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Spuren des Lebens

Stapfen wir an einem sonnigen Tag durch tiefen Schnee, dann sind sie am schönsten. Auf einer langmähnigen Sommerwiese bleibt ein Pfad aus plattgetretenen Grashalmen zurück. An der Nordsee klebt der Schaumsaum im Sand, wenn die Wellen sich zurückziehen.

Spuren der Natur.

Hast du dich gestoßen, bleibt vielleicht ein blauer Fleck. Hast du bis zur Erschöpfung gearbeitet oder dich am Sinn deiner Arbeit erfreut, hast dich gestritten oder verliebt in diesem Jahr – ab jetzt gehören sie zu dir.

Spuren deines Lebens.

Kein Leben geht spurlos vorüber.

In jedem von uns bleiben Spuren des Jahres zurück, die die Umstände unseres Lebens dort hinterlassen haben.

Ereignisse und Überraschungen – freudig oder scheußlich, und all das, was dazwischen liegt.

Andere Menschen – liebevoll, wohlwollend, verletzend oder einfach nur unachtsam – mit Blicken, Worten, Taten.

Spuren, die wir in uns selbst hinterlassen – wenn wir mit uns meckern, uns antreiben oder freundlich und nachsichtig behandeln.

Und dann gibt es Spuren, die wir in diesem Jahr im Leben anderer Menschen gezogen haben; sicht- oder unsichtbar.

Wenn du in den Tagen zwischen den Jahren auf deine ganz individuellen Spuren schauen willst (ich empfehle einen Blick der wertschätzt, wer du wirklich bist) – hier ein paar Ideen von mir. Schau selbst, welche am besten zu dir passen.

  • Welche Spuren hat das Jahr in dir / an dir hinterlassen? Äußerlich sind es vielleicht ein paar weiße Haare, im Innen eine Erkenntnis, eine Verletzung, ein Moment des Glücks, den du noch in dir trägst?
  • Welche Ereignisse haben dich verändert? Beruflich, im Familien- oder Freundeskreis, gesellschaftlich? Haben sie dich wachsen lassen (wodurch) oder dir wichtige Erkenntnisse geschenkt (welche)? Oder haben sie dich niedergedrückt und du wünschst dir einen Ausweg aus den ewig gleichen Geschichten?
  • Welche neuen Seiten oder Möglichkeiten hast du an dir entdeckt? Von welchen alten hast du dich verabschiedet?
  • In welchen Augenblicken des Jahres warst du stolz auf dich? Oder sauer? Welche Spuren davon bleiben im Gedächtnis in Gedankenschleifen hängen, oder als Kondensstreifen der Freude im 💓? Schau deinen Kalender 2024 nochmal durch, du findest mit Sicherheit etwas.
  • Welchen Spuren wolltest du folgen, und hast es dann doch nicht (oder nicht ausreichend) getan?
  • Welche Begegnungen waren so kostbar, dass du noch gern daran denkst? Oder war das Wertvolle daran eher die Herausforderung, an der du wachsen musstest (durftest)?

Spuren des Lebens sind ein ewiger Kreislauf.

Schließen wir den Kreis.

Welche Spuren des Lebens hast du hinterlassen?

Welche Spuren behält dieses Jahr von dir zurück?

Bei wem oder wodurch hast du 2024 Spuren hinterlassen – beruflich, persönlich, familiär, gesellschaftlich…? In den Köpfen und Herzen?

Waren sie klein, wie z.B. ein Lächeln an eine Unbekannte zu verschenken. Oder groß, wie einem verzweifelten Menschen in seiner Not zuzuhören, auch wenn du eigentlich keine Zeit dafür hattest? Oder einer Ungerechtigkeit endlich einen Riegel vorzuschieben? Bist du aufgestanden, hast dich gerade gemacht für etwas, das dir am Herzen liegt? Hast anderen Mut gegeben, das gleiche zu tun?

2024 geht zu Ende. 2025 beginnt.

Doch so wie Jahreszahlen nur menschengemachte Zäsuren sind, Spuren ziehen weiter ihre Kreise.

Welchen Spuren willst du weiter folgen? Jetzt gleich?

Welche möchtest du im neuen Jahr kraftvoller entwickeln? Deinem Leben neuen Schwung geben?

Ich bin gespannt auf deine Ideen. Teile sie gern in den Kommentaren.

 

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* Dieser Artikel ist entstanden als Dankeschön für die berührenden Stories, die meine Gäste beim StoryTeller im Dezember 2024 zum Thema Spuren des Lebens mit mir geteilt haben.

Entspannung für Kopfmenschen Goodread Nr. 10

Entspannung für Kopfmenschen

Eine Geschichte über Stress. Und wie unser Körper uns dabei hilft, ihn zu überlisten.

Schon 2018 – kein Mensch kannte das Wort Covid, den Ukraine Krieg hätte jeder für eine geschmacklose Dystopie gehalten – schreibt Sonja Panthöfer darüber, wie wir die Welt „gewissermaßen im Zustand eines Dauerbebens“ erleben. Diese Destabilisierung des Lebensgefühls sei oft „mit einem bangen Blick in die Zukunft verbunden.“

Gerade als Kopfmenschen überfordern wir unser bedauernswertes Hirn permanent. Nun versuche das arme Ding, irgendwie über den Tag zu kommen.

Ende 2024: aktuell keine Besserung in Sicht.

Entspannung für Kopfmenschen - Buch von Sonja Panthöfer GoodRead von Story Coach Katrin KlemmAls Rettung empfiehlt Panthöfer: Füße!

Denn unsere Füße sind es, die uns durchs Leben tragen. Sie nennt es “Haltung der geerdeten Zuversicht”, eine Stabilisierung, die tatsächlich von den Füßen ausgeht. Ausgerechnet der Körperteil, der am weitesten vom Kopf entfernt ist, könne unser Denken und Fühlen positiv beeinflussen.

Ihr Buch will uns mit klugen, pragmatischen und einfach machbaren Hacks zurück auf den Boden holen.

 

Weshalb ich es lese

Als ich den Buchtitel entdecke, denke ich spontan: Entspannung und Kopfmensch? Funktioniert niemals! Ich habe als ehemaliger nur-Kopfmensch da so meine Erfahrung.

Gut, in den letzten beiden Jahrzehnten habe ich mich selbst davon überzeugen dürfen, dass wir aus mehr als unserem explosiven Kernkraftwerk an Gedanken bestehen. Es macht sehr viel Sinn, gut zuzuhören, wenn unser Körper Geschichten erzählt. Mit den Jahren habe ich eine Ahnung davon bekommen, dass Frieden schließen mit Stress, mehr noch, das Gestalten von Stress eine Kooperation von Geist UND Körper ist.

Aber man lernt ja nie aus. Deshalb habe ich mich auf die unaufgeregte Schreibe der Autorin eingelassen. Sie piekt nicht mit ausgestrecktem Zeigefinger auf mich ein, sondern macht mir Vorschläge, die sie mit heiterer Überzeugungskraft begründet.

Worum es geht

Menschen, die durch ihre Art zu denken mental ständig auf höchstem Aktivitätsplateau verweilen, sind Meisterinnen darin, sich selbst unter Stress zu setzen. Dagegen hat Sonja Panthöfer was. Ihre Ideen und praktischen Anleitungen für mehr geistiges und körperliches Wohlbefinden geben Grund zur Hoffnung.

Wenn man sich drauf einlässt und einfach mal macht.

Kopfmenschen – wer gehört dazu?

Panthöfers Steckbrief – Kopfmenschen:

  • sind klug, wach, rational im Denken, logisch, strukturiert.
  • legen Fokus auf Fakten und eine analytischen Herangehensweise.
  • sind wissbegierig, effizient, bevorzugen intellektuelle Aufgaben.
  • Stress verstärkt ihre Neigung zum Grübeln. Denn weil sie Probleme mit dem Abschalten haben, krititisieren sie sich auch noch dafür.

In der Regel sind es besonders die klugen Köpfe die an Atem- oder Achtsamkeitsübungen scheitern, weil sie just in dem Moment wo es darauf ankäme, loszulassen in einer Ambivalenz stecken bleiben. Denn mindestens genauso lautstark wie die Sehnsucht nach innerer Ruhe meldet sich in diesen Momenten eine innere Stimme zu Wort die das kritische Hinterfragen nicht abstellen kann”. (S.54)

Die Denkfallen der Kopfmenschen

Sonja Panthöfer stellt uns eine Reihe Denkfallen vor, denen du als gestresster Kopfmensch mit Sicherheit schon begegnet bist

Denkfallen sind bei ihr “lieb gewordene Denkgewohnheiten, die das Gefühl von Stress verstärken können und die den Wahrnehmungshorizont einschränken. Es sind Gewohnheiten bei denen uns entfallen ist, dass es sich nicht um Charaktereigenschaften handelt“.

Genau das, was ich als StoryCoach Geschichten nenne. Geschichten, die wir uns in Dauerschleife erzählen, ohne dass sie uns auch nur ein Stück vorwärtsbringen.

Ein paar besonders fiese Geschichten von Kopfmenschen

  • Alles-immer-und-noch-nie-Credo: „Das passiert immer nur mir!“ oder „Bei so etwas habe ich nie Glück
  • Ach hätte ich doch nur (nicht)…“ – als „K2-Beschwörerin“ nutzt du den zweiten Konjunktiv, um zu betrauern, was du eh nicht mehr ändern kannst.
  • Opfermentalität: Selbstmitleid in Dauerschleife, mit dem du dir selbst und deinem Umfeld gehörig auf den Wecker gehst.
  • Perfektionismus, der deine Zufriedenheit mit zu erfüllenden Aufgabe immer wieder in die Zukunft verschiebt. Angegossen wie eine Rüstung funktioniert er gleichzeitig wie ein Korsett, das dir die Luft abschnür

 

Das Erfreuliche: Gewohnheiten lassen sich ändern.

Neue für Geschichten für Kopfmenschen

Neben der gut lesbaren Aufklärung über das, was wir im Oberstübchen treiben, um unseren Stress selbst herzustellen, findest du im Buch viele handfeste humorvolle Anleitungen.

Hier zwei meiner persönlichen Favoriten. Beide haben bei  mir den wiederholten Alltagstest mit 5 Sternen bestanden.

So lassen Kopfmenschen Dampf ab

Blitzableiter

Wenn du mal richtig “geladen” bist, mit deinem Ärger / Zorn / Hilflosigkeit nicht weißt wohin, nutze dein Ausatmen. Stell dich mit beiden Beinen fest auf den Boden und stoße beim Ausatmen ein kurzes kräftiges „Sch…“  aus (die ersten drei Buchstaben des beliebten Schimpfwortes genügen). Wiederhole das ein paar Mal und erlebe, wie dein Bauch sich dabei zusammenzieht.

On top lass deinen Oberkörper dabei nach vorn und unten fallen. Fünf bis sieben Mal, dann ist alles raus.

So freunden sich Kopfmenschen mit sich selbst an

Freundliche Geste

Denke an einen Menschen, der dir etwas bedeutet. Das geht mit geschlossenen, aber auch mit offenen Augen. Stell dir vor, dieser Mensch lächelt dich an. Vertiefe dich in dieses Lächeln. Spüre, was es auslöst. Wenn du magst, lächle zurück.

Und dann schenke dieses Lächeln dir selbst. Beobachte, was geschieht. Mit ein klein bisschen Übung gelingt es dir, diese Lächeln dorthin zu lenken, wo du dich verspannt fühlst. Genieße die Entspannung einen Augenblick lang.

 

Ich empfehle das Buch

Menschen, die

  • eine Sehnsucht nach einer Haltung der geerdeten Zuversicht spüren
  • erfahren wollen, wie sich unser Körper und Geist durch den Alltag bewegen
  • sich gern auf Augenhöhe aus vorgefassten Meinungen heraushelfen lassen. Die neugierig sind auf Experimente, die sich durch eingängige Alltagsbilder – Kompass – Wäscheleine – Barometer ohne viel Fachchinesisch ins Leben integrieren lassen
  • mehr gesunde Selbstliebe entwickeln, sich ok finden wollen, mit all ihren Stärken und Schwächen

Selbst wenn es für dich als aufgeklärten Skeptiker es eine Herausforderung sein kann auf eine solche Weise mit dem eigenen Körper zu kommunizieren. Aber eine die es wert ist.

Fazit

Gelassene Heiterkeit. Ein Zustand, in dem ich mich immer mehr zu Hause fühle. Dieses Buch zeigt dir, wie du sie herstellen, erleben und genießen kannst.

 

StoryCoaching gibt Sicherheit

Von der Wichtigkeit, etwas Sicheres im Rücken zu haben.

Kaarst. Juli 2005. Rosi war bei einem großen Softwarehaus angestellt. Doch da gab es einen Wunsch nach mehr. In ihrem ersten Coaching Auftrag an mich ging es um ein Zielbild für das Leben und Arbeiten in der Selbständigkeit. Es ging um einen Projektplan und nützliche Ressourcen als Unterstützer auf dem Weg zum Ziel.

Auch Wegelagerer (wie wir sie damals im guten alten NLP-Sprech nannten), die sich vermutlich dem Ziel in den Weg stellen würden, wollten wir uns genauer anschauen. Die (vielen bekannte) unbeliebte Akquise gehörte dazu. Und das Gefühl als freiberufliche Trainerin so allein da zu stehen, irgendwie schutzlos.

Rosi, und da gab es dieses Gummiband…

Ja, das Gummiband – das mich zurückzieht. Es ist tatsächlich ein langjähriger Begleiter. So wie diese Gummibänder an Einweckgläsern. Die halten ordentlich was.

Über die Jahre ist es brüchig geworden. Es bröselt so langsam, hält noch so gerade eben.

Da fehlte die Erlaubnis, Erfolg zu haben. Erfolg vor mir selbst und anderen. Ich fühlte mich wie gelähmt. Manchmal ging ich los, machte einen Schritt nach vorne und dann wurde es zäh. Da waren einige innere Anteile in mir, die waren pro Selbständigkeit. Und da war noch etwas, etwas ganz Altes. Keine Ahnung was. Eben das Gefühl des Gummibands.

Als mir mein Chef dann eine neue Aufgabe als Projektqualitätsbeauftragte und -Coach für 120 Menschen angeboten hat, habe ich zugesagt, und habe mich mit dieser Entscheidung auch sehr wohl gefühlt.

Damit war die Selbstständigkeit erstmal verschoben. Das war 2006.

Heute – im Herbst 2024 – bist du selbständig. 18 Jahre später. Was ist heute anders?

Ich kann meine Entscheidung von damals heute gut vertreten. Ich weiß jetzt auch, was mich damals gehindert hat. Und genau so weiß ich: Wissen hilft erst mal gar nichts, aber es ist ein erster Schritt.

Wissen ist nur ein erster Schritt

Wenn ich zum Beispiel an die Akquise denke, fällt mir auf, dass ich nach all den Jahren praktisch noch am selben Punkt stehe. Das war eine Erkenntnis, die sich erst mal schrecklich anfühlte, bis mir aufging: „Ich will und brauche diese Art der Akquise gar nicht!

Du stehst immer noch am selben Punkt, sagst du. Was ist dieser Punkt?

Ja, eben, dass ich keine Akquisition mache, kein Marketing für mich. Schaue ich auf die Vergangenheit zurück, hatten alle inneren Anteile, die mich daran gehindert haben, vorwärts zu gehen, mich zu zeigen, ihre Berechtigung. Es war eine Schutzfunktion. Das habe ich vor 18 Jahren nur noch nicht gewusst. Natürlich kannte ich da auch schon Teilemodelle und all das. Aber das war halt alles nur kognitives Wissen.

Der Körper darf mitarbeiten

Heute nehme ich meinen Körper dazu. Das ist ein wesentliches Element, was sich geändert hat. Heute kann ich spüren, was dran ist. Damit ist es nicht mehr so anstrengende Arbeit. Also ich arbeite weniger an mir. ES arbeitet mich immer noch. Das ist okay. Das ist das, was jetzt sein darf. Da taucht was auf, ein Gedanke, ein Gefühl und ich gucke hin.

Wie kommen denn deine Menschen, deine Teilnehmerinnen zu dir, wenn du gar nicht das Marketing machst, von dem da draußen so viele glauben zu wissen, wie man es „richtig“ machen müsste?

Lass mich dir eine Geschichte erzählen, Katrin.

Ich habe seit vielen Jahren ein Engagement an der Volkshochschule Düsseldorf. Da mache ich immer dasselbe Seminar zweimal im Jahr. Ist immer großartig, immer ausgebucht. Eines Abends war da eine Teilnehmerin, die hörte anders zu. Am Ende des Seminars kam sie auf mich zu und sagte: „Ich bin auf der Suche nach Referentinnen für die Firma. Ihr Seminar hat mir super gut gefallen. Hätten Sie Interesse daran, für uns zu arbeiten?“ Das war so erstaunlich für mich.

Noch besser wurde es, als ich feststellte, dass ich die Frau, die dort meine Ansprechpartnerin wurde, schon seit Jahren kenne und schätze. Da ist sofort eine Verbundenheit da gewesen.

Manchmal reicht es, sich finden zu lassen

Mich finden lassen” – ja, das ist ein Satz von mir. Ich habe tatsächlich an dieser Stelle das Suchen weitgehend abgestellt und umgeschwenkt auf’s finden lassen. Natürlich sind dann auch schon wieder Anteile (und Menschen), die sagen: „Ja, ja, ganz schön faul. Willst du gar nichts dafür tun?“

Dann denke ich: „Ja, genau. Ich würde es nur nicht faul nennen.“ Ich nenne es Erfahrung und Vertrauen.

Nochmal zurück zu 2005. Wir haben über Fähigkeiten gesprochen, die du in einer Zukunft als freie Trainerin einsetzen möchtest. Deine Worte

Ich möchte in der Zukunft gern die Fähigkeit nutzen, mich an Erlebnisse aus meiner Tätigkeit erinnern zu können, die prägnant und erzählenswert sind.“

Das Erinnern und das Erzählen können bekam 2022 noch mal einen anderen – einen sehr persönlichen – Kontext.

Ja, lass uns unbedingt darüber sprechen. Das ist wichtig. Das muss in die Welt. Ich will das in die Welt bringen. Das ist meine Aufgabe. Das ist mein Sinn im Leben geworden. Ich möchte aber gerne noch einmal zurückgehen auf das Wort „Erinnern“.

Erinnern – Wie wichtig ist das?

Das mit dem Erinnern ist eine ganz schwierige Sache bei mir und das hat seine Ursache in traumatischen Erlebnissen. Ich habe vor kurzem erfahren, dass Menschen, die Traumatisierungen erlebt haben, einen verkleinerten Hippocampus haben. Das ist der Teil im Gehirn, der für die Abspeicherung von Erinnerungen zuständig ist.

Das hat mich zuerst super geflasht, und dann super erleichtert. Denn ich habe mich immer damit gequält, dass ich mich nicht erinnern kann. Ich brauche Brücken und Hilfsmittel, um mich zu erinnern. Und das ist jetzt okay.

Lass mich dir ein Beispiel geben

Am Dienstag habe ich meine letzte ehrenamtliche Tätigkeit aufgegeben. Ich war Vorsitzende eines Sport-Fördervereins.

Wechsel an der Spitze des Floorball-Fördervereins: Rose-Marie Gilsbach übergibt an Inga Meints

Der zweite Vorsitzende hat an dem Tag eine wundervolle Rede gehalten über das, was ich in den vergangenen 25 Jahren für diesen Sportverein geleistet habe. Das hat mich sehr, sehr berührt. Er sagte: „Wir werden einen Ehrenamtspreis aufsetzen. Den werden wir nach dir benennen“. Und ob ich das denn überhaupt möchte. Da habe ich rumgedruckst.

Ein Teil in mir hätte am liebsten gesagt: „Nein, nein, nein, nein, nein“.

Bis zum nächsten Morgen habe ich gebraucht zu realisieren, dass er das über MICH gesagt hat. Doch ein anderer Teil in mir findet es toll, dass gewürdigt wird, was ich getan habe. Und dass das jetzt auch bei mir ankommen ist.

Die Erlaubnis, sich selbst zu würdigen

Da habe ich gedacht: „Okay, Rosi, du kannst ja auch mal selbst anfangen, das zu würdigen.” (sie lacht amüsiert über sich selbst).

Es fühlt sich wirklich großartig an, und zwar nicht in dem Sinne: „Ach, was bin ich toll“, sondern: „Ja, das habe ich tatsächlich alles gemacht, 25 Jahre lang.“ Auch ich selber darf das so wahrnehmen im Sinne von WAHR. Also zwei Worte: Ich darf es wahr nehmen. Nehmen und wahr.

Zu deinem Coaching-Auftrag von 2022: Du wolltest gern ein sehr persönliches Storytelling aufsetzen.

Ja, die Geschichte, die ich erzählen wollte, soll Frauen Mut machen, sich dem Thema persönliches Trauma zu stellen. Ich wollte – und will – Anregungen geben, was möglich wird, wenn man sich dem eigenen Trauma zuwendet.

Zwischen 2005 – als Erzählen noch nicht möglich war – und 2022 – als die Zeit dafür reif war: Was hast du auf diesem Weg erlebt?

Ich habe immer gemerkt, dass ich irgendwo raus will, dass ich aber nicht raus kann. In vielen, vielen Jahren habe ich mich dafür interessiert, wer ich eigentlich bin, was ich eigentlich möchte und welche Möglichkeiten es gibt, irgendetwas zu erkennen oder umzusetzen. Und habe in der Zeit sehr viel gelernt. Ich habe eine Trainerausbildung gemacht, systemisches Aufstellen, Trance-Arbeit, Hypnosystemik, gewaltfreie Kommunikation, The Work … frag mich nicht.

All das war klasse und all das waren Schrittchen auf dem Weg zu mir. Erhellende. Spannende.

Doch mein Gummiband blieb mir treu

Doch schlussendlich war es nie endgültig erfüllend. Denn das, von dem ich nicht wusste, was es ist, konnte ich mit all dem nicht heilen. Auch bei allen Therapien bin ich immer irgendwann über meine Therapeutin hinausgewachsen. Nur mein Problem, das habe ich immer weiter mitgeschleppt.

Erst Ende 2019, als sich in meinem privaten Umfeld etwas änderte, da ging es mir von Tag zu Tag schlechter. Dann kam Corona, man ging nicht mehr aus dem Haus. Das war für mich nicht so schlecht. Doch ich musste dauernd Dinge mitmachen.

Ich MUSSTE (dieses Wort wähle ich bewusst) immer mit, und ich habe nicht Nein gesagt. Ich bin aus meinem schönen einfach-zu-Hause-sein-können, viel lesen, bei mir sein, immer wieder rausgerissen worden. Dann musste ich reden, dann musste ich Fernsehen, im Garten mitarbeiten, was auch immer. Und ich war unfähig, mich dagegen zu wehren.

Mit der Unfähigkeit, mich zu wehren kam die Wut.

Doch innerlich hat es gearbeitet, wurde es immer frustrierender bis zum Tag, an dem meine ganzen Kompensationsstrategien zusammengebrochen sind. Mich hat eine derartige Wut überfallen, die ich in keinster Weise kontrollieren konnte. Tag für Tag bin ich ausgerastet. Das war super, super unschön.

Dann kam der Tag, an dem es mir dämmerte, es könnte was mit Trauma zu tun haben. Ich habe versucht, mich dem zu nähern. Doch ich war nicht mal in der Lage, das Wort „Trauma“ am Computer einzutippen. Es ging einfach nicht. Und zum ersten Mal habe ich mich gefragt: „Hey, wieso geht denn das jetzt nicht?“ Und habe nach innen gehorcht.

Die Antwort war: „Ich verrate irgendetwas oder irgendwen, wenn ich mich damit beschäftige.“ Und das war der Beginn einer schrecklichen und schönen Reise, die ich dann mit deiner Hilfe erzählen konnte, durfte und vor allem wollte.

Der Beginn einer schrecklich schönen Reise

Gab es einen bestimmten auslösenden Moment, an dem du aufgebrochen bist?

Nein. Es hat sich langsam entwickelt, bis es irgendwann ausgebrochen ist. Ich war ja immer friedlich und habe höchstens mal gemault. Ich war immer leise. Und mit der Wut trat ein riesiger Change ein. Ich habe mich nicht mehr gekannt.

Und es hat mir Angst gemacht. Ich habe Angst gehabt vor dem nächsten Wutausbruch und konnte ihn doch nicht verhindern.

Jeder Prozess braucht seine eigene Geschwindigkeit

Erst nach langer Zeit konnte ich mich überhaupt damit beschäftigen. Das kam langsam. Und das ist gut so für mich gewesen.

Seit vielen Jahren schon schätze ich meine „Langsamkeit“. Denn: Jeder Prozess braucht, und jeder Mensch hat seine eigene Geschwindigkeit. Das Neue, das war die Wut. Die hat mir selber so wehgetan, dass ich sie überhaupt nicht wollte. Ich habe mich davor gefürchtet.

Bis ich dann auf dieses Buch von Janina Fisher stieß „Die Arbeit mit Selbstanteilen in der Traumatherapie“. Dieses Buch hat mein Leben für immer verändert. Damit habe ich gearbeitet, habe mir Unterstützung gesucht. Und Heilung begann.

Die Schriftstellerin Christa Wolf hat mal gesagt, es gäbe Menschen-und Buchbekanntschaften, genau zur richtigen Zeit. Ich fühle das gerade in dem, was du du erzählst.

Absolut, absolut…

Als du mich 2022 angerufen hast, wolltest du erzählen. Doch ganz so einfach war es nicht. Denn da waren ja noch immer eine ganze Menge Widerstände gegen dieses Erzählen.

Ja, zum Beispiel „Ich will bloß nicht angeben. Ohne Struktur wird das nichts. Bin ich denn gut genug? Ich will doch, dass alles stimmt. Was mute ich meinem Umfeld zu, wenn ich beginne zu erzählen?

Katrin Klemm Business Storytelling Widerstände nutzen

 

All dem haben wir erst einmal Raum gegeben, wir haben damit gearbeitet. Wie ging es dir damit?

Das war befreiend. Das ist genau das, wie ich jetzt lebe und vielleicht auch immer gelebt, es nur nicht gemerkt habe. Dass ich ganz vielfältig bin. Ich bin nicht mehr festgelegt. So viel hat sich aufgelöst.

Das spiegelt sich auch in dem Wort, das ich so häufig benutze „möglicherweise“. Ja, das ist möglicherweise so und möglicherweise ist es auch ganz anders. Ich kann gut damit umgehen, wenn jemand zu mir sagt: „Ja, du legst dich ja nie fest.“

Haben wir deinen StoryCoaching-Auftrag erfüllt? Mit welchem Ergebnis? Was hat das Erzählen bewirkt?

Erfüllt? Absolut, ja!

Mit vielen Ergebnissen.

Innerlich insofern, dass das „Ding“ jetzt in der Welt ist. Wie auch immer. Es ist in der Welt. Du hast es gehört, du hast es gesehen, du hast es angenommen. Das hat tatsächlich wieder ein Stück Heilung gebracht.

Und du wolltest noch mehr. Du hattest darum gebeten, dass wir jedes Kapitel deiner Geschichte auf Video aufnehmen.

Ja, das fügte dem Erzählen noch eine weitere Dimension hinzu. Denn da waren jetzt nicht nur du und ich im Raum, sondern auch eine Kamera. Und mit der Kamera meine Entscheidung „Ich bin bereit, meine Geschichte mit der Welt zu teilen.

Bereit, meine Geschichte mit der Welt zu teilen

StoryCoaching gibt Sicherheit beim Erzählen

Da ist jemand, der mir glaubt. Das ist so wesentlich im Trauma-Thema, wenn jemand an Traumafolgen leidet. Die sieht mich, die hört mich, die fragt mich. Sie glaubt mir. Da ist Wertschätzung. Und, das kann ich jetzt erst sagen, ich bin bei dir in Sicherheit gewesen. Ich habe Sicherheit bei dir gespürt.

Verbindung darf in kleinen Schritten wieder möglich sein

Wir kennen uns ja noch aus einer Zeit, in der es in mir ganz anders aussah, in der für mich Verbindung nicht möglich war (ich wusste gar nicht, was das ist). Das ist jetzt möglich. Das ist für mich ein riesiger Schritt: Verbindung hat gefehlt. Das ist das Wesentliche, was es zu heilen gibt, irgendwie und irgendwann.

Das Besondere daran, mit dir zu arbeiten, ist die Offenheit, mit der du alles aufnimmst, auch wenn es vielleicht gerade nicht ins Konzept passt. Ich muss bei dir nicht aufpassen. Ich muss bei dir nicht in meiner Rolle bleiben. Du hörst mir zu.

Ich erzähle, was ich zu sagen habe

Ich habe vor kurzem noch mal darüber nachgedacht. Darüber, dass die Leute mir nicht zugehört haben. Aber wie soll man Geschichten erzählen, wenn man den Glaubenssatz hat: „Die Leute hören mir nicht zu?“ Und mir ist schon seit vielen Jahren klar, dass das auch was mit mir zu tun hat, warum die Leute mir nicht zuhören. Aber das hat es erst mal noch viel schlimmer gemacht, weil ich keine Idee hatte, was ich da machen sollte?

Inzwischen weiß ich, dass ich mich immer mit dem Gedanken unter Druck gesetzt habe, es müsse unbedingt spannend sein, was ich jemandem erzähle. Nun ist es mir relativ (kommt drauf an, wie nah mir die Person steht) egal, ob/wie mir jemand zuhört.

Ich habe Menschen beobachtet, die einfach erzählen, denen es egal ist, weil es denen möglicherweise wichtig ist, dass sie erzählen. Und ich weiß ja, dass ich sowieso lieber zuhöre. Aber wenn ich etwas zu erzählen habe, dann tue ich das mittlerweile auch.

Angst versus Neugier

Früher war da Angst, wie ich mit dem umgehen kann, was da kommt. Die hat sich jetzt in Neugier verwandelt. Und es ist nicht mehr wichtig zu wissen, was Neugier eigentlich ist. Heute kann ich ihre Qualität spüren.

Wo stehst du heute? Für diese Frage habe ich mich auf deiner damaligen Webseite umgeschaut und bin Esmeralda Wetterwachs begegnet, die dich seit über 40 Jahren fasziniert.

Esmeralda WetterwachsDu schreibst „Sie ist unabhängig, stark, kann natürlich zaubern und sie hat unter einer harten Schale ein weiches Herz.

Dein Alter Ego? Früher? Heute? Morgen?

Inzwischen gibt es eine neue Homepage Rose-Marie Gilsbach | Coaching und Seminare. Dort taucht Esmeralda nicht mehr auf. Denn ich bin über sie hinausgewachsen.

Der Esmeralda hat immer etwas gefehlt, ich bin lange nicht dahintergekommen, was es ist. In meiner Ausbildung zum traumasensiblen Coach habe ich das Wort, die Bedeutung und das Erleben von Wohlwollen neu entdeckt. Oder vielleicht überhaupt entdeckt.

Wohlwollen.
Es bestimmt heute mein Leben und Arbeiten

Dieses Wohlwollen, das bestimmt jetzt mein ganzes Leben. Egal, ob ich es nun gerade fühle oder es mir gerade fehlt und ich mich wieder darauf ausrichte.

Das bedeutet wohlwollend und liebevoll sein mit mir zu sein, und wohlwollend und liebevoll sein mit jedem. Das ist das für die Welt da draußen. Ich gehe hin und erzähle über Trauma. Ich benutze nicht unbedingt das Wort. Das muss nicht sein, aber ich bringe es über meine Gespräche, Coachings und Seminare in die Welt.

Warum?

Weil ich so viel zu sagen habe. Weil ich so viel zu geben habe Und das so gern geben möchte. Weil ich die Erfahrung, Heilung zu spüren, weitergeben will.

Ich finde es mittlerweile so wichtig, Impulsen zu folgen. Auch wenn es schwer ist, auch wenn da ein Gummiband ist. Wenn ich nicht gegen meine inneren Anteile agiere, sondern gemeinsam mit ihnen. Denn ich habe ihnen versprochen „Es wird uns besser gehen.

Liebe Rosi, ich danke dir von Herzen, dass ich selbst immer wieder von dir lernen darf.

Und umgekehrt, Katrin. Ich danke dir für die lebenslange, immer wertschätzende Begleitung.

Und eine tolle Geschichte, die erzählenswert ist, die haben wir alle. Wir haben alle Geschichten.

 

Fotocredit Titel Marsha Glauch | Krefeld

Mutti macht das mit der Pflege schon. Nix da!

Am Sonntag, den 12. Mai 2024 fallen Muttertag und Internationaler Tag der Pflege zusammen.

Na wie praktisch: Am Sonntag bekommt Mutti das Frühstück ans Bett. Danach verlässt sich jeder drauf, dass sie wieder loslegt mit #UnpaidCareWork.

“Es war einmal” beginnen alte Geschichten

Doch wer sagt eigentlich, dass unbezahlte Pflege-Arbeit ganz selbstverständlich von Frauen übernommen werden muss? Ja klar, damals in der Steinzeit…

Wir haben uns weiterentwickelt, oder? Doch ich will nicht über Technik sprechen, sondern über unsere fatale Angewohnheit, uns die ewig gleichen Geschichten zu erzählen.

Gesellschaftliche und politische Mühlen mahlen langsam. Und es gibt eine Partei in unserem Land, die alles von und für Frauen und Mütter Errungene gern wieder zurückdrehen würde. Nix da #NieWiederIstJetzt.

Ändern wir innere Geschichten

Doch auch wenn sich in Sachen Genderequality etwas bewegt, die ersten Geschichten, die wir neu schreiben müssen, sind jene, die wir uns selbst erzählen.

Dazu brauchen wir Schwung. Deshalb lass mich ein paar Schritte zurückgehen.

Denn die Art und Weise, in der wir uns diese Geschichten erzählen, bestimmen die Qualität unseres Lebens.

StoryCoaching Katrin Klemm - Geschichten entstehen durch Wahrnehmen - Bewerten - Handeln

  1. Wir nehmen wahr, was um uns herum geschieht.
  2. Aus vergangenen Erfahrungen und unseren Wetten auf die Zukunft (Hoffnung oder Ängste) bewerten wir, was draußen vorgeht, und was das für uns bedeutet.
  3. Dann handeln wir. Nicht jedes Handeln kann man von außen sehen. Manchmal kann man deshalb keine Entwicklung beobachten, weil Frauen sich selbst nicht gut be-handeln.

Zurück zu Muttertag und Pflegetag, so praktisch an diesem Sonntag vereint.

Muttertag: Zu Beginn des 20. Jahrhunderts von einer amerikanischen Frauenrechtlerin eingefordert, von Floristen in alle Welt exportiert. Es geht um Dankbarkeit für Mütter, die überall auf der Welt Unglaubliches leisten. Am Sonntag werden Blumenläden leergefegt sein, und Mutti bekommt Frühstück ans Bett.

Der Internationale Tag der Pflege – gewidmet dem Geburtstag von Florence Nightingale, der „Lady mit der Lampe“ – würdigt Menschen, die in der bezahlten Pflege beschäftigt sind. Die Statistik lehrt uns, dass das weit mehr Frauen sind, und sie nicht üppig entlohnt werden. Die Erfahrung zeigt, dass die unzureichende Wertschätzung für die Branche sich auch durch Klatschen in Corona-Zeiten nicht beseitigen lässt.

Soweit die Fakten, die Wahrnehmung.

Schauen wir uns jetzt die unbezahlte CareArbeit in unserem Land an, sind es auch hier überwiegend Frauen, die sich “kümmern“. Um Kinder, Jugendliche, Bedürftige, Kranke, Alte…

(Männer, mir ist bewusst, dass ich vielleicht einzelnen von euch Unrecht tue. Sorry, da müsst ihr jetzt durch. Ihr lest ihr weiter auf eigene Gefahr)

Manche Geschichten dauern

Selbst wenn Statistiken wie der Väterreport zeigen, dass sich etwas bewegt, es geht zu langsam. Und das nicht nur, weil gesellschaftliche und politische Entwicklungen endlos Zeit brauchen. Hier bin ich keine Expertin, deshalb keine weitere Vertiefung in diese Richtung.

Wovon ich mir allerdings in den vergangen 20 Berufsjahren ein umfassendes Bild machen konnte, sind die unzähligen Eigentore, die sich Frauen noch immer schießen. Und damit bestehende Systeme unterstützen.

Lass mich dir ein Beispiel geben. Und dafür bewusst ein Klischee bedienen.

Familiengeschichten

Nennen wir sie Hubert und Harriet. Mann, Frau, ein Paar mit zwei Kindern. Im Rahmen des üblichen Familienchaos sind sie ganz happy. Mit den Großeltern (Huberts Eltern nennen wir Helga & Klaus. Harriet stammt von Silvia & Fred ab) läuft es entspannt.

 

StoryCoaching Katrin Klemm - Schema einer deutschen Durchschnittsfamilie - Eltern, Großeltern, Kinder

Auch wenn natürlich keine Schwiegertochter in Muttis Augen gut genug für ihren Sohnemann ist, und sich auch Hubert, um als angemessener Schwiegersohn durchzugehen, beruflich ordentlich reinknien muss. Er arbeitet rund um die Uhr, versucht immerhin, die Kids gelegentlich ins Bett zu bringen. Hatte ich erwähnt, dass auch Harriet einen 30-Stunden Job hat? Wie praktisch, dass alle vier Großelternteile fit sind und gelegentlich einspringen können.

So weit, so Klischee.

Die Jahre vergehen.

Doch wie in vielen guten Geschichten schleichen sich Schwierigkeiten auf leisen Sohlen an. Helga bekommt Krebs von der ganz fiesen Sorte. Bei Fred zeigt sich Demenz immer stärker.

Und jetzt? Wer kümmert sich?

Nennen wir sie Hubert und Harriet. Mann, Frau, ein Paar mit zwei Kindern. Im Rahmen des üblichen Familienchaos sind sie ganz happy. Mit den Großeltern (Huberts Eltern nennen wir Helga & Klaus. Harriet stammt von Silvia & Fred ab) läuft es entspannt.

Natürlich (!) Harriet.

Ihre Wahrnehmung:

  • Mama Helga und Schwiegerpapa Fred sind ernsthaft unterstützungs- und pflegebedürftig.
  • Klaus uns Silvia sind überfordert. Klaus steckt den Kopf in den Sand, er hat nie gelernt, über „sowas“ zu reden. Silvia weiß nicht, womit sie bei all dem jetzt notwendigen Behördenkram anfangen soll.
  • Die Kinder wollen ihre Ruhe, doch sind gleichzeitig schulpflichtige Teenager.
  • Hubert arbeitet 50 Stunden pro Woche, hat dafür fast das Doppelte auf seinem Gehaltszettel.

Da sind sie schon: Auftritt innere Geschichten

In Harriets Kopf schlagen innere Geschichten jetzt unbarmherzig zu. Bewertungen aus erlernter Vergangenheit oder befürchteter Zukunft (siehe oben).

  • Eine muss es ja machen.
  • Ich kann die Armen doch nicht hängen lassen.
  • Das kann ich meiner Mutter nicht antun. Sie hat mich als Kind gewickelt und gefüttert. Jetzt bin ich dran.
  • Ich arbeite ja nur 30 Stunden.
  • Hubert ist unser Haupternährer.
  • Was sagen die Leute, wenn wir sie ins Heim abschieben.

Deine inneren Geschichten lauten anders? Schreib sie gern unten in die Kommentare. Ich sammle sie.

Doch wer sagt, dass diese Geschichten wahr sind? Oder sie auf ewig ihre Gültigkeit behalten sollten?

Wach auf. Stopp den Autopiloten!

Unterbrich die Dauerschleife!

Hinter

  • Traditionellen Geschlechterrollen
  • Sozialen Erwartungen
  • Ökonomisch zementierten Selbstverständlichkeiten
  • Fehlender Verteilung von Verantwortung
  • Mangelnden Unterstützungssystemen und
  • Intrinsischer Motivation, sich zu kümmern und zu unterstützen

stecken Stories. Was aus dem Muttertag geworden ist, gehört für mich zu den richtig fiesen.

„Mutti ist doch durch die Kinder dran gewöhnt. Jetzt wird sie einen Tag bepuschelt und dann kann sie doch mit den Eltern gleich weitermachen. Oder?“

Schreib innere Geschichten neu

Es ist nicht (mehr) selbstverständlich, dass Frauen #UnpaidCareWork alleine schultern.

Es liegt ganz selbstverständlich auch in der Verantwortung der Männer, der Söhne, der Enkel sich zu kümmern. Bringen wir es ihnen rechtzeitig bei.

Harriet, entdecke die Geschichten, die automatisch in deinem Kopf ablaufen, sobald du einen anderen Menschen leiden siehst. Kläre für dich selbst, was du selbst leisten möchtest und aus welchem Grund. Dein persönlicher Polarstern hilft dir, dich rechtzeitig zu orientieren. Er erlaubt dir auszusprechen, was du willst und was du brauchst.

Unpaid Care Work funktioniert nur mit klaren Absprachen

 

Wenn Hubert dir am 12. Mai dann Blumen bringt, sprecht darüber:

  • wie ihr die CareArbeit verteilt und organisiert,
  • was ihr für Helga und Fred tun könnt und wollt,
  • wie ihr Klaus und Silvia einbinden könnt und wobei sie eure Unterstützung auf Augenhöhe brauchen,
  • welche finanziellen und zeitlichen Ressourcen ihr braucht, welche ihr allein aufbringen könnt und woher der Rest kommt,
  • was du ganz konkret von Hubert erwartest. Wenn du zum Beispiel spürst, dass du dich nicht pflegend engagieren willst, darfst du das denken. Du darfst das sagen. Sobald alles auf dem Tisch ist, geht es darum, gleichberechtigte Lösungen zu finden.

Denn unbezahlte pflegende Tätigkeiten gehen an die Substanz. Kochen, füttern, waschen, putzen, beim Klogang helfen, die Einnahme von Medikamenten managen, Entscheidungen treffen, Rechnungen einreichen, Hilfeleistungen beantragen – all das kann Frauen rasch in die komplette Überlastung führen. Körperlich und psychisch. Und das ist nicht fair.

Deshalb:

  1. Beobachten – das haben wir erledigt. Wir wissen, wie es steht.
  2. Lasst uns jetzt den Autopiloten unserer inneren Geschichten anhalten und sie hinterfragen. Atmen. Dann spüren und nachdenken, was hier gerade passiert.
  3. Empathie-Pegel checken. Gerade dann, wenn wir so üppig mit Empathie ausgestattet sind, dass uns Dankbarkeit gegenüber den eigenen Eltern oder Pflichtgefühl oder reine Menschenliebe überrollt. Auch wenn wir angesichts von Leid oder Krankheit manchmal hilflos oder traurig sind. Es ist Zeit, auch uns selbst gegenüber empathisch zu sein. Selbst wenn wir es erstmal üben müssen.
  4. Handeln wir, indem wir bewusst entscheiden, was wir leisten können und wollen. Lernen wir, uns auch in emotional herausfordernden Situationen deutlich ohne Schuldgefühl zu artikulieren und heikle Gespräche souverän zu führen. Denn durch unsere Entscheidungen verändern wir Entwicklungen. Auch gesellschaftliche.

Ich sage nicht, dass wir uns nicht kümmern sollten. Doch wir sollten es Männern, den Söhnen, Brüdern, Enkeln nicht so leicht machen, sich vor #UnpaidCareWork zu drücken.

Empfiehl ihnen gern eine Seite wie zum Beispiel altershelfer.de von Beate und Yvonne. Die beiden haben festgestellt, dass in ihrem Umfeld fast alle eine Geschichte darüber zu erzählen hatten, wie ein Elternteil oder älterer Bekannter pflegebedürftig wurde und welch große Herausforderung es ist, diese neue Situation zu meistern. Mit ihrer Plattform stellen sie Orientierung für die ersten Schritte bereit.

So können auch Männer gleich loslegen.

Denn auch sie dürfen sich da was zutrauen. Selbst wenn es keine Blumen dafür gibt.

Nase voll vom alten Job?

Dann bleib, wo du bist!

Gönne dir einen Moment.

Denn zunächst gilt es, Ruhe zu bewahren.

Mach Pause!

Nimm Abstand!

Entweder du vereinbarst einen Termin mit dir selbst. Oder holst dir einen Menschen an die Seite, dem du vertraust. Der dich schätzt, und dir genau deshalb nicht alles durchgehen lässt. Wenn Partner oder Freundin unparteiisch sein können: gute Wahl!

Schau(t) von außen auf dein Schlamassel.

Drei Fragen können dich dabei leiten:

1. Woran genau beobachte ich, dass ich unzufrieden bin?

Nimm dir Zeit, in dich hinein zu horchen. Es ist ok, wenn es ein paar Momente dauert. Bring Licht in dieses diffuse Gefühl der Unzufriedenheit: schreib runter was dich stört. Ob Bulletpoints oder Fließtext ist egal. Hauptsache raus damit.

Tritt ein paar Schritte vom Geschriebenen zurück. So weit, dass du es gerade noch lesen kannst. Entdecke aus dieser Perspektive, was das heute über dich aussagt. Was kann es für die Zukunft für dich bedeuten, wenn du bleibst wo du bist?

Zeichne auf einer „Schmerz-Skala“ von 1-10 ein, wie unzufrieden du bist. Bei 2 bis 3 ist es noch ganz gut auszuhalten. Ab 5 wird es Zeit, was zu unternehmen. Ab 9 brennt die Hütte = akuter Handlungsbedarf.

2. Was hast du bisher probiert, um dein unzufrieden sein zu ändern?

  • Hast du Gespräche im Unternehmen geführt? Warst du klar genug? Hast du konkrete Veränderungsideen formuliert? Hast du mit den richtigen Personen gesprochen (richtig sind die, die etwas entscheiden und ändern können)?
  • Hast du dich (aus heimlichem Trotz „euch zeig ich’s“) schon auf dem Markt umgeschaut? Welche Erkenntnisse hast du gewonnen? Stehen deine Chancen gut?
  • Nix? Dann wird es wohl Zeit, wenn du bleiben willst. Womit könntest du anfangen? Es darf klein sein.

3. Aus welchen Gründen bist du noch da?

  • Sicherheit? Gehalt & Co stimmen schon irgendwie…
  • Vertraute Menschen? Die Macken deiner Vorgesetzten und Kolleg*innen kennst du und kommst irgendwie damit klar…
  • Gewohnheit? Es sind mit dem Rad nur 10 Minuten zur Arbeit und seit Corona jettest du auch nicht mehr fünf Tage pro Woche durchs Land, ist doch alles nicht so schlimm…

Wie sieht es aus mit:

  • Vorfreude, jeden Morgen?
  • Freude am Gestalten?
  • Sinnvollen Aufgaben, durch die du etwas bewirken, etwas verändern kannst?
  • Spannenden Herausforderungen, Wachstums- oder Aufstiegschancen?
  • Wertschätzung für die Person, die du bist und die Leistung, die du bringst?

Atme tief durch. Wie sieht es jetzt aus, wenn du dir diese Fragen beantwortet hast: Bleiben oder gehen? Oder etwas ganz anderes?

Der Weg zu sich selbst heißt Neuland betreten

Viele Wege zu mehr Lebensfreude

Es gibt viele Wege, wieder mehr Zufriedenheit und Lebensfreude zu gewinnen. Wege, deinen Job nicht nur als notwendiges Übel zu sehen, das deine Miete zahlt.

Ein kurzer Stop & Grow um zu schauen:

  1. Was frisst deine Lebenskraft und soll verabschiedet werden?
  2. Was siehst du Lohnendes am Horizont, das dir Lust macht, aufzubrechen? Im Unternehmen oder außerhalb.
  3. Ein konkreter Projektplan: Wie gehst du los und kommst dort an?

Heikle Gespräche souverän planen und führen

Du willst bleiben, wo du bist? Doch nur, wenn sich intern etwas verändert.

Dann lohnt es sich, deine Fähigkeiten zu entwickeln, auch unbequeme Themen klar und zielorientiert anzusprechen, und dein Gegenüber von deinem Weg zu überzeugen.

Dein (Job-)Leben neu ausrichten

Wenn du dich neu ausrichten, einen Schritt auf dich selbst zugehen willst, dann nimm dein Leben jetzt in die Hand.

Finde heraus, wer du gerade bist, was du kannst, willst und brauchst.

Entdecke, welche Möglichkeiten sich auftun, sobald du deine Kompetenzen so einsetzt, dass du dir ganz neue Wirkungsfelder schaffst.

Und probiere ganz praktisch aus, was du erreichen kannst und wie sich das anfühlt. Das ist es, was ich DesignYourLifeStory nenne.

WICHTIG: Eine LifeStory läuft nicht zwangsläufig darauf hinaus, dass du deinen Job hinschmeißt. Das hat Denise auch nicht gemacht.

Nase wieder frei fürs Leben

Doch du bekommst die Nase wieder frei, für all das, wofür es sich für dich zu leben lohnt.

Risikofrei ausprobieren? Jede Woche online möglich: SchnupperWorkshops (keine Verkaufsshow!)

 

Einfach mal Nichtstun? Von wegen einfach

Nichtstun.. das ist doch nicht auszuhalten?!

Es dunkelt bereits, als während meiner Workation in Portugal der Strom ausfällt. Was jetzt? Mein Buch ist fast ausgelesen. Den Laptop-Akku Strom will ich für Notwendiges aufsparen. Dann sitze ich da und denke “Machst‘e einfach mal nichts”.

“Einfach mal nichts…” 🤣 Ich höre mich selber lachen. Für mich ist das überhaupt nicht einfach.

Und für dich?

Sagen wir „Heute tu ich mal nichts!“ was tun wir dann wirklich? Oder auch gerade nicht?

Geben wir unserem Nichtstun eine Struktur?

Nehmen wir an, es ist noch früh am Morgen…

Tun wir das Lebensnotwendige? So etwas wie Aufwachen (ok, das passiert von selbst), Aufstehen, Tee kochen, Tee trinken, aus dem Fenster schauen… Welche Tätigkeiten bleiben, wenn wir nichts tun?

Mein Nichtstun hat eine Menge mit Büchern zu tun. Wenn ich nichts anderes tue als zu lesen (vielleicht mit Espresso und leckeren Kleinigkeiten), behaupten Freunde, das wäre ja nicht Nichts.

Ja, was ist es denn dann?

Löcher in die Luft starren, mich spüren? Ich erfahre in meinen gelegentlichen Nichtstun-Experimenten schmerzlich die Anstrengung die es mich kostet, wenn ich noch nicht mal lesen soll.

Sag mir: Wie sieht dein Nichtstun aus?

  • Womit ist es gefüllt?
  • Was tust du (nicht) in genau dieser Zeit?
  • Betrachtest du dein Umfeld?
  • Lässt die Gedanken wie beim Meditieren kommen und gehen?
  • Oder fließt du mit deinen Gedanken und lässt dich überraschen wohin?
  • Wie oft tust du nichts? Oder wie lange?
  • Was kostet es dich? Planung, Überwindung, die Entscheidung, alles wegzulassen, was nicht notwendig ist?
  • Fällt es dir allein oder gemeinsam mit anderen leichter?

Nichtstun braucht eine Entscheidung.

Seien die Angebote, mich abzulenken oder dem „Ich will nur schnell noch…“ zu folgen noch so verlockend, ich spreche meine Entscheidung laut für mich aus: „NEIN das alles ist jetzt nicht dran. Ich entscheide mich jetzt für die Stille.“

Esther Schweizer, 2022 zu einem berührenden Clubhouse-Talk zum Nichtstun bei mir zu Gast, sagte damals sinngemäß:

“Ich gebe meine Sinne anders nach außen. Plötzlich passiert etwas von außen nach innen und von innen nach außen. Ich bin BEI MIR… eine vollkommen neue Qualität. Dinge passieren. Und ich sehe ihnen dabei zu. Nichts ist gut oder schlecht. Es ist einfach. Und das reicht. „ (Mehr von Esther über gute Pausen auf der Bühne)

Seuffz…

So weit bin ich mit Nichtstun noch lange nicht.

Andere meditieren, wandern oder malen Mandalas. Tatjana Kiel strickt, um abzuschalten.

Ich bügle (für manche eine entsetzliche Vorstellung). Beim Bügeln kann ich ganz bei mir sein. Es ist ein absichtsloses Tun, bei dem die Gedanken frei fließen können und nichts müssen. Die Hände wissen was sie zu tun haben, der Kopf ist frei…

Oder ich koche. Nie nach Rezept. Denn so „muss“ ich nichts, sondern darf frei auf die Einladung reagieren, die ein Lebensmittel mir sendet.

Will ich überhaupt Nichtstun?

Nichtstun, habe ich mal gelesen, wäre das Schweigen der Geschichten. Das Verstummen des inneren Storytellings. Also theoretisch. Denn bei mir geht’s in der Stille erst so richtig los.

Sofern bin ich im Nichtstun wohl eine ziemliche Versagerin.

Selbst wenn ich am Meer bin, stundenlang auf die Wasseroberfläche starre, ist da keine Ruhe. Die Geschichten flitzen wie Krabben, fluten wie Wellen auf mich zu.

Doch genau das mag ich ja. Genau so bin ich. Und plötzlich mit mir im Reinen.

Also, wenn das nächste Mal der Strom ausfällt, werde ich

  • Ein- und Ausatmen, und mir ganz bewusst dabei zuhören. Vielleicht ist das ein guter Start für alle, denen Nichtstun so wenig leicht fällt wie mir.
  • Mich darauf einlassen was mir das Leben gerade anbietet. Vertrauen, dass die Situation mir dann schon zeigen wird, was sie von mir will.

So weit ich also vom italienischen Dolce far niente – dem Genuss, sich auf’s Nichtstun einzulassen – noch entfernt bin, so wie ich Lauflernschuhe fürs Nichtstun brauche: Ich bin unterwegs, lade den inneren Frieden immer wieder zu mir ein und schaue, was passiert.

Was ist deine Geschichte übers Nichtstun?

Und du? Wie sieht dein Nichtstun aus?

 

 

Foto: Nina Grützmacher

Umwege erhöhen die Ortskenntnis

Jahrelang habe ich mich nicht mehr so gründlich verirrt wie in den verwinkelten Gassen des Fischerstädtchens Olhao in Portugal. Morgens auf der Suche nach dem Bahnhof finde ich den Supermarkt. Am Nachmittag will ich Wasser holen und frag mich „War der Supermarkt nicht gerade noch hier?“ Hat mich mein Orientierungssinn verlassen?

Natürlich könnte ich GoogleMaps nutzen. Doch wozu? Ein Blick aufs Display, die Augen gesenkt – das bringt mich nicht weiter in dem, was ich hier wirklich will:

Das Land und seine Menschen kennenlernen.

Ich will

  • Zuhören, und ein paar Worte Portugiesisch lernen.
  • Hinschauen und Details entdecken.
  • Spüren, wie die Menschen ihr Tagwerk entspannt bewältigen. Wie sie selbst knifflige Dinge mit einem Lächeln auf die Reihe kriegen, das mir in Deutschland nicht oft begegnet.
  • Kraft tanken und mich auf Neues einlassen.

Katrin Klemm auf Workation in Olhao Portugal - entdeckt die schönsten Details auf Umwegen

Es leben die Umwege.

Drei Dinge, die mich Umwege bisher – nicht nur in Portugal – gelehrt haben:

  1. Langsamer gehen. Denn habe ich mich erstmal verirrt, bringt Hektik gar nichts. Du übersiehst die entscheidenden Hinweise, die dich zum richtigen Ziel führen.
  2. Gelassenheit, die sich in einer inneren Heiterkeit zeigt, einem „mich-über-mich-selbst-lustig-machen“. Das erinnert mich daran, dass Streben nach Perfektion ein Witz ist. Das hilft in jedem Alltag weiter (Vorsicht, gilt nicht für Menschen im OP!).
  3. Die Sicherheit, am Ende doch anzukommen. Oft an dem Ort oder Ziel, die ich erreichen wollte. Das weckt Vorfreude auf das nächste Labyrinth, das bestimmt schon irgendwo auf uns wartet.

Die Workations in Portugal lassen mich Luft holen, wenn ich den Wald vor lauter Zielen nicht sehe. Sie stärken meinen herzlichen Respekt und die Wertschätzung für die Portugies:innen, die aus ihrem Leben immer das Beste machen.

Meine Gastgeberin Paula sagt:

“Wir sollten uns weniger stressen, die ganze Zeit darüber nachzudenken, was wir aus unserem Leben machen wollen. Wir sollten es so leben, wie es gerade ist. Denn das ist unser Leben.”

Details aus Portugal Katrin Klemm auf Workation

Am Ende der Woche habe ich das Leben im Hier und Jetzt genossen. Ich bin ich wieder ganz klar, was ich als nächstes tun werde.

Es fällt mir schwer, Abschied zu nehmen und ich erwische mich dabei, immer neue Umwege zu erfinden  – doch ich weiß, schon am 26. April 2025 bin ich wieder in der Gegend. Nur ein paar Kilometer weiter in Tavira heißt es dann wieder DesignYourLifeStory.

Lust auf einen Umweg zu dir?

Hast du Lust, dabei zu sein? Dir eine konsequente Auszeit von deinem Alltag zu nehmen und mal in Ruhe hinzuschauen, wohin dich die Umwege in deinem Leben noch führen sollen?

Schau dir an, was die Frauen erlebt haben, die im Frühjahr 2023 dabei waren.

Melde dich gern bei mir und wir schauen, wie sich das für dich lohnt. Die Gruppe ist klein, nur maximal 4 Frauen und eine Mentorin und ich.

 

 

 

Körpergeschichten: hör dir zu und lebe kraftvoll – GoodRead Nr. 4

Ich bin nicht die erste Anlaufstelle, an die sich Menschen mit körperlichen Beschwerden wie Kopf-Nacken-Bauchschmerzen oder Verspannungen wenden. Dafür gibt’s Körper-Expertinnen.

Aber wenn es um Themen wie berufliche Überlastung, schwierige Vorgesetzte – für die Wertschätzung ein Fremdwort ist – oder den Wunsch nach mehr Sinn im Leben geht, höre ich im Coaching-Briefing mit mehr als nur den Ohren zu.

Im letzten Jahrzehnt hat sich mein Blick geöffnet für subtilste Signale, die der Körper meiner Gegenüber sendet:

  • Angespannte Schultern,
  • Herzklopfen das im Hals pulsiert,
  • Atem der im Brustraum stockt,
  • Lächeln, das nur die Mundwinkel kräuselt.

Der Körper erzählt Geschichten, die weit über Worte hinausgehen.

Körpergeschichten kann man sehen

Meine Augen zeigen mir Details, die mir tieferes Verständnis über Emotionen wie Ärger, Wut, Trauer und Scham eröffnen. Jede dieser Emotionen kann von einer ganz individuellen Geschichte ausgelöst werden, die dahintersteckt. Mit Hilfe von Wingwave-Coaching decken wir diese Geschichten auf und verwandeln Stress in persönliche Ressourcen.

Auch dieses Buch hat eine entscheidende Rolle gespielt. Es hat dazu beigetragen, meinen Blick für die Verbindung zwischen körperlichen und psychischen Symptomen zu schärfen, und Körpergeschichten zu “lesen”.

Dein Körper erzählt dir die wahre Geschichte und oft kannst du sie ändern - Katrin Klemm StoryCoaching - über Bernhard Voss Körperspuren

Körperspuren

Bernhard Voss
Ursachen körperlicher und psychischer Symptome verstehen und heilen

MyGoodReads: 6 Bücher – 6 Wochen – 6 Blickwinkel- mein Sommerexperiment zeigt, welche Geschichten hinter StoryCoaching stecken. Sie herzlich eingeladen zum Dialog, wenn du die Dinge ähnlich oder ganz anders siehst.

 

Ich lese es, weil:

  • der gutgemeinte Ratschlag „Du musst einfach nur dein Mindset ändern “ oft leichter gesagt als getan ist.
  • das Verstehen der Verbindung zwischen Geist und Körper mir neue Perspektiven eröffnet, Körpergeschichten für ganzheitliche Transformationen zu nutzen.

Worum geht’s? Schlaglichter.

Ein körperliches Symptom kennt viele Geschichten.

Verständnis über die Klassiker unter unseren Zivilisationskrankheiten – Migräne, Unverträglichkeiten, „Rücken“. Diese nehmen zwar gesellschaftlich zu, können jedoch nur individuell verstanden und gelöst werden.

Übersetzung von Symptomen, Erläuterungen, wie Organe als Resonanzkörper unserer Psyche dienen und Anleitungen, sich im eigenen körperlichen und psychologischen Raum zu Hause zu fühlen.

Der Körper führt Regie über dein Leben

Zahlreiche Beispiele, wie alte Geschichten, an denen wir länger festhalten, unseren Körper zur Verzweiflung treiben.

Neue Geschichten eröffnen neue Möglichkeiten. Zum Beispiel wird Aggression als Energie betrachtet, die uns handlungsfähig macht, freundlich und instinktsicher. Nutzen wir sie als Fähigkeit, gute Entscheidungen zu treffen.

Anleitungen und Übungen aus dem Erste Hilfe Koffer, um innere Antworten zu finden und den Mut, dir selbst, und deinen Körpergeschichten besser zuzuhören.

Was es in mir auslöst.

Die Bestätigung, daß einfache schwarz-weiß- Erklärungen immer zu kurz greifen.

Die Bestärkung darin, grundsätzlich hinter die Kulissen des präsentierten Coachinganliegens zu schauen.

Die Gewissheit, dass radikale Ehrlichkeit uns selbst gegenüber entscheidend ist, wenn wir uns auf einen Transformationsprozess einlassen wollen. Ganz gleich, wie lange er dauert.

Ich empfehle das Buch:

Menschen, die

  • offen sind für alternative Wege, die unser Körper uns zeigt, neben der Schulmedizin.
  • ihren Körper und damit sich selbst besser verstehen, und sich auf eine „Abenteuerreise ins Wunderland ihrer eigenen Geschichte“ (Seite 17) begeben wollen.
  • die Selbstverantwortung für ihren Körper und ihre Psyche (wieder) in die eigene Hand nehmen wollen.

Leben ist jetzt

Das Leben ist jetzt.

Schönheit, Vergänglichkeit, Erneuerung: all das steckt in einem einzelnen Moment.

Die Kirschblüten an der Hamburger Alster sind dafür gerade ein eindringliches Symbol. Ende März: die Knospen platzen fast. Die Ahnung, bald geht es los mit der rosafarbenen Pracht. Doch die Tage bleiben gefühlt endlos nass und kalt. Sogar Frost haben wir nachts. Dann endlich – zwischen blassem Rosé und knalligem Pink explodiert Schönheit vor Grauhimmelkulisse, verspricht Frühling und Erneuerung.

Wenn…, ja wenn nur nicht der Regen alles wieder zunichtemacht.

Jahrelang habe ich gebangt: Wie lange hält die empfindliche Pracht?

Doch Leben ist jetzt.

Heute habe ich verstanden: Sorgen sind sinnlos. Denn ob ich mich sorge oder nicht, der Regen kommt sowieso. Das lässt mich den Moment – mein persönliches Hanami – das Blüten betrachten, viel intensiver genießen.

Ich denke an Doris Dörries Film Hanami von 2008. Sie beschreibt darin nicht nur die Schönheit der Bäume. Sie erzählt die Geschichte von Rudi, der – unheilbar erkrankt – nach dem unerwarteten Tod seiner Frau an ihren Sehnsuchtsort Japan reist, um ihr versäumtes Leben nachzuholen. Mich hat schon damals der Versuch, Vergebliches dennoch zu versuchen, sehr berührt.

Doch Leben lässt sich nicht nachholen, es ist immer jetzt und hier.

Halte einen Augenblick inne in dem was du gerade tust, ganz gleich wo du gerade bist: am Schreibtisch, im Meeting, im Bus, im Wartezimmer.

Atme aus und finde deine Antworten zu:

Schönheit: Was entdecke ich gerade Schönes um mich herum?

  • Menschen, ihren Blick, ihre Gesten?
  • Dinge, ihre Farben oder Formen?
  • Die Sounds der Stadt oder Natur?
  • Mich selbst im Spiegelbild einer Schaufensterscheibe?

Vergänglichkeit:

  • Was wird es nur heute für mich geben?
  • Was macht diesen Augenblick kostbar, weil er sich niemals (oder erst im nächsten Frühjahr) wiederholen wird?
  • Was genieße ich deshalb jetzt mit allen Sinnen, und sei es nur ein paar Sekunden lang?

Erneuerung: Wohin bin ich unterwegs? Wohin soll mein nächster Schritt mich führen?

  • Jetzt gerade oder in den nächsten Stunden oder Tagen: ein wichtiger Termin, eine entscheidende Verhandlung, die Kita, der Einkauf, ein Krankenbett?
  • Mit weitem Blick: in diesem Jahr, in meinem Job, meinem Leben? Ist das gerade wirklich mein Weg? Wie kann ich mutig neu beginnen?

Bei aller Eile, mit der wir oft durchs Leben rennen:

Es lohnt sich, hin und wieder bewusst den Moment zu betrachten.

Jeder Augenblick ist wie eine Kirschblüte im April. Denn unser Leben ist jetzt. In diesem Moment.

Leben ist jetzt. Genieße den Moment, jeden Augenblick deiner eigenen LifeStory. Katrin Klemm StoryCoaching

Das nächste Hamburger Kirschblütenfest ist am 19. Mai 2023. Sehen wir uns zum Feuerwerk an der Alster?

Oder – wenn du nicht mehr warten und dein Leben in die eigenen Hände nehmen willst, die nächste Hamburger Design your LifeStory startet bereits am 10. Mai.

Denn dein Leben ist jetzt. Und alles Neue beginnt in diesem Moment. Worauf wartest du noch?

Lass uns miteinander sprechen.

 

Dein Drehbuch – nur du schreibst es

Inner Stories – nur du schreibst sie neu!

Es ist einer von diesen Tagen. Grau, wolkenverhangen, kein Sonnenstrahl in Sicht. Eigentlich kein Wetter zum Aufstehen. Du tust es doch. Nur weil du denkst du musst…

Dann rutscht dir gleich morgens die Teetasse aus den Händen. Die Katze hat den Sessel zerfetzt. Du öffnest dein Postfach  – eine Mahnung. Oh nein, du hast vergessen eine Rechnung zu bezahlen. Und dann sagt auch noch ein Kunde genau Auftrag ab, der dir dein Einkommen der nächsten zwei Monate gesichert hätte. Puh…

Deine Story rast bergab

Der negative Self-Talk steht auf Autopilot:

Ich bin nicht…

Erfolgreich, schnell, erfahren, professionell, überzeugend,…. genug

Und sowieso

Unsportlich, unbeweglich, zu dick, unattraktiv, nicht begehrenswert, …

Keiner liebt mich

Iss klar: Würde man dir (oder deiner Leistung) heute ein Preisschild umhängen, könnte man dich zum Gegenwert eines Kilo Kartoffeln buchen. Denn was kannst du schon wirklich?

STOP!  S T O P  t h i s  s t o r y !

Du erzählst dir gerade selbst eine Geschichte, mit der du dich tiefer und tiefer reinreiten wirst. Wenn das heute so ein Tag ist, an dem es in Ordnung ist, den ganzen Tag im Pyjama herumzulaufen und dich zu bedauern, ok. Solche Tage sind eine prima Gelegenheit für Filme, Eis und Chips (die große Tüte!). Die müssen auch mal sein.

Wenn der Tag heute nicht dazu gehören soll, dann Stop it. Halte den Film an!

Neues Drehbuch!

Unsere Selbstwertschätzung ist ein Ergebnis unserer eigenen Wahrnehmung, unserer Erinnerung und unserer Vorstellungskraft. Klingt glaubhaft.Und trotzdem. Wie kommst du raus aus der Nummer?

Ich bin was ich bin.

Beginne damit zu dir selbst (laut oder still für dich selbst) zu sagen: „Ich bin… „ – einzige Regel: du darfst die Leerzeichen nur mit positiven Eigenschaften und Talenten füllen. Zugegeben, das ist nicht die leichteste Übung. Aufgeben wäre leichter. Zurück zu Netflix, Eis und Popcorn. Willst du immer noch nicht? Und trotzdem fällt dir jetzt in diesem Zustand gerade nichts ein?

Frag dich: Was schätzen Menschen an dir, die du zu deinen besten Freund/innen zählst? Sie sagen: „…“ Wiederhole diesen Satzanfang und seine Ergänzungen dann für mindestens eine Minute.

Erinnere dich an deine Geschichte.

Ich bin was ich geworden bin. Erinnere dich.

Geh ein Stück in deinem Leben zurück – wie weit, das bestimmst nur du. Erinnere dich an Momente, Stunden, Situationen, in denen du etwas richtig gemacht hast. Ganz gleich, wie klein die Sache auch gewesen sein mag. Nutze den Satzanfang „Als ich damals…“. Hole dir die Erinnerung zurück, halte einen Augenblick inne und spüre, wie gut sich das anfühlt.

Wenn es nicht sofort funktioniert, nimm dir einen Moment länger Zeit: Wann war es ungefähr, wer war dabei? War es am Tag oder abends/ nachts? War es kalt oder warm? Drin oder draußen? Vertiefe dich in ein paar Szenen deiner vergangenen Story.

Entwickle deine Geschichte.

Ich wäre gern…

Denke an Menschen, die Eigenschaften haben, die du auch gerne hättest. Vielleicht hast du heimliche Held*innen? Menschen, die du bewunderst? Was möchtest du von ihnen lernen?

Sage dir: Bis hier her bin ich gekommen. Und ich werde weitergehen. Weil ich es kann.

Weil du Stärken (Tricks, Kniffe, Erfahrungen, Verbündete, Siege, …) aus deiner persönlichen Geschichte mitbringst, die dir niemand nehmen kann. Es ist alles da. Heute vielleicht noch ein bisschen hinter einer Wolke verborgen. Doch die zieht vorbei. Das was du kannst und was du bist, wird wieder strahlen.

Atme einmal tief ein. Und noch tiefer aus. Lass deine Schultern sanft nach hinten sinken und hebe deinen Blick. Das fühlt sich gut an? Dann gleich noch einmal!

Dein neues Drehbuch steht.

Also, Klappe die zweite…

Neuen Tee kochen. Katze an den Kratzbaum setzen und Notiz machen, dass du heute Abend die Tür zum Wohnzimmer schließt. Rechnung bezahlen. Kunden anrufen, vielleicht geht da ja noch was.

Fortsetzung folgt…

Falls sich das gerade gut anfühlt, dann kannst du das (so als kleines Polster für den nächsten nebligen Tag) auch noch ein wenig pimpen.

Was du noch tun kannst: gratuliere dir zu deinen Talenten, zu allem was du kannst und bist. Such dir eine schöne Postkarte. Stell dir vor, du schreibst eine Glückwunschkarte an deine beste Freundin, deinen besten Freund, einen Menschen, der echt Großartiges geleistet hat.

„Liebe/r…… – lass die gepunktete Linie zuerst noch frei. Liste alles auf, was du an dir schätzt und richtig gut kannst. Und dann schreibe –

– schwungvoll oder andächtig, mit Würde,  Anerkennung, Wertschätzung (oder einem Grinsen, weil es dir immer noch ein bisschen komisch vorkommt) deinen eigenen Namen in die frei gelassene Stelle.

Adressiere die Karte an dich, finde eine Briefmarke, geh los zum nächsten Briefkasten und wirf sie ein.

Es ist toll, Liebesbriefe zu bekommen.

Dieser Gedanke ist einer von 24 Guten Gründen für gute Stories.

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