k wie die Kleine Neugier

Ächzen, Stöhnen und hochrote Gesichter im Sportkurs. Wir sitzen im Grätschsitz. Die Aufgabe: Beugt euch jetzt weit nach vorn! Dabei die gestreckten Arme über Kopfhöhe heben! Na, wie beweglich bin ich? Wie belastbar ist der Rücken einer Schreibtischtäterin? Mach ich weiter? Oder geb ich auf?

Hans, der Trainer, grinst vergnügt zu mir herüber. „Stimmt’s, du hörst es keifen, dein Ego? ‚Mach mehr, streng dich an, gib alles, du musst’… So quälst du dich zu Höchstleistung und Perfektion. Der Spaß bleibt leider auf der Strecke. Oder jault dein Schweinehund gerade ‚du schaffst das sowieso nicht, viel zu alt, viel zu klein, viel zu untrainiert’ und findet tausend Gründe warum diese Übung bei dir nicht funktionieren kann und du es lieber lassen solltest“. Das Ego und der Schweinehund – die beiden Wegelagerer – lenken uns zu oft erfolgreich davon ab zu entdecken was wir drauf haben.

„Wie wär’s…“, Hans Blick wird direkter und noch wacher. „Wie wär’s wenn du mal die Kleine Neugier ran lässt? Die will einfach nur probieren, was du wirklich kannst. Will testen was geht.“

Ich sitze noch immer in vorgebeugter Haltung. Er hockt direkt vor mir, fordert mich heraus – gegen den Widerstand seiner Hand – noch ein Stück zu schieben. Sieh an, da geht noch was. Und ich hab immer noch Spaß dabei.

Wann ist es für Sie wieder einmal an der Zeit, die Kleine Neugier aus der Abstellkammer zu befreien? Stauben Sie sie ein wenig ab. Lassen sie sie einen Tag ohne Leine laufen und sich von ihr zwischen Ego und Schweinehund hindurch manövrieren. Entdecken Sie ‚was geht’.

Ihnen fällt jetzt gerade nichts ein, wo sich das lohnt? Hier ein paar Anregungen von A bis Z.

A Artikel schreiben für Ihren Newsletter oder Ihre Webseite.
B Einen Menschen besuchen, den Sie nur sehr selten sehen.
C Clown sein – wie wäre es mal mit dummer Augustine statt Oberlehrerin, die immer alles wissen muss. Clowns sind immer neugierig.
D Detektiv spielen bei Ihrer persönlichen Weiterentwicklung. Welchen Kurs, welche Fortbildung wollten Sie schon immer mal machen? Selbst wenn es nicht unmittelbar mit Ihrem Job zu tun hat.
E Einladungskarten für die nächste Gartenparty gestalten.
F Fitnessprogramm Ihrer Wahl absolvieren.
G Gedankenstopp einlegen – gerade wenn Schweinehund und Ego wieder palavern ohne Unterlass.
H Sich entscheiden, eine halbe Stunde ziellos in den Himmel zu gucken, anstatt die dringende Aufgabe jetzt sofort und gleich zu beginnen.
I Herausfinden, welches Image Sie haben:als Chefin, als Dienstleisterin, als Freundin.
J Ein Joint Venture – eine wirtschaftliche Zusammenarbeit – mit einem Partner eingehen, der ihr Business ergänzen kann.
K Über Ihre Konkurrenz anerkennende Worte verlieren.
L An einem sonnigen Tag gemütlich mit einem Luftballon durch Straßen einer belebten Stadt schlendern (ohne ein Kind dabei zu haben).
M Mit Ihren Mitarbeitern ein Meeting so planen, dass in einer halben Stunde eine schwierige Entscheidung getroffen wird.
N Der Nachbar geht Ihnen mit seinen Renovierungsplänen für den Hausflur mächtig auf den Wecker. Doch irgendwie sollte eine Lösung her, sonst stehen die Farbeimer noch ewig im Haus.
O Organisieren des nächsten Firmenausfluges.
P Das Problem der besten Freundin lösen.
Q Quengelndes Kleinkind ertragen.
R Rauchmelder anbringen. Die meisten sind hässlich. Wo ist der Platz dafür in Ihrer Wohnung mit dem Sie leben können?
S Schlagzeug spielen. Es ist viel Raum für Neugier zwischen „das kriegen meine Hände nie koordiniert“ und einer Profiausbildung, oder?
T Sich von Ihrem Team etwas beibringen lassen, was sie nach seiner Auffassung noch nicht wirklich gut hinbekommen.
U Unbekannte ansprechen, wenn Sie mit ihnen die nächsten Stunden in einem Zugabteil oder Flugzeug verbringen.
V Vergebung, Vergeltung, Verwarnung, Verhandlung…, wenn ein Mitarbeiter Sie vor dem Kunden blamiert hat.
W Die Werbetrommel für Ihr Produkt, Ihre Leistung, Ihr Angebot rühren.
X Zu X war mir nichts Sinnvolles eingefallen.

Carola F. schreibt:Das Xylophon natürlich, dieses kleine bunte Ding auf denen Kinder (und auch ich und meine Kinder) die ersten Töne schlagen mit kleinen Holzhämmerchen.  Ich brauch jetzt so ein Ding: es ist bunt, es klingt – mal schön, mal laut, mal scheppernd und einen Holzhammer (einen nunmehr ausgewachsenen) brauche ich erst recht

Danke für Deinen Vorschlag, Carola.

Was wäre Ihr Vorschlag?

Y Yes sagen aber No meinen, wenn Ihr Chef Sie heute wieder bittet, zwei Überstunden einzulegen.
Z Zeiträuber eliminieren. Es gibt Dinge in ihrem Job, die Ihnen einfach nur Zeit klauen, doch keinen erkennbaren Nutzen bringen.

Schnappen Sie sich an einem Tag ein Vorhaben. Lauschen Sie nur ganz kurz, was Ego oder Schweinehund schon wieder zu melden haben. Und dann lassen Sie die Kleine Neugier ran!
Ich lade Sie ein, das Alphabet gern mit Ihren persönlichen Testballons zu ergänzen und bin neugierig auf Ihre Ideen.

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