k wie die Kleine Neugier

Ächzen, Stöhnen und hochrote Gesichter im Sportkurs. Wir sitzen im Grätschsitz. Die Aufgabe: Beugt euch jetzt weit nach vorn! Dabei die gestreckten Arme über Kopfhöhe heben! Na, wie beweglich bin ich? Wie belastbar ist der Rücken einer Schreibtischtäterin? Mach ich weiter? Oder geb ich auf?

Hans, der Trainer, grinst vergnügt zu mir herüber. „Stimmt’s, du hörst es keifen, dein Ego? ‚Mach mehr, streng dich an, gib alles, du musst’… So quälst du dich zu Höchstleistung und Perfektion. Der Spaß bleibt leider auf der Strecke. Oder jault dein Schweinehund gerade ‚du schaffst das sowieso nicht, viel zu alt, viel zu klein, viel zu untrainiert’ und findet tausend Gründe warum diese Übung bei dir nicht funktionieren kann und du es lieber lassen solltest“. Das Ego und der Schweinehund – die beiden Wegelagerer – lenken uns zu oft erfolgreich davon ab zu entdecken was wir drauf haben.

„Wie wär’s…“, Hans Blick wird direkter und noch wacher. „Wie wär’s wenn du mal die Kleine Neugier ran lässt? Die will einfach nur probieren, was du wirklich kannst. Will testen was geht.“

Ich sitze noch immer in vorgebeugter Haltung. Er hockt direkt vor mir, fordert mich heraus – gegen den Widerstand seiner Hand – noch ein Stück zu schieben. Sieh an, da geht noch was. Und ich hab immer noch Spaß dabei.

Wann ist es für Sie wieder einmal an der Zeit, die Kleine Neugier aus der Abstellkammer zu befreien? Stauben Sie sie ein wenig ab. Lassen sie sie einen Tag ohne Leine laufen und sich von ihr zwischen Ego und Schweinehund hindurch manövrieren. Entdecken Sie ‚was geht’.

Ihnen fällt jetzt gerade nichts ein, wo sich das lohnt? Hier ein paar Anregungen von A bis Z. Weiterlesen

k wie klettern

Premiere vor zwei Jahren. Zum ersten Mal nahm ich an einem Outdoor-Training teil. Als Hamburgerin in Meer und plattes Land verliebt, rochen für mich die Berge in Berchtesgaden nach richtig echtem Hochgebirge, nach Veränderung, nach Abenteuer, nach Herausforderung.

Vor dem Klettern zwei Übungstage:

  • Auf anständiges Schuhwerk achten (Passt mein Material zu meinem Vorhaben?)
  • Atem einteilen (Was sind angemessene Geschwindigkeit und Schrittlänge?)
  • Tritt fassen (Stehe ich fest und sicher oder rutsche ich beim ersten Seitenwind ab?)
  • Abseilen (Vertraue ich dem Partner der mich sichert?)
  • Umgang mit Seil und Haken (Welche Fähigkeiten brauche ich noch?)

Der nächste Morgen:

Das Wetter verlockend wie aus Hochglanzbroschüren des Tourismusverbandes. Anspornender Sonnenschein, knallblauer Himmel, die Berggipfel schneebedeckt. Hallo Heidi-Land.

Klettern. Der Aufstieg beginnt. Vernünftige Ausrüstung, ein erfahrener Bergführer (ich jede Menge Muffensausen) und das Ziel – den Gipfel – fest im Blick. Geröllhänge hinaufkraxeln, für pfeifende Murmeltieren das Echo spielen (die pfeifen besser als ich), klaffende Felsspalten irgendwie überwinden, auf glitzernden Schneefelder die Balance halten. Nur an den ganz kniffligen Stellen nutze ich dann doch die Sicherungsseile in der Wand. Schweiß und Dreck und höllische Anstrengung.

Nach Ewigkeiten dann auf dem Gipfel. Was für ein Gefühl, für ein Triumph und Jubel. Tschakka, ich hab’s geschafft. Und plötzlich befreit sich – ein blinder Passier, den ich wohl hier raufgeschleppt habe – ein Zweifelsteinchen in meinem Kopf und löst die Lawine von Fragen aus: Und jetzt? Wie komm ich wieder runter? Wofür quäl ich mich so? Was hab ich davon? Wozu ist das gut? Was kommt danach?

Ein Ziel zu haben – wunderbar. Einmal auf dem Gipfel zu sitzen – wow. Und was ist, wenn Sie Ihr Ziel erreicht haben? Was ist dann besser oder anders? Wie geht es danach weiter? Was ist der Sinn des Ganzen für Sie?

In ihrem Buch „Die Sinn-Macher“ beschreibt Gertrud Höhler den Sinn des Ganzen als die knappste Ressource, die wir gemeinsam zu managen haben. Warum macht es Sinn, sein Bestes zu geben, gerade hier, gerade jetzt? Wer darauf keine Antwort findet, meint Höhler, wird weitersuchen müssen, bis er/sie am richtigen Platz ist. Was ist Ihre persönliche Antwort?

Übrigens

… meine Kraft hat für den Abstieg von der Schärtenspitze (2.157 m) ausgereicht. Und für mich persönlich habe ich einige entscheidende Antworten mitgebracht. So hat das Klettern für mich Sinn gemacht.

k wie kippen

Ja, manchmal wähnen wir uns in Sicherheit mit unseren felsenfesten Erwartungen und gründlich durchdachten Planungen. Bis unser Gegenüber uns einen Ball zuwirft, der schon im Anflug nach Risiko und Flexibilität riecht.

Erst neulich:
Es wird ein komplexes strategisches Projekt gestartet, das den Markterfolg gewaltig ankurbeln soll. Die Projektleiterstelle muss deshalb unbedingt mit der richtigen Person besetzt werden. Doch der Personalmarkt für die erfahrenen Experten ist leer gefegt – im Unternehmen und extern. Jetzt tagt der Vorstand. Ratloses Achselzucken. Endlose Debatte. Woher nehmen und nicht stehlen?

Ein Vorstandskollege, bisher bekannt als großer Schweiger, schlägt unerwartet die Neue aus seinem Ressort dafür vor. Zwar sei sie erst zwei Monaten dabei, doch habe sie Biss. Hochgezogene Augenbrauen in der Runde. Diskussionswellen schäumen in Sekunden bis zur Zimmerdecke: „zu jung, zu unerfahren, die Aufgabe für sie zu komplex“. Die einträchtige Meinung der Vorstandskollegen scheint aus Beton, der Vorschlag vom Tisch gewischt. Da räuspert sich plötzlich der Vorsitzende: “Warum eigentlich nicht…?“ Perplexes Schweigen klebt im Raum… Weiterlesen

k wie kindisch?!

Neulich habe ich mein Patenkind bei ihrem Versuch beobachtet, auf einen Tisch zu steigen. Sie hat gerade ihr erstes Jahr vollendet und das mit dem aufrechten Gang klappt noch nicht richtig. Da ist noch ganz viel Versuch und Irrtum. Auf alle Viere stellen. Füße an den Körper heranrücken. Po in die Luft strecken. Spitzen Winkel zwischen Händen und Füßen bilden. Und dann hoch. Wackeln. Ausbalancieren. Stehen. Super. Manchmal hält das noch nicht so lang in der Senkrechten und die Schwerkraft siegt. Plumps. Noch mal von vorn das Ganze. Und dann gibt es noch die Variante, nach nahe liegenden Stuhlkanten, Wandflächen, Tisch- oder Erwachsenenbeinen zu hangeln und sich daran hochzuziehen. Und nach dem zweiten Versuch kommt der dritte, der vierte, … Weiterlesen

k wie Kekse

Mit Veränderungen ist es wie mit dem Kekse backen.

Man braucht dazu:

Die Entschlossenheit, diesmal wirklich anzufangen. Und es nicht wie in der Adventszeit im letzten, vorletzten und vorvorletzten Jahr doch wieder zu verschieben.

Eine sinnlich fassbare Vorstellung vom Ergebnis – knusprig, duftend, glänzend mit Schokoladenüberzug …. hmmm!

Gute Zutaten und die Fähigkeit, sie in der richtigen Reihenfolge und Temperatur zu mischen (manchmal muss die Butter einfach kalt sein, damit die Konsistenz den Vanillekipferl auch wirklich in Form hält.)

Geduld und Zeit, wenn beim Ausstechen auch der vierte Zimtstern noch die Form einer Mistgabel hat.

Durchhaltevermögen, wenn die Kekse vom ersten Blech irgendwie leicht nach Kohle schmecken. Man kann die Hitze regulieren. Beim nächsten wird es besser.

Humor, wenn sich bei der ersten Kostprobe herausstellt, dass es leider Meersalz statt Hagelzucker war, der die Lieblingszuckersterne verziert.

Und vielleicht noch ein bisschen Unterstützung. Fragen Sie Menschen, mit denen Sie gerne etwas Neues probieren, Ihre Freunde oder Kinder, vielleicht hat jemand Lust (und außerdem noch gute Gründe) Sie beim Kekse backen zu unterstützen.

Und überhaupt.. Kinder. Aber das ist schon eine neue Geschichte mit k.