25 letzte Sommer – Goodread Nr. 9

Von der wahren Entscheidung du selbst zu sein

Weshalb ich es lese:

Es begann mit einem Irrtum. Eine Klientin, die ich sehr schätze, hatte mir erzählt, sie hätte sich mit „ihrer persönlichen Pastorin“ – einer Frau, die ihr sehr nahesteht – darüber unterhalten, wie viele gute Sommer ihnen wohl noch bevorstünden.

Der Gedanke gefällt mir.

Als ich zur Langen Nacht der Literatur in Hamburg eine Lesung mit diesem Titel entdecke, nehme ich an, es wäre der Buchtitel, über den sie sich unterhalten haben. War er nicht, wie sich später herausstellt. Doch da habe ich das Ticket für die Lesung schon gebucht.

Klebe einen spätsommerheißen Abend auf meinem Plastikstuhl fest. Genieße berührende, nachdenkliche Momente im Hier und Jetzt. Mehr zur Lesung.

Stephan Schäfer

25 letzte Sommer

In sich ruhig sein, sich mit dem Leben verwurzelt fühlen, das wär’s,“ beginnt der Autor. „Doch statt dessen, fühlte ich mich wie ein angegessener Apfel nach 30 Jahren im Job.“

 

Stephan Schäfer – Journalist, Chefredakteur, Vorstand – weiß, wie sich Dinge lesen müssen, damit wir ihnen mühelos folgen können.

Worum es geht:

Der Protagonist: ein Mensch mit endlosen ToDo-Listen, dem Smartphone auf Dauerstandby, pflichtbewusst. Mit einer „gläsernen Wand“ zwischen sich und der Welt. „Ein Optimierer… Streng zu sich selbst, selten zufrieden, entschlossen statt entspannt.“ (Seite 10). Beim Joggen am See – irgendwie muss man den Kopf ja freibekommen – begegnet ihm Karl. Ein Kartoffelbauer, der sein Leben in einem ganz eigenen Rhythmus lebt.

Was folgt ist Begegnung. Sind Fragen, Gespräche, Entdeckungen und Einsichten.

Schlichte Fragen. Bedeutsame Fragen.

Denn was wäre, wenn uns wirklich nur noch 25 gute Sommer blieben? Werden es überhaupt so viele sein? Und was heißt denn überhaupt gut?

Fragen, die ich seit Jahrzehnten als Coach immer wieder höre. Verpackt in einem kleinen Buch, das sich als Hardcover sanft in die Hand schmiegt.

Fragen die – wenn wir dranbleiben (und auch wirklich nur dann) – uns unserem Leben neu begegnen lassen. Die uns (wieder)finden helfen, was abhanden gekommen ist. Alles ohne erhobenen Zeigefinger. Das Buch liest sich entspannt fröhlich, so wie der Autor an dem Abend auf mich wirkt. Da hat einer Entscheidungen getroffen. Gute Entscheidungen.

Entspannte Fröhlichkeit- gern mehr davon.

Entspannte Fröhlichkeit liegt liebevoll in der Luft. Davon könnten wir mehr gebrauchen. Auch – oder vor allem – uns selbst gegenüber.

Momente, in denen das Buch mich besonders berührt:

Der Protagonist bestaunt auf dem Kartoffelfeld eine Knolle: „Und du hast nie etwas anderes angebaut in all den vielen Jahren? Keinen Salat, kein Gemüse oder so?“ will er vom Bauern wissen. „Nein, nicht ein einziges Mal. Ich wechsle nur die Felder“, antwortete Karl. (Seite 47).

Das lässt mich schmunzeln. Denn was für Karl die Kartoffeln, waren für mich in all den Jahren die Geschichten der Menschen, mit denen ich arbeite. Auch wenn meine Herangehensweisen variieren. Nur war mir das vorher nie so klar.

Man verwandelt einen Fremden nur in einen Freund, indem man ehrliches Interesse zeigt und ohne zu bewerten zuhört.” (Seite 65) Wenn wir Fremden offen und interessiert begegnen, verwandelt sich das weiße unbeschriebene Blatt eines ersten Kontaktes in Vertrauen. Und das brauchen wir heute mehr als je zuvor.

Dann gibt es die Geschichte in der Geschichte, die einen hypnotischen Zauber ausübt. Denn die vier Entscheidungsfragen (Seite 80), die Stephan Schäfer stellt, könnten helfen, viel Leid in unserer Welt zu lindern. Leid, das wir uns durch unsere hektische Rennerei im Alltag selbst zufügen.

Wofür entscheidest du dich?

Also frag dich vor der nächsten Entscheidung:

  • Gibt es dir Liebe und Frieden?
  • Gibt es dir Lebensfreude und Energie?
  • Gibt es dir Freiheit und Selbstbestimmung?
  • Gibt es dir Ruhe und Halt?

Ein unerwarteter Moment kurz vor Schluss lässt mich die Luft anhalten. Roh, wie ein Blick in den Spiegel. Da denke ich immer „So was passiert nur mir.“ Tut es nicht. Wir alle leben unser Leben. Ganz gleich, ob wir Verlagschef, Kartoffelbauer oder Coach sind. Und wir wissen nie, wie viele Sommer uns noch geschenkt werden.

Ich empfehle das Buch:

Menschen, die

  • ein wichtiges Kapitel ihrer Lebensreise beenden. Oder beenden müssen. Die abschließen wollen und die – bevor sie sich ins nächste Abenteuer stürzen – sich zunächst einmal selbst Hallo sagen wollen.
  • sich von Erwartungen verabschieden wollen, die andere an uns haben. Wir müssen gar nichts erfüllen.
  • sich an ihre Träume erinnern und sie wieder in die eigenen Hände nehmen wollen. Behutsam, Schritt für Schritt – wie auch die Kartoffel nicht schneller wächst, nur weil man daran zieht.

Mein Fazit

Wenn du nicht sicher bist, ob dein Mut reicht, aufzubrechen, wenn du zweifelst du es durchhältst, umgib dich mit Menschen, die sagen „Fang doch mal an!“ Wenn du soweit bist: Ich bin hier für dich!

 

Unvollkommene Geschichte – GoodRead Nr. 8

Die Gaben der Unvollkommenheit

Wir hatten das ja schon. Brennt sich der erste, der allererste Satz eines Buches in Hirn und Herz, dann ist es um mich geschehen. Jetzt ist es wieder passiert.

„Deine Geschichte anzuerkennen und dich dafür zu lieben,
ist das Mutigste was du je tun wirst“

Brené Brown - Die Gaben der Unvollkommenheit - GoodRead von StoryCoach Katrin Klemm Hamburg

 

Brené Brown

Die Gaben der Unvollkommenheit

Brené Brown, renommierte Forscherin auf dem Gebiet von Scham und Verletzlichkeit, nimmt uns mit auf eine Reise der Selbsterkenntnis.

Sie zeigt, dass unsere vermeintliche Schwäche und Unvollkommenheit in Wirklichkeit Quellen der Stärke und Verbundenheit sind.

 

Das Buch ist kein klassisches Arbeitsbuch mit Checklisten und Arbeitsblättern. Aber ich verspreche dir: einmal mit dem Lesen begonnen, arbeitet es ganz von allein in dir.

Weshalb ich es lese:

Brown bespricht große Themen warmherzig reflektiert und mit tiefer Klarheit. Eine Professorin, die ohne Buzzwords schreibt. Sie verbindet ihre Forschungsergebnisse mit persönlichen Erfahrungen. So kenne ich sie seit ihren TEDx Talks über Scham (2010) und Verletzlichkeit (2012).

Doch jetzt wollte ich nicht gucken, sondern lesen.

Veränderung ist Arbeit

Auch mit mehr als 20 Jahren Berufserfahrung gehöre ich nicht zu den Coaches, die ihre Klient:innen kurz und schmerzlos mit einer schnellen Liste fürs Glück nach Hause schicken.

Auch wenn bestimmte Fragestellungen sich rasch lösen lassen, bin ich überzeugt: Unsere tiefgreifendsten Entwicklungen entstehen aus unseren Entscheidungen, die wir treffen, sobald die ganz großen Hindernisse überwunden werden wollen. Und die dicksten “wohnen” meist in uns selbst.

Brown sagt, bei ihrer Arbeit drehe sich alles um Dinge, die im Wege stehen, “… denn wir ändern uns nicht, wir wachsen nicht und bewegen uns nicht vorwärts ohne an uns zu arbeiten” (Seite 71). Ich fühle mich als Schwester im Geiste.

Auch wenn es um mein eigenes Leben geht – wo andere Autoren fix mit einem Quick-Tipp bei der Hand sind, wächst in mir die Lust, mich anzustrengen auf dem Weg zu mir selbst. Gerade deshalb, weil ich Ich sei darf und in kein Schema passen muss.

Worum es geht:

Brown benennt klar und ohne Pathos die Themen, die uns im Weg stehen können, unsere Geschichte anzuerkennen. Sie gibt zehn Wegweiser an die Hand, die dich weitergehen lassen.  Für dich hier als Beispiel zwei Hindernisse und drei Wegweiser.

Hindernis Perfektionismus

Perfektionismus dient dazu, uns Anerkennung und Akzeptanz zu verdienen. Doch ein unablässiges „Liebe gegen Leistung“ macht uns krank. Browns Botschaft ist klar: Perfektion entfremdet, während Unvollkommenheit uns mit uns selbst und anderen verbindet.

Du darfst dir erlauben, dich von unrealistischen Erwartungen zu befreien. Erwartungen anderer und jenen, die du selbst an dich stellst.

Hindernis Scham

Brown benennt drei Fakten , die wir über Scham wissen sollten:

Sie ist eine der ursprünglichsten menschlichen Emotionen, die wir erleben. Wir alle haben Angst, über Scham zu sprechen; und je weniger wir darüber sprechen, desto fester hat sie uns im Griff” (Seite 76).

So bleibt sie Brutstätte für nachwachsenden Perfektionismus (demnächst mehr darüber in diesem Blog). Brown bietet sanfte Strategien an, sich diesem beängstigenden Gefühl zu behutsam zu nähern.

Authentizität ist eine Entscheidung

Wegweiser Authentizität

In meinem Lieblingskapitel geht es um die Anatomie von Authentizität. Wenn du mich schon länger liest, weißt du, dass #echtsein mir viel bedeutet.

Brown ermutigt uns, authentisch zu sein und uns von gesellschaftlichen Erwartungen zu lösen. Sie definiert „Authentizität nicht als eine Seinsqualität, über die wir verfügen oder nicht. Es ist eine Praxis, eine bewusste Entscheidung, wie wir leben wollen, und sie beruht auf einer Reihe von Entscheidungen, die wir jeden Tag treffen müssen.” (Seite 91)

Wegweiser Intuition und Vertrauen

Auch wenn es vielen nicht leicht fällt, ihrer Intuition zu folgen (auch bei mir bleibt es work in progress ), ihrem Bauchgefühl zu trauen, Brown regt dazu an, es genau deshalb immer und immer wieder zu tun. Übe dich darin. Setz dich der Unsicherheit unzureichender Fakten aus und teste, ob deine Entscheidungen viel echter werden, viel mehr deinem wahren Wesen entsprechen.

Wegweiser Sinnvolle Arbeit

Wir alle sind mit Gaben und Talenten zur Welt gekommen. Wenn wir Glück hatten, durften wir sie erproben und uns entscheiden, welche davon wir zu unserer Erwerbsquelle machen. Wenn du Pech (oder andere gute Gründe) hattest, bist du irgendwann ins „Das macht man so!“ abgebogen (ist mir auch passiert).

Doch die Signale “Das ist es nicht. Das bin ich nicht!” – nicht in diesem Job, nicht in dieser Umgebung – sind eines Tages nicht mehr zu überhören. Dein Job kratzt an deinem Selbstwertgefühl – jeden Tag aufs Neue. An Selbstbestimmung nicht zu denken, und du fragst dich „Wie lange soll das noch so weitergehen?

Wenn du gerade in der Lebensmitte steckst und diese nicht als Krise, sondern Phase der Reinigung siehst, ist es – sagt Brené Brown – an der Zeit „das Leben dass du führen solltest aufzulösen zugunsten eines Lebens dass du führen möchtest…“ und das „Bild loszulassen dass du von dir hast und zu dem Menschen zu werden der du bist.“ (Seite 15)

Bist du schon soweit? Dann schau dir mal Design Your LifeStory an. Vielleicht bekommst du Lust, mit mir zusammenzuarbeiten? In Hamburg, Online, oder einem entspannten 10-Tage-Retreat im Frühjahr 2025 in Portugal?

Trau deiner Unvollkommenheit

Mach dich auf den Weg.

Browns Definition von Mut berührt mich tief: “Die wahre Definition von Mut besagt, aufrichtig und offen darüber zu sprechen, wer wir sind und was wir fühlen und erleben (egal ob es gut oder schlecht ist).” (Seite 38) Denn wer kennt ihn nicht, diesen inneren Gedanken, dass unser Umfeld uns nur mag, wenn wir gut drauf sind, stark und …. Doch sich auf dieses Mut-Abenteuer einzulassen lohnt sich.

Was das Buch in mir auslöst:
Es ist wie ein Gespräch mit einer guten Freundin, die dir einen Spiegel vorhält und dich gleichzeitig ermutigt, dich selbst so anzunehmen, wie du bist.

Wem ich es empfehle:

Jedem Menschen, der

  • nicht nur auf der Suche nach einem weiteren schnellen Selbsthilfe-Ratgeber ist, sondern auf eine echte Einladung zu Selbstreflexion und zu persönlichem Wachstum wartet.
  • akzeptiert, dass wir die Reise zu uns selbst nie halbherzig – oder als Weg des geringsten Widerstandes – gehen können. Der bereit ist und sich entscheidet, unsere Geschichten zu erzählen, den Schmerz anderer zu fühlen und in dieser scheinbar getrennten Welt aufrichtig verbunden zu bleiben.
  • sich einem kraftvollen Leitfaden für ein authentisches und erfülltes Leben anvertrauen möchte.

Hast du es schon gelesen? Teil gern in den Kommentaren, wie es dir damit ergangen ist.

 

 

Neues wagen – GoodRead Nr. 7

Alles neu mit 50plus?!

Etwas Neues wagen!

Beginnt ein Buch mit dieser Zeile, ahne ich, dass es sich lohnen wird. Schon auf der zweiten Seite hat sie mich. Margaret Heckel – Expertin für demografischen Wandel – holt mich mit den ersten fünf Lebensgeschichten so schnell rein ins Thema, dass ich unbedingt mehr wissen will.

Weshalb ich es lese:

In der LifeStory  begegnen mir seit Jahren mutige Menschen, die sich in ihrer Lebensmitte nicht auf dem Status Quo ausruhen. Sie wollen noch einmal wissen, was das Leben für sie bereithält. In diesem Programm bekommt jede Teilnehmer*in das Beste, das ich als MenschenMensch zu bieten habe: Erfahrung, Klarheit, Fokus, Leidenschaft, Pragmatismus und immer wieder Ideen, Ideen, Ideen. Damit mir die nicht ausgehen, lasse ich mich von Menschen inspirieren, die sich auskennen.

Neues wagen - Buchbesprechung Margaret Heckel - Der Weg in den Unruhestand - von Katrin Klemm

 

 

Heute Inspiriert mich

Margaret Heckel
Der Weg in den UNRUHESTAND

44 Jobideen für
eine entspannte
zweite Lebenshälfte

 

 

Worum es geht:

Da sind Angestellte, die sich neu orientieren wollen (oder müssen), Solo-Selbstständige, Minijobber. Heckel hat mit Menschen in Übergängen gesprochen. Sie hat Menschen interviewt, die mit 50plus ihr eigenes Ding machen, vielleicht sogar ein Unternehmen gründen wollen.

Sie erzählt auch von Menschen, die ihr Hobby zum Job machen. Mit Susanne und Tina teile ich die Leidenschaft, Menschen mit gutem Essen und Geschichten zu „füttern“. Was bei mir StoryTeller heißt, nennen sie Brotsucht. Die Story, von der Autoverkäuferin und der Angestellten im Sozialbereich fesselt mich. Schade, dass die beiden ihr Brot nicht nach Hamburg liefern.

Ich habe große Lust, noch mehr zu spoilern, so überraschend sind die Um- und Neueinstiege. Doch das musst du schon selber lesen. Ok, die Branchen verrate ich: Mobilität, Handwerk, IT & Digitalisierung, Öffentlicher Dienst & Bildung, Pflege – Senioren – Betreuung, Dienstleistungen aller Art. Von der Bahnbegleiterin, über den Flugkurier bis zur Unternehmerin, die den CityCaddy erfindet und sich nicht unterkriegen lässt. Elke Jensen ist 72, lebt bei mir um die Ecke und ich kannte sie bisher noch nicht. Das werde ich ändern.

Neues wagen, damit sich Leben lohnt

Was alle, die sich trauen gewinnen ist so individuell, wie wir es alle mit unseren Wünschen ans Leben sind: Sinn, neue Kollegen, von denen sie geschätzt werden, eine Arbeit nach ihren eigenen Wertvorstellungen und Vorlieben, ein neuer Blick auf Sicherheit.

Schon die Einführung Etwas Neues wagen! illustriert, wie umfassend sich Heckel auskennt, um überholte Geschichten übers Altern gründlich gegen den Strich zu bürsten. Am Ende demonstriert sie sogar, wie sich welche Rentenvariante rechnet.

Auch wenn ich als Selbständige zu jenen gehöre, die bis ins hohe Alter arbeiten wollen – vor allem aus einem Grund “Es bereitet Freude, [ich kann] so weiter zur Gesellschaft beitragen, nützlich sein und .. Wissen und .. Erfahrung weitergeben.” (Seite 174) bin ich überzeugt, dass dieser Ratgeber vielen Angestellten helfen wird, ihre nächsten Schritt zu gehen.

Neues wagen in der Lebensmitte - nimm dein Leben in die Hand - StoryCoach Katrin Klemm über Margaret Heckel Der Weg in den Unruhestand

Was das Buch in mir auslöst:

Ich bin ein Fan echter Geschichten. Und diese hier sind echt. Sie erzählen von mutigen Frauen und Männern, die ihren Weg gehen, ihren Träumen folgen – auch wenn es mal schwierig wird. Ja, dafür stehe ich jeden Tag auf, um Menschen auf diesem Weg zu unterstützen.

Ich empfehle das Buch:

  • Menschen in der zweiten Lebenshälfte, die sich bisher von den alten Geschichten, die wir uns übers Altern erzählen, davon abschrecken ließen, sich beruflich zu verändern.
  • Allen, die der Gedanke “Warum eigentlich nicht” schon länger heimlich beschäftigt, und die sich Tipps und viele praktische Anleitungen wünschen, wie ein Umstieg gelingen kann.

Mein Fazit

Ja, es liegt in deiner Hand, was du aus deinen nächsten Jahren machst.

Es ist viel mehr möglich als du heute noch denkst. Danke Margaret Heckel für lebendige Geschichten aus dem Leben, für den pragmatischen Schreibstil und einen liebevollen Blick auf Menschen. DAs alles macht Mut, die Gestaltung der eigenen LifeStory für die zweite Hälfte des Lebens JETZT nicht weiter auf die lange Bank zu schieben.

Nimm dir ruhig mal einen Moment. Wenn du noch Träume hast – uralte oder ganz neue – mit welchen würdest du gern Neues wagen?

Lass uns drüber sprechen: Kontakt

Fatale Lügen – GoodRead Nr. 7

Mit meinen Sommer GoodReads 2023 wollte ich 6 Bücher vorstellen, dir eine Idee geben, was Storytelling außer Marketing noch alles kann. Nr. 1 bis 6 sind Geschichten über Chancen, über Ideen und was wir selbstbestimmt alles erreichen können.

Die dunkle Seite des Geschichtenerzählens

Nr. 7 erzählt von geraubter Selbstbestimmung, berichtet von Geschichten, die Kinder systematisch brechen sollen. Deshalb ist es ein HardRead, schwer auszuhalten. Gut wird es erst, wenn die Kinderseelen geheilt sind. Das wird  – bei aller Hoffnung – lange dauern. Zuerst muss es gelingen, sie zurückzuholen: Die verschleppten Kinder der Ukraine.

Lies dieses Buch, es wird auch dich berühren. Dann entscheide, ob du helfen willst.

Wenn Lügen Leben vernichten

Gestohlene Leben. Die verschleppten Kinder der Ukraine Eine Rezension von Katrin Klemm StoryCoach

 

Dr. Wladimir Klitschko

Tatjana Kiel

Mitwirkung:

Mykola Kuleba, Dörte Kruppa, Nina Paul, Sabine Oelman

 

Gestohlene Leben
Die verschleppten Kinder der Ukraine

 

Aus dem Vorwort – Dr. Wladimir Klitschko

Worum es geht:

Es geht um Kinder, die in der Ukraine entführt, in Russland festgehalten und systematisch psychisch zermürbt werden sollen. Fast täglich wird ihnen erzählt, sie seien für ihre Eltern wertlos, in der Ukraine gäbe es keine Zukunft für sie. Eine gute Zukunft sei nur in Russland möglich.
Und das nicht erst seit dem Kriegsbeginn im Februar 2022, sondern bereits seit 2014. Entführte Kinder aus diesen Jahren kämpfen heute als russische Soldaten gegen ihre eigenen Landsleute. Die erschütternden Zahlen über die Children of War.

Tatjana Kiel im Vorwort

In diesem Buch geht es um die Schicksale hinter den Zahlen, menschliche Dramen. 163 Kinder konnten bis heute zurückgeholt werden. Tausende sind noch irgendwo da draußen…

Wie lange hältst du Lügen stand?

Vor allem, wenn du zu jung bist sofort zu durchschauen, was da abgeht.

Zu Wort kommen

Der 16-Jährige, dem im Camp eingeimpft wird, dass ihn zuhause sowieso niemand vermissen und es ihm in Russland viel besser gehen würde. „Sie haben halt versucht, uns zu Russen zu machen… Gedroht wurde uns damit, dass wir zur Adoption freigegeben würden“ (31)

Die 18jährige Schwester, die ihren kleinen Bruder aus dem Lager freibekommt und jetzt nur noch eines will „Einfach leben. Ihn großziehen und ihm helfen, diese schreckliche Zeit in seinem Leben zu vergessen.“ (39)

Der 15-Jährige, der für seine Weigerung, die russische Nationalhymne mitzusingen, für Tage in der Einzelzelle im Keller des ersten Camps landet. Der dann im nächsten Camp ein starkes humorvolles Zeichen des Widerstandes setzt. Seine Mutter, die monatelang keine Ahnung hat, wo sich ihr Sohn aufhält. (47|178)

Die Juristin von Save Ukraine, Anwältin der Kinder, deren Telefon nie still steht. Die Tag für Tag persönliche Risiken und Konsequenzen für die Familien abwägen und die richtigen Entscheidungen treffen muss, und es dabei schafft, warmherzig und humorvoll zu bleiben.

Die Pflegemutter, die zu ihren bisherigen vier Pflegekindern noch zwei weitere Waisen beschützt, die sonst „ein gefundenes Fressen“ für die Russen wären, die “..unter Umständen auf Nimmerwiedersehen verschwinden und ihrer Identität beraubt werden können“. (81)

Wenn sie dein Kind ums Leben bringen, ohne es zu töten

Die Patentante, die nicht aufgibt, herauszufinden, wo sich der Junge aufhält, den sie versprochen hat zu beschützen, auch wenn sie beim Grenzübertritt verhört und mit Gefängnis bedroht wird.

Die 16-Jährige, der niemand so schnell die Butter vom Brot nimmt, die wie eine Erwachsene reflektiert, was in den Lagern passiert und unter dem psychologischen Druck doch zu zweifeln beginnt, ob ihre Mutter sie wirklich noch abholen kommt.

Die Trauma-Psychologin, die im Hope & Healing Center Kindern Halt und Ruhe bietet – auch jenen, die noch lange nicht darüber sprechen können, was sie erlebt haben. Ihre größte Herausforderung ist es Vertrauen aufzubauen. Denn wie sollen junge Menschen wieder vertrauen, die – mit Erlaubnis ihrer Eltern – in „Ferien mit Gleichaltrigen“ aufgebrochen und in Camps ohne Aussicht auf Rückkehr zu ihren Familien gelandet sind?

Die alleinerziehende Mutter, der klar wird, dass selbst in der eigenen Familie Kollaborateure leben können “Ich sterbe vor Selbstzweifeln und Vorwürfen, dass ich nicht besser aufgepasst habe… Diese Erfahrungen wünsche ich nicht meinem ärgsten Feind“ (139) Dabei hatte sie doch nur gehofft, in Kriegszeiten das Beste für ihre Tochter zu tun.

Die Großmutter, die für ihren 12jährigen Enkel spricht. Aus Panik in einem russischen Waisenhaus zu landen und weil er nicht bereit war zu glauben, dass seine Familie ihn vergessen hätte, war er kurz davor, eine lebensgefährliche Flucht über Minenfelder anzutreten.

Mykola Kuleba, ein moderner Robin Hood, der weiter macht, obwohl es jeden einzelnen Tag Momente der Ohnmacht gibt, die kaum auszuhalten sind.

Ob er nicht manchmal endlos frustriert sei, wird er gefragt. Seine Antwort:

Gefragt, ob er noch Vertrauen in die Menschheit habe, antwortet er

und nicht zuletzt

Babuschka Antonina, die Großmutter mit dem „Hier stimmt was nicht“ – Bauchgefühl von Anfang an. Sie übersteht die psychologische Folter, die sie mürbe machen soll. Wacht sie selbst heute noch von Albträumen auf, hat sie es doch geschafft, ihre 13jährige Enkelin zurückzuholen und hilft ihr jetzt mit „Leckerem Essen, reden, Geschichten erzählen, den Rücken kraulen und Haustieren …“ (145) . Ja, Geschichten können auch heilen.

Was das Buch in mir auslöst:

  • Es macht mich wach.
  • Es macht mich hilflos, weil ich nur so wenig tun kann.
  • Es macht mich wütend. Vor allem, wenn ich mich an die Zeit erinnere in der ich selbst als Teenager diesen Lügen der psychologischen Kriegsführung noch nichts entgegenzusetzen hatte. Lies dazu „Raushalten bringt nichts
  • Es macht mich dankbar für Menschen, die hinsehen und aufrütteln. Denn heute kann ich handeln.
  • Es macht mich entschlossen. Entschlossen jene zu unterstützen, die sich aus ganzer Kraft dafür einsetzen, die verschleppten Kinder zurückzuholen.

Ich empfehle das Buch:
Jedem Menschen dem Kinder nicht egal sind; der nicht bereit ist, die Hoffnung auf eine sichere Welt für alle Kinder aufzugeben. Jedem, der unterstützen will, sie zurückzuholen.

Du willst helfen

die Kinder zu finden und sie zurück in ihre Familien zu bringen?

Kauf dir das Buch, lies es und erzähle darüber. Kauf es auch gleich für Freunde.

Die Honorare und Einnahmen aus dem Buchprojekt fließen zu 100% in die Hilfsmaßnahmen zu Gunsten der WeAreAllUkrainians gGmbH und der deportierten Kinder.

 

 

 

 

Echt jetzt? – GoodRead Nr. 6

Einer meiner Lieblings Hashtags ist #echtsein. Ich will hinter den vielen Rollen, in denen wir uns täglich begegnen – Beraterin, Ärztin, Coach, Verkäuferin, Fahrradfahrer, Mutter, Tochter  – das Echte sehen. In diesem zauberhaften Buch  –  dem letzten meiner SommerGoodReads – finde ich es sofort.

Ich freue mich darüber, mit diesen beiden Autorinnen schon persönlich am Tisch gesessen, gegessen und gespielt zu haben.

Echt jetzt?

Sophie und Susanne Schlösser

Ich lese es, weil:

Mich die Geschichte hinter der Geschichte vom ersten Moment an fasziniert hat.

Sophie Schlösser (Tochter, 11, genauso bücherverliebt wie ich seit Jahrzehnten) stellt fest, dass sich die meisten Kinderbücher einfach viel zu sehr nach Erwachsenensprache anhören. Muss das so bleiben?

Susanne Schlösser (Mutter, 44, eine geschätzte Kollegin mit Macherinnen-Gen) entscheidet mit ihrer Tochter, das zu ändern

 

Zwei Jahre später ist das Mutter-Tochter-Buch fertig. Sie haben es gemeinsam geschrieben. Wie cool ist das denn bitte.
Es erscheint am 1. September 23 Bei Books on Mars. Ich durfte es schon vorab lesen.

Es geht um:

Das Ankommen der Lina Linden in einer fremden Stadt, einer neuen Schule und einer unbekannten Nachbarschaft. Sie liebt Melonengummibärchen und wenn sie aufgeregt ist, dann … (Echt jetzt? Ich werde doch hier nicht spoilern.)

Die Peinlichkeit, als EINZIGE noch kein Smartphone zu haben und eine Mama, die einfach nicht begreifen kann, dass sich eine Kindheit mit Smartphone noch viel besser genießen ließe.

Loyalität in Mädchenfreundschaften: wie man sie gestaltet, lebendig hält und repariert, wenn sie von anderen auf die Probe gestellt werden. Ganz gleich, wer das versucht.

Eine allerbeste Freundin ist echt ein Geschenk

Das Glück, eine allerbeste Freundin zu haben und die Härte, wenn plötzlich 300 Kilometer dazwischen liegen. Trotzdem feiert man gute Zeiten, steht die harten gemeinsam durch und bespricht alles – wirklich alles – miteinander.

Die Wichtigkeit, für sich einzustehen und sich verteidigen zu können, wenn es nötig ist. Auch wenn es Muskelkater macht.

Eine breite Palette von Themen unserer Zeit wird angerissen, denen sich schon Heranwachsende stellen müssen: Idiotengangs auf dem Schulhof, peinliches Mutterverhalten, Instagram, pubertierende Geschwister, abenteuerlustige Omas mit eigenen Plänen, die die besten sind und bleiben, Verbalattacken wegen der falschen Hautfarbe, Patchworkfamilien oder Mobbing- und wie Mädchen das in den Griff bekommen. Viel Eis gegessen wird auch.

Und irgendwie geht’s auch um Eltern, die schon sehr nützlich und zum Liebhaben sind. Doch Luft nach oben ist natürlich immer.

Meine Lieblingszitate in “Echt jetzt”

 

  • Ich heiße Lina, was waren die anderen Fragen?
  • Was ist falsch an Kuchen?
  • “Drei Milliarden Affe-mit-Händen-vor-dem-Gesicht-Smilies”

Was es in mir auslöst.

Den Denkanstoß, aktuelle Themen wieder mal durch die Augen einer Jugendlichen zu sehen.

Den festen Vorsatz, meine UmgebungsTeens aktiver dabei zu unterstützen, ihre Sachen selbst zu regeln. Und wenn das bedeutet, mit noch mehr Zeit noch aufmerksamer ihrer Sicht der Welt zuzuhören (selbst wenn ich im ersten Moment echt keine Ahnung habe worum es geht).

Meiner Mutter wieder mal eine Dankeschön-Karte zu schreiben. Denn die entlarvend charmanten Mutter-Tochter Interaktionen erinnern mich daran, dass wir früher auch mal harte Zeiten hatten, doch heute alles gut ist.

Ich empfehle dir das Buch:

Wenn du die Welt deiner Tochter mal durch ihre Augen sehen, und dich dabei vielleicht auch an deine eigene Kindheit erinnern willst.

 

Kennt du ähnliche Mutter-Tochter-Projekte? Ich bin gespannt, mehr darüber zu erfahren. Schreib es mir gern in die Kommentare.

Lebenssinn gibts nicht auf Knopfdruck – GoodRead Nr. 5

Ich habe mich geirrt. Und es zum Glück bemerkt. Besser spät als nie.

Fangen wir vorn an.

Ich bin ein Fan von Strukturen. Mit ihnen habe ich mich jahrzehntelang leichter in der Welt zurechtgefunden. Da passte Ikigai – als bestechend einfache Sinn-Schablone – prima dazu. Es ist fester Bestandteil meiner Design Your LifeStory-Arbeit. In der Workation in Portugal – das Rauschen des Atlantik als Kulisse – befragen sich die Teilnehmerinnen mit den Füße im Sand gegenseitig:
Wofür es sich zu leben lohnt.

  • Was bereitet mir Freude?
  • Worin bin ich wirklich gut?
  • Womit kann ich gutes Geld verdienen?
  • Was braucht die Welt von mir?

Vier Fragen: quadratisch praktisch gut. So haben wir es gelernt. Du erinnerst dich vielleicht. Für Schokolade mag das passen.

Und doch ist es eine alte Geschichte, denn so funktioniert das Leben NICHT. Auch wenn wir es gerne so hätten.

Lebenssinn liegt im Geheimnis der kleinen Dinge.

Das Geheimnis der Kleinen Dinge

Danke Motoki Tonn.

Ich beginne dieses schmale Buch zu lesen, verstehe unerwartet plötzlich ein Bauchgefühl, das mich umtreibt.

Lebenssinn gibt es nicht in 5 Minuten - es sind die kleinen Dinge - StoryCoaching Katrin Klemm

Paula nimmt seit Anfang Juli am Piloten der LifeStory Online teil. Immer wieder fällt mir auf, wie rational und effizient sie dabei ist. Bei ihrer persönlichen Geschichte leuchtet mir das ein. Lebenskämpferin, Solopreneurin, Mutter von zwei jungen Kindern – da bleibt nicht viel Zeit für Spielkram, für in sich hineinlauschen und den Dingen auf den Grund gehen.

Alle Tools, die in der LifeStory eine gute Struktur haben, füllt sie leicht und schnell aus. Zack. Fertig. Erledigt. Und fast – aber eben nur fast – hätte ich ihr das Ikigai als nächsten Schritt gegeben. Und damit einen gewaltigen Fehler gemacht.

 

 

Worum geht’s? Schlaglichter.

„Nicht überall, wo Ikigai draufsteht, ist auch Ikigai drin“ (Seite 11) – Woher stammt das wahre Ikigai?

Wenn es um nicht weniger als den Lebenssinn geht, geht es mehr darum wahrzunehmen, was schon da ist, als zu grübeln, was als nächstes kommt.

„Ikigai kann etwas Kleines oder etwas Großes sein. Ikigai ist ein Spektrum. Und die Komplexität des Ikigai spiegelt eigentlich die Komplexität des Lebens selbst wider… Es ist der Beginn einer Suche nach einem lebenswerten Leben“ (Kechiro Mogi /Seite 17 )

In welchem Moment macht dein Leben Sinn?

In welchen Augenblicken macht dein Leben den meisten Sinn? Was kannst du spüren? Probiere es aus.

Ein Ikigai Kompass dient als Orientierung auf deiner Reise durch sieben Dimensionen des Ikigai

Der Weg als Ziel zwischen versöhnter Vergangenheit und einer positiven Sicht auf die Zukunft

Vom reflektierten Schreiben, in dem sich unsere Geschichte vor uns entfaltet

Was es in mir auslöst.

Die Lust, alles in Frage zu stellen. Manche Geschichten sind uns so zur zweiten Haut geworden, dass wir viel zu wenig hinterfragen.

Das Vergnügen an „Scheiter heiter“ des Improvisationstheaters aufzufrischen. Auch was lang erprobte Coaching-Tools betrifft.

Den Antrieb, weiterhin jede Behauptung zu hinterfragen. Zum Beispiel:

  • „Ein Essen muss, damit es schmeckt, Butter als Geschmacksträger enthalten.“ Nö! Seit ich vegan experimentiere, habe ich viel Köstliches entdeckt.
  • „Deine Eltern haben dich aufgezogen. Du musst dich jetzt um sie kümmern. Stell doch jetzt mal deine Belange hinten an!“
    Nö! Dankbarkeit, Respekt und Achtung sind Menschenrecht. Doch gerade wenn wir erwachsen sind, dürfen wir lernen, Grenzen neu auszuhandeln.
  • „Er ist nun mal mein Chef. Da kann ich nichts machen.“
    Nö! Entscheide dich, nicht mehr zu kuschen oder dich passiv aggressiv wegzuducken. Frag dich, wie viel Risiko du bereit bist, einzugehen, um klar zu machen, was dir wichtig ist und gleichzeitig ein gutes Arbeits-Verhältnis zu haben. Mein Tool der Wahl mit Erfolgsgarantie Der Polarstern.

Das, wofür es sich zu leben lohnt finden wir nur außerhalb der Schablonen, die uns unsere Gesellschaft von außen aufpresst.

Ich empfehle dir das Buch:

  • Wenn du wissen willst, woher das Konzept des Ikigai wirklich kommt, wie es zum einfachen Venn-Diagramm geschrumpft ist und worin die tiefe Magie der kleinen Dinge liegt.
  • Wenn du mit den praktischen Anleitungen zur Selbstentdeckung Ideen bekommen willst, wofür es sich für dich zu leben lohnt, und dieses Buch als Reiseführer nutzen möchtest. Und nur dann, wenn du es wirklich durcharbeiten willst – denn Lesen allein mag erhellend sein. Tun ist lohnender auf deinem Weg zu mehr Lebenssinn.

 

Lebenssinn gibt es nicht auf Knopfdruck

Dein Ikigai - guter Start - doch zu kurz gesprungen - katrin klemm - storycoach - hamburg

Es gibt keine Abkürzung, so wie die europäische Abwandlung des Ikigai in ein Diagramm uns weismachen will.

Es geht nicht darum, genau in der Mitte des Venn-Diagrammes zu landen und dich dafür unendlich abzurackern. Es geht darum, das Ikigai zu spüren, das schon heute in deinem Leben ist.

Sei Tag für Tag wach. Sei neugierig, was dir begegnet, wann du dich und deine Wünsche wirklich spüren kannst: Wo erlebst du Dinge, die für dich Lebendigkeit bedeuten?

Ich gestehe Paula meinen Irrtum ein, gebe ihr Motokis Buch mit ins Urlaubsgepäck. Ich bitte sie, sich den Fragen des Buches auf eine weiche Art zu nähern. Sich in ihrem Urlaub inspirieren zu lassen, das Geheimnis der kleinen Dinge außerhalb ihres Alltags zu entdecken. Denn als Designerin kann sie das für Kunden-Projekte nämlich wunderbar. Jetzt darf sie es für sich tun.

Vor allem, weil sie mit der LifeStory ein neues Kapitel in ihrem Leben schreiben will und dafür schon unendlich viel kostbares im Gepäck hat, aus dem sich wunderbare neue Dinge machen lassen. Für mehr Lebenssinn.

Wenn du keine Zeit oder keine Lust hast, das Buch zu lesen, es aber trotzdem mal eine Stunde lang ausprobieren willst, was dir Job- und Lebensfreude schenkt, unternimm mit mir 60 Minuten lang einen Schnupper-DeepDive online. Nimm überraschende Aha-Momente mit und lass uns persönlich kennenlernen.

 

 

 

Körpergeschichten: hör dir zu und lebe kraftvoll – GoodRead Nr. 4

Ich bin nicht die erste Anlaufstelle, an die sich Menschen mit körperlichen Beschwerden wie Kopf-Nacken-Bauchschmerzen oder Verspannungen wenden. Dafür gibt’s Körper-Expertinnen.

Aber wenn es um Themen wie berufliche Überlastung, schwierige Vorgesetzte – für die Wertschätzung ein Fremdwort ist – oder den Wunsch nach mehr Sinn im Leben geht, höre ich im Coaching-Briefing mit mehr als nur den Ohren zu.

Im letzten Jahrzehnt hat sich mein Blick geöffnet für subtilste Signale, die der Körper meiner Gegenüber sendet:

  • Angespannte Schultern,
  • Herzklopfen das im Hals pulsiert,
  • Atem der im Brustraum stockt,
  • Lächeln, das nur die Mundwinkel kräuselt.

Der Körper erzählt Geschichten, die weit über Worte hinausgehen.

Körpergeschichten kann man sehen

Meine Augen zeigen mir Details, die mir tieferes Verständnis über Emotionen wie Ärger, Wut, Trauer und Scham eröffnen. Jede dieser Emotionen kann von einer ganz individuellen Geschichte ausgelöst werden, die dahintersteckt. Mit Hilfe von Wingwave-Coaching decken wir diese Geschichten auf und verwandeln Stress in persönliche Ressourcen.

Auch dieses Buch hat eine entscheidende Rolle gespielt. Es hat dazu beigetragen, meinen Blick für die Verbindung zwischen körperlichen und psychischen Symptomen zu schärfen, und Körpergeschichten zu “lesen”.

Dein Körper erzählt dir die wahre Geschichte und oft kannst du sie ändern - Katrin Klemm StoryCoaching - über Bernhard Voss Körperspuren

Körperspuren

Bernhard Voss
Ursachen körperlicher und psychischer Symptome verstehen und heilen

MyGoodReads: 6 Bücher – 6 Wochen – 6 Blickwinkel- mein Sommerexperiment zeigt, welche Geschichten hinter StoryCoaching stecken. Sie herzlich eingeladen zum Dialog, wenn du die Dinge ähnlich oder ganz anders siehst.

 

Ich lese es, weil:

  • der gutgemeinte Ratschlag „Du musst einfach nur dein Mindset ändern “ oft leichter gesagt als getan ist.
  • das Verstehen der Verbindung zwischen Geist und Körper mir neue Perspektiven eröffnet, Körpergeschichten für ganzheitliche Transformationen zu nutzen.

Worum geht’s? Schlaglichter.

Ein körperliches Symptom kennt viele Geschichten.

Verständnis über die Klassiker unter unseren Zivilisationskrankheiten – Migräne, Unverträglichkeiten, „Rücken“. Diese nehmen zwar gesellschaftlich zu, können jedoch nur individuell verstanden und gelöst werden.

Übersetzung von Symptomen, Erläuterungen, wie Organe als Resonanzkörper unserer Psyche dienen und Anleitungen, sich im eigenen körperlichen und psychologischen Raum zu Hause zu fühlen.

Der Körper führt Regie über dein Leben

Zahlreiche Beispiele, wie alte Geschichten, an denen wir länger festhalten, unseren Körper zur Verzweiflung treiben.

Neue Geschichten eröffnen neue Möglichkeiten. Zum Beispiel wird Aggression als Energie betrachtet, die uns handlungsfähig macht, freundlich und instinktsicher. Nutzen wir sie als Fähigkeit, gute Entscheidungen zu treffen.

Anleitungen und Übungen aus dem Erste Hilfe Koffer, um innere Antworten zu finden und den Mut, dir selbst, und deinen Körpergeschichten besser zuzuhören.

Was es in mir auslöst.

Die Bestätigung, daß einfache schwarz-weiß- Erklärungen immer zu kurz greifen.

Die Bestärkung darin, grundsätzlich hinter die Kulissen des präsentierten Coachinganliegens zu schauen.

Die Gewissheit, dass radikale Ehrlichkeit uns selbst gegenüber entscheidend ist, wenn wir uns auf einen Transformationsprozess einlassen wollen. Ganz gleich, wie lange er dauert.

Ich empfehle das Buch:

Menschen, die

  • offen sind für alternative Wege, die unser Körper uns zeigt, neben der Schulmedizin.
  • ihren Körper und damit sich selbst besser verstehen, und sich auf eine „Abenteuerreise ins Wunderland ihrer eigenen Geschichte“ (Seite 17) begeben wollen.
  • die Selbstverantwortung für ihren Körper und ihre Psyche (wieder) in die eigene Hand nehmen wollen.

So sterben wir. Fakten und Geschichten – GoodRead Nr. 3

MyGoodReads: – 6 Bücher – 6 Wochen – 6 Blickwinkel- mein Sommerexperiment, um zu zeigen, welche Geschichten hinter StoryCoaching stecken. Herzliche Einladung zum Dialog, wenn du die Dinge ähnlich oder ganz anders siehst.

August in Hamburg. Kurz vor Mitternacht. Drinnen tobt die Party. Draußen sprechen N. und ich nun schon zwei Stunden. Die Nachtkühle ignorieren wir. N. liegt mir am Herzen. Und sie hat Krebs. Aktuell haben sie ihn im Griff. Phantastisch, welche Möglichkeiten moderne Medizin heute hat. Trotzdem, gesund ist sie nicht mehr.

Für N. kommen die Fragen. Das Leben will es jetzt wissen: Was kommt am Ende? Und was in der Zeit davor?

Sterben? Passiert mir nicht.

So gern würden wir glauben „Es trifft ja immer nur die anderen“.
Irrtum. Auch unser Ablaufdatum steht fest. Wir kennen es nur noch nicht.

So sterben wir

Roland Schulz

Im letzten Jahr habe ich behutsam begonnen, mir eine neue Haltung dazu zu erobern. Ein Einblick: “Wie kann Abschied fröhlich sein” – Interview mit einer Bestatterin.

Damals ist mir Roland Schulz Buch als fordernder Wegbegleiter zum ersten Mal begegnet. Lass es mich dir heute ans Herz legen.

Der moderne Mensch denkt über den Tod wie über den Weltraum: Er existiert zweifelsohne irgendwo da draußen – aber im tiefsten Herzen sind wir sicher, niemals durch seine Dunkelheit zu wandeln.“ (Schulz, Seite 18)

 

Wozu ich es lese.

Es werden viele Geschichten über das Sterben erzählt. Keine/r weiß, welche wahr sind. Dabei wünschen wir uns doch alle ein gutes Ende. Vielleicht sollten wir dann beginnen, uns für diese Geschichten zu interessieren. Um zu verstehen, was in unserer Macht liegt und was nicht.

Damit ich N. besser zuhören kann. Und einfach da sein.

Worum geht’s? Schlaglichter.

Die krumme Kraft der Kommunikation. Den Unfug, den Gesunde plappern, wenn wir nicht wissen, wie wir mit Krankheit und Tod natürlich umgehen können.

Wie sich Sterben anfühlt und wann es beginnt.

Dass Trauer mitten im Leben erlaubt ist. Auch die um dich selbst. (Dazu habe ich hier schon mal geschrieben)

Der knifflige Papierkram, der Fragen ans Leben aufwirft.

Sterben ist hart, Sterben schmerzt. Die Möglichkeiten der Palliativmedizin, und warum wir danach fragen müssen.

Der Papierkram beim Sterben

Wenn du gestorben bist, wird der Papierkram auch nicht weniger. Die gute Nachricht: der geht dich dann nichts mehr an. Doch ist die Bürokratie nach dem Tod beeindruckend. Eine Maschinerie, die sich beeinflussen lässt, wenn man weiß wie.

Roland Schulz hat für sein Buch mit Fachleuten gesprochen, die beim Sterben dabei sind, und die übernehmen, wenn dein Ende noch nicht das Ende ist: Hospiz- und Krankenhauspersonal, Bestatter, Menschen in Krematorien, einem Thanatopraktiker, Bestatter*innen, Verwaltungsbeamten, einem Trauerbegleiter.

Fun-Fact: Nicht nur wir glauben, dass Verdrängen uns beim Überleben hilft. Stellt Schulz den Profis die Frage nach den persönlichen Vorkehrungen für den eigenen Tod, haben sie oft genau so wenig getan, wie die meisten von uns. Auch Spezialist*innen für Sterben schieben es gern vor sich her, ihren Kram zu regeln. Wie menschlich.

Was es in mir auslöst.

  • Ein tiefes Gefühl von Verbundenheit durch die Gewissheit: diesen Weg gehen wir alle.
  • Frieden im Blick auf das Ende. Und die Bereitschaft, das Sprechen dem Schweigen vorzuziehen.
  • Lebensfreude, als tiefe Fähigkeit, mich an allem zu erfreuen, was jetzt ist.

Ich empfehle das Buch:

Mutigen Menschen, die sich ehrlich mit der eigenen Endlichkeit auseinandersetzen wollen, und dabei mehr Lust auf Klartext, als auf gute Ratschläge oder psychologischen Samthandschuhe haben.

Jedem und jeder, der/die sich ihrem Unbehagen oder ihrer Angst vor dem Unbekannten stellen wollen und nach einem guten Anfang suchen.

Dir, liebe N.

Ziele sind nützlich, doch manchmal geht es ohne besser – GoodRead Nr. 2

MyGoodReads: – 6 Bücher – 6 Wochen – 6 Blickwinkel- mein Sommerexperiment, um zu zeigen, welche Geschichten hinter StoryCoaching stecken. Herzliche Einladung zum Dialog, wenn du die Dinge ähnlich oder ganz anders siehst.

Dein Ziel ist im Weg

Dr. Martin Krengel

Ein „Hab ich es doch geahnt“-Buch, das mich aufatmen lässt.

Wozu ich es lese.

Von Kindesbeinen an habe ich gelernt: der Mensch braucht Ziele.

Später als Profi: Jedes Coaching muss mit einer Zieldefinition beginnen. Ein Gesetz, an das ich mich lange gehalten habe. Doch mit zunehmender Erfahrung kam das Unbehagen, der Widerstand, etwas in Beton zu gießen, das noch gar nicht dran war.

Doch erscheint es uns nicht allen hin und wieder wie eine sichere Bank, uns an Gelerntes, an Gewohntes, an diese Art von Gesetzen zu halten? Selbst wenn diese Gesetze von Menschen gemacht wurden, die uns gar nicht kennen? Nicht unser Wesen, nicht unsere Art und Weise, das Beste zu leisten. Ich habe schon länger ein gesundes Misstrauen gegen feste Ziele oder vorgeschriebene Methoden.

Versteh mich nicht falsch, ich habe nichts gegen wohlgeformte Ziele. Weckst du mich mitten in der Nacht, rattere ich dir die SMART-Kriterien heute noch auswendig runter. Sie sind ein praktisches Hilfsmittel. Wenn sie gut sind.

Was ist gerade dran in meinem Leben?

Und wenn sie gerade dran sind. Doch die Frage muss erlaubt sein: sind es wirklich Ziele und ihre exakte Definition, die gerade dran sind?

Denn auch ich habe mich dabei ertappt, vor lauter Feinschliff am Ziel mich davor zu drücken, endlich ins Machen zu kommen. Ich hab mich selbst um die Chance gebracht, meine superduper Ziele zu erreichen.

Heute leg ich los, teste den Weg und das Ziel darf daraus entstehen.

Worum geht’s im Buch? Schlaglichter.

Wir sollten nicht stärker an unseren Zielen arbeiten, sondern an deren Realisierung.

Kannst du dein Ziel nicht perfekt formulieren und schiebst diesen Schritt immer wieder auf, dann verschiebst du in Wahrheit dein Leben. Stop it! Now!

Ist dein Ziel so groß, dass du zwar mächtig beeindruckt bist, was du alles erreichen willst, doch liegt dir gleichzeitig schwer wie ein Sack Zement auf deiner Brust, dass dir die Luft zum Loslaufen fehlt, dann ist es das falsche Ziel. Schmeiß den Sack runter. Vergiss das Ziel für einen Moment. Hole tief Luft und lauf los.

Sobald das falsche Ziel aus dem Weg ist, wird es plötzlich leicht. Manchmal wird das bessere Leben daraus geboren, WEIL ein erstes Ziel NICHT erreicht wurde.

Ziele sind Mittel zum Zweck. Nie der Zweck selbst.

Denn Ziele sind manchmal nur ein Mittel zum Zweck.

Hast du zum Beispiel eines dieser: “Ich will reich werden”- oder “Ich will in einem Jahr eine Million verdienen” – Ziele, dann schau genauer hin. Das Geld ist nie der Zweck selbst, sondern immer nur das, was es dir bedeutet, was du damit machen (sparen, spenden, dir was leisten) oder erreichen (Gefühl der Sicherheit im Alter, eine gute Sache unterstützen, als Belohnung) willst. Frag dich, wofür dein Ziel (WAS) steht, dann mach und genieße das WIE.

So entstehen Prototypen, die Phantasie durch Fakten ersetzen. Nur so schaffen wir uns lebendige echte Eindrücke. Kann sein, dass diese noch unvollständig sind, doch wir sind einen großen Schritt weiter.

Deshalb geht auch kein LifeStoryDesign – ganz gleich ob in Hamburg, Portugal oder Online ohne eine mehrwöchige Prototyping-Phase zuende. Wenn du während des Ausprobierens über Informationen und Erkenntnisse stolperst, dann sind die echt und keine Denkblasen.

Kleine Erfolgserlebnisse machen schneller Spaß als große Ziele am Horizont.

Weil ein kleines Scheitern viel weniger schmerzhaft ist als monatelange Planung und harte Arbeit, die mit der Realität wenig zu tun hat, starte deshalb Testballons, so oft und schnell du kannst.

Was es in mir auslöst:

Eine herrlich heitere Gelassenheit mit Abstand zu betrachten, was immer ich früher als eherne „Gesetze“ im Coaching gesehen habe. Denn auch so ein Gesetz ist nichts anderes als eine alte Geschichte. Ist sie nicht länger nützlich, nehme ich dankbar mit, was sie mich gelehrt hat. Der Rest kommt ins Archiv.

Den Genuss prickelnder Aufbruchstimmung, die entsteht, sobald ich mich entscheide: Jetzt mach ich einfach mal. Denn jede Entwicklung braucht eine Entscheidung (Den Kreislauf zeig ich dir hier im Video). So habe ich meine Blogartikel früher mit großer Ernsthaftigkeit geplant. Heute schreibe ich einfach los. Sag mir gern in den Kommentaren, ob du die alten oder die neuen lieber liest.

Die Offenheit für das richtige Timing: Wenn ein Ziel dran ist, ist es dran. Und wenn nicht, dann erfreuen wir uns so lange am Weg. Das heißt, wenn du ins Coaching kommst, und hast ein klares Ziel = super. Wenn du mit einer vagen Vorstellung von “irgendwas muss hier anders werden” kommst, zwing ich dich nicht ins Ziele-Korsett, sondern schlage dir vielleicht zunächst ein Stop & Grow vor. Und dann sehen wir weiter. Oder

Ich empfehle dir das Buch, wenn du:

  • “Pickel” bekommst, weil schon wieder eine/r von dir wissen will, welche Ziele du in deinem Leben hast.
  • dir mehr Gelassenheit wünschst, was das Formulieren deiner Ziele angeht.
  • nach der Sommerpause ganz neu mit eigenen Zielen für den Rest des Jahres umgehen willst.

Wie gehst du an Ziele ran? Bist du eher Typ „Zuerst immer gute Ziele definieren“? Oder Typ „Einfach mal machen“? Oder ganz anderer Typ?

Ich freue mich auf deinen Kommentar.

Raushalten bringt es nicht – GoodRead Nr. 1

Meine Good Reads Sommer 23

Mit MyGoodReads stelle ich Bücher vor, die mich in diesem Sommer bewegen – aus ganz unterschiedlichen Perspektiven. Doch immer geht es um Stories. Um die Geschichten, die hinter allem und in allem stecken.

Ich zeige dir, dass die  Möglichkeiten von Storytelling weit über die gern genommene Anwendung als Marketing-Werkzeug hinausgehen. Ich lasse dich teilhaben an den Themen, in denen ich ständig mein Wissen erweitere, um dir eine kompetente und erfahrene Begleiterin auf deinem Weg zu mehr Lebensfreude und beruflicher Erfüllung zu sein.

Es handelt sich – in Auswahl & Bewertung – um meine ganz persönliche Sichtweise. Fühle dich zum Dialog herzlich eingeladen, wenn du ähnliche oder ganz andere Gedanken hast oder etwas ergänzen möchtest.

Einsteigen will ich heute mit einem Fachbuch. Es liegt schon eine Weile im Stapel, ist aufgrund des wissenschaftlichen Anspruches komplex und herausfordernd zu lesen. Doch gerade ist Zeit dazu.

Seelenarbeit im Sozialismus

Die Autorinnen sind bis zu 15 Jahre vor mir geboren. Und doch im gleichen Land.

Wozu ich es lese.

Beim StoryCoaching spielen Geschichten, die wir uns über unsere Herkunft und die Systeme erzählen, in denen wir aufgewachsen sind, immer eine Rolle.

Mein professioneller Anspruch: bewusst und behutsam einbeziehen, was damals wahrgenommen, oder (aus gutem Grund) ausgeblendet wurde. Um individuelle Hürden aus dem Weg zu räumen, die dich heute davon abhalten, das Leben zu leben, das du dir wünschst, stelle ich diese Geschichten neben aktuelle gesellschaftspolitische, wirtschaftliche, psychologische Strömungen, die unser Denken und Handeln beeinflussen.

Und neben die Haltung, mit der wir anderen und uns selbst begegnen. Haltung kann zum Beispiel sein:

  • Wertschätzung | Abwertung „Ich sehe dein Bemühen um eine passende Lösung.“ versus „Du peilst es sowieso nicht, was kann ich von einem/einer wie dir schon erwarten.
  • Vertrauen | Misstrauen „Was kann ich öffentlich oder unter 4 Augen sagen und was behalte ich besser für mich?

Worum geht’s? Schlaglichter.

In den Betrachtungen zur „Seelenarbeit“ in der DDR zeigt sich, wie unterschiedlich zugrunde liegende Narrative oder möglichen Perspektiven sein können. Wer wusste was (und wie viel) über die Praktiken, Psychotherapie für die politischen Zwecke des Staates auszunutzen? Konnte überhaupt jemand von sich behaupten, nichts gewusst zu haben? Wer war im Psycho-Betrieb Opfer, wer Täter?

Vertrauen | Misstrauen: eine stete Abwägung

Und wer schützte wen vor wem? Therapeut*innen ihre Patient*innen, indem sie sich unter Berufung auf ihre Schweigepflicht, vielleicht vor den Ausreise-willigen Menschen stellten? Patient*innen ihre Therapeut*innen, indem sie ihr Gegenüber mit Informationen dieser Art „verschonten“, damit jedoch den Therapieerfolg unmöglich machten?

Wie weit konnte man in einem gesellschaftlichen Klima des Misstrauens seinem Therapeuten vertrauen, ihm | ihr etwas Wahrhaftiges anvertrauen?

Vielleicht habe ich aus diesem Grund an meine Rolle als Coach den höchsten Anspruch an Integrität und Verschwiegenheit  (Marketingberater nennen mich ein bisschen paranoid 😉, wenn ich mich standhaft weigere Namen oder Fotos meiner Klientinnen zu veröffentlichen).

Doch damals hatten „Wände Ohren“ und harmloses Geplauder – selbst unter Freunden – konnten dich selbst und andere in entsetzliche Zwangslagen bringen. Zeitdokumente oder sehenswerte Filme, wie „Das Leben der anderen“ erinnern an den Zwiespalt aller Beteiligten.

Position beziehen und seelische Gesundheit

Im Beitrag „Die obszöne Frage nach der Freiheit“ – geht es mit „Warst du eine/r von denen? Sonst hättest du doch dort nicht leben können?“, um das immer gleiche “Wissen wollen” adressiert von West- an Ostmensch. Doch die Bandbreite der Antworten – individuell gefühlt und gesellschaftlich erlebt – ist groß. Es geht um Rückschau auf die eigene Einschätzung: welches Risiko war der „Seelenarbeiter“ bereit einzugehen und wo hielt er/sie lieber den Ball flach, weil die erwarteten Konsequenzen untragbar erschienen.

Über die DDR gibt es nach wie vor keine von der Mehrheit akzeptierte Meistererzählung. Sondern die eine von „…sozialer Sicherheit, Gleichheit, Gemeinschaftsgefühl und vielem, das zu Unrecht auf den Abfall der Geschichte geworfen wurde.“ Die andere, „…die vom eingesperrten Volk erzählt, von der Stasi überwacht, drangsaliert und miserabel versorgt.“ (Michael Geyer, Seite 185). Schon bevor es das eigene Land nicht mehr gab, und auch heute noch zerreißt es Bürger*innen mit einer DDR-Vergangenheit zwischen Polaritäten. Wenn in der individuellen Erinnerung weder das eine noch das andere zu 100% unterschrieben werden kann, entstehen biografische Erzählungen, in denen nichts wirklich stimmt.

Im StoryCoaching wird es möglich, auch diese widersprüchlichen Puzzlesteine deiner eigenen Geschichte zu betrachten. Kapitel, die dich geprägt und geformt haben, die du nicht mehr ändern, doch als Teil von dir annehmen kannst, um dann neue Kapitel zu schreiben.

Was es in mir auslöst.

Geschichten sind seit Jahrzehnten meine Leidenschaft. Deshalb bin ich der Worte mächtig, überdurchschnittlich begabt für Text und Subtext. Die Auseinandersetzung mit dem, was gesagt – und lieber nicht gesagt wird, begleitet mich schon mein ganzes Leben.

Spuren durch Erzählen transparent machen

Ende Juni teile ich in einem philosophischen Salon zum ersten Mal bewusst die Geschichte meiner persönlichen ZweiSprachigkeit, diese innere Klarheit, die mich von Kindesbeinen an durchs Leben begleitet. Es gab Dinge, die das Kind aussprechen durfte und die anderen, unaussprechbaren, die es lieber für sich behielt. Die Grenzen dazwischen musste das Kind im Innen ständig neu verhandeln. In der Familie gab es niemanden, der diese Fähigkeit lehren konnte. Die Tiefe dieser alten Spuren verblüfft mich selbst, doch durch das Erzählen werden sie transparent.

Als StoryCoach ist es mein Auftrag, mich rauszuhalten aus deinen Geschichten. Ich biete dir Raum und Struktur, der Inhalt deiner Geschichten gehört dir. Du übernimmst die Verantwortung, welchen nächsten Schritt du gehst. Das passt.

Doch in den gesellschaftlichen Diskursen unserer Zeit – sei es um korrekte Sprache, um Diskriminierungen aller Art, um Diversität, gibt‘s was zu tun für mich. Manche Diskurse werden in einer wenig wertschätzenden Art und Weise geführt. Ich erlebe, dass sich dem um Verständnis und neue Denk-Wege mühenden Menschen erst einmal böser Willen unterstellt wird, statt die gute Absicht und das Ringen um neues Denken anzuerkennen. Recht hat, wer schnell ist und laut. Dann rappelt meine ZweiSprachigkeit in ihrer Kiste: Sage ich etwas dazu? Oder halte ich lieber die Klappe? Die Gefahr, doch nur falsch verstanden zu werden, ist ständig da.

Gute Gründe, nicht zu schweigen

Doch es gibt in unserem Land – gerade jetzt – gute Gründe, dem Schweigen nicht die Führung zu überlassen. Geyer bringt es auf den Punkt (Seite 208)

„Der Untergang der DDR-Diktatur hat eine Leere hinterlassen, die insbesondere von denen, die nie eine Diktatur erleben mussten, zu beherzigen wäre. Eine Diktatur wird durch Gleichgültigkeit, Zynismus und Verstellung ihrer Bürger am Leben erhalten…“, doch „Ein starres und morsches System kann unter günstigen Umständen allein durch Offenheit ihrer Bürger auch ohne Gewalt einstürzen.

Im Gegensatz zur Diktatur ist die Demokratie durch die Gleichgültigkeit ihrer Bürger extrem gefährdet. Auch sie kann nämlich durch die Unfähigkeit der Politiker, die Leere ihrer Phrasen und eine erstickende Bürokratie morsch werden. Sie würde in solchen Zeiten ohne den offenen und gewaltlos ausgetragenen Streit um die Richtung der Politik und den offenen Kampf um den Erhalt der Werte der Aufklärung untergehen. Sie braucht also genau jenes bürgerliche Engagement zum Überleben, das die DDR-Diktatur zum Zusammenbruch brachte.“

In mir zwei Länder, zwei Gesellschaftsformen

Lasst uns miteinander sprechen. Aussprechen dürfen, was nicht leicht zu formulieren ist. Neugierig erkundend. Aufrichtig und wertschätzend mit einem liebevollen Humor. Und die Fähigkeit der Ambiguitätstoleranz – das Aushalten von Ungewissheit – trainieren. Denn unsere Welt wird täglicher komplexer und es gibt nur noch wenige schnelle unkomplizierte Lösungen.

Ich empfehle das Buch:

Fachkolleg*innen aus Ost und West, die bereit sind, ihren Blick für die Geschichte(n), die Ost-sozialisierte Menschen mit in unsere Coachings, Trainings und Therapien bringen, zu vertiefen, und dabei ihre eigene Rolle und Weltsicht auf die Narrative zu einem „Land das es nicht mehr gibt“ (ein exzellenter Film von Aelrun Goette) zu hinterfragen.

Ausdrücklich ans Herz legen möchte ich den Beitrag „Was bleibt“ – Prägungen und Verwerfungen. Erlebte Psychotherapiegeschichte von Annette Simone, ihr sehr persönlicher Blick auf das, was den Seelenarbeitern in der DDR möglich war und was nicht.

Hast du Erfahrungen und Geschichten aus der  Seelenarbeit im Sozialismus? Ich freue mich auf deinen Kommentar.