mir: „Wie ist das, wenn das jeden Morgen so ist?“ Für ein paar Tage mag sich das ja super anfühlen. Aber auf Dauer? Und jetzt gleich?

Da spürte ich deutlich: „Ich bin gar nicht vorbereitet!“ Oder auf jeden Fall zu wenig für das Szenario: „Ich arbeite gar nicht mehr. Nie wieder im Erwerbsleben!“

Vorbereitung auf den Ruhestand ist mehr als nice to have.

Erst da habe ich verstanden, was gemeint ist, wenn wir überall lesen: „Auf den Ruhestand, auf dieses Nicht-mehr-arbeiten, sollte man sich vorbereiten“.

Ich habe richtig gespürt: „Ich bin noch nicht bereit. Das ist mir zu viel Veränderung.

Ich bin von München nach Berlin gezogen. Ein neues Umfeld. Zwar ist es eine bekannte Stadt, aber doch alles neu: Bezugspersonen oder die Netzwerke aufbauen, in denen ich sein möchte. Ne, das reichte erstmal. Da muss diese riesige Veränderung, mit dem Arbeiten aufzuhören, nicht noch oben drauf.

Auf in die nächste Entwicklungsaufgabe.

Die Entwicklungsaufgabe, die jetzt vor mir steht ist es, meinen Wert, mein „Warum bin ich da?“ nicht mehr daran zu messen, wer ich im Job bin. Die wird mich darauf vorbereiten, auch den nächsten Übergang gut zu meistern.

Also das war so der Balkonmoment bei mir. Ich habe von außen nach innen geschaut und entdeckt, was wirklich gerade dran ist.

Aha, die innere Arbeit war getan. Wie ging es dann ganz praktisch weiter?

Ich hatte zwei Ideen. Nein, eigentlich hatte ich eine Idee und das, was ich jetzt machen werde, war dann eher der Zufall. Meine Idee war, in die Berliner Verwaltung zu gehen. Ich habe mich mit Bürgerämtern beschäftigt. Ja, das wäre ein extremer Wechsel gewesen, in so ein Bürgeramt zu gehen und Bürgerinnen und Bürger bei allen Angelegenheiten zu beraten, die sie so haben: Pass, Ummelden von Wohnungen und so weiter.

Du kommst aus der freien Wirtschaft. Wie kommst du auf Bürgerämter?

Ursprung war der Gedanke: „Ich gehe diesen bedeutsamen Schritt zurück in meine Heimatstadt. Was braucht diese Stadt? Und was kann ich leisten? Dann habe ich mir überlegt: Was ist das, was ich besonders gerne mache, dieser Kontakt mit Menschen?“ Und dann liest du in jeder Berliner Zeitung die Bürgerämter sind unterbesetzt und so.

Neuer Job? Netzwerken schlägt Konventionen.

Dann haben mir meine Netzwerke geholfen, mich da rein zu fräsen. Als passionierte Netzwerkerin liebe ich das Geben und Nehmen im Netzwerk. Und genau jetzt war mein Moment, nach Unterstützung und Kontakten zu fragen. Es war erstaunlich, ein total schönes Gefühl. Ich habe eine Empfehlung bekommen, war bei vielen Bürgerämtern auf einmal im Gespräch.

Alter spielt keine Rolle. Die Welt bleibt voller Möglichkeiten.

Kein Mensch hat mich gefragt: „Wie alt sind Sie?“

Verwaltungen haben Quereinsteigerprogramme. Da hätte ich an verschiedenen Stellen wirklich einen Job bekommen können. Daraus hätten sich bestimmt noch weitere Möglichkeiten ergeben, beim Aufbau von Wahlämtern oder als Unterstützung in der Personalabteilung. Alle wollten wissen: „Wäre das was für Sie?“

Meine Welt war plötzlich voller Möglichkeiten.

Hätte ich eine ganz traditionelle Bewerbung geschickt, wäre ich schon am Anfang von der künstlichen Intelligenz ausgesiebt worden, weil ich keinen Verwaltungs-Background habe, weil, weil, weil … Keine Ahnung, weshalb.

Aber so – über das Netzwerken – funktioniert das wirklich super. Ich kann es nur empfehlen, auch wenn man eben nicht mehr im zarten Alter von Mitte 20 oder Mitte 30 steht. Netzwerke sind DER Schlüssel zum Erfolg. Und genauso kam das dann eben auch mit dem Job, den ich letztendlich jetzt starten werde.

Rechne mit Überraschungen.

Am Tag, als ich mich aus meinem Kanzlei-Netzwerk verabschiedet habe, kam die Anfrage: „Mensch, wir haben da einen Berlin-Job. Bist du interessiert?

Ich hatte überhaupt nicht über Kanzleien nachgedacht, weil ich dachte: „Ja, die werden mich sowieso nicht nehmen.“ Da war sofort diese innere Schranke: „Ja, in meinem Alter…“ Auch mir sind diese Zweifel gekommen. Auch ich war davor nicht gefeit.

Doch ich möchte jede Frau ermutigen: “Geh trotzdem weiter. Es lohnt sich.”

Mutig sein lohnt sich, wenn du im Innen klar bist.

Ich habe zwei Tage nachgedacht; dann habe ich meinen CV eingereicht. Es gab einen tollen Prozess und so kam es zu dieser Stelle.

Was ich in einem inneren Reflexionsprozess jedoch für mich vorab entschieden habe: „Ich beende meine klassische Karriere mit dem Weggang aus München.“ Mit „klassische Karriere“ meine ich dieses „Da gibt es einen schicken Job-Titel und da gibt es Führungsverantwortung.“ Damit ist Schluss. Und genau das hat den Pool an Jobs, die für mich in Frage kamen, vergrößert.

Warum diese innere Entscheidung nötig war?

Anfang 50 ist heute ein total jugendliches Alter am Arbeitsmarkt. Anfang 60 ist dann das Spiel schon anders. Mein persönlicher Horizont hat sich durch diese Entscheidung noch einmal erweitert.

Ich sehe es aus tiefstem Herzen als meine Aufgabe, mich auf die Zeit ohne Erwerbsarbeit vorzubereiten. Deshalb will ich downshiften im Job. Downshift meint: Ich habe weiter eine Vollzeitstelle, doch der Grad der Verantwortung ist ein anderer. Ich will auch die innere Freiheit haben, mich mit Ehrenämtern zu beschäftigen und so weiter.

Mein zukünftiger Arbeitgeber hat sehr schnell erkannt: „Da kriegen wir sehr viel Erfahrung und eine Unterstützung für teilweise auch ein junges Team.“

Meine Geschichte hat gestimmt. Ich hatte ja jetzt Übung: Wie muss ich meine Geschichte aufbauen? Wie erzähle ich sie den anderen? Sie war glaubwürdig, weil sie aus dem Herzen kam.

Meinen Purpose lebe ich auch in Zukunft.

Hier zieht sich mein Purpose konsequent durch. Ich kann anderen helfen, ihr Potenzial zu entwickeln und erfolgreich zu sein. Und mein Arbeitgeber bekommt das von einer, die ihre Karriere gemacht hat und in sich ruht.

Ein Blick in die Zukunft. Du wirst ab November im Business Development einer Wirtschaftskanzlei starten. Worum soll es gehen im nächsten Kapitel deines Lebens?

Ich will meine Erfahrung in der Arbeit in der Sozietät, mit Partnern nutzen. Ich habe in diesem Feld viel gelernt. Ich habe auch Fehler gemacht. All diese Erkenntnisse nutze ich jetzt, mich in dem neuen Feld einzubringen. Ich will das Team stärken, kann wieder in meiner Mission sein.

Ich bin mir meines Privilegs bewusst, so einen begrenzten Zeitraum zu haben. In vier Jahren gibt es wahrscheinlich diesen Wechsel in den Ruhestand. Das ist super, wie eine Art Projekt. Vier Jahre: Was will ich am Ende inhaltlich geschafft haben? Was soll da stehen? Was will ich entwickeln?

Meine Stadt Berlin will ich mir neu erobern.

Und ich will dann mit einem wirklich guten Plan in die Zeit des Ruhestands wechseln. Dafür habe ich auch – dafür war der Schnupperworkshop Zeitgeschenke super – so ein klares Bild, dem ich mit meinem Herzen folgen kann. Wo kann dieses Engagement liegen, das ich weiter betreibe? Wie bereite ich mich gut darauf vor?

Katrin Klemm im Interview mit Caterine Schwierz und den roten Faden einer erfolgreichen Jobsuche über 50

Neuer Job mit 60 – mein Erfolgsgeheimnis.

Das Wichtigste zusammengefasst:

  1. Das Privileg, sich noch einmal verändern zu dürfen
    Entscheidend ist es, sich seiner Fähigkeiten bewusst zu werden. Jede hat sie. Vertrau darauf – und das sage ich auch aus meiner Erfahrung als Karriereberaterin – so wie jeder Mensch hast auch du mehr Fähigkeiten als du zunächst siehst. Da ist ein riesiges Potential. Schau hin.Auch wenn es sich – erstaunlicherweise, denn eigentlich ist es so toll, sich mit Fähigkeiten und Erfolgen zu beschäftigen – wie harte Arbeit anfühlt. Doch bleib dran. Es ist ein Schlüssel.
  2. Netzwerken unverkrampft aus dem Herzen
    Netzwerken ist toll, weil wir im Prozess neue Ideen bekommen. Ich hatte meine Idee. Dann habe ich überlegt: „Wen kenne ich, der mir weiterhelfen kann?“

    Netzwerken aus dem Herzen

    Geh ans Netzwerken nicht taktisch oder strategisch ran, sondern mit Herz. Frag dich: „Welche Menschen würde ich gerne kennenlernen? Und wenn das Menschen sind, die sich mit Gartenbau oder Backen beschäftigen, ist das völlig in Ordnung. Wo sind die Menschen, die ein Interesse mit mir teilen?

    Agiere von Herzen und frag dich nicht:“ Wen genau muss ich jetzt kennen, um beruflich weiterzukommen?“ Das führt zu nichts, weil das verkrampft. Weder machen wir es gern, noch ist es erfolgreich. Denn andere spüren: „die ist nur zu einem bestimmten Zweck für sich selbst hier, oder um einen bestimmten Vorteil zu erreichen.

    Starte mit dem Herzen, und dann bleib dran.

  3. „Geh in den Fahrersitz!“
    Lass dich nicht infizieren von all dem: „Die Welt ist schlecht. Frauen haben schwierigere Startmöglichkeiten. Die Kräfte lassen vielleicht nach mit 60.“Das Ziel ist doch, dass du ein glückliches und erfülltes Leben haben willst, oder? Das Einzige, was da hilft, ist, in den Fahrersitz gehen, volle Verantwortung zu übernehmen, auch für die schwierigen Seiten. Und dann das Beste daraus machen.

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Ich habe mit Caterine außerdem über das Thema Vorurteile gegenüber Frauen 50plus gesprochen. Doch das wird ein nächster Artikel!

Stay tuned 😉

Wenn du deine Erfahrungen, Ideen und Tipps teilen möchtest, gern hier im Kommentar. Oder schreib mir!

 

Was Geschichten auf Autopilot anrichten können

Was mich eine Tüte Tiefkühlgemüse über freundliche Gedanken lehrte.

Verachtung, Scham und Freundlichkeit: so schnell kann es gehen.

Sommerabend in Portugal. Azurblau geht der Tag zu Ende. Die Restaurants in Porto haben Hochbetrieb. Hier findest du alles – von bodenständiger Hausmannskost bis zu raffinierten Kompositionen aus dem kulinarischen Himmel. Ich liebe es.

Doch heute muss ich vorbeigehen an den Menschen, die entspannt ihren Vinho Verde genießen, den Mund schon wässrig von den Düften, die aus den Küchen auf die Straße dringen.

Ich trage eine Tüte Tiefkühlgemüse in den heißen Händen.

Wir schlendern durch die Gassen. Blickkontakte, Lächeln, gelöste Stimmung.

Bis zum Moment, in dem mich dieser verächtliche Blick trifft. Ein hochgezogener Mundwinkel, der andere zusammengepresst, scannt mich sein Blick blitzschnell von oben nach unten ab. Er tuschelt mit seiner Partnerin. Jetzt schütteln beide den Kopf.

Und dann sagt er es laut „Bäh, wie kann man hier nur so was essen?“

Geschichten auf Autopilot können vernichten.

Mich erwischt es, als hätte er mich mit kochendem Wasser übergossen.

Ja, ich trage eine Tüte Tiefkühlgemüse mit mir herum.

Doch ich tue es nicht aus Vergnügen. Lieber würde ich bei frittierten Bacalhau-Bällchen, Hähnchen Piri-Piri, zum Nachtisch Pastel de Nata ordentlich zulangen.

Doch ich habe einen Rheuma-Schub. Das bedeutet für mich brennende Hände, Gelenke, die schwer zu bewegen sind, Flaschen, die ich nicht aufdrehen, Taschen, die ich nicht heben kann. Es schränkt mich so fies ein, dass ich freiwillig alles tue, um es in Schach zu halten. Auch vegane Ernährung hilft sehr, die Medikamentendosis im Griff zu behalten.

Allerdings ist vegan in portugiesischen Restaurants nicht so einfach.

Wir gehen weiter. Ich kann dem Paar nichts erwidern. Wozu auch?

Doch meine Gedanken stehen nicht mehr still.

Noch nie habe ich aus dieser Sicht auf Diskriminierung geschaut. Was es mit uns machen kann, so direkt von dieser Emotion Verachtung getroffen zu werden.

Wir reden von Diskriminierung, wenn es um Hautfarbe, Herkunft, Geschlecht etc. geht. Hatte ich bisher noch nie ein Problem damit. Doch heute hat es mich eiskalt erwischt.

Zuerst bin ich hilflos, traurig. Dann werde ich wütend: „Was fällt ihm ein, ein Urteil über mich zu fällen? Über mich zu richten, ohne dass er meine Geschichte kennt?”

Jeder erzählt sich Geschichten auf Autopilot.

Erst wird es still in mir. Dann werde ich neugierig: “Welche Geschichte erzählt er sich wohl über mich?“ Die nächste Frage taucht auf: „Bin ich denn völlig frei davon?“ Erzähle ich mir nicht auch blitzschnell Geschichten, zum Beispiel wenn

  • mein Gegenüber stinkt wie ein Iltis
  • sich ein Paar in aller Öffentlichkeit lautstark verbal zerfleischt
  • der Jugendliche im Bus gezielt den alten Mensch übersieht, der zu schüchtern ist, um einen Platz zu bitten
  • die Mutter mit dem Kind im Lastenrad im Schneckentempo vor mir her dümpelt

Aus unseren Beobachtungen im Außen rasch zu bewerten, was gespielt wird, und uns dann angemessen zu verhalten,  das haben wir erlernt. Es ist notwendig, es führt uns durch unsere Alltagsroutinen. Hilft uns zu entscheiden.

Jede/r von uns hat Vorstellungen im Kopf, wie die Welt zu sein hat. Doch so ist sie nicht immer… Manchmal feixt sie uns ins Gesicht.

Mir auch.

Die Entscheidung liegt bei mir. Immer.

Doch ich bin die einzige, die sich entscheiden kann, den Autopiloten zu stoppen.

Was ich aus diesem Urlaubsmoment mitnehme:

  • den feste Vorsatz, mein automatisches Geschichtenerzählen zu entschleunigen. Ich werde bewusster die Stop-Taste drücken, wenn ein Gefühl mir sagen will, ich hätte recht. Vor allem in Momenten, in denen das, was ich beobachte nicht in mein Weltbild passt.
  • Die Entschlossenheit, mich weiter kraftvoll dafür einzusetzen, freundlicher miteinander umzugehen. Das beginnt schon in Gedanken.
  • Die Einladung an euch, lieber neugierig als allwissend zu sein. Du kannst nicht wissen, welche Geschichte hinter dem Menschen dir gegenüber steckt.

Meine 3 Hacks, den Autopiloten zu stoppen

Wenn du aufhören willst, dir automatisch Geschichten über andere zu erzählen, die weder hilfreich noch nützlich – oder potentiell sogar verletzend – sind, hilft dir vielleicht eines meiner Tools.

  1. Das gute alte klare STOPP-it als inneren Befehl an mich selbst. Nein, eine freundliche Einladung bringt mich persönlich nicht weiter. Meine Erzählmaschine braucht eine klare Ansage.
  2. Zurück ins Hier und Jetzt mit der Frage “Was tue ich hier gerade?” Gern im Anschluss auch: “Wem nutzt das?”
  3. Wird es mal richtig heftig, weil mir jemand gezielt eine verpasst hat, hilft mir der Satz, der mich seit meiner Clownsausbildung begleitet “Das ist ja interessant!” Zugegeben, vom Aussprechen dieser vier Worte ins tiefe Gefühl der wertfreien Betrachtung zurückzukommen, hat auch mich Übung gekostet. Doch es hat sich gelohnt. Heute wirkt er sofort, wieder wach und klar zu sein.

Hast du auch so einen Satz? Oder andere Tools, mit denen du es schaffst, deinen Autopiloten unfreundlicher Geschichten über andere zu stoppen?

Teile ihn gern in den Kommentaren.

 

Mutti macht das mit der Pflege schon. Nix da!

Am Sonntag, den 12. Mai 2024 fallen Muttertag und Internationaler Tag der Pflege zusammen.

Na wie praktisch: Am Sonntag bekommt Mutti das Frühstück ans Bett. Danach verlässt sich jeder drauf, dass sie wieder loslegt mit #UnpaidCareWork.

“Es war einmal” beginnen alte Geschichten

Doch wer sagt eigentlich, dass unbezahlte Pflege-Arbeit ganz selbstverständlich von Frauen übernommen werden muss? Ja klar, damals in der Steinzeit…

Wir haben uns weiterentwickelt, oder? Doch ich will nicht über Technik sprechen, sondern über unsere fatale Angewohnheit, uns die ewig gleichen Geschichten zu erzählen.

Gesellschaftliche und politische Mühlen mahlen langsam. Und es gibt eine Partei in unserem Land, die alles von und für Frauen und Mütter Errungene gern wieder zurückdrehen würde. Nix da #NieWiederIstJetzt.

Ändern wir innere Geschichten

Doch auch wenn sich in Sachen Genderequality etwas bewegt, die ersten Geschichten, die wir neu schreiben müssen, sind jene, die wir uns selbst erzählen.

Dazu brauchen wir Schwung. Deshalb lass mich ein paar Schritte zurückgehen.

Denn die Art und Weise, in der wir uns diese Geschichten erzählen, bestimmen die Qualität unseres Lebens.

StoryCoaching Katrin Klemm - Geschichten entstehen durch Wahrnehmen - Bewerten - Handeln

  1. Wir nehmen wahr, was um uns herum geschieht.
  2. Aus vergangenen Erfahrungen und unseren Wetten auf die Zukunft (Hoffnung oder Ängste) bewerten wir, was draußen vorgeht, und was das für uns bedeutet.
  3. Dann handeln wir. Nicht jedes Handeln kann man von außen sehen. Manchmal kann man deshalb keine Entwicklung beobachten, weil Frauen sich selbst nicht gut be-handeln.

Zurück zu Muttertag und Pflegetag, so praktisch an diesem Sonntag vereint.

Muttertag: Zu Beginn des 20. Jahrhunderts von einer amerikanischen Frauenrechtlerin eingefordert, von Floristen in alle Welt exportiert. Es geht um Dankbarkeit für Mütter, die überall auf der Welt Unglaubliches leisten. Am Sonntag werden Blumenläden leergefegt sein, und Mutti bekommt Frühstück ans Bett.

Der Internationale Tag der Pflege – gewidmet dem Geburtstag von Florence Nightingale, der „Lady mit der Lampe“ – würdigt Menschen, die in der bezahlten Pflege beschäftigt sind. Die Statistik lehrt uns, dass das weit mehr Frauen sind, und sie nicht üppig entlohnt werden. Die Erfahrung zeigt, dass die unzureichende Wertschätzung für die Branche sich auch durch Klatschen in Corona-Zeiten nicht beseitigen lässt.

Soweit die Fakten, die Wahrnehmung.

Schauen wir uns jetzt die unbezahlte CareArbeit in unserem Land an, sind es auch hier überwiegend Frauen, die sich “kümmern“. Um Kinder, Jugendliche, Bedürftige, Kranke, Alte…

(Männer, mir ist bewusst, dass ich vielleicht einzelnen von euch Unrecht tue. Sorry, da müsst ihr jetzt durch. Ihr lest ihr weiter auf eigene Gefahr)

Manche Geschichten dauern

Selbst wenn Statistiken wie der Väterreport zeigen, dass sich etwas bewegt, es geht zu langsam. Und das nicht nur, weil gesellschaftliche und politische Entwicklungen endlos Zeit brauchen. Hier bin ich keine Expertin, deshalb keine weitere Vertiefung in diese Richtung.

Wovon ich mir allerdings in den vergangen 20 Berufsjahren ein umfassendes Bild machen konnte, sind die unzähligen Eigentore, die sich Frauen noch immer schießen. Und damit bestehende Systeme unterstützen.

Lass mich dir ein Beispiel geben. Und dafür bewusst ein Klischee bedienen.

Familiengeschichten

Nennen wir sie Hubert und Harriet. Mann, Frau, ein Paar mit zwei Kindern. Im Rahmen des üblichen Familienchaos sind sie ganz happy. Mit den Großeltern (Huberts Eltern nennen wir Helga & Klaus. Harriet stammt von Silvia & Fred ab) läuft es entspannt.

 

StoryCoaching Katrin Klemm - Schema einer deutschen Durchschnittsfamilie - Eltern, Großeltern, Kinder

Auch wenn natürlich keine Schwiegertochter in Muttis Augen gut genug für ihren Sohnemann ist, und sich auch Hubert, um als angemessener Schwiegersohn durchzugehen, beruflich ordentlich reinknien muss. Er arbeitet rund um die Uhr, versucht immerhin, die Kids gelegentlich ins Bett zu bringen. Hatte ich erwähnt, dass auch Harriet einen 30-Stunden Job hat? Wie praktisch, dass alle vier Großelternteile fit sind und gelegentlich einspringen können.

So weit, so Klischee.

Die Jahre vergehen.

Doch wie in vielen guten Geschichten schleichen sich Schwierigkeiten auf leisen Sohlen an. Helga bekommt Krebs von der ganz fiesen Sorte. Bei Fred zeigt sich Demenz immer stärker.

Und jetzt? Wer kümmert sich?

Nennen wir sie Hubert und Harriet. Mann, Frau, ein Paar mit zwei Kindern. Im Rahmen des üblichen Familienchaos sind sie ganz happy. Mit den Großeltern (Huberts Eltern nennen wir Helga & Klaus. Harriet stammt von Silvia & Fred ab) läuft es entspannt.

Natürlich (!) Harriet.

Ihre Wahrnehmung:

  • Mama Helga und Schwiegerpapa Fred sind ernsthaft unterstützungs- und pflegebedürftig.
  • Klaus uns Silvia sind überfordert. Klaus steckt den Kopf in den Sand, er hat nie gelernt, über „sowas“ zu reden. Silvia weiß nicht, womit sie bei all dem jetzt notwendigen Behördenkram anfangen soll.
  • Die Kinder wollen ihre Ruhe, doch sind gleichzeitig schulpflichtige Teenager.
  • Hubert arbeitet 50 Stunden pro Woche, hat dafür fast das Doppelte auf seinem Gehaltszettel.

Da sind sie schon: Auftritt innere Geschichten

In Harriets Kopf schlagen innere Geschichten jetzt unbarmherzig zu. Bewertungen aus erlernter Vergangenheit oder befürchteter Zukunft (siehe oben).

  • Eine muss es ja machen.
  • Ich kann die Armen doch nicht hängen lassen.
  • Das kann ich meiner Mutter nicht antun. Sie hat mich als Kind gewickelt und gefüttert. Jetzt bin ich dran.
  • Ich arbeite ja nur 30 Stunden.
  • Hubert ist unser Haupternährer.
  • Was sagen die Leute, wenn wir sie ins Heim abschieben.

Deine inneren Geschichten lauten anders? Schreib sie gern unten in die Kommentare. Ich sammle sie.

Doch wer sagt, dass diese Geschichten wahr sind? Oder sie auf ewig ihre Gültigkeit behalten sollten?

Wach auf. Stopp den Autopiloten!

Unterbrich die Dauerschleife!

Hinter

  • Traditionellen Geschlechterrollen
  • Sozialen Erwartungen
  • Ökonomisch zementierten Selbstverständlichkeiten
  • Fehlender Verteilung von Verantwortung
  • Mangelnden Unterstützungssystemen und
  • Intrinsischer Motivation, sich zu kümmern und zu unterstützen

stecken Stories. Was aus dem Muttertag geworden ist, gehört für mich zu den richtig fiesen.

„Mutti ist doch durch die Kinder dran gewöhnt. Jetzt wird sie einen Tag bepuschelt und dann kann sie doch mit den Eltern gleich weitermachen. Oder?“

Schreib innere Geschichten neu

Es ist nicht (mehr) selbstverständlich, dass Frauen #UnpaidCareWork alleine schultern.

Es liegt ganz selbstverständlich auch in der Verantwortung der Männer, der Söhne, der Enkel sich zu kümmern. Bringen wir es ihnen rechtzeitig bei.

Harriet, entdecke die Geschichten, die automatisch in deinem Kopf ablaufen, sobald du einen anderen Menschen leiden siehst. Kläre für dich selbst, was du selbst leisten möchtest und aus welchem Grund. Dein persönlicher Polarstern hilft dir, dich rechtzeitig zu orientieren. Er erlaubt dir auszusprechen, was du willst und was du brauchst.

Unpaid Care Work funktioniert nur mit klaren Absprachen

 

Wenn Hubert dir am 12. Mai dann Blumen bringt, sprecht darüber:

  • wie ihr die CareArbeit verteilt und organisiert,
  • was ihr für Helga und Fred tun könnt und wollt,
  • wie ihr Klaus und Silvia einbinden könnt und wobei sie eure Unterstützung auf Augenhöhe brauchen,
  • welche finanziellen und zeitlichen Ressourcen ihr braucht, welche ihr allein aufbringen könnt und woher der Rest kommt,
  • was du ganz konkret von Hubert erwartest. Wenn du zum Beispiel spürst, dass du dich nicht pflegend engagieren willst, darfst du das denken. Du darfst das sagen. Sobald alles auf dem Tisch ist, geht es darum, gleichberechtigte Lösungen zu finden.

Denn unbezahlte pflegende Tätigkeiten gehen an die Substanz. Kochen, füttern, waschen, putzen, beim Klogang helfen, die Einnahme von Medikamenten managen, Entscheidungen treffen, Rechnungen einreichen, Hilfeleistungen beantragen – all das kann Frauen rasch in die komplette Überlastung führen. Körperlich und psychisch. Und das ist nicht fair.

Deshalb:

  1. Beobachten – das haben wir erledigt. Wir wissen, wie es steht.
  2. Lasst uns jetzt den Autopiloten unserer inneren Geschichten anhalten und sie hinterfragen. Atmen. Dann spüren und nachdenken, was hier gerade passiert.
  3. Empathie-Pegel checken. Gerade dann, wenn wir so üppig mit Empathie ausgestattet sind, dass uns Dankbarkeit gegenüber den eigenen Eltern oder Pflichtgefühl oder reine Menschenliebe überrollt. Auch wenn wir angesichts von Leid oder Krankheit manchmal hilflos oder traurig sind. Es ist Zeit, auch uns selbst gegenüber empathisch zu sein. Selbst wenn wir es erstmal üben müssen.
  4. Handeln wir, indem wir bewusst entscheiden, was wir leisten können und wollen. Lernen wir, uns auch in emotional herausfordernden Situationen deutlich ohne Schuldgefühl zu artikulieren und heikle Gespräche souverän zu führen. Denn durch unsere Entscheidungen verändern wir Entwicklungen. Auch gesellschaftliche.

Ich sage nicht, dass wir uns nicht kümmern sollten. Doch wir sollten es Männern, den Söhnen, Brüdern, Enkeln nicht so leicht machen, sich vor #UnpaidCareWork zu drücken.

Empfiehl ihnen gern eine Seite wie zum Beispiel altershelfer.de von Beate und Yvonne. Die beiden haben festgestellt, dass in ihrem Umfeld fast alle eine Geschichte darüber zu erzählen hatten, wie ein Elternteil oder älterer Bekannter pflegebedürftig wurde und welch große Herausforderung es ist, diese neue Situation zu meistern. Mit ihrer Plattform stellen sie Orientierung für die ersten Schritte bereit.

So können auch Männer gleich loslegen.

Denn auch sie dürfen sich da was zutrauen. Selbst wenn es keine Blumen dafür gibt.

Geschichten im Urlaub

Du willst in den Urlaub. Doch ständig quatscht einer dazwischen. Und das nicht von außen…

In den letzten Jahren bedeutete eine mehrwöchige Workation für mich die ziellos zielgerichtete – die „intuitive“ – Art zu arbeiten. Wenn mir gerade danach war – oder eine Kundin einen konkreten Termin anfragte, habe ich losgelegt. Dabei gab es keine scharfe Trennlinie zwischen Urlaub und Arbeit. Ich habe die zahlreichen Umwege genossen, die die die Ortskenntnis erhöhen. Gerade hier in Portugal purzeln die kreativen Ideen nur so.

Plötzlich Urlaub first

Jetzt – im Frühjahr 24 – will ich wissen, ob das Workation auch anders funktioniert. Nacheinander. Also erst den Urlaubs-(Vacation) Anteil genießen. Danach die Arbeit (Work) rocken.

Wenn ich Dinge zum ersten Mal mache, bin ich ein großer Fan des Prototypings. Wenn du mehr wissen willst, hier gibt es meine 7 guten Gründe  dafür.

Spoiler: Es wurde eine interessante Herausforderung. Die hatte nichts mit Land und Leuten zu tun. Ganz im Gegenteil: Mitreisende, Wetter, Essen – alles prima.

Was heißt Urlaub

Die beste Frage gleich zu Beginn: „Was heißt denn Urlaub?“, will Steffi wissen. Sie ist eine meiner Reisebegleiterinnen, die ich nur vielbeschäftigt und hard-working kenne. Gerade hat sie mit “Einfach Tanzen” schon wieder ein neues Projekt am Start. Sie fragt sich „Woher kommt das Wort Urlaub überhaupt?“, beginnt zu recherchieren und wird fündig:

Urlaub in Deutschland = Wegtreten bitte

Gesetzlich ist lt. Bundesurlaubsgesetz gar kein Durcheinander erlaubt. Urlaub ist eine „Bezahlte Freistellung zur Wiederherstellung und zum Erhalt der Arbeitskraft“, sagt Gablers Wirtschaftslexikon. In Deutschland darf der Arbeitnehmer deshalb “keine dem Urlaubszweck widersprechende Erwerbstätigkeit leisten.“ Das gilt – auch wenn es nach Mittelalter klingt – noch heute für Arbeitnehmer*innen, Soldaten und Beamte.

Nach Wikipedia soll der Begriff Urlaub im Deutschen auf das alt- und mittelhochdeutsche Substantiv urloup zurückgehen. Es bezeichnete die „Erlaubnis“, sich aus dem Dienst zurückzuziehen. Knechte und Mägde konnten nach der Ernte zum Altbauern, dem „Ur“ gehen und um Er„laub“nis fragen, sich eine Weile zu entfernen.
Höre ich heutzutage manchem Angestellten zu, hat sich daran nicht viel geändert.

Urlaub kann Freiheit sein

Auch der niederländische Begriff Vakantie geht auf das späte Mittelalter zurück. Er leitet sich aber vom lateinischen vacantia (Freistellung) oder vacare (frei sein) ab. Hier ist der Urlaub also eine Freiheit von Verpflichtungen. Die Niederländer*innen bestimmen selbst, was sie mit ihrer freien Zeit anstellen. Zum Beispiel woanders arbeiten.

In Deutschland sind für Angestellte die unterschiedlichen Zwecke des Urlaubs festgelegt und gesetzlich geregelt. Auch das Urlaubsgeld.

Selbständige müssen sich selbst kümmern. Sie genehmigen sich ihren Urlaub selbst, stellen sicher, dass das Urlaubsbudget reicht und vor allem – dass diese freie Zeit wirklich der Erholung dient.

So weit, so gut. Nehmen wir an, im Außen ist jetzt für alles gesorgt. Der Urlaub kann beginnen.

Auch Innen alles im Urlaub?

Jetzt wird es richtig spannend.

Stell dir folgende Szene vor:

Du hast die Haustür hinter dir abgeschlossen, bist pünktlich am Flughafen, checkst ein. Boarding absolviert. Du hast deinen Platz gefunden, schnallst dich an. Die Maschine hebt ab.

Plötzlich startet ein Geplapper.

Du schaust dich um. Doch deine Mitreisenden sind schon weggedöst. Oder in ihr Buch vertieft. Von denen sagt niemand etwas …

Aussen im Urlaub - Innen in Aufruhr - gib Saboteuren keine Chance - schreib neue Geschichten

Die Diskussion, die du hörst, kommt von Innen. Aus deinem eigenen Kopf melden all deine KlugSch*… ihre Bedenken an.

  • Perfektions-Else: “Abschalten? Im Flugzeug? Niemals! Dieser Urlaub muss funktionieren, bis ins kleinste Detail. Haben wir wirklich alles eingepackt? Kein Detail übersehen? Taxi bestellt, Plätze im Restaurant gebucht, Öffnungszeiten kontrolliert? Ich kann einfach nicht entspannen! Ich glaub, du hast das Business überhaupt nicht perfekt für deine Abwesenheit vorbereitet. Was ist, wenn etwas schiefgeht?“
  • Workaholic-Peter: „Bist du doof, ausgerechnet jetzt frei zu nehmen? Das passt doch gerade jetzt ü-b-e-r-h-a-u-p-t nicht. Du kannst nicht einfach abschalten und den Urlaub genießen. Es gibt noch so viel Arbeit zu erledigen. Pass auf, sobald du dich entspannst, fallen dir bestimmt noch 100 Dinge ein, die du jetzt nicht mehr erledigen kannst.”
  • Panisch-vor-Angst-Lotte: “Was, wenn etwas Schlimmes passiert, während du im Urlaub bist? Die Kolleg*innen sind gar nicht drauf vorbereitet. Der Kunde will die Unterlagen bestimmt wieder eine Woche vorab haben! Du musst dich auf das Schlimmste einstellen. Was ist, wenn du ertrinkst oder dir nen exotischen Virus einfängst. Das Land ist doch voll zu gefährlich. Du kannst dich nicht so einfach entspannen! Du wirst doch viel zu träge, um jemals wieder einen Auftrag zu bekommen.“
  • Kontrolletti-Bert: “Du kannst nicht einfach so herumhängen und den Moment genießen. Du musst alles im Blick behalten, da geht sonst bestimmt was schief. Hast du wirklich alle Wasserhähne abgestellt? Hast du nachgesehen, ob die Versicherung auch verlorene Koffer abdeckt? Was ist, wenn die Katzenklappe nicht funktioniert (kein Witz, in Thailand habe ich eine Frau getroffen, die ihre sieben Katzen mehrmals täglich mit einem Tracker kontrolliert hat)? Und was, wenn du jetzt in ein Unwetter kommst, was machst du dann, um das wieder in den Griff zu kriegen?“
  • Zweifel-Hanni: „Meinst du das war wirklich eine gute Idee, jetzt nach drei Jahren schon wieder Urlaub zu nehmen? Und wenn du viel zu knapp kalkuliert hast, die Inflation ist auch dort heftig? Oder wenn die Villa gar nicht so schön ist wie auf den Bildern? Was mach ich, wenn das Bett quietscht oder die Dusche tropft? Ob sie nach diesem Urlaub noch mit mir reden werden?“
  • Schuldig-Heinz: ” Ich fühle mich so schlecht, einfach so in den Urlaub zu fliegen, mich zu entspannen, wenn so viele Menschen um mich herum leiden oder arbeiten. Schäm dich, diesen Luxus zu genießen, während andere sich abstrampeln.“

Kannst du sofort in den Urlaubsmodus schalten? Oder welche von denen kennst du?

Wie heißen deine Urlaubs-Saboteure?

Wen musst du um Er-laub-nis fragen, wenn du dich vom Ort des Arbeitsgeschehens entfernen willst? Welche Anteile beruhigen, um deinen Urlaub zu genießen?

Schreib sie dir auf. Das hilft schnell, ihnen oft den Wind aus den Segeln zu nehmen.

Welche Geschichten von „Du musst noch…!“, „Vergiss nicht…!“, „Hast du schon…?“, „Du kannst nicht einfach…!“ und anderen Saboteuren brauchen ein neues Drehbuch? Du kannst es jederzeit selbst schreiben.

Aussen im Urlaub - Innen in Aufruhr - gib Saboteuren keine Chance - schreib neue Geschichten

Drei Inspirationen, die ich genutzt habe, um meine inneren Mitreisenden zu überzeugen. So konnte ich mich schon im Flieger auf meine Vakantie freuen. Und die Freiheit von meiner Jobverpflichtung noch mehr genießen.

Urlaubszeit = Ideenzeit

Im Urlaub entstehen ganz wunderbare Ideen und Lösungen wie von allein, weil

  • Wir unsere Gedanken nicht auf ein spezielles Problem richten, sondern sie schweifen lassen. Das erfreut unser Gehirn, sagt man bei Gehirn-Info (und die müssen es ja wissen, oder?)
  • Wir neue Assoziationen bilden können, sobald wir unser Umfeld wechseln. So erfahren wir ungewohnte Perspektiven am eigenen Leib – das Essen, die Art zu Bauen und zu Wohnen, die Alltagsroutinen der Menschen vor Ort. Ich teste in diesem ganz anderen Kontext gerade, ob ich wirklich ein Nachtmensch bin. Oder ob mir nur der deutsche Alltag einreden will, es sei so.
  • Wir Offenheit gegenüber ungeplantem Input als eine Grundvoraussetzung für Innovation nutzen können. Bei mir heißt das immer direkt neue Gerichte auf den StoryTeller zu bringen. Was uns eher zufällig begegnet – also sprichwörtlich zufällt – lockert unsere kreativen Muskeln, sagt die Kreativitätsforschung.

Jetzt habe ich also meine Urlaubswoche – den Vacation-Anteil – gut “überstanden” und meine Zeit genossen. Selbst mit ein paar inneren Diskussionen zu Beginn hat mir mein Prototyping wieder eine konkrete Fragestellung beantwortet.

Mein Urlaubs-Fazit

Für mich wird es in Zukunft immer wieder eine intuitiv gemischte Workation werden. Denn ich liebe gute Ideen. Ich muss niemanden um Erlaubnis fragen, wann und woher sie kommen dürfen. Wann immer sie auftauchen, ich werde sie nicht bremsen.

 

Mich interessiert jetzt:

  • Was bedeutet für dich Urlaub? Ist es die Abwesenheit von allem, was auch nur an Arbeit erinnert?
  • Welche Anteile wollen dir den Urlaub vermiesen, und wie nimmst du sie an die (lange) Leine?
  • Was machst du mit richtig guten Ideen, die ausgerechnet während des Urlaubsteils auftreten?

 

Erfolgsgeschichten finden

„Erfolgsgeschichten! Ich kann’s nicht mehr hören.“

Sandra sucht einen neuen Job.

Doch gerade zieht die Nase kraus. Sie schnaubt: „Weißt du, mein Leben war nicht so rosarot. Ich musste einen kaufmännischen Beruf lernen, auf den ich keine Lust hatte. Na gut, dann hab ich noch meinen Bachelor gemacht. Ich war froh, dass ich einen sicheren Job als Assistentin bekommen habe, wollte Hamburg nicht verlassen. Dann kamen beide Kinder. Mein Unternehmen ist nicht besonders fancy.
Und jetzt bauen sie mich ab. Also wo bitteschön sollen denn jetzt die Erfolgsgeschichten herkommen?

Sie redet sich in Rage. Ich muss liebevoll grinsen. Wie oft habe ich schon erlebt, dass Frauen keinen Schimmer davon haben, WIE gut sie sind. Oder es als ganz selbstverständlich betrachten, was sie in ihrem Leben schon geleistet haben.

Doch wir finden gute Geschichten. Immer.

Erfolgsgeschichten gibt’s wie Sand am Meer.

Es gilt nur, sie zu entdecken.

Was ist überhaupt Erfolg?

Im Kontext des Geschichtenerzählens bleiben wir mal ganz schlicht:

  1. Ein Mensch lebt sein Leben. Es gibt Zeit, Ort, Situation.
    Nehmen wir Sandra mit Mitte 20, fertig mit dem Studium, fest entschlossen, in Hamburg zu bleiben.
  2. Mensch steht vor einer Herausforderung.
    Sandra will einen Job finden, den sie gut gebacken bekommt. Er sollte ordentlich bezahlt werden, wenn er Spaß macht, wäre das schon schön.
  3. Mensch muss sich ins Zeug legen, um diese Herausforderung zu bestehen, denn es gibt Hindernisse zu überwinden.
    Sandra hat keine Top-Noten wie ihre Kommilitoninnen, vergleicht sich ständig mit ihnen und sieht sich wie die Ameise unter Schmetterlingen. Von Buchhaltung und Controlling fühlt sie sich eher überfordert, hätte Lust „was mit Marketing zu machen“. Doch hat sie blöderweise nur Praktika in der Buchhaltung.

In ihrem CV sehe ich, dass sie jahrelang für ein bekanntes Hamburger Unternehmen gearbeitet hat. Also muss es ja irgendwie funktioniert haben, oder?

Naja,“ meint sie, “Ich bin schon drangeblieben, hab mir noch vor dem Abschluss alle interessanten Firmen rausgesucht. Dann bin ich wirklich Klinken putzen gegangen, habe nicht lockergelassen. Immer wieder habe ich nur Buchhaltungsjobs angeboten bekommen. Zu guterletzt hab ich einen angenommen. Doch der Chef war irgendwie aufgeschlossen. Also habe ich für mich sofort mit verhandelt, dass ich mich auch ein bisschen intern im Marketing weiterbilden kann. Nebenberuflich habe ich mir noch ein kleines Kosmetikvertriebsbusiness aufgebaut. Da konnte ich alles machen. Und als dann die Marketingleiterin im Unternehmen kündigte, bin ich in ihren Job so reingerutscht.

Ich so:
Ach ne, du hast das Marketing geleitet? Keine Erfolgsgeschichten? Wirklich jetzt?

Jetzt grinst sie auch.

Doch ihre Augen sind ein bisschen feucht. „So hab ich das noch nie gesehen. Naja eher – so habe ich mich noch nie gesehen.

Ich schmunzle weiter vor mich hin und freu mich.

Danach filtern wir konzentriert ihre Stärken und Talente aus dieser ersten Geschichte heraus. Als sie diese Story als Erfolgsgeschichte erzählt, strahlt Sandra auch körperlich Zuversicht aus. Und eine gute Portion Stolz.

Wenn dein Erfolg für dich nicht sichtbar ist, erzähl anderen von deinem Leben.

Hast du auch das Gefühl, du hättest keine Erfolgsgeschichten zu erzählen?

Dann schau genauer hin.

10 Ideen, Erfolgsgeschichten zu entdecken:

  1. Wo, wann und mit wem hast du dich in deinem Leben rundum wohlgefühlt, hast echte Freude an dem empfunden, was du gerade getan hast?
  2. Was hast du für einen anderen getan, für das er/sie sich aufrichtig bedankt hat? Nicht weil du es musstest, einfach, weil du es gut kannst.
  3. Wobei kannst du die Zeit vergessen, bist völlig gefesselt von dem, was du tust?
  4. Schau dich um (vergleichen ist nicht immer schlecht): Worin bist du besser als der Durchschnitt?
  5. Wann hast du mal eine Auszeichnung, einen Preis bekommen oder eine Weiterbildung großartig abgeschlossen? Wie hast du das gemacht?
  6. Wann oder wobei bist du einfach nicht zu bremsen? Sobald eine Aufgabe ansteht, legst du los?
  7. Was fällt dir einfach so zu? Du musst nichts dafür tun, dich nicht anstrengen, es gelingt dir einfach?
  8. Wobei bitten dich andere immer wieder um Hilfe?
  9. Was hast du dir vorgenommen und auch durchgehalten, obwohl die Versuchung, zwischendurch abzubrechen verlockend war?
  10. Wann hast du mal etwas geschafft, was dir keine/r zugetraut hätte?

Die Quellen dieser Geschichten müssen nicht allein aus deinem beruflichen Umfeld kommen. Schau dir Familie und Freunde an, Hobbies, Ehrenamt, finanzielle Herausforderungen oder sportliche.

Du willst mehr Erfolgsgeschichten?

  • Lies hier weiter – mit diesem Perspektivenwechsel entwickelst du aus deiner Erfolgsstorie eine Kundenstory, die deinem Gegenüber hilft, sich selbst als Held*in der Geschichte zu erleben und deine Talente noch stärker wertzuschätzen.
  • Du hast deine Erfolgsgeschichten bereits aufgeschrieben und willst sie im sicheren Kreis testen? Sei beim nächsten Soundcheck online mit dabei. Hol dir wertschätzendes Feedback von 2 Story-Coaches und 3 andere Teilnehmerinnen.
  • Allein fehlt dir immer die Zeit und die richtigen Gesprächspartnerinnen? Gönn dir einen ganzen Tag und bereite dich im interaktiven Job-Interview Workshop in Hamburg oder München darauf vor, deine Erfolgsgeschichten souverän auf den Punkt zu erzählen.

Happy BestAger

Paula kommt nach Hause: „He, auf der letzten Party waren richtig viele Ältere.“
Katrin: „Was heißt denn Ältere?“
Paula: „Na so über 45…“

Noch im letzten Jahr war das der Augenblick, meine rechte Augenbraue hochzuziehen und zu denken „Aaah ja…!“

Heute grinse ich mir eins. Denn es ist ein wunderbares Gefühl, mich mit 57 zu den BestAgern zählen zu dürfen, jeden einzelnen Tag.

  • Ist das Leben in diesem Alter jeden Tag ein Zuckerschlecken? Nope! Mein Körper braucht mehr Aufmerksamkeit. Hab zuhören gelernt, auch wenn es manchmal richtig bitter ist, wenn die Selbstbestimmung  bröckelt. Aber gut, nennen wir es “work in progress”.
  • Habe ich Angst, das Leben könnte plötzlich zu kurz sein? Nein, Angst ist da keine. Nur die Gewissheit, alt genug zu sein, um mich nicht mehr mit Sinnlosigkeiten abzugeben. Oder mich über Dinge zu ärgern, die das Ärgern nicht lohnen.
  • Bringen mich Idioten, die mich in die Kiste “50 Plus = nicht mehr leistungsfähig” stecken wollen auf die Palme? Nö! Denn ich habe gelernt, wirklich zuzuhören, beide Seiten zu sehen, und zu entdecken, was mein Gegenüber wirklich braucht.
    In schwierigen Gesprächen bleibt der Polarstern mein Mittel der Wahl. Langjährige Berufserfahrung schenkt mir die Sicherheit, alles, was ich lernen will, auch lernen zu können.
  • Geht mir noch jemals etwas schief? Ja selbstverständlich! In diesem Jahr platzen einige Ideen, die ich mir sooo schön ausgemalt hatte. Doch ich erlaube mir heute, das zu betrauern, so lange es nötig ist.
    Verschwende keine Kraft mehr an ein Pokerface. Denn ich habe noch sooo viele neue Ideen, die umgesetzt werden wollen. Neues Spiel, neues Glück.

Deshalb freue ich mich sehr, ab jetzt Teil der Wir BestAger Community zu sein. Es ist eine Plattform für Menschen 50 Plus, die einen neuen,  selbst bestimmten Weg gehen wollen. Wir sind lebendig, neugierig, aktiv und tatendurstig.

In einer kleinen Umfrage bei LinkedIn wollte ich wissen, was Lebensmitte eigentlich bedeutet. Schau mal, wie unterschiedlich die Sicht darauf ist.

Umfrage Lebensmitte Katrin Klemm

 

Und deshalb: Lasst uns gemeinsam neue Geschichten erzählen.

Was ist deine Lieblingsgeschichte über die Zeit nach der Lebensmitte?