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Meinen Weg zu mir weitergehen

Wohin führt mich mein Weg?
Und wie will ich ihn weitergehen?

Nina-Kristin Lederer ist heute Management Consultant Digital Transformation. Sie trägt dazu bei, Leistungen und Prozesse der öffentlichen Verwaltung digital, sicher und für Bürger*innen zugänglich zu gestalten. Eine Sisyphus-Arbeit.

Doch kein “klassischer” Karriereweg.

Unser strategisches Karriere-Coaching startete 2017. Wonach warst du auf der Suche? Welche Hürden wolltest du wegräumen?

Ich war zu diesem Zeitpunkt bereits neun Jahre – inklusive Babypause – bei meinem ersten Arbeitgeber. Das ist eine lange Zeit. Diese Zeit der ersten Berufsjahre, in der ich wahnsinnig viel gelernt habe, die hat mich sehr geprägt. Doch schon vor der Babypause habe ich bemerkt, wie Unzufriedenheit aufkam. Nicht mit den Aufgaben oder der Verantwortung, die ich hatte. Es war mehr das Gefühl, bei meiner persönlichen Weiterentwicklung an eine zu Grenze stoßen.

Der Common Purpose Standort in Hamburg  war eine kleine Organisation mit flacher Hierarchie. Durch meinen Wunsch, mehr Verantwortung zu tragen, war ich auf meinem Weg schon von der Programmkoordinatorin zur Programmmanagerin aufgestiegen. Doch mir war klar, der Posten zum nächsten Schritt – der Programmdirektorin – ist besetzt und wird besetzt bleiben. Da war ich ratlos, wo es für mich hingehen kann.

Gehen oder bleiben?

Einerseits gab mir der Job sehr viel Sinn, machte sehr viel Spaß. Ich hatte ein tolles Netzwerk aufgebaut. Dabei sind richtige Freundschaften entstanden, zu manchen Kolleg:innen habe ich heute noch Kontakt. Ich habe wahnsinnig viel erlebt, gesehen und erfahren. Und auf diesem Weg sollte es nicht mehr weitergehen?

Andererseits spürte ich die innere Unzufriedenheit und ahnte, dass irgendwann auch die Beziehung zu meinen Kolleg:innen darunter leiden würde. Ich wollte unsere großartige Arbeitskultur nicht gefährden.

Du hattest es damals als Sackgasse beschrieben.

Ja, genau so fühlte es sich an, dieses „Hier geht’s nicht weiter.“ Gleichzeitig hatte ich auch nicht das Gefühl, ich müsse jetzt nur mal einen Finger heben und würde dann schon irgendwo anders unterkommen.

Ich hatte ja selbst keine richtige Vorstellung davon, was der nächste Job für mich sein, in welche Richtung mein weiterer Weg mich führen könnte. Die internationale Organisation, die dahinter stand hatte mir sehr viel ermöglicht. Was könnte denn ein Job sein, der ähnlich bereichernd, ähnlich sinnvoll ist und mir ähnliche Möglichkeiten bietet, mich weiterzuentwickeln? Ich konnte mir allein kein Bild davon machen.

„Eigentlich stimmt alles. Und doch muss ich weiter!“

Das höre ich oft zum Coachingbeginn: „Eigentlich alles paletti, doch mein Gefühl sagt: Will ich mich entwickeln, muss ich weiter. Aber wohin?“

Dazu kommt bei aller Sinnerfüllung, dass man als junge Familie mit zwei Kindern auch von etwas leben muss, oder?

Als ich nach dem Studium eingestiegen bin, war das Einstiegsgehalt vollkommen okay, es hat mir gereicht. Es gab auch zwischendurch mal eine Gehaltserhöhung. Doch nach der Elternzeit hatte ich meine Stundenzahl auf dreißig Stunden reduziert. Das war von der Familienorganisation her nicht anders möglich, ich brauchte die zusätzliche Zeit.

Elternzeit: Im Gehalt Rolle rückwärts

Denn ich war mir bewusst, wenn ich etwas leisten möchte und das Gefühl habe, es kommt etwas Sinnvolles dabei raus, dann will ich nicht nur so ein bisschen Teilzeit machen, sondern volle Verantwortung übernehmen. Doch die Entscheidung für die dreißig Stunden hat mich fast auf mein Anfangsgehalt nach dem Studium zurückgeworfen.

Dabei hatten wir automatisch mit den Kindern steigende Lebenshaltungskosten, brauchten einen neue Wohnung. Der zukünftige Job musste mir also auf jeden Fall ein anderes Gehalt bringen.

Wohlbefinden hängt von vielen Faktoren ab.

Neben Sinn und Weiterentwicklung braucht es mehr. Deshalb haben wir im Strategischen Karriere-Coaching neben deinen Stärken und Wünschen auch die notwendigen Rahmenbedingungen unter die Lupe genommen.

➡️ Denkst du dir auch manchmal:

“Ich brauch keinen Purpose, sondern Geld”?

schau dir den Buchtipp GoodRead Nr. 11 an.

Was hat dir am meisten geholfen?

Ich erinnere mich, dass ich mich tatsächlich hingesetzt und mir aufgeschrieben habe: „Was brauche ich eigentlich zum Leben? Wie hoch sind meine Kosten?” Ich habe mich mit meinen Finanzen auseinandergesetzt und überlegt: „Was wäre ein Gehalt, mit dem ich gut klarkommen würde?“ Wie viel monatlich möchte ich ausgeben für Sport, für Gesundheit, für Freizeit? Dieses analytische Herangehen, es schriftlich durchzurechnen, hat mir eine klare Orientierung gegeben.

Dazu haben wir andere wichtige Faktoren für einen neuen Job auseinander genommen. Die Arbeitsatmosphäre, Teamarbeit und die Chance, Verantwortung übernehmen zu können. Es war sehr, sehr hilfreich, mir genau zu überlegen, welche Aufgaben ich wirklich gern erfülle.

Dadurch hatte ich meine persönliche Checkliste für den Bewerbungsprozess und konnte sehr schnell abprüfen: Was wird erfüllt? Was wird nicht erfüllt? Oder zu welchem Grad? Was ist dann vielleicht in meiner Gewichtung wichtiger?

Du hast sehr intensiv reflektiert, was Karriere für dich überhaupt bedeutet. Ich zitiere dich:

Karriere wird ja oft damit in Verbindung gebracht, dass man viel verdient, dass man hohe Positionen bekleidet, dass man viel reist oder viel arbeitet. Dass man bekannt ist, als Expertin angesehen wird.

Ich weiß heute, dass mich nichts davon wirklich antreibt, außer dem positiven Feedback.

Wie hat sich das entwickelt?

Schon in der Studienwahl habe ich festgestellt: Für meinen Weg ist es nicht das klassische BWL-, Medizin- oder Jurastudium. Ich möchte etwas machen, was interessant ist, vielseitig, wo ich unterschiedliche Perspektiven einnehmen kann.

Mit meinem Magisterstudium Angewandte Kulturwissenschaften war mir von Anfang an klar, dass man damit vermutlich nicht reich wird. Mir war’s wichtiger, dass der Inhalt zu mir passt, dass es Felder sind, die mich interessieren. BWL habe ich trotzdem als ein Hauptfach gewählt, weil ich verstehen wollte, wie die Wirtschaft tickt. Ich habe festgestellt, wie viel Spaß es mir macht, dort hinzugucken, wo gesellschaftliche Entwicklungen sind.

Mein damaliges berufliches Interesse Corporate Social Responsibility lag genau an der Schnittstelle zwischen Wirtschaft und Gesellschaft. Ich fragte mich:

  • Wie kann Wirtschaft sinnvoll passieren?
  • Wie kann Gesellschaft durch unternehmerisches Denken verbessert werden?

In meinen ersten Jahren Arbeit für Common Purpose habe ich festgestellt, wie wichtig mir das ist, mich selbst wirksam zu fühlen. Auf den regelmäßigen internationalen Treffen waren alle da, die Gründerinnen, Country Heads, unterschiedliche Kolleginnen und Kollegen aus allen möglichen Ländern.

Meine Chefin hat mir schon als junge Mitarbeiterin die Chance gegeben, mitzureisen. Vor Ort sind mir Ideen gekommen und ich hatte überhaupt keine Scheu, die vor allen vorzutragen.

“Ich denke in Wirksamkeit”

Ich habe nicht in Hierarchien gedacht, sondern in Wirksamkeit. Ich hatte Lust, was zu machen, hab Kolleg:innen gefunden, die Lust hatten, das mit mir umzusetzen und hab es gemacht. Meine Chefin meinte damals: „Du bist schon ganz schön mutig, dass du dir den Raum nimmst dafür!

Da hatte ich vorher nie darüber nachgedacht. Ich hatte einfach Lust darauf. Ich war intrinsisch motiviert und die vielen Begegnungen, die Moderationserfahrung, der Netzwerkaufbau, das hat mir einfach so viel Freude bereitet, dass ich erst später gespürt habe, wie wichtig mir das wertschätzende Feedback ist, um selber zu wachsen und das Gefühl zu haben: “Ah, hier liegt mein Potenzial“.

Es war nicht immer leicht, das aus mir heraus zu erkennen. Positives Feedback, Ermutigung und manchmal auch ein kleiner Schubs, mir was zuzutrauen, das ist mir unendlich viel wert.

Du hast mich mit deiner kreativen Wortassoziation zum deiner persönlichen Vorstellung von KARRIERE sehr beeindruckt. In seiner Ausgewogenheit ein Ausdruck echter Selbstwirksamkeit.

  • K Kooperation
  • A Anerkennung für Leistung
  • R Realität
  • R Ruhen in mir selbst
  • I Impulse
  • E Entwicklung
  • R Rahmenbedingungen
  • E Erfolg

 

➡️ Du willst selbst ein KaWa – eine Kreativ Analoggraffiti Wort Assoziation – erstellen? In diesesm Artikel findest du eine Anleitung dafür.

 

Sind das auch heute noch deine Keywords für eine gelingende Karriere?

Alle Punkte sind immer noch relevant für mein berufliches Wirken. Die Zufriedenheit in den Aufgaben und den Herausforderungen, die habe ich. Kooperation ist extrem wichtig. Ich arbeite super gern auf Augenhöhe im Team und mit Kundinnen und Kunden. Das ist mehr kooperatives Arbeiten als klassische Beratung.

Und Anerkennung für Leistung wird auch immer ein Motor sein, wenn ich meinen Weg weitergehe. Es geht um das bestärkende Feedback, darum, dass die Leistung gesehen wird.

Ruhen in mir selbst – extrem, extrem, extrem wichtig. Besonders in den letzten zehn Jahren – wenn es Themen gibt, die mich sehr stark beschäftigen oder Herausforderungen im Privatleben – sobald ich bemerke, ich ruhe nicht in mir selbst, versuche ich das wiederherzustellen.

Elternsein als berufliche Ressource

Ich reflektiere immer wieder für mich: “Was brauche ich eigentlich, damit das Ruhen im mir selbst möglich ist?

Die mit dem Alter zunehmende Erfahrung hilft dabei. Es wird immer wieder herausfordernde Situationen geben. Doch ich bin überzeugt, dass eine Elternrolle sehr stark zum Gefühl beiträgt: „Es gibt Dinge, die sind schlimm. Und es gibt Dinge, die fühlen sich schlimm an, aber sie sind eigentlich nicht schlimm.

Dadurch nimmt man bestimmte Herausforderungen nicht mehr so schwer, weil man einfach das Gefühl hat, hier geht jetzt gerade nicht die Welt unter. Es stirbt gerade niemand. Es ist nichts, das jetzt irgendwie einen langfristigen Schaden anrichtet. Und es wird eine Lösung geben.

In der Elternrolle bewältigst du im Familienalltag ganz andere Krisen. Schwere Erkrankungen im Familienumfeld zum Beispiel, die unerwartet viel Care-Arbeit erfordern, die kann man wirklich Krisen nennen. Das relativiert einige berufliche Situationen, in denen man tief durchatmet und dann auch durchkommt.

Kommen wir auf das I von Impulse in deinem Karrierebegriff

Impulse sind für mich vorrangig jene Impulse, die ich von meinen Kolleginnen und Kollegen bekomme oder durch Weiterbildung, durch Gespräche. Ich hab einfach nicht wahnsinnig viel Zeit, zu lesen oder Podcasts zu hören.

Jede Herausforderung ein Impuls zu lernen

Während sich andere darüber sehr viele Impulse in ihren Alltag holen, sind es für mich vor allem die Gespräche mit meinen Kolleginnen, Kollegen, Freunden über berufliche Themen. Die persönliche Herausforderungen vor denen wir stehen, sie werden gemeinsame Erfahrungen, die wir auf unserem Weg machen.

Nina, du hast dich seit 2017 stark weiterentwickelt. Wie stelle ich mir deinen Auftrag als Management Consultant Digital Transformation heute vor? Und welche Rolle spielen gute Geschichten dabei?

Als Beraterin arbeite ich primär für Auftraggeber:innen in der Freien und Hansestadt Hamburg, wie z.B. Behörden, Bezirksämter und Landesbetriebe.
Als ich damals als Strategieberaterin eingestellt worden bin, hatte ich noch keine praktische Erfahrung in Strategieberatung.

Und wie hat das funktioniert?

Ich habe mich in meiner Jobsuche damals primär auf meine Kernkompetenzen fokussiert. Dann habe ich geschaut, welche davon brauche ich für unterschiedliche Berufsfelder, die mich interessieren? Und habe mich getraut, mich auf diese Stelle in der Strategieberatung zu bewerben.

Denn ich wusste, ich kann Dienstleistung, ich kann Kommunikation und auch Führung. Ich hatte mit unterschiedlichen Menschen unterschiedlicher Ebenen gut gearbeitet. Das heißt, ich kann Augenhöhe auf unterschiedlichen Levels. Und damit bin ich da reingestartet.

In meinen Strategie-Beratungsprojekten geht es heute oft darum, eine Digitalstrategie für z.B. eine Behörde zu erstellen. Mit diesen Projekten sammeln und systematisieren wir in allen Abteilungen alle Digitalisierungsbedarfe. Mit der Führungsebene und ggf. weiteren Stakeholdern erarbeiten wir, welche Ziele und wie die Prioritäten zu setzen sind.

Wird es komplex, geh auf Augenhöhe

Behörden sind ja immer wahnsinnig groß. Sie haben sehr viele gesetzliche Aufgaben und eine unendliche Vielzahl von Themen zu bearbeiten. Hier braucht es noch ein ganzes Stück an Digitalisierung und Modernisierung. Nicht nur nach außen, um für Bürger und Bürgerinnen digitaler zu sein. Auch die internen Prozesse für ein besseres Zusammenarbeiten in der Organisation müssen angefasst werden.

In diesem Prozess bin ich in der Regel als Beraterin an der Seite meiner Kunden. Gemeinsam mit einer Ansprechpartner:in entwickeln wir, wie dieser Prozess aussehen soll.

  • Wen müssen wir beteiligen?
  • Wie wollen wir kommunizieren?
  • Wie wollen wir das Ganze durchführen?
  • Welche Analyseinstrumente nutzen wir?
  • Wie kommen wir auf Ziele?
  • Wie definieren wir Maßnahmen?

Und jeder einzelne Schritt braucht ganz viel Kommunikation.

Ah, jetzt kommen die Geschichten ins Spiel

Ja, in den letzten Jahren hat mich eine Kollegin sehr inspiriert, visuell zu denken und visuelle Geschichten zu erzählen.

Für Strategieprozesse, die wir nur virtuell mit Workshops begleiten konnten, habe ich Zeichnungen gemacht. Oder mir überlegt:

  • Was ist eigentlich die Geschichte?
  • Wie kommen die unterschiedlichen Bedarfe zusammen?
  • Wie sortieren die sich, wie entwickeln die sich weiter?

(c) Nina-Kristin Lederer

Ich habe dann z.B. in einem Projekt für einen virtuellen Analyseworkshop das Bild unterschiedlicher Trichter genutzt, in die die unterschiedlichen Bedarfe der Abteilung reinfließen.

Sie fließen in ein Reagenzglas, das für die aktuellen Projekte, Zukunftsthemen oder auch ganz akute Bedarfe steht.

So versuche ich immer, den teilnehmenden Partizipierenden dieser Workshops ein Bild zu geben.

Zur Digitalisierung der Verwaltung gibt es ja unterschiedliche Geschichten, die erzählt werden.

DIE Herausforderung dabei: diese Geschichten sind sehr langfristig gedacht. Man sagt: „Irgendwann haben wir viel mehr Zeit für die wesentlichen Dinge, weil dann die unwesentlichen Dinge automatisiert im Hintergrund ablaufen.“ Das sind Vorteile der Digitalisierung long term.

Die Herausforderungen: Keine Zeit, keine Ressourcen, kein Geld

Doch all das braucht unheimlich viel Zeit, viele Ressourcen und Menschen, die das realisieren. Und daran mangelt es einfach immer. Es gibt keine Zeit, es gibt keine Ressourcen, es gibt kein Geld, das alles so umzusetzen, wie man das möchte.

Deshalb muss man schauen, dass man andere Geschichten erzählt. Dass man Motivation aus anderen Dingen schöpft.

Weil in der Verwaltung Ämter – historisch bedingt – oft noch immer wie Säulen nebeneinander stehen, macht jeder so sein Ding. Also konzentriere ich mich darauf, die Geschichte zu erzählen, wie gemeinsame Arbeit aussehen könnte.
Wie könnte die Erfüllung dieser Vision – zum Beispiel in der Schulbehörde „Wir möchten Kinder, Jugendliche befähigen, in einer digital geprägten Welt zu bestehen…“ – wie könnte das aussehen, wenn man diese Grenzen zwischen den Säulen verschwimmen lässt? Wenn man es als gemeinsamen Weg sieht, viel stärker gemeinsam an den Themen arbeitet. Dazu muss man genau hinschauen, was genau die Personen motiviert, deren Mitwirken ich brauche. Welche Bilder helfen hier?

Kommunikationsabteilung fehlt auch

Eine weitere Herausforderung: In jedem größeren Unternehmen hat man eine Kommunikationsabteilung. Da gibt es Menschen, die sich um Kommunikation kümmern. Nach Außen und Innen.

In der Verwaltung gibt es das einfach nicht. Es gibt Pressesprecher in den Behörden, aber es gibt keine interne Kommunikation. Es gibt Orga-Abteilungen, aber die sind oft eher mit technischen prozessualen Organisationsthemen beschäftigt. Nicht mit interner Kommunikation. Das ist eine riesengroße Lücke.

In jedem Transformationsprojekt, muss man sich immer wieder seine eigenen Kanäle, seine eigenen Instrumente suchen. Es gibt keine bewährte Struktur, die dahintersteht, in die man seine Themen nur einspielen müsste. Nein, man designt alles immer wieder selbst.

Das bedeutet für uns Beraterinnen und Berater, dass wir teilweise sehr tief einsteigen in die Organisation, um das aufzufangen. Denn für Transformation braucht man Kommunikation, man braucht Geschichten, man braucht eine Vision – man braucht ganz viel Imagination sozusagen. Und kommt in einen Bereich, in dem es nur wenig Ressourcen gibt.

Wie also kann das aussehen? Wie können wir – auch langfristig in Projekten da herangehen, um die richtigen Geschichten zu entwickeln und zu nutzen?

Ich bringe selbst viel Beratungserfahrung aus Organisationsentwicklungs-projekten mit, habe vor Jahren damit begonnen, mit Geschichten zu arbeiten. Als StoryCoach nutze ich sie als Mittel, Kompetenzen oder Werte zielgerichtet zu erzählen.

Wie würdest du Menschen, die mit der Arbeit einer StoryCoach nicht vertraut sind, meine Art zu arbeiten beschreiben?

Du schaust genau hin: Wo wirkt eine Geschichte am stärksten?

Ich habe dich als einen Menschen kennengelernt, der sehr empathisch auf alle Beteiligten in einem Setting blickt. Ganz gleich, um welche Aufgabenstellung es geht, du schaust genau hin, wo eine gute Geschichte am stärksten wirksam werden kann. Gemeinsam mit deinen Kundinnen überlegst du:

  • Mit wem haben wir es eigentlich zu tun?
  • Welche Geschichten brauchen genau diese Beteiligten?

Man hat ja immer einen Inhalt, eine Botschaft. Man hat einen Sender, man hat einen Empfänger. Jede dieser drei Aspekte hat eine eigene Gewichtung. Empfänger und Sender, jeder hat seine eigene Emotionalität, persönliche Motivation, eigene Wünsche und Bedürfnisse.

StoryCoaching berücksichtigt komplexe Systeme

Du setzt deine Empathie dafür ein, dass nicht nur der Inhalt gut ist, sondern das ganze komplexe System berücksichtigt wird. Dadurch deckst du auch verborgene Ressourcen auf, die vielleicht sonst nicht zum Tragen kommen würden. Du hast das große Ganze im Blick.

Was ich an deiner Art zu coachen sehr schätze: Du versuchst das zu transportieren, was du selbst sehr intensiv lebst. Du bist wirklich sehr interessiert an Menschen. Immer wenn wir zusammenkommen, habe ich das Gefühl, du bist sehr, sehr interessiert an mir, an meiner Entwicklung, meinen Motiven. Du willst mich wirklich verstehen.

Dazu stellst du mir genau die richtigen Fragen. Mir macht es Spaß, sie zu beantworten, weil du eine gute Zuhörerin bist.

Geschichten beleuchten den eigenen Weg

Damals, als es um meine eigene Weiterentwicklung ging, haben wir meine eigenen Stärken, Erfahrungen in Geschichten verpackt. Dadurch habe ich ein viel besseres Bild von mir selbst bekommen:

  • Wie agiere ich eigentlich?
  • Was sind meine Gründe so oder so zu agieren?
  • Was steckt dahinter?

Sich das für die unterschiedlichsten beruflichen Situationen bewusst zu machen, das stärkt die Selbstwahrnehmung und erdet ungemein.

Heute, in meiner Arbeit als Beraterin nutze ich selbst Geschichten, um es meinen Kundinnen zu erleichtern, Zusammenhänge besser zu verstehen.

➡️Praxistipp Job-Stories entwickeln

Du tust dich schwer damit, relevante Geschichten aus deinem beruflichen Alltag zu finden und zu entwickeln? Probiere dieses Vorgehen aus.

Sortiere – so wie Nina – deine Bausteine einer guten Geschichte.

Tool um konkrete Stories zu entdecken, die deine Kompetenz unter Beweis stellen - mit Katrin Klemm StoryCoach

Frauen in der männerdominierten IT-Branche

Auch im Frauennetzwerk habe ich viel mit Kolleginnen zu tun, die in der Organisation arbeiten – in Teams, bei Dataport, in den Funktionen. Was uns verbindet, sind die spezifischen Herausforderungen, denen Frauen in der männerdominierten IT-Branche gegenüberstehen. Wir sind ja schon recht gut aufgestellt, haben für ein IT-Unternehmen schon relativ viele Frauen. Doch bestimmte Herausforderungen bleiben.

Nehmen wir mal die vielen Frauen, die Verantwortungen übernehmen wollen. Fachlich, oder in einer Führungsposition, das aber in Teilzeit. Dafür braucht es Akzeptanz in den Teams und Lösungen wie Tandemführung.

Inzwischen gibt es da immer mehr gute Beispiele bei Dataport, doch es ist und bleibt wichtig, seine eigenen Stärken zu kennen, und sich darüber auszutauschen. Genau das ist es, was wir im Netzwerk ermöglichen wollen.

Frauen stärken durch kraftvolle Geschichten

Wir schaffen ein entspanntes Setting, um anhand bestimmter Leitfragen voneinander zu erzählen.

Zum Beispiel:

  • Wie überwinde ich typische Hürden oder Glaubenssätze, denen Frauen oft in sich selbst begegnen?
  • Was kann ich von den Erfahrungen anderer Frauen, die bereits Führungspositionen in der Verwaltung übernehmen, für mich nutzen?

Hier schließt sich im Netzwerktreffen der Kreis zu den individuellen Geschichten. Jede Einzelne bekommt den Raum, sich zu fragen:

  • Welche Geschichte bringst du mit?
  • Was erlebst du im täglichen Geschäft?
  • Was ist dir wichtig?
  • Was ist es, das du hier erreichen willst?

Wir wollen die Selbstreflektion und das Vorankommen jeder einzelnen Frau in der Organisation stärken. Dafür schafft der Austausch so viel Klarheit. Das macht ihn so wertvoll.

Auch um unsere gemeinsame Unternehmenskultur weiterzuentwickeln brauchen wir Vernetzung und Austausch. Wir wollen Synergien schaffen und Potenziale ausschöpfen. Ich bin sicher, für beides bringst du aus deiner langen Erfahrung viele Methoden und Anregungen mit.

Und es muss Spaß machen, damit es etwas bringt, oder?

Genau. Das gehört für mich immer dazu, damit es leicht bleibt.

Nina, dein Resümee zu unserem Gespräch?

Wenn ich mir anschaue „Welche Geschichte hätte ich damals über mich erzählt, und welche Geschichte würde ich heute über mich erzählen?“, dann sehe ich, dass sich da wahnsinnig viel verändert hat.

Mich selbst positiv erzählen

Nicht in der Kernmotivation, in den Werten, die mich antreiben. Doch darin, wie ich meine Fähigkeiten einschätze, was ich bewältigen kann, habe ich eine so viel positivere Erzählung über mich selbst.

Dafür braucht es immer eine intensive Selbstreflexion, davon bin ich überzeugt. Danach suche ich immer wieder. Gleichzeitig ist es der Austausch mit Kolleginnen oder Freundinnen, der mich weiterbringt.

Immer wieder vor einer neuen Aufgabenstellung taucht doch noch der selbstkritische Gedanke auf: „Kann ich das eigentlich? Bin ich nicht irgendwie nur ‘Generalistin’?”

Der wohlwollende Blick auf mich selbst

Doch dann stelle ich fest: „Mit dem, was ich kann, was ich erlebt habe, was heute meine Erzählung ist, da fühle ich mich wohl. Ich habe einen viel wohlwollenderen, positiven Blick auf mich gewonnen.

Und nun stell dir vor, du streichst in deiner Aussage „nur Generalistin“ dieses kleine Wörtchen „nur“. Und mir ist sehr bewusst, welch intensiver Prozess für manche von uns dahintersteckt, auf diese drei Buchstaben zu verzichten.

Ja, ich glaube ich, das ist die Challenge für viele Generalistinnen. Diese Frage: „Was ist eigentlich meine Geschichte?“, das ist oft teilweise schon die Geschichte selbst.

Die wahre Transformation, die hinter den Worten „Own your story“ steckt, entfaltet sich erst, wenn man – wie du – den Prozess selbst erlebt.

Ich bin Generalistin. Punkt.

Es ist der wohlwollende Blick auf mich selbst, der zählt.

 

Ich brauch keinen Purpose sondern Geld – Goodread Nr. 10

Geld oder Sinn? Oder beides? Und was noch?

Wir alle stellen uns irgendwann die Frage: Warum arbeite ich eigentlich? Ist es der Sinn, die Sicherheit oder etwas ganz anderes?

Als leidenschaftliche „Anwältin“ meiner Klientinnen, die sich nach einem erfüllenderen Jobleben sehnen, lese ich (fast) alles, was verspricht, dass sie den Job finden der wirklich zu ihnen passt.

Attila Albert – Ich brauch keinen Purpose, sondern Geld.

Weshalb ich es lese

Das Buch hinterfragt unsere Vorstellungen von Arbeit und Erfolg.

Unser Job hat einen bodenständigen pragmatischen Sinn. Wenn kein anderer dir das Leben finanziert, arbeitest du um Miete, Strom, Versicherung, Telefon, Internet, die Bahnkosten, Lebensmittel zu bezahlen.

“Ein eigenes Einkommen,” sagt Albert, “verschafft .. Respekt und Würde, befreit .. von ständigen Existenzängsten und der Scham, bedürftig zu sein.“ (Seite 22) .

Ich finde: Das muss mal gesagt werden

Attila Albert Ich brauche keinen Purpose, sondern Geld - 8 Motivatoren für den Job zu wechseln

In meiner Design your LifeStory-Arbeit spielt der finanzielle Aspekt erst im letzten Drittel eine Rolle.

Denn ich erlebe bei Teilnehmerinnen, wie sie sich beim Ausschöpfen ihrer Wünsche und Potentiale leider zu oft durch finanzielle (Zwangs-) Vorstellungen zu beschränken, wenn wir diesen zu früh zu viel Raum geben.

Wenn Albert das ganz anders sieht, muss ich schon aus professioneller Neugier meine Nase in dieses Buch stecken.

Worum es geht

Geld oder Sinn, was motiviert uns, zu bleiben?

Der Autor wirft einen Blick darauf, was Angestellte bewegen kann, in ihrem Job zu verharren. Oder warnt jene, die sich bereits auf dem Markt umschauen davor, auf hohle Phrasen und leere Versprechen von Unternehmen hereinzufallen.

Als ersten Job-Motivator führt er deshalb das Geld ins Rennen. Ein faires Gehalt sichert finanzielle Stabilität und ermöglicht persönliche Freiheit. An der Einkommenshöhe drücke sich neben der Deckung der Kosten auch Anerkennung und Bestätigung des Arbeitgebers aus. Damit würde es zur “Quelle des persönlichen Selbstwertgefühls” (Seite 28).

Auch ich kenne Menschen, bei denen es so funktioniert. Kenne den einen oder die andere (Kinder aus dem Haus, Haus längst abbezahlt, gesund & fit), die längst in der Lage sind, sich zu gönnen, was immer sie möchten. Doch die Panik vor möglicher Verarmung treibt sie so stark, dass sie im goldenen Käfig (Hamsterrad inklusive) verharren, statt sich auf den Weg zu machen, etwas zu finden, das sie vielleicht mehr erfüllt als finanzielle Sicherheit.

Neben Geld und Sinn gibt es noch mehr

Sieben Job-Motivatoren

Neben dem Einkommen stellt der Autor sieben weitere Job-Motivatoren vor die helfen können, die eigene Arbeitszufriedenheit zu reflektieren.

Familie: ein Balanceakt

Familie: betrachtet er vor allem unter dem Aspekt der Verantwortungsübernahme für andere. Und die kostet nun mal. Zum einen Geld (siehe oben). Zum anderen Zeit, um alle notwendigen Care-Arbeiten (ob nun für Nachwuchs oder alte Eltern) zu koordinieren.

Setzt du deine Priorität in diesem Bereich, wirst du dich kaum in einer Position wohlfühlen, die  selbstverständlich dauerhafte Überstunden und ständige Erreichbarkeit von dir fordert.

Team: Was ist das richtige Maß?

Team: Wenn du dir deinen nächsten Job vor allem aufgrund der Menschen suchst, die dort arbeiten, nach einem ausgeprägten sozialen Zusammenhalt suchst, hast du hier einen starken Antreiber.

Ich kenne Menschen, die ihren Job zwar doof finden, doch allein wegen der Kolleg:innen bleiben (oder dorthin gehen, wohin der Chef gewechselt ist).

Doch bei allem „We-are-family“-Gedanken, ein Unternehmen ist „eine zielorientierte Zweckgemeinschaft“(Zitat 52). Ihr bleibt Arbeitskollegen. Und eine gesunde Konkurrenz darf dazugehören. Bist du dagegen gar kein Gruppenmensch – willst nur in Ruhe deinen Job erledigen -, treibt dir die Aussicht auf regelmäßig verpflichtende Teamaktivitäten kalten Schweiß auf die Stirn.

Karriere: wie definierst du sie für dich?

Karriere ergänzt das Interesse und die Freude am Beruf um den Faktor Fach- (inhaltliche Spezialisierung) oder Führungsmotivation (Strategie, Budget, Personal). Du willst mehr entscheiden und gestalten. Immer neue (Projekt-)Herausforderungen und oder Verantwortung als Führungskraft treiben dich an. Für dich zählt Leistung, weil es dann einen Titel oder mehr Gehalt gibt. Oder du kannst deine eigene Expertise weiterentwickeln und erreichst mehr Sichtbarkeit.

Dann solltest du – wenn du befähigt und willens bist – aufsteigen können, und das funktioniert nicht in jedem Unternehmen.

Was lässt dich wachsen?

Weiterentwicklung: Du arbeitest nicht nur für Geld oder Status, sondern willst dich weiterentwickeln, wachsen und dazulernen.

Eine ausgewogene Berufstätigkeit“, betont Albert, „erlaubt fortlaufendes Wachstum und schützt vor geistiger und emotionaler Verarmung.“ (Seite 75) Schau rechtzeitig hin, dass dein Job dir neue Impulse bietet.

Wichtig ist das vor allem für Babyboomer, die bei der Weiterbildungsplanung gern übersehen werden. Doch die Personalabteilung ist nicht allein für deine Entwicklung verantwortlich, deshalb schau genau hin, was deine Aussichten verbessert UND dir persönlich Freude macht. Werde aktiv, bevor Stagnation dich frustriert.

Falls du schon jetzt den deutlichen Wunsch nach Veränderung spürst, lass uns am besten gleich miteinander sprechen.

Was bitte heißt gesund?

Gesundheit: Bist du in der Lage deinen Job so zu gestalten, dass du körperlich, geistig und seelisch fit bleibst und – gerade mit zunehmendem Alter – genügend Zeit hast, dich aktiv zu erholen? Oder bist du ständig „durch“?

Sobald dein Arbeitsalltag dich auf Dauer erschöpft (und sich das auch nicht mit Yoga & Co. beheben lässt 😉), wird es Zeit, genauer hinzusehen. Ein gesunder Arbeitsplatz bedeutet, dass Arbeitsbelastung und Wohlbefinden in einem ausgewogenen Verhältnis stehen.

Zwei Denkanstöße finde ich besonders spannend:

  • Gerade bei gesundheitlichen oder altersbedingten Herausforderungen kann der Beruf aber auch ablenken und motivieren. Eine sinnstiftende Kontinuität bieten, wenn sich vieles andere verändert.“ Denn es wäre doch schade drum, “..gedanklich ab Anfang 50 bereits auf Altersteilzeit oder Vorruhestand zu schalten und dadurch die „besten verbleibenden Lebensjahre unambitioniert und abwartend verbringen.“ (Seite 89)
  • Der Hinweis, dass es sich “lohnt, genauer hinzuschauen, welche Mitverantwortung du vielleicht selbst dafür trägst“, (Seite 95) die eigene Gesundheit dem Beruf zuliebe ständig zu überfordern. Übernimmst du mehr Verantwortung und Aufgaben, als du langfristig verkraften kannst? Achte auf gut auf deine Körperspuren!

Checkfrage: „Gehe ich gern zur Arbeit“?

Spaß und Lebensfreude heißt: Arbeit kann und sollte Freude machen, auch wenn es nicht zu 100% der Traumjob ist. Bei aller nötigen Professionalität und dem Stress der (auch mal) auftritt, darf man eine gute Zeit haben und miteinander lachen, sagt Albert. Dann sei „Gehalt auch kein Schmerzensgeld sondern normale Entlohnung für eine Tätigkeit die an sich bereits bereichernd ist„ (Seite 108)

Doch Angst, Misstrauen und Feindseligkeit, die einen in ständiger Hab-Acht-Stellung und Abwehr halten, belasten die eigene Lebensqualität.

Macht mein Job (noch) Sinn?

Lebenssinn ist für den Autor damit verbunden, etwas Sinnvolles für andere zu tun. Du bist an der richtigen Stelle, so lange du dich als Teil eines größeren Ganzen siehst und dein Job dazu beiträgt, das zu beweisen. Dümpelst du in einem sinnentleerten Job herum, reichen Gehaltserhöhung oder Karrierestufen nicht mehr aus, um dich motiviert und leistungsbereit zu halten.

Mir persönlich schenkt das Bewusstsein, mit der eigenen Arbeit etwas Bedeutungsvolles beizutragen, eine tiefe innere Erfüllung. Geht’s dir genauso?

Wir stellen uns die Sinnfrage meist ab Mitte 40 (bei mir ging’s schneller). Denn dann reichen (soweit die Grundsicherung steht) Geld und Karriere allein nicht mehr aus, sich lebendig zu fühlen.

„Allerdings“, so Albert, „wünschen sich zwar viele Berufstätige ab der Lebensmitte mehr Sinnhaftigkeit, stehen sich dann aber selbst im Wege mit ihrer Auffassung „Ich kann ja eh nichts ändern“, oder „haben im Grunde Angst, sich auf etwas einzulassen, das ihre bisherigen Erfahrungen übersteigt oder hinterfragt.“ (Seite 116ff)

Jeden Tag ein neues Kapitel aufschlagen

Mit 20 Jahren Berufserfahrung bin ich überzeugt: da lässt sich was tun 🤩. Und jeder Tag ist ein guter Tag, um neu zu starten.

Wem ich das Buch empfehle

Allen, die sich fragen, ob sie in ihrem Job das Richtige tun – und ob es überhaupt ein Richtiges gibt. Besonders wertvoll ist es für dich, wenn du:

  • das Gefühl hast, du steckst in einer beruflichen Sackgasse,
  • nach Orientierung suchst,
  • dich ständig zwischen Sicherheit und Leidenschaft hin- und hergerissen fühlst,
  • deine eigene Definition von Erfolg (neu) entdecken willst.

Sobald du deine wahren Motive und Prioritäten kennst, sagt Albert,

  • suchst du zielgerichteter nach einem passenden Arbeitgeber,
  • argumentierst authentisch in deiner Bewerbung und
  • musst dich beim Vorstellungsgespräch nicht verstellen.

Das bemerkt dein Gegenüber im Jobinterview sofort.

Mein Fazit

Das Buch liefert keine einfachen Rezepte, sondern wertvolle Denkanstöße. Es macht Mut, dich ehrlich mit deinen Wünschen auseinanderzusetzen, und zeigt, dass es in Ordnung ist, wenn Geld eine Rolle spielt – genauso wie Sinn, Sicherheit oder Freiheit. Die Kunst liegt darin, deine eigene Balance zu finden.

Ein inspirierendes Buch für alle, die sich klügere Fragen stellen möchten.

 

 

StoryCoaching ist wie gemeinsam Tandem fahren

Saskia Hagendorf ist Beraterin für effektive Zusammenarbeit, vielfältiges Allround-Talent als Assistenz und zuverlässige Sparringspartnerin für Führungskräfte. Ich darf sie seit Jahren auf ihrem Weg begleiten.

Saskia, wir kennen uns aus dem Frauen Netzwerk Ladies Mentoring. Dort hast du dich 2016 für ein Strategisches Karriere-Coaching beworben.

Wie beschreibst du heute deine Herausforderung von damals? Wonach warst du auf der Suche?

Ich war damals immer “nur” die Assistenz

Ich habe zu dem Zeitpunkt in einem kleinen Unternehmen als Assistentin der Geschäftsführung gearbeitet. Da landen viele Aufgaben auf dem Tisch der Assistenz.

Mein Ziel war, diese Assistenz-Tätigkeit als Karriere-Schritt ins Projektmanagement zu nutzen. Die Aufgaben einer Projektmanagerin hatte ich schon längst übernommen. Doch ich bekam den Titel nicht dazu.
Ich war „nur“ die Assistenz.

Wie stelle ich mir so eine klassische Assistenz von damals vor?

Das gute Mädchen im Unternehmen

Die klassische Assistenz – so die Geschichte in meinem Kopf – hat die ganzen Termine koordiniert, hat die Reisen gebucht, die Kalender gepflegt. Sie war für alle Themen da. Sozusagen das gute Mädchen im Unternehmen.

Doch du wolltest nicht länger das gute Mädchen, sondern viel mehr Projektmanagerin sein. Was war schwierig an diesem Schritt?

Die Herausforderung lag in der Unternehmensgröße. In kleinen Unternehmen sind natürlich nicht unendlich viele Stellen frei, um den nächsten Schritt in diese Richtung zu gehen.

Ich habe die Aufgaben übernommen, wirklich einige Projekte im Unternehmen umgesetzt, doch mir wurde kein Titel zugestanden, der der Verantwortung dieser Rolle gerecht wurde. Das hat mich gestört.

Jetzt könnte man natürlich fragen: „Ja, warum bist du dann nicht woanders hin gegangen?

Tja, es war einfach immer mein Traumjob. In meiner Traumbranche. Ich habe für dieses Unternehmen gelebt. Das heißt, ich habe auch private und sogar meine Familienpläne verschoben. Das zeigt mir, wie wichtig mir dieser Job an sich war. Ich wollte nicht weggehen, sondern mich im Unternehmen entwickeln.

An genau diesem Punkt stand ich zum Start des Karriere-Coachings. Ich wollte eigentlich im Unternehmen bleiben – doch mehr als die Assistenz sein. Und dachte mir:

Gut, wenn da mal jemand anders mit mir gemeinsam drauf schaut, wie das möglich wäre.

Assistenz damals und heute: Ich habe den Eindruck, da hat sich mächtig was verändert?

Für mich war eine Assistenz früher jemand, der von jemandem anders abhängig ist. Von einem Geschäftsführer oder Vorstand; immer diese Abhängigkeit von einer Person oder einem Team.

Assistenz als Sparringspartner – eine neue Story

Inzwischen habe ich mit vielen Assistenzen gesprochen. Ich habe mich in dem Bereich mehr vernetzt und gesehen, wie vielseitig dieser Beruf eigentlich ist.
2016 hatte ich noch nicht verstanden, wie wichtig die Rolle der Assistenz im Unternehmen ist. Dass sie wirklich ein Sparringspartner für die Führungskräfte ist.

Dass ich letztlich doch aus dem Unternehmen ausgetreten bin, hatte damit zu tun, dass ich Mama geworden bin. Ich habe deutlich gemacht, dass ich keine 40-Stunden-Woche im Event Management mehr machen will. Das funktioniert nicht mit kleinem Kind, und das wollte ich auch nicht für uns als Familie.

Damit begann mein Trennungsprozess vom Unternehmen. Ein emotionaler Weg, denn ich spürte: Ich kann jetzt nicht für irgendein anderes Unternehmen arbeiten. Ich konnte mich mit keinem mehr so identifizieren.

“Hinter mir selbst kann ich stehen”

Damit stand ich vor der Frage: „Okay, was mache ich jetzt?

Natürlich hatte ich Bewerbungsgespräche für Teilzeitstellen, auch bei großen Marken. Aber ich habe gemerkt, es catcht mich nicht. Es ist nicht so, dass ich dafür alles andere stehen und liegen lassen würde, um zu sagen: „Das ist jetzt mein Traumjob.“

Ich hing einfach emotional noch sehr am Unternehmen; konnte mir nicht vorstellen, für irgendjemand anders – vielleicht außer mir selbst – so viel Kraft und Zeit zu investieren.

Meine Entscheidung:
Dann mache ich mich selbstständig. Denn hinter mir kann ich stehen!“ So kam der Entschluss, als virtuelle Assistenz zu gründen.

Wie hat dir die Gründung dabei geholfen, den emotionalen Trennungsprozess für dich positiv zu gestalten?

Durch die Gründung habe ich mir auch jene Dinge sehr genau angeschaut, die mich in Unternehmen gestört haben. Zum Beispiel diese Abhängigkeit von anderen.

Ab sofort konnte ich entscheiden, welche Aufgaben ich wann mache, mit welchen Kunden ich zusammenarbeite. Ich war viel, viel selbstständiger. Konnte viel flexibler sein. Dadurch konnte ich mir auch meine Familien-Zeiten selber einteilen. Keiner schaut mich schief an, wenn ich drei Stunden Mittagspause mache und dafür am Abend noch mal arbeite.

Ich habe erkannt, dass es von den Rahmenbedingungen her deutlich besser lief, als es im Unternehmen möglich war.

Außerdem war meine Stelle im alten Unternehmen inzwischen komplett weg. Auch das hat mir bei meiner Entscheidung „geholfen“. Mein Job wurde nicht durch jemand anderen besetzt, sondern die Firma löste sich am Ende tatsächlich auf.

Vor neun Jahren haben wir ein Best- und ein WorstCase-Szenario erarbeitet, wir haben zwei mögliche Ausgänge der Geschichte entworfen. Wenn du dir das heute anschaust, wo siehst du dich?

Beispiel Zukunftsgeschichte mit Szenariotechnik Katrin Klemm

Die Geschichte ist gut ausgegangen

Wenn ich mir das anschaue, bin ich eindeutig auf der BestCase Seite.

Denn tatsächlich habe ich immer spannenden Projekte, ob lang- oder kurzfristig. Ich suche mir aus, welche Projekte ich machen möchte. Die wo ich sage: „Ach, das reizt mich irgendwie gar nicht“, die mache ich nicht.

Ich schlafe ruhiger, definitiv. Ich kann meinen Tag planen, habe die Flexibilität dann zu arbeiten, wann ich möchte und kann mir das so einteilen, dass es auch hier zu Hause mit der Familie gut funktioniert. Ich arbeite fast nur im Homeoffice, bin selten woanders. Urlaubstage brauche ich auch nicht einzureichen.

Natürlich hat Selbstständigkeit auch immer Schattenseiten. Da brauchen wir nicht drüber reden.

Wenn es einen roten Faden gibt – bestimmte Themen, die sich durch deine Entwicklung ziehen – welche sind es?

Gerade bei der Gründung habe ich mich viel damit befasst:

  • Was will ich eigentlich?
  • Wo soll es für mich hingehen?

Manche Geschichten muss man mehrmals lesen

Ich habe John Streleckys Café am Rande der Welt fünfmal gelesen. Das wurde mir ständig empfohlen. Doch ich konnte es nie greifen und dachte: „Was wollen die alle mit diesem Buch?

Dann habe ich es vor der Gründung noch mal gelesen und mir war klar: „Jetzt weiß ich es.“

 

Saskia Hagendorf Ich unterstütze andere dabei, Höchstleistungen zu bringen

Es geht im Buch um den Zweck der Existenz. Für mich habe ich dabei diesen roten Faden tatsächlich herausgefunden: Mein Zweck der Existenz ist, andere dabei zu unterstützen, persönliche Höchstleistungen zu bringen.

Das habe ich im Unternehmen gemacht. Das habe ich bereits mit 13 Jahren als Tischtennis-Trainerin gemacht. Das mache ich jetzt mit meinen Kindern.

Freiraum für Höchstleistungen schaffen

Und genau das tue ich für meine Kunden. Ich möchte, dass sie den Freiraum haben, persönliche Höchstleistungen zu bringen, also ihr Expertenwissen einzubringen, da, wo sie es können.

Genau das mache ich auch in meinen Workshops. Ich versuche immer, das Beste aus der Person rauszubekommen, ohne dass sie sich selbst in eine andere Person verwandeln müsste.

Dieser „Zweck der Existenz“ – vielleicht klingt das auch ein bisschen hochtrabend – ich nenne ihn lieber „meinen Leitstern“ – er hilft mir zu sondieren, was ist wirklich wichtig? Was passt zu mir?

Saskia, gab es auch Momente, in denen du gezweifelt hast? In denen du hinschmeißen wolltest? Denn eine Selbstständigkeit mit zuerst einem, dann zwei Kindern, ist ja nicht immer easy peasy…

Da fallen mir vor allem drei Momente ein.

Aufklärungsarbeit „Was bitte ist eine VA?“

Die erste Hürde war, dass ich 2018 – als ich gegründet habe – erst einmal viel Erklärungsarbeit leisten musste.

Der Begriff „Virtuelle Assistenz“ war in Deutschland noch nicht wirklich bekannt. Ich musste ganz, ganz viel erklären: Was ist das? Wie funktioniert das? Dass ich nicht Siri oder Google bin als virtuelle Assistenz, sondern wirklich eine reale Person, die Arbeit abnimmt. In den USA war das damals schon sehr groß, und jetzt auch in Deutschland gang und gäbe. Inzwischen sieht man gefühlt an jeder Ecke, was eine virtuelle Assistenz ist und dass es das gibt.

Die eigene Mutter Unternehmerin

Die nächste Schwierigkeit kam aus einer unerwarteten Ecke.

Ich komme aus einer Unternehmer-Familie. Meine Mama ist schon viele Jahre als Dolmetscherin und Übersetzerin selbstständig. Deshalb hatte ich mit einem Jubelschrei „Ja, mach das unbedingt“ gerechnet, wenn ich ihr erzähle, dass ich mich selbstständig mache. Doch sie hat mir erstmal aufgezählt, worauf ich alles achten muss, was Selbstständigkeit überhaupt bedeutet und dass man weiß, dass man selber für die Rente einzahlen und Krankenkasse selber tragen muss.

Ich sage: „Mama, ich weiß. Ich weiß das. Ich habe mich informiert.“

Aber ich hatte natürlich mit einer anderen Reaktion gerechnet als „Denk bitte daran, daran, daran, daran, daran.“ Ich weiß natürlich, dass sie es gut meinte und genau die Dinge aufdecken wollte, woran andere scheitern. Heute ist sie auch sehr stolz, dass es so gelaufen ist.

Selbstzweifel als Begleiter

Dann wurde es mit der zweiten Elternzeit – meine zweite Tochter ist im Juni 22 geboren – nochmal knifflig. Ich habe nach fünf Monaten wieder angefangen zu arbeiten. Zum einen hat mir die Arbeit wirklich gefehlt. Zum anderen wollte ich meine Kunden nicht so lange warten lassen.

Ich habe im März 24 einen neuen Kunden gewonnen, habe mir viele Gedanken gemacht: Wie funktioniert das? Wie arbeite ich mit langfristigen Kunden – die Betreuung umfasst viele Stunden – überhaupt zusammen?

Eines Tages kam unerwartet ein langes kritisches Feedback von einem Kunden: In einigen Punkten passe es nicht so. Er würde es hier und da und dort ganz anders machen.

In dem Moment habe ich sehr gezweifelt. An mir. An meiner Art zu arbeiten. Ich dachte: „Nein, bis Ende der Elternzeit brauche ich zwei feste Kunden und weitere Projekte. „Was passiert, wenn dieser Kunde nicht kommt? Oder keine langfristige Zusammenarbeit will?“

Der Druck, den ich mir selbst gemacht habe: „Jetzt muss es doch wieder richtig anlaufen. Jetzt muss es doch wieder funktionieren.“ haben mich das Feedback negativer aufnehmen lassen, als es eigentlich gemeint war. Doch ich habe mir intensiv Gedanken gemacht und meinen Mut zusammengenommen – vieles konnten wir klären.

Heute weiß ich, es gehört oft zum Anfangsprozess der Zusammenarbeit dazu, sich und die gegenseitige Arbeitsweise kennenzulernen und zu verstehen. So legten wir einige Grundregeln fest, diskutierten viele Punkte, wie wir besser und effektiver miteinander arbeiten können. Ich bin sehr froh, dass ich es angesprochen habe, denn jetzt arbeiten wir super seit über einem Jahr zusammen.

Doch Ja, das war ein Moment des Zweifels „Oha, ob das jetzt der richtige Weg war, das weiterzumachen?

Zweifel als Lernchance nutzen

Doch im Rückblick beweist es mir wieder: Jede Assistenz und jede Führungskraft müssen einen eigenen Weg finden, zusammenzuarbeiten. Es braucht diesen Prozess. Und diese längere Klärung – das war unser Prozess.

Es ist eine besondere Herausforderung, sich auf jeden Kunden einzeln einzustellen, oder? Das braucht viel Fingerspitzengefühl. Arbeitest du mit jedem Kunden? Wie wählst du Kunden aus, die zu dir passen?

Ich weiß nicht, ob das immer ein Fingerspitzengefühl ist. Es ist ganz, ganz viel Kommunikation.

Als gefühlte Norddeutsche bin ich Freund von direkter Kommunikation. Sobald ich bemerke, dass etwas nicht ausgesprochen wird, weiß ich, da passt irgendwas nicht. Doch es muss vor allem menschlich zusammenpassen.

Ich habe Kunden, mit denen arbeite ich seit 2019 zusammen, wirklich regelmäßig, wir verstehen uns richtig gut und können gut zusammenarbeiten. Doch nicht jede Assistenz passt auch zu jeder Führungskraft.

Ich bin zum Beispiel jemand, der Sachen auch schnell mal umschmeißt und sagt: „Das macht überhaupt keinen Sinn. Lass uns das mal anders aufbauen.“
Gerade bei Selbstständigen als Kunden – wenn sozusagen das eigene „Baby“ angefasst wird – und wir an diesem „Baby“ etwas verändern müssen, kann es manchmal schwierig sein. Doch wenn es nicht zu mir als Assistenz passt, nehme ich den Auftrag nicht an.

Das klingt, als würden deine Kunden und Kundinnen ein kleines „Assessment Center“ durchlaufen, um sicher zu stellen, ob ihr zusammenpasst?

Ich nehme meist nur zwei langfristige Kunden an, die ich wirklich täglich betreue. Denn ich gebe auch viele Workshops und will meinen Freiraum und genügend Flexibilität für kurzfristige Projekte haben.

Lerne ich einen neuen Kunden kennen, vereinbaren wir immer eine Testzeit. Wenn beide sagen: „Es funktioniert, unsere Arbeitsweisen passen zusammen.“, dann gebe ich noch einmal direkt Feedback, in dem ich alles ausspreche, was mir aufgefallen ist. Und dann sagt man immer noch mal: „Ja, das passt“. Oder man verlängert halt dann nicht.

Tägliche Kundenbetreuung und zusätzlich Projektarbeit? Wie vielfältig sieht dein Alltag heute aus?

Assistenz heißt Freiraum und Flexibilität

Ich gliedere meine Arbeit in zwei Bereiche. Einerseits das Operative, also die virtuelle Assistenz. Auf der anderen Seite die Beratung oder die Trainertätigkeit.

Als Virtuelle Assistenz übernehme ich fast alle Aufgaben außer das Buchen von Flügen. Reisebuchung und vorbereitende Buchhaltung habe ich schon im Angestelltenverhältnis nicht gern gemacht. Hier sage ich: „Das möchte ich einfach nicht, es gibt andere, die besser und auch effektiver sind.“

Aber dieses Thema Optimierung im Unternehmen, Aufgaben oder Projekte zu planen – wann muss was erledigt werden -, andere Menschen zu strukturieren, das fällt mir sehr leicht. Es ist die Event-Managerin in mir, die dann sagt: „Okay, das sind die Aufgaben. Das machen wir jetzt!“

Sparringspartnerin für meine Kunden

Ich bin für meine Kunden als Sparringpartnerin da. Wir sprechen Ideen durch, und ich bringe meine Expertise und meine Meinung als Unternehmerin mit ein. Wie können wir etwas aufbauen, es strukturieren und direkt im Unternehmen umsetzen?

Geht es zum Beispiel um eine neue Website gehe ich mit den Unternehmern ins Gespräch:

  • Wie könnte das aussehen?
  • Wie können wir das machen?
  • Wen holen wir als Dienstleister ins Boot?

Dann koordiniere ich das komplette Projekt.

Für einen anderen Kunden habe ich einen Onboarding-Prozess aufgebaut. Frage: Was steht an und was davon kann ich übernehmen? Oder: Wo suchen wir uns jemanden? Dann suche ich jemanden und briefe denjenigen, die Aufgaben zu übernehmen.

Solo-Selbstständige oder Start-ups schätzen es, mit jemandem zu arbeiten, der selbst gegründet, schon Erfahrungen in diesem Bereich hat, und selbst über ein großes Netzwerk verfügt, und damit weiß, wen er ansprechen kann.

Andere Menschen, andere Projekte zu strukturieren, das fällt mir total leicht. Das liegt an meinem starken Ordnungsmotiv. Ich brauche immer einen Plan und arbeite dann einzelne Schritte ab. Das ist genau das, was ich meinen Virtuelle-Assistenzkunden dann anbiete.

Diese Vielfalt und der Blick als Unternehmerin für andere Unternehmer, das gibt deinen Kunden ein fast unbezahlbares Extra obendrauf.

On top kommen dann noch die Workshops, die du gibst.

Das ist der andere Bereich, das Thema Beratung. Einerseits berate ich Führungskräfte, wie sie mit einer Assistenz effektiver zusammenarbeiten können. Wie sie Zeit gewinnen, entweder für strategische oder kreative Themen. Oder wirklich freie Zeit.

Auf der anderen Seite trainiere und schule ich Assistenzen, vor allem im Unternehmen zu neuen Tools, Strukturen oder darin, intern als Assistenzen besser zu netzwerken.

Du sagst oben: „Hinter mir kann ich immer stehen“. Wer ist die Person, hinter der du dann stehst? Was zeichnet sie aus?

Strukturiert – vielseitig – vernetzt

Ich habe das Ordnungsmotiv angesprochen, dieses Thema Struktur, Planung und Schritt für Schritt vorgehen. Das ist etwas, was mir total liegt, was mir Energie gibt, wenn ich einen Plan habe.

Ich brauche die Abwechslung und es zeichnet mich auch aus, dass ich in viele Themen reinschaue, mir Ideen hole. Teilweise tauche ich auch sehr tief in manche Themen ein, obwohl ich noch nicht weiß, ob ich es irgendwie brauchen kann. Doch es interessiert mich einfach in dem Moment.

“Ich muss nicht alles wissen.
Doch ich weiß, wer es weiß.”

Ich bin ein Mensch mit einem sehr guten Netzwerk in alle möglichen Richtungen. Das setze ich sehr gern ein und öffne meine Kontakte auch für andere. Bekomme ich eine Frage, auf die ich keine Antwort habe, dann kenne ich jemanden, der hat diese Antwort hat und kann die Person ansprechen.

Heute kann ich wirklich sagen: Ich liebe den Assistenzberuf.
Es ist ein wirklich toller Beruf und sehr, sehr vielseitig. Damals habe ich das noch nicht verstanden. Zusätzlich kannte ich keine guten Assistenzen, die ich durch meine Netzwerkkontakte jetzt habe.

Was hat die Arbeits-Welt davon, wenn das Verhältnis zwischen Führungskräften und Assistenzen heute ein ganz anderes ist?

Sobald eine Assistenz und eine Führungskraft im Unternehmen wirklich funktionieren, sich „blind“ verstehen, merkt man das im kompletten Unternehmen. Es spiegelt sich in alle Abteilungen oder Hierarchien hindurch.

Woran kann man das beobachten?

Moderne Assistenz: entspannte Führungskraft

Die Führungskraft ist entspannter. Sie hat jemanden, den sie ansprechen kann. Gleichzeitig ist sie erreichbarer durch die Assistenz. Bei einer Anfrage an die Assistenz kann man sich drauf verlassen, dass sie wirklich geklärt wird. Auch wenn die Führungskraft unterwegs ist.

Ich vergleiche es gern mit einer Ehe – zwei Personen, die viel Zeit miteinander verbringen und gemeinsam hinter einer Sache stehen. Es geht um Kommunikation und um gute Beziehungen zueinander. Wenn diese Beziehung funktioniert, funktioniert das komplette Konstrukt. Das gilt für die Familie genauso wie für ein Unternehmen.

Wenn sich Führungskräfte genau darauf fokussieren, was sie wirklich gut können und wofür sie gebraucht werden (und nicht noch alles andere machen, weil sie denken, sie müssen alles selber machen), wenn sie Dinge konsequent abgeben, bin ich sicher, dann hätten wir weniger Burnout in Führungsetagen. Wir hätten mehr Familien, in der die Eltern Führungskräfte sein UND ihre Kinder sehen können. Glücklichere Führungskräfte.

Im Briefing zum Strategischen Karrierecoaching hast du gesagt „Ich will mich nicht mehr herumärgern. Ich will glücklich sein. Und wenn ich raus will, lieber früher als später!

Du berätst heute andere Assistenzen. Begegnet dir das, was du damals erlebt hast, heute bei ihnen? Wenn du wahrnimmst, sie oder er sind nicht happy in dem, was sie tun, was empfiehlst du?

Das Wichtige ist, immer Alternativen aufzuzeigen. In einer solchen Situation kommt die Assistenz nicht darum herum, sich die Frage zu stellen: „Was will ich wirklich?“

Wenn sie, so wie ich damals, eigentlich nicht aus dem Unternehmen raus möchte, sollte sie überlegen:

  • Wie kann ich diese Position anders gestalten?
  • Welche Punkte sind es, die mich begeistern?
  • Warum möchte ich dortbleiben?
  • Hat das so viel Wert, dass sich andere Dinge vielleicht aufheben?

Ich ermutige Assistenzen immer dazu, offen auf die Führungskräfte zuzugehen, Feedback zu geben und sich auch Feedback zu holen. Es hilft keinem, dieses „Ja, ja, ja, mache ich, mache ich, mache ich…“ und dann abzuarbeiten.

Aktive Assistenzen gestalten selbstbewusst ihre eigene Job-Geschichte

Assistenzen dürfen auch fordern, selbst in eine gewünschte Position zu kommen und deutlich zu machen: „Ich möchte bitte diese Aufgabe übernehmen. Ich denke, weil ich die und die Punkte schon gemacht habe, kann ich das richtig gut.“

Assistenzen dürfen mehr Selbstbewusstsein für die eigene Rolle haben und für ihre Themen besser einstehen. Dann können sie sich vielleicht im Unternehmen entwickeln, falls das ihr Ziel ist. Spannendes Fachwort dafür ist Jobcrafting.

Das nächste, das ich zu hinterfragen rate:

  • Bin ich am richtigen Ort?
  • Bin ich in der richtigen Rolle?
  • Sind das die richtigen Aufgaben?
  • Was kann ich in meiner Macht tun und ändern, damit ich nicht in diese Situation komme, zu sagen: „Ich ärgere mich, ich bin nicht glücklich in meinem Job.“

Das Leben ist so kurz. Die Arbeitszeit nimmt so viel Raum ein. Ich möchte nicht, dass eine Assistenz sagt: „Es ist schon wieder Montag. Ich möchte da nicht schon wieder hin. Ich habe keine Lust auf meine Arbeit. Ich arbeite nicht gerne.“

Wir haben heute so viele Möglichkeiten zu sagen: „Mein Job soll mich glücklich machen. Er soll mich erfüllen.“ Der Sinn in der eigenen Arbeit kann ganz unterschiedlich sein. Doch ich möchte nicht, dass Menschen unglücklich auf der Arbeit sind. Denn da stimmt dann etwas nicht.

Diese starke Botschaft „Du kannst etwas tun für dich. Und zwar viel mehr als nur schnell wegzurennen…!“, die teilen wir, Saskia – du in Workshops für Assistenzen und ich als StoryCoach.

[Anmerkung: wenn du selbst JETZT etwas ändern willst, willkommen bei Design Your LifeStory]

Doch der Begriff „Story“ assoziiert oft blitzschnell die Nutzung als Marketing-Tool. Wie erklärst du jemandem, der sich unter meiner Arbeit als StoryCoach noch gar nichts vorstellen kann, was ich tue und wie es wirkt?

Kurzfassung?

Klar.

Katrin macht sichtbar, was bereits in uns ist. Das ist Storycoaching

Katrin macht das sichtbar, was bereits in uns ist, in Form von Geschichten.
Genau das ist dein Markenzeichen. Du schaust nicht, was alle anderen auch machen.

Sondern du schaust wirklich: „Was sind die Punkte und die wichtigen Aspekte in deinem Leben, in deiner Entwicklung, in deinen Kompetenzen? Wie kannst du die einfach anders ausdrücken?“

Wir kennen uns schon sehr lange. Du kennst meine ganze Geschichte. Deshalb wusste ich sofort, dass das passt, wenn ich jetzt noch mehr von meiner Geschichte draußen erzählen will.

Und weil du genau zuhörst, kannst du mit Leichtigkeit noch mal andere Sachen rauskitzeln und aussprechen:

  • Aber was ist denn damit?
  • Hast du daran schon gedacht?
  • Da war doch noch eine ganz andere Situation… erzähl mir mehr.

Worauf darf man sich einstellen, wenn man mit mir zusammenarbeitet?

Ich glaube, man muss selbst eine Offenheit und eine Neugier haben. Denn es kann auch tief gehen. Man beschäftigt sich mit sich selbst, und wenn man das noch nicht so oft gemacht hat, wenn man als Coachee noch nicht so erfahren ist, kann das im ersten Moment natürlich hart sein. Denn sich mit sich selber befassen ist immer schwieriger als mit anderen.

Wer sollte lieber Abstand von einer Zusammenarbeit nehmen?

Menschen, die sofort einen festen Fahrplan und alle Fakten von dir vorbereitet haben wollen, sollten eher nicht mit dir arbeiten.

StoryCoaching ist wie ein Tandem

Denn StoryCoaching ist immer eine gemeinsame Arbeit. Das ist immer ein Tandem. Man muss selber viel reingeben und du steckst genau so viel Arbeit rein, die ich zurückbekomme.

Gleichzeitig ist es kein: Du lehrst jetzt, wie das „funktioniert“. Sondern man nimmt immer alles aus der eigenen Geschichte, den eigenen Stationen im Leben raus.

Dadurch wird es viel, viel authentischer, als wenn du eine Schulung mit hundert Leuten machen würdest zum Thema Storytelling, und lernst, wie es theoretisch „funktioniert“.

Mit dir als StoryCoach im Einzelgespräch kommt viel mehr dabei raus.

Coaching ist wie Tandem-Fahren“. Danke für diese spannende Perspektive.

Stelle ich mir jetzt mal Assistenz und Führungskraft auf einem Tandem vor, was hältst du von der These: “Sobald ich als Führungskraft genügend Größe habe, mich von meiner eigenen Assistenz in Frage stellen zu lassen, bringt mich das enorm vorwärts…“?

Natürlich ist da was dran. Denn du hast mit der Assistenz eine direkte Feedback-Partnerin an deiner Seite. Die dir ja wohlgesonnen ist. Klar, sie ist angestellt, bekommt aber nicht wie ein externer Berater Geld dafür, dir zu sagen, wie du besser arbeiten sollst. Plus, die Person weiß alles im Unternehmen. Sie hat so viel Einblick in alle Prozesse, kennt dich als Person. Das ist die beste Verbindung, die du haben kannst.

Wenn diese Person dir Feedback gibt, dann eins, das wirklich relevant ist.

Schau, auch hier stecken schon wieder zwei Geschichten dahinter.

Die erste: Dein eigener Weg von der „Assistenz, als dem netten Mädchen für alles“ zur Sparringpartnerin auf Augenhöhe heute.

Die andere will noch erzählt werden. Deine Kolleginnen brauchen den Mut, ihre Rolle neu zu entdecken und ihre Kompetenz zu erzählen: „Ich bin ein wichtiger Wachstums-, Wirtschafts- und Erfolgsfaktor in Unternehmen!“

Ja, da arbeiten wir sehr, sehr hart dran, dass das Ansehen aufgewertet wird.

Wie kann man euch da unterstützen?

Assistenzen nach vorn

Saskia Hagendorf selbstbewusste Assistenz im BüroEs geht tatsächlich darum, die Assistenz in den Vordergrund zu stellen.

Assistenzen halten sich ja gerne im Hintergrund. Doch eine Führungskraft sollte die Anerkennung, die sie erhält, auch weitergeben oder deutlich sagen: „He, all das wäre nicht möglich ohne meine Assistenz. Dieses Projekt würde nicht funktionieren.“

Oder offen zu sein, zuzuhören und zu sagen: „Okay, die Assistenz möchte mehr machen, möchte was anderes.“

Es bringt immer mehr für das Unternehmen, wenn die Assistenz sich weiterbildet, wenn die Assistenz ein internes Netzwerk hat oder auf Netzwerkveranstaltungen geht.

Als ich in einem Unternehmen für ein internes Assistenznetzwerk einen ganztägigen Workshop angeboten habe, hörte ich als Gegenargument, das Unternehmen bräche zusammen, sobald alle Assistenzen daran teilnähmen.

Wow. Das illustriert, wie viel Einfluss Assistenzen im Unternehmen haben. Dass sie sich dieser Wirkung bewusster werden dürfen. Ein gutes Argument, die eigene Story als Assistenz neu zu erzählen.

Ja, das ist das eine.

Gleichzeitig bringt dieser eine Tag den Führungskräften, dem ganzen Unternehmen viel, viel mehr. Denn wenn die Assistenz neue Fähigkeiten mitbringt, sich intern besser vernetzt – jede weiß dann: Wer kann im Unternehmen was wirklich gut und wofür kann ich wen ansprechen – das zahlt sich doch aus.

Ich bin überzeugt, als Unternehmen diese Offenheit zu haben, Assistenzen freiwillig dabei zu unterstützen, sich weiterzuentwickeln, ist eine gute Investition in das komplette Unternehmen.

Meine KollegInnen und ich – beispielsweise das Assistenznetzwerk in Deutschland (ANID) – sind da dran, damit sich hier etwas ändert und die Rolle der Assistenz noch mehr zu stärken.

Dabei wünsche ich dir und deinen KollegInnen viel Erfolg.

 

Noch mehr zu Saskia? Du findest sie auch auf Linkedin und Instagram

 

 

Fotos: Svenja Henschel – Fotografie Wolkenlos

Das Wesentliche steht zwischen den Zeilen

Willst du deinen eigenen Film schreiben, hilft dir die richtige Lektorin, das Wesentliche auch zwischen den Zeilen zu entdecken!

 

Sandra, 2009 haben wir das erste Mal zusammengearbeitet. An welche Episode aus unseren ersten Coachings erinnerst du dich noch? Welche haben Spuren hinterlassen?

Sie haben vom ersten Moment an Spuren hinterlassen. Für das erste Coaching haben wir einen Gutschein von unserem damaligen Agentur-Chef bekommen. Das war mein allererster Kontakt mit Coaching überhaupt.

Coaching ist Raum für mich

Von Anfang an fand ich es wertvoll – denn das macht man viel zu selten –, diesen Raum zu haben, indem es wirklich nur um einen selbst geht. Ein safe space. Am Anfang musste ich mich damit erst mal zurechtfinden, ich dachte zuerst: „Ist das jetzt hier wie eine Therapie?“

Doch das war es mit dir zu keiner Zeit. Es war immer ein „Jetzt schauen wir nach vorn.“ Also Herausforderungen erkannt, besprochen und jetzt zielorientiert weitergehen. Ich erinnere mich noch an diese Methode – wie nennt sich das mit den Armen?

Wingwave.

Ja, stimmt, Wingwave war’s. Dabei kann man den Kopf ausschalten. Sich ein Stück seiner Intuition, seinem Körper, seiner Erfahrung überlassen. Antworten kamen leichter. Ein spannender Ansatz, mich Themen mal anders zu nähern, wie „Was beschäftigt mich eigentlich?“ oder „Was möchte ich denn eigentlich?“.

Ich war 2010 auf dem Sprung vom Account Director zum New Business Director. Dabei war das gar nicht mein Plan. Die Agenturchefs damals meinten: „Wir glauben, du kannst das! Willst du es machen?“

Dann stehst du da und denkst dir: „Das ist ja schön, dass ihr das denkt!

Bis zu dem Zeitpunkt hatte ich noch nie darüber nachgedacht, ob das überhaupt eine Option für mich ist.

Neues finde ich erstmal immer spannend

Weil ich aber der Mensch bin, der ich bin (und das bis heute) ergreife ich gerne (interessante und neue) Optionen. Früher wahrscheinlich schneller als heute, denn die Entscheidungen sind größer geworden.

Doch ich wollte damals reflektieren und das mit Unterstützung von außen. Das war unser Start. Ich wollte mir bewusst machen:

  • Wer bin ich eigentlich?
  • Wo will ich hin?
  • Erfüllt dieses Angebot nicht nur mein Jobziel, sondern passt es in meine Lebenssituation?
  • Wie soll mein Leben ganzheitlich aussehen? Das war immer ein wichtiger Teil. Ich arbeite gerne. Aber die Arbeit musste schon immer auch zu meinem Leben passen.

Genau diese Themen konnte ich mit dir besprechen.

Es war nicht dein Plan, sagst du. Heute bist du Managing Director… was sagst du heute – 15 Jahre später – dazu?

In den ersten Tagen als Managing Director hat mich eine langjährige Kollegin daran erinnert, dass ich Jahre zuvor – ich hatte gerade besagte New-Business-Position übernommen – gesagt hätte: „Und irgendwann werde ich Geschäftsführerin.“

Daran konnte ich mich gar nicht erinnern, fand es aber interessant. Denn auch wenn ich mir diesen Plan niemals ganz bewusst gezeichnet habe, hat mich doch alles, was ich getan habe, genau dahin geführt.

Alle Anteile an Bord

In unserer Coaching-Serie gab es zwei große Handlungsstränge. Einerseits dein Auftrag gemeinsam herauszufinden, worin deine beruflichen Wünsche und Ziele liegen. Gleichzeitig fiel dir das Entscheiden schwer.

Wir haben die vielfältigen Aufgaben in der Agentur und die vielen inneren Ressourcen verbunden. Manche Stärken zeigten sich sofort. Andere innere Anteile haben sich im Drehbuch noch zurückgehalten.

Hier eine Erinnerung, daran, was du schon 2010 für dich mitgenommen hattest

Jede Stimme, jeder Gedanke, jedes Gefühl, das mich bei schweren Entscheidungen verunsichert hat, ist ein Teil von MIR! Also habe ich gelernt zuzuhören! Und mehr noch – wenn ich will, lade ich mittlerweile alle zu einem Kaffee ein und wir diskutieren die wichtigsten Themen aus – klingt verrückt? Nein, ist genial und erfolgreich! Aus vielem, scheinbar nicht koordinierbarem ein homogenes Ganzes machen, das hätte ich nicht für möglich gehalten.

 

Das Zitat ist fünfzehn Jahre alt und macht mir deutlich, welchen Weg du seitdem gegangen bist und welche Bandbreite an Stärken du nutzen kannst.

Ich glaube, genau so muss es sein. Gerade in der Führung hat man viele, unterschiedliche Aufgaben, triffst die unterschiedlichsten Menschen. Dazu kommen all die anderen Dinge, die in deinem Leben eine Rolle spielen.

Für jeden Bereich brauchst du die verschiedenen Facetten. Es ist genau das, was mir Spaß macht. Ich mag meine vielen Dimensionen, auch, weil alles, was um mich herum passiert, nicht eindimensional ist. Diese Arbeit mit den inneren Anteilen finde ich total spannend.

 2022 hast du geschrieben: „Geschäftsführung war nie ein bewusster Teil meiner Geschichte, aber meine Geschichte hatte auch kein komplett vorgezeichnetes Ziel. Wenn es eine Storyline in meinem Leben gibt, die mich bisher immer angetrieben hat, war es, „schau es dir an und probiere es aus!“ Was ist der Antreiber dahinter?

Spaß ist für mich immer ein Antrieb gewesen. Spaß und Neugier an dem, was ich mache, was ich daraus lernen kann – und zwar in jedem Bereich. Das ist auf jeden Fall elementar.

Du hast jetzt die Chance bekommen, deine Stärken voll einzusetzen. Verbunden mit deinem Antreiber „Ich mach das jetzt mal und zwar voller Freude“ welchen Teil der Welt kannst du heute beeinflussen oder verändern?

Naja, es ist nicht die ganze Welt, die ich verändere. 😊

Ich arbeite in einem spannenden Konstrukt aus Führungskollegen. Natürlich nehme ich durch meine eigenständige Rolle in diesem Konstrukt anders Einfluss. Ich bringe meine Perspektiven ein, meine Erfahrung, gute Argumente in wichtigen Diskussionen. Themen, die mir wichtig sind, kann ich ganz anders priorisieren und sie viel stärker zum Teil einer Geschichte machen.

Meine Rolle ist größer geworden. Doch ich lebe sie mit Respekt und Bewusstsein, denn ich glaube, dass wir in dieser Zeit, in der wir heute leben, Dinge durch Kollaboration und durch Miteinander schaffen.

Ich habe einen Satz gelesen: „Niemand, der wirklich glaubt, dass er alles allein kann, ist ein guter Leader und ein guter Führer.“ Daran glaube ich. Gleichzeitig bin ich davon überzeugt, dass es jemandem geben muss, der am Ende die Richtung vorgibt.

 

 

Dieser Richtung sollten gute Gespräche und Austausch vorangegangen sein. Um Menschen zu motivieren und zu führen, musst du sie abgeholt haben. Genau diesen Prozess, dieses Mitnehmen kann ich heute beeinflussen; kann meine Gedanken und Ideen anders mit einbringen. Die Rolle befähigt dich dafür noch ein Stück weit mehr.

2022 konfrontiert mit der Frage, ob du die Rolle der Managing Director übernehmen wolltest, hast du dich mit dir selbst auseinandergesetzt, und überlegt, vielleicht einfach in der bekannten Rolle so weiterzumachen. Denn “das fühle sich doch eigentlich alles gut an“.

Und doch hast du dich für die höhere Position entschieden. Wie kam das?

Ich habe mich mit den Pros und Contras beschäftigt, mit all dem, was ich kann und nicht kann. Letzteres war weniger angenehm. Doch dann bin ich zu dem Ergebnis gekommen, dass ich all das, was ich noch lernen will, ja lernen könnte. Was anstrengend ist, aber auch aufregend.

Ich kann das einbringen, indem ich wirklich gut bin. Auch mit anderen Menschen zusammen, die etwas mitbringen, was ich nicht habe. Gemeinsam machen wir daraus dann etwas Komplettes.

Innen und Außen in Kongruenz

Hier verweben sich die beiden Stränge unserer Coachinggeschichte – innere Stärken zielgerichtet einsetzen um Aufgaben der Agentur gemeinsam mit anderen erfolgreich zu steuern.

Ja, es war meine Entscheidung. Hätte ich angefangen, zu sehr meinen Defiziten hinterher zu laufen und versucht, diese auszugleichen, also versucht, meine Schwächen zu stärken, wäre niemals eine gute Stärke dabei herausgekommen.

Mein Konzept „Stehe jeden Morgen mit Spaß auf!“

Vielleicht lautet mein „Konzept“ einfach: „Stehe jeden Morgen mit Spaß auf!“

Schon vor unserem Story-Coaching ist mir die Songzeile bei den Fantastischen Vier begegnet „Du siehst deinen eigenen Film und bist dein eigener Held.

Abgesehen davon, dass es ein cooler Song ist – und meine erste Band war, die ich live gesehen habe – ich glaube, dass es genau das ist. Niemand setzt mir die Pistole auf die Brust, es ist meine Entscheidung, die ich für mich treffe. Jedes einzelne Mal. Das ist der Punkt.

Deine Art, Entscheidungen zu treffen, zieht sich durch deine Geschichte. Wenn eine junge Führungskraft von dir wissen will, wie du deine Entscheidungen triffst, so, dass es eine gute Entscheidung wird – wie würdest du es erklären?

Also es hängt natürlich von der Entscheidung ab.

Natürlich.

Wenn es nicht komplett dein eigener Bereich ist, wirst du immer auf andere Menschen zugehen, die entweder das Fachwissen oder die Erfahrung haben. Oder die dich zumindest noch einmal in deinen Gedanken challengen. Bei großen Sachen lohnt es sich – und das dauert gar nicht lange – die eigene Antwort auch mal kurz zu hinterfragen. Wenn du eine andere Meinung dazugeholt hast, kann es manchmal dazu führen, dass du noch eine Extra-Gedankenschleife drehst. Das ist dann eben so.

Das große Ganze hängt manchmal von kleinen Entscheidungen ab

Erst wenn du die Entscheidung selbst zu treffen hast, lernst du, wie es wirklich funktioniert.

Theoretisch klingt vieles logisch. Wir haben im Coaching viel ausprobiert, ich habe viele tolle Bücher gelesen, mir Videos angesehen – alles war hilfreich. Man hat alles im Kopf. Wir sind in der heutigen Arbeitswelt sehr weit in Selbstreflexion und Selbstoptimierung. Aber wirklich real wird es erst dann, wenn du es tust, es erlebst, in einer konkreten Praxissituation stehst.

Das erinnert mich an eine Projektsituation. Mein früherer Chef wollte von mir wissen, wie es läuft. Ich meinte: „Ich halte alle Bälle in der Luft.“ Da sagte er: „Das ist erstaunlich und freut mich auch. Aber dir ist schon klar, dass du auch mal den einen oder anderen abwerfen musst?“

So ist es mit den ganzen Weisheiten und Themen, mit denen man sich beschäftigt. Theoretisch ist alles klar. Da kannst du lange schlau mit anderen drüber reden, aber für dich selbst musst du irgendwann den Ball mal abwerfen und in die Umsetzung gehen. Erst wenn du deine Weisheit im Alltag lebst, machen schlaue Dinge wirklich Sinn.

Im Rückblick ist es toll zu erleben: „Das stimmt ja wirklich.“

Und diese Erkenntnis im Alltag zu erleben, das macht Freude. Zu erfahren, dass die eigene Entwicklung einfach nicht aufhört. Wird sie auch nicht.

Dein berufliches Engagement als Geschäftsführerin verlangt dir viel ab. Wie schaffst du den Ausgleich? Wie findest du genügend Raum für dich persönlich?

Da ist noch Luft nach oben!

Das war ein Coaching-Thema, bei dem wir nicht mehr in die Umsetzung gekommen sind, weil die Führungs-Themen wichtiger wurden.

Stimmt, die Sache mit der Work-Life-Balance war auch so eine theoretische Weisheit, die ich früher gut vor mir herschieben konnte.

Doch die aktuelle Verantwortung geht doch noch mehr an meine Energiereserven. Ich spüre deutlich, dass es jetzt vorbei sein muss, mit dem Wegschieben.

Wenn ich meine berufliche Aufgabe ernst nehme, muss ich besser auf mich achten

Mein Bewusstsein wächst: „Wenn ich diese Aufgabe hier ernst nehme und weiter mit Freude daran arbeiten möchte, dann muss ich jetzt auf mich selbst achten!“ Das hat plötzlich eine neue Relevanz bekommen.

Mache ich das schon gut genug? Nicht immer. Aber ich bin auf dem Weg. Obwohl meine berufliche Situation für mich so wichtig ist, kommt parallel eine neue Wichtigkeit dazu.

Achtsamkeit hilft interessanterweise auch. Dinge einfach mal aussprechen.

Das beste Führungsentwicklungstraining, das man sich ansehen kann, war für mich gerade Achtsam Morden, die Netflix Serie. 😉

Weißt du, mein Kopf ist ein Biest. Das kommt gerne kurz vor dem Schlafengehen – eigentlich überall, wo es nicht hingehört – mit Themen um die Ecke, von denen mein Kopf dann denkt, dass er die unbedingt sofort noch bearbeiten oder lösen, oder einfach nur noch mal durchkauen muss.

Was hilft ist, sich selbst die Frage zu stellen:

  • Löse ich das jetzt wirklich gerade?
  • Macht es jetzt für die Gesamtheit der Dinge einen Unterschied?

Wenn es einen elementaren Unterschied macht, dann muss ich handeln. 80% dieser Dinge kann ich aber in diesem Moment, mitten in der Nacht, einfach wegschieben. Denn nur weil ich gerade darüber nachdenke, wird nichts passieren.

Der kommt aus dem Film, dieser Ratschlag.

Da bin ich gerade dran. Und ich schaffe es dadurch tatsächlich, ein bisschen schneller einzuschlafen. Tut gut.

Was ist dir heute wichtig, woran du früher nie gedacht hast?

Mein Bewusstsein dafür ist gewachsen, wie viel Zeit ich eigentlich wo verbringe, das heißt mit den Menschen, die mir wirklich wichtig sind – die einen persönlichen Beitrag im Leben haben.

Da ist die Familie. Da sind Freunde, am Ende ist das ja immer so eine Handvoll. Das ist mir heute wichtiger geworden. Das gehört für mich auch zu der Frage wie ich meine Balance finde aus beruflichen Anforderungen und dem, was ich auch gern bin und tue.

Was mir nicht mehr wichtig ist? Ich muss nicht mehr so viel Party machen. Ist das das Alter? (lacht)

Gedanken denken, die nicht deine sind? Oft Zeitverschwendung!

Früher habe ich mir gerne auch Gedanken gemacht, die einfach gar nicht meine waren. Was für eine Zeitverschwendung. Und heute weiß ich, es gibt Dinge, für die lohnt es sich mehr, meinen Kopf besser und effizienter einzusetzen.

Sandra, was bedeutet Story-Coaching für dich? Was gibst du in die Suchzeile ein, um eine Coach zu finden, die so arbeitet, wie du es mit mir erlebt hast?

Wahrscheinlich würde ich schreiben, „Suche Co-Autor für meine Biographie“. Oder „Suche Produzenten, der sich traut.“ Von Anfang an mochte ich den Gedanken, dass es eine Story, ein Filmdrehbuch ist, das du selbst schreibst. Das hat für mich etwas mit Eigenverantwortlichkeit zu tun; damit, die Kontrolle über das eigene Leben zu haben. Ich will die Verantwortung für mein Leben selbst übernehmen. Wir können keinem anderen die Verantwortung dafür geben, ob etwas funktioniert oder nicht.

Vielleicht ist es auch „Suche erfahrene Lektorin, um zwischen den Zeilen zu lesen.“ Das ist dein Markenzeichen! Das weiß ich sehr zu schätzen. Denn wir haben viel über das geredet, was nicht gesagt wurde. Das kannst du. Das ist wertvoll!

Gerade jetzt in unserem Gespräch – wenn ich mir angucke, was die letzten 14 Jahre passiert ist – du hast viel zwischen den Zeilen gelesen, wir haben auch viel über Dinge gesprochen. Und ich habe auch Dinge mitgenommen, über die wir nicht gesprochen haben. Die aber im Raum standen und mit denen ich dann arbeiten konnte. Allein oder mit dir gemeinsam.

Das Offensichtliche kann ja jeder. Du liest zwischen den Zeilen.

Sandra, ich danke dir für dieses wunderbare Gespräch mit Tiefgang. Was ist dein Fazit?

Von 2009 bis 2025 – ich spüre, ich bin noch immer dieselbe. Und das ist gut. Mit mehr Erfahrung und die Neugier und das Lernen hören hoffentlich für mich auch nicht auf.

Du hast mich daran erinnert, dass ich meiner Führungsrolle damals zuerst eine Absage erteilen wollte. Doch hätte ich das wirklich getan, hätte ich wohl heute das Gefühl, ich hätte den Stift zur Seite gelegt. Doch man darf die Lust am Weiterschreiben seiner Story nicht verlieren. Und ich hoffe, dass ich immer weiter an mir selbst, an meiner Geschichte schreiben werde, weil ich es kann.

Das ist eine wichtige Erkenntnis. Und da gibt es sicher noch einiges zu schreiben.

 

 

 

Idee – Klarheit – Netzwerk: Neuer Job mit 60

„Jobsuche mit Anfang 60? Für mich kein Ding!“

Mit diesem Satz hat sie mich… Überall hören wir von enormen Schwierigkeiten, denen Frauen 50plus am Arbeitsmarkt begegnen. Und dann ein solcher Satz?

Caterine Schwierz ist im September 24 noch Director Business Development & Marketing in einer Patent- und Rechtsanwalts-Kanzlei. Sie ist 60 Jahre alt. Und wollte sich eigentlich aus dem Erwerbsleben zurückziehen. Jetzt startet sie im November 24 noch einmal durch.

Ich will erfahren, was hinter dieser Geschichte steckt.

Wir verabreden uns zum Interview, sind uns schnell einig: Ihre Geschichte macht Mut, sie weckt Hoffnung. Die wollen wir teilen. Wir bürsten gängige Narrative gegen den Strich, und zeigen, wie es funktionieren kann, einen sinnstiftenden, erfüllenden Job zu finden. Jetzt erst recht.

Kennengelernt habe ich Caterine in den Schnupperworkshops zur LifeStory im November 2023. Da verblüffte sie mich schon, buchte gleich alle vier.

Caterine, an welcher Kreuzung deines Lebens standest du damals?

Ich hatte gerade meinen Job in der Kanzlei gekündigt, in der ich die letzten vier Jahre tätig war und habe wirklich überlegt: Was kommt jetzt als Nächstes? Ich hatte also nicht den üblichen Schritt gemacht, erst mal für die Zukunft sorgen und dann kündigen. Meine sehr lange Kündigungsfrist von zwölf Monaten verschaffte mir ausreichend Zeit nachzudenken. Mit Anfang 60 ist das natürlich eine ganz wichtige Entscheidung.

Was kommt als nächstes?

Doch das Positive an diesem Alter ist, seine eigenen Freiheitsgrade zu spüren. Ich muss jetzt nicht mehr überlegen: „Was ist der sinnvolle nächste Karriere-Schritt? Wie liest sich das im Lebenslauf? Wie erkläre ich das anderen?“ Sondern ich konnte überlegen: „Was kommt jetzt als Nächstes?

Für mich persönlich war klar, dass ich in meine Heimatstadt Berlin zurückgehe, zurück zu meiner Familie, um mich um meinen Vater kümmern zu können. Deshalb fühlte sich das auch sehr richtig an.

Ansonsten war es ein völlig freies Feld voller Überlegungen, die ich angestellt habe.

Du scheinst freie Felder zu genießen. Anderen machen sie eher Angst. Welches Gefühl war für dich mit dem freien Feld verbunden?

Zum einen ist es natürlich ein Privileg, dass ich Veränderungen mag. Ich habe schon immer den Mut gehabt, solche Schritte zu gehen. Weil ich schon öfter den Beruf und die Branche gewechselt habe, hatte ich Übung darin. Dazu kommt, dass Weiterentwicklung und Weiterlernen zu meinen Kernwerten gehören und ich mit der Aufgabe der Selbstreflexion gut vertraut bin.

Aus meiner Zeit als Karriereberaterin weiß ich auch, dass das für viele Menschen nicht so ist. Ich habe viele Menschen erlebt, die so leiden unter ihrem Arbeitsumfeld, aber nicht die Kraft finden, zu springen.

Da ist Wertearbeit gut. Sich die Frage zu stellen: „Was tue ich mir eigentlich an, wenn ich viel zu lange Zeit in einem Umfeld verbleibe, in dem meine Werte verletzt werden?“

Und welche Potenziale werden freigesetzt, wenn das Umfeld so ist, dass ich meine Werte leben kann?

Du darfst dich entscheiden, nicht mehr zu leiden.

Was hält Frauen zu lange an einem Platz, der nicht gut für sie ist?

Ich nehme wahr, dass Menschen ihre Fähigkeiten total falsch einschätzen – als zu niedrig. Aus dieser Angst heraus sagen sie: „Ich finde da draußen nichts!“ Das hält sie wie Blei.

Frauen sind prädestiniert dafür, sich zu unterschätzen und die Anforderungen da draußen völlig zu überschätzen. Die Angst: „Ich werde das nicht schaffen. Der Arbeitsmarkt wird mich abstoßen wie einen Fremdkörper!“, diese Angst vor Ablehnung führt dazu, dass sie festhalten und nicht mal den Versuch unternehmen, sich umzuschauen.

Das wirksamste Mittel gegen diese Angst?

Diese wertvolle Arbeit, die du ja auch machst, hilft dabei, sich von dieser Angst nicht lähmen zu lassen.

Es ist ein guter Weg, sich darüber klar zu werden:

  • Was kann ich eigentlich?
  • Was macht mich besonders?
  • Was sind meine Stärken?
  • Was sind meine Erfolge, wenn ich diese Arbeit leiste?

Caterine, dein Lebenslauf liest sich auf Linkedin sehr geradlinig. Das lässt es leicht erscheinen, auf die eigenen Stärken zu setzen. Doch wir hören und lesen häufig von Menschen 50plus, die wieder und wieder abgelehnt werden. Was empfiehlst du ihnen?

Die Antwort ist ganz klar: Such dir Unterstützung.

Auch als ich bei von Rundstedt weggegangen bin, habe ich mir eine Karriereberaterin genommen. Das ist teuer. Wenn man jemand Gutes bucht, ist das teuer. Aber es ist extrem hilfreich.

Es ist anstrengend. Hol dir Unterstützung.

Denn gerade, wenn jemand so viele Absagen bekommt, dann ist da an der Strategie was nicht stimmig. Es ist total schwer, das selbst zu erkennen. Ablehnung tut einfach wahnsinnig weh. Also man geht so schnell rein, fühlt sich hilflos und als Opfer, anstatt zu sagen „Oh, das müssen wir uns noch genau angucken. Da kommt zu viel Ablehnung. Was passt da nicht?“ Und genau das kann eine Profi leisten.

Ich kann mich noch gut erinnern, meine Beraterin hat mich gequält mit diesem: „Was ist dein USP? Warum sollte dich jemand einladen?“ Es ist so anstrengend, und oft total schwer, das alleine zu leisten. Deshalb ist eine externe Unterstützung gut investiertes Geld.

Bist du strategisch vorgegangen bei der Auswahl deiner bisherigen Jobs?

Nein, bin ich eigentlich nicht. Sondern ich habe das erst beim letzten Mal so gemacht. Ich war Ende 50 und da wusste ich, ich muss jetzt wirklich strategisch vorgehen. Ich muss das ganz genau planen.

Ansonsten habe ich sehr früh in meiner Karriere überlegt: „Was ist eigentlich mein Purpose, meine Mission? Warum? Was gibt mir Sinn bei meiner Arbeit oder im Leben?“ Das habe ich definiert. Das war auch ein quälender Prozess. Den kann man auch mit Unterstützung wahrscheinlich sehr viel besser machen.

Caterine, verrätst du uns deine Mission?

Meine Mission ist, Menschen und Organisationen dabei zu unterstützen, ihr Potenzial zu entdecken und für ihren Erfolg zu nutzen. Die eigene Mission hat ja oft viel damit zu tun, was wir selber irgendwann gebraucht haben. Deshalb war es für mich ein Wendepunkt, als ich gemerkt habe, wo ist eigentlich mein Potenzial, wo sind meine Stärken, wo meine besonderen Talente?

In unserer Generation hat sich die Karriereentwicklung damals stark an Erwartungen von außen orientiert: Wie macht man Karriere? Wie hat man zu sein als Führungskraft oder als Mensch im beruflichen Alltag?

Als ich meine Stärken und Talente erarbeitet hatte, konnte ich mich davon abwenden. Mir wurde wichtiger zu sagen: „Nein, das will ich nicht mehr. Lasst doch mal gucken, was bin ich denn? Wer bin ich?

Finde deinen Kompass - orientiere dich neu Katrin Klemm Hamburg LifeStory

Daraus wurde mein Kompass, dem ich gefolgt bin. Dazu habe ich sehr stark auf meinen Bauch gehört. Sobald ich mehr über meine Werte wusste, habe ich dann sofort gespürt „Da passt was nicht mehr, die Zeit der Veränderung ist gekommen.

Also, damals habe ich noch nicht strategisch geplant. Es gab mal einen Wechsel von einem Job in den anderen. Da habe ich mich für den Job entschieden, weil ich überzeugt war, dass ich da viel lernen kann. Genau das interessierte mich. Deshalb bin ich sogar im Gehalt um ca. 20-25% runtergegangen.

Entscheide dich zu wachsen.

Es gibt diesen schönen Satz von Heinz von Foerster „Handle stets so, dass die Anzahl der Wahlmöglichkeiten grösser wird!”  Das ist mir wichtig.

Katrin Klemm im Interview mit Caterine Schwierz und ihren Weg, mit über 60 einen neuen Job zu finden - Zitat Heinz von Foerster

Mein Rat deshalb: “Entscheide dich weniger für das strategische „Wie müsste eigentlich meine Karriere verlaufen?“. Frage dich lieber „Wie schaffe ich mehr Möglichkeiten für persönliches Wachstum?

Ja, vielleicht ist das auch mal ein Schritt zurück im Gehalt. Bei mir dauerte es nicht allzu lange, bis es gehaltlich wieder nach oben ging.

Von November 23 „Was kommt jetzt im Ruhestand?“ bis November 24 „Neuer Job mit 60. Ich starte durch!“ hast du das Steuerrad kräftig gedreht. Wie kam es zu diesem Kurswechsel?

Jobwechsel mit 50plus. Wenn du deinen Kurs ändern oder neu bestimmen willst: Design your LifeStory.

Freiheit bedeutet auch finanzielle Freiheit.

Lass mich starten bei den Freiheitsgraden. Die haben ja auch viel mit Finanzen zu tun.

Ich habe mich – das ist in jeder beruflichen Phase wichtig – mit meinen Finanzen beschäftigt, und habe mir ganz genau angeschaut:

  • Wie stehe ich da?
  • Was bedeuten bestimmte Entscheidungen?
  • Wie sieht es mit der Rente aus?
  • Welche privaten Vorsorgeleistungen habe ich zu erwarten?

So habe ich mir die innere Freiheit, geschaffen, zu sagen: Ich kann entscheiden, ob ich noch arbeiten will oder ob ich mich aus dem Arbeitsleben zurückziehe. Nichts ist konsequenzlos! Das unterschätzen viele. Jede Entscheidung im Leben hat ihren Preis.

Die Entscheidung für mich, nicht mehr zu arbeiten, hätte geheißen, den Gürtel gewaltig enger zu schnallen. Doch ich habe mir das wirklich vorgestellt: „Wie ist das, wenn ich den Gürtel enger schnalle?“ Darin habe ich eher eine positive Herausforderung gespürt. „Die Konsequenz ist mir klar, damit kann ich leben!“ Das war eine wichtige Grundlage. Jetzt standen mir verschiedene Wege offen.

Das war die Ausgangssituation. Das meine ich mit Freiheitsgraden.

Der magische Moment, in dem alles klar wird.

Und dann hatte ich meinen Balkon-Moment.

Ich war umgezogen von München nach Berlin. Da stand ich also in meiner schönen Wohnung. Alles war getan. Ich hatte noch ein paar Tage frei. Es war wirklich so eine leere Zeit.

Da klingelte – wie ein unerwarteter Gast – plötzlich der Gedanke bei mir: „Wie ist das, wenn das jeden Morgen so ist?“ Für ein paar Tage mag sich das ja super anfühlen. Aber auf Dauer? Und jetzt gleich?

Da spürte ich deutlich: „Ich bin gar nicht vorbereitet!“ Oder auf jeden Fall zu wenig für das Szenario: „Ich arbeite gar nicht mehr. Nie wieder im Erwerbsleben!“

Vorbereitung auf den Ruhestand ist mehr als nice to have.

Erst da habe ich verstanden, was gemeint ist, wenn wir überall lesen: „Auf den Ruhestand, auf dieses Nicht-mehr-arbeiten, sollte man sich vorbereiten“.

Ich habe richtig gespürt: „Ich bin noch nicht bereit. Das ist mir zu viel Veränderung.

Ich bin von München nach Berlin gezogen. Ein neues Umfeld. Zwar ist es eine bekannte Stadt, aber doch alles neu: Bezugspersonen oder die Netzwerke aufbauen, in denen ich sein möchte. Ne, das reichte erstmal. Da muss diese riesige Veränderung, mit dem Arbeiten aufzuhören, nicht noch oben drauf.

Auf in die nächste Entwicklungsaufgabe.

Die Entwicklungsaufgabe, die jetzt vor mir steht ist es, meinen Wert, mein „Warum bin ich da?“ nicht mehr daran zu messen, wer ich im Job bin. Die wird mich darauf vorbereiten, auch den nächsten Übergang gut zu meistern.

Also das war so der Balkonmoment bei mir. Ich habe von außen nach innen geschaut und entdeckt, was wirklich gerade dran ist.

Aha, die innere Arbeit war getan. Wie ging es dann ganz praktisch weiter?

Ich hatte zwei Ideen. Nein, eigentlich hatte ich eine Idee und das, was ich jetzt machen werde, war dann eher der Zufall. Meine Idee war, in die Berliner Verwaltung zu gehen. Ich habe mich mit Bürgerämtern beschäftigt. Ja, das wäre ein extremer Wechsel gewesen, in so ein Bürgeramt zu gehen und Bürgerinnen und Bürger bei allen Angelegenheiten zu beraten, die sie so haben: Pass, Ummelden von Wohnungen und so weiter.

Du kommst aus der freien Wirtschaft. Wie kommst du auf Bürgerämter?

Ursprung war der Gedanke: „Ich gehe diesen bedeutsamen Schritt zurück in meine Heimatstadt. Was braucht diese Stadt? Und was kann ich leisten? Dann habe ich mir überlegt: Was ist das, was ich besonders gerne mache, dieser Kontakt mit Menschen?“ Und dann liest du in jeder Berliner Zeitung die Bürgerämter sind unterbesetzt und so.

Neuer Job? Netzwerken schlägt Konventionen.

Dann haben mir meine Netzwerke geholfen, mich da rein zu fräsen. Als passionierte Netzwerkerin liebe ich das Geben und Nehmen im Netzwerk. Und genau jetzt war mein Moment, nach Unterstützung und Kontakten zu fragen. Es war erstaunlich, ein total schönes Gefühl. Ich habe eine Empfehlung bekommen, war bei vielen Bürgerämtern auf einmal im Gespräch.

Alter spielt keine Rolle. Die Welt bleibt voller Möglichkeiten.

Kein Mensch hat mich gefragt: „Wie alt sind Sie?“

Verwaltungen haben Quereinsteigerprogramme. Da hätte ich an verschiedenen Stellen wirklich einen Job bekommen können. Daraus hätten sich bestimmt noch weitere Möglichkeiten ergeben, beim Aufbau von Wahlämtern oder als Unterstützung in der Personalabteilung. Alle wollten wissen: „Wäre das was für Sie?“

Meine Welt war plötzlich voller Möglichkeiten.

Hätte ich eine ganz traditionelle Bewerbung geschickt, wäre ich schon am Anfang von der künstlichen Intelligenz ausgesiebt worden, weil ich keinen Verwaltungs-Background habe, weil, weil, weil … Keine Ahnung, weshalb.

Aber so – über das Netzwerken – funktioniert das wirklich super. Ich kann es nur empfehlen, auch wenn man eben nicht mehr im zarten Alter von Mitte 20 oder Mitte 30 steht. Netzwerke sind DER Schlüssel zum Erfolg. Und genauso kam das dann eben auch mit dem Job, den ich letztendlich jetzt starten werde.

Rechne mit Überraschungen.

Am Tag, als ich mich aus meinem Kanzlei-Netzwerk verabschiedet habe, kam die Anfrage: „Mensch, wir haben da einen Berlin-Job. Bist du interessiert?

Ich hatte überhaupt nicht über Kanzleien nachgedacht, weil ich dachte: „Ja, die werden mich sowieso nicht nehmen.“ Da war sofort diese innere Schranke: „Ja, in meinem Alter…“ Auch mir sind diese Zweifel gekommen. Auch ich war davor nicht gefeit.

Doch ich möchte jede Frau ermutigen: “Geh trotzdem weiter. Es lohnt sich.”

Mutig sein lohnt sich, wenn du im Innen klar bist.

Ich habe zwei Tage nachgedacht; dann habe ich meinen CV eingereicht. Es gab einen tollen Prozess und so kam es zu dieser Stelle.

Was ich in einem inneren Reflexionsprozess jedoch für mich vorab entschieden habe: „Ich beende meine klassische Karriere mit dem Weggang aus München.“ Mit „klassische Karriere“ meine ich dieses „Da gibt es einen schicken Job-Titel und da gibt es Führungsverantwortung.“ Damit ist Schluss. Und genau das hat den Pool an Jobs, die für mich in Frage kamen, vergrößert.

Warum diese innere Entscheidung nötig war?

Anfang 50 ist heute ein total jugendliches Alter am Arbeitsmarkt. Anfang 60 ist dann das Spiel schon anders. Mein persönlicher Horizont hat sich durch diese Entscheidung noch einmal erweitert.

Ich sehe es aus tiefstem Herzen als meine Aufgabe, mich auf die Zeit ohne Erwerbsarbeit vorzubereiten. Deshalb will ich downshiften im Job. Downshift meint: Ich habe weiter eine Vollzeitstelle, doch der Grad der Verantwortung ist ein anderer. Ich will auch die innere Freiheit haben, mich mit Ehrenämtern zu beschäftigen und so weiter.

Mein zukünftiger Arbeitgeber hat sehr schnell erkannt: „Da kriegen wir sehr viel Erfahrung und eine Unterstützung für teilweise auch ein junges Team.“

Meine Geschichte hat gestimmt. Ich hatte ja jetzt Übung: Wie muss ich meine Geschichte aufbauen? Wie erzähle ich sie den anderen? Sie war glaubwürdig, weil sie aus dem Herzen kam.

Meinen Purpose lebe ich auch in Zukunft.

Hier zieht sich mein Purpose konsequent durch. Ich kann anderen helfen, ihr Potenzial zu entwickeln und erfolgreich zu sein. Und mein Arbeitgeber bekommt das von einer, die ihre Karriere gemacht hat und in sich ruht.

Ein Blick in die Zukunft. Du wirst ab November im Business Development einer Wirtschaftskanzlei starten. Worum soll es gehen im nächsten Kapitel deines Lebens?

Ich will meine Erfahrung in der Arbeit in der Sozietät, mit Partnern nutzen. Ich habe in diesem Feld viel gelernt. Ich habe auch Fehler gemacht. All diese Erkenntnisse nutze ich jetzt, mich in dem neuen Feld einzubringen. Ich will das Team stärken, kann wieder in meiner Mission sein.

Ich bin mir meines Privilegs bewusst, so einen begrenzten Zeitraum zu haben. In vier Jahren gibt es wahrscheinlich diesen Wechsel in den Ruhestand. Das ist super, wie eine Art Projekt. Vier Jahre: Was will ich am Ende inhaltlich geschafft haben? Was soll da stehen? Was will ich entwickeln?

Meine Stadt Berlin will ich mir neu erobern.

Und ich will dann mit einem wirklich guten Plan in die Zeit des Ruhestands wechseln. Dafür habe ich auch – dafür war der Schnupperworkshop Zeitgeschenke super – so ein klares Bild, dem ich mit meinem Herzen folgen kann. Wo kann dieses Engagement liegen, das ich weiter betreibe? Wie bereite ich mich gut darauf vor?

Katrin Klemm im Interview mit Caterine Schwierz und den roten Faden einer erfolgreichen Jobsuche über 50

Neuer Job mit 60 – mein Erfolgsgeheimnis.

Das Wichtigste zusammengefasst:

  1. Das Privileg, sich noch einmal verändern zu dürfen
    Entscheidend ist es, sich seiner Fähigkeiten bewusst zu werden. Jede hat sie. Vertrau darauf – und das sage ich auch aus meiner Erfahrung als Karriereberaterin – so wie jeder Mensch hast auch du mehr Fähigkeiten als du zunächst siehst. Da ist ein riesiges Potential. Schau hin.Auch wenn es sich – erstaunlicherweise, denn eigentlich ist es so toll, sich mit Fähigkeiten und Erfolgen zu beschäftigen – wie harte Arbeit anfühlt. Doch bleib dran. Es ist ein Schlüssel.
  2. Netzwerken unverkrampft aus dem Herzen
    Netzwerken ist toll, weil wir im Prozess neue Ideen bekommen. Ich hatte meine Idee. Dann habe ich überlegt: „Wen kenne ich, der mir weiterhelfen kann?“

    Netzwerken aus dem Herzen

    Geh ans Netzwerken nicht taktisch oder strategisch ran, sondern mit Herz. Frag dich: „Welche Menschen würde ich gerne kennenlernen? Und wenn das Menschen sind, die sich mit Gartenbau oder Backen beschäftigen, ist das völlig in Ordnung. Wo sind die Menschen, die ein Interesse mit mir teilen?

    Agiere von Herzen und frag dich nicht:“ Wen genau muss ich jetzt kennen, um beruflich weiterzukommen?“ Das führt zu nichts, weil das verkrampft. Weder machen wir es gern, noch ist es erfolgreich. Denn andere spüren: „die ist nur zu einem bestimmten Zweck für sich selbst hier, oder um einen bestimmten Vorteil zu erreichen.

    Starte mit dem Herzen, und dann bleib dran.

  3. „Geh in den Fahrersitz!“
    Lass dich nicht infizieren von all dem: „Die Welt ist schlecht. Frauen haben schwierigere Startmöglichkeiten. Die Kräfte lassen vielleicht nach mit 60.“Das Ziel ist doch, dass du ein glückliches und erfülltes Leben haben willst, oder? Das Einzige, was da hilft, ist, in den Fahrersitz gehen, volle Verantwortung zu übernehmen, auch für die schwierigen Seiten. Und dann das Beste daraus machen.

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Ich habe mit Caterine außerdem über das Thema Vorurteile gegenüber Frauen 50plus gesprochen. Doch das wird ein nächster Artikel!

Stay tuned 😉

Wenn du deine Erfahrungen, Ideen und Tipps teilen möchtest, gern hier im Kommentar. Oder schreib mir!

 

Mutti macht das mit der Pflege schon. Nix da!

Am Sonntag, den 12. Mai 2024 fallen Muttertag und Internationaler Tag der Pflege zusammen.

Na wie praktisch: Am Sonntag bekommt Mutti das Frühstück ans Bett. Danach verlässt sich jeder drauf, dass sie wieder loslegt mit #UnpaidCareWork.

“Es war einmal” beginnen alte Geschichten

Doch wer sagt eigentlich, dass unbezahlte Pflege-Arbeit ganz selbstverständlich von Frauen übernommen werden muss? Ja klar, damals in der Steinzeit…

Wir haben uns weiterentwickelt, oder? Doch ich will nicht über Technik sprechen, sondern über unsere fatale Angewohnheit, uns die ewig gleichen Geschichten zu erzählen.

Gesellschaftliche und politische Mühlen mahlen langsam. Und es gibt eine Partei in unserem Land, die alles von und für Frauen und Mütter Errungene gern wieder zurückdrehen würde. Nix da #NieWiederIstJetzt.

Ändern wir innere Geschichten

Doch auch wenn sich in Sachen Genderequality etwas bewegt, die ersten Geschichten, die wir neu schreiben müssen, sind jene, die wir uns selbst erzählen.

Dazu brauchen wir Schwung. Deshalb lass mich ein paar Schritte zurückgehen.

Denn die Art und Weise, in der wir uns diese Geschichten erzählen, bestimmen die Qualität unseres Lebens.

StoryCoaching Katrin Klemm - Geschichten entstehen durch Wahrnehmen - Bewerten - Handeln

  1. Wir nehmen wahr, was um uns herum geschieht.
  2. Aus vergangenen Erfahrungen und unseren Wetten auf die Zukunft (Hoffnung oder Ängste) bewerten wir, was draußen vorgeht, und was das für uns bedeutet.
  3. Dann handeln wir. Nicht jedes Handeln kann man von außen sehen. Manchmal kann man deshalb keine Entwicklung beobachten, weil Frauen sich selbst nicht gut be-handeln.

Zurück zu Muttertag und Pflegetag, so praktisch an diesem Sonntag vereint.

Muttertag: Zu Beginn des 20. Jahrhunderts von einer amerikanischen Frauenrechtlerin eingefordert, von Floristen in alle Welt exportiert. Es geht um Dankbarkeit für Mütter, die überall auf der Welt Unglaubliches leisten. Am Sonntag werden Blumenläden leergefegt sein, und Mutti bekommt Frühstück ans Bett.

Der Internationale Tag der Pflege – gewidmet dem Geburtstag von Florence Nightingale, der „Lady mit der Lampe“ – würdigt Menschen, die in der bezahlten Pflege beschäftigt sind. Die Statistik lehrt uns, dass das weit mehr Frauen sind, und sie nicht üppig entlohnt werden. Die Erfahrung zeigt, dass die unzureichende Wertschätzung für die Branche sich auch durch Klatschen in Corona-Zeiten nicht beseitigen lässt.

Soweit die Fakten, die Wahrnehmung.

Schauen wir uns jetzt die unbezahlte CareArbeit in unserem Land an, sind es auch hier überwiegend Frauen, die sich “kümmern“. Um Kinder, Jugendliche, Bedürftige, Kranke, Alte…

(Männer, mir ist bewusst, dass ich vielleicht einzelnen von euch Unrecht tue. Sorry, da müsst ihr jetzt durch. Ihr lest ihr weiter auf eigene Gefahr)

Manche Geschichten dauern

Selbst wenn Statistiken wie der Väterreport zeigen, dass sich etwas bewegt, es geht zu langsam. Und das nicht nur, weil gesellschaftliche und politische Entwicklungen endlos Zeit brauchen. Hier bin ich keine Expertin, deshalb keine weitere Vertiefung in diese Richtung.

Wovon ich mir allerdings in den vergangen 20 Berufsjahren ein umfassendes Bild machen konnte, sind die unzähligen Eigentore, die sich Frauen noch immer schießen. Und damit bestehende Systeme unterstützen.

Lass mich dir ein Beispiel geben. Und dafür bewusst ein Klischee bedienen.

Familiengeschichten

Nennen wir sie Hubert und Harriet. Mann, Frau, ein Paar mit zwei Kindern. Im Rahmen des üblichen Familienchaos sind sie ganz happy. Mit den Großeltern (Huberts Eltern nennen wir Helga & Klaus. Harriet stammt von Silvia & Fred ab) läuft es entspannt.

 

StoryCoaching Katrin Klemm - Schema einer deutschen Durchschnittsfamilie - Eltern, Großeltern, Kinder

Auch wenn natürlich keine Schwiegertochter in Muttis Augen gut genug für ihren Sohnemann ist, und sich auch Hubert, um als angemessener Schwiegersohn durchzugehen, beruflich ordentlich reinknien muss. Er arbeitet rund um die Uhr, versucht immerhin, die Kids gelegentlich ins Bett zu bringen. Hatte ich erwähnt, dass auch Harriet einen 30-Stunden Job hat? Wie praktisch, dass alle vier Großelternteile fit sind und gelegentlich einspringen können.

So weit, so Klischee.

Die Jahre vergehen.

Doch wie in vielen guten Geschichten schleichen sich Schwierigkeiten auf leisen Sohlen an. Helga bekommt Krebs von der ganz fiesen Sorte. Bei Fred zeigt sich Demenz immer stärker.

Und jetzt? Wer kümmert sich?

Nennen wir sie Hubert und Harriet. Mann, Frau, ein Paar mit zwei Kindern. Im Rahmen des üblichen Familienchaos sind sie ganz happy. Mit den Großeltern (Huberts Eltern nennen wir Helga & Klaus. Harriet stammt von Silvia & Fred ab) läuft es entspannt.

Natürlich (!) Harriet.

Ihre Wahrnehmung:

  • Mama Helga und Schwiegerpapa Fred sind ernsthaft unterstützungs- und pflegebedürftig.
  • Klaus uns Silvia sind überfordert. Klaus steckt den Kopf in den Sand, er hat nie gelernt, über „sowas“ zu reden. Silvia weiß nicht, womit sie bei all dem jetzt notwendigen Behördenkram anfangen soll.
  • Die Kinder wollen ihre Ruhe, doch sind gleichzeitig schulpflichtige Teenager.
  • Hubert arbeitet 50 Stunden pro Woche, hat dafür fast das Doppelte auf seinem Gehaltszettel.

Da sind sie schon: Auftritt innere Geschichten

In Harriets Kopf schlagen innere Geschichten jetzt unbarmherzig zu. Bewertungen aus erlernter Vergangenheit oder befürchteter Zukunft (siehe oben).

  • Eine muss es ja machen.
  • Ich kann die Armen doch nicht hängen lassen.
  • Das kann ich meiner Mutter nicht antun. Sie hat mich als Kind gewickelt und gefüttert. Jetzt bin ich dran.
  • Ich arbeite ja nur 30 Stunden.
  • Hubert ist unser Haupternährer.
  • Was sagen die Leute, wenn wir sie ins Heim abschieben.

Deine inneren Geschichten lauten anders? Schreib sie gern unten in die Kommentare. Ich sammle sie.

Doch wer sagt, dass diese Geschichten wahr sind? Oder sie auf ewig ihre Gültigkeit behalten sollten?

Wach auf. Stopp den Autopiloten!

Unterbrich die Dauerschleife!

Hinter

  • Traditionellen Geschlechterrollen
  • Sozialen Erwartungen
  • Ökonomisch zementierten Selbstverständlichkeiten
  • Fehlender Verteilung von Verantwortung
  • Mangelnden Unterstützungssystemen und
  • Intrinsischer Motivation, sich zu kümmern und zu unterstützen

stecken Stories. Was aus dem Muttertag geworden ist, gehört für mich zu den richtig fiesen.

„Mutti ist doch durch die Kinder dran gewöhnt. Jetzt wird sie einen Tag bepuschelt und dann kann sie doch mit den Eltern gleich weitermachen. Oder?“

Schreib innere Geschichten neu

Es ist nicht (mehr) selbstverständlich, dass Frauen #UnpaidCareWork alleine schultern.

Es liegt ganz selbstverständlich auch in der Verantwortung der Männer, der Söhne, der Enkel sich zu kümmern. Bringen wir es ihnen rechtzeitig bei.

Harriet, entdecke die Geschichten, die automatisch in deinem Kopf ablaufen, sobald du einen anderen Menschen leiden siehst. Kläre für dich selbst, was du selbst leisten möchtest und aus welchem Grund. Dein persönlicher Polarstern hilft dir, dich rechtzeitig zu orientieren. Er erlaubt dir auszusprechen, was du willst und was du brauchst.

Unpaid Care Work funktioniert nur mit klaren Absprachen

 

Wenn Hubert dir am 12. Mai dann Blumen bringt, sprecht darüber:

  • wie ihr die CareArbeit verteilt und organisiert,
  • was ihr für Helga und Fred tun könnt und wollt,
  • wie ihr Klaus und Silvia einbinden könnt und wobei sie eure Unterstützung auf Augenhöhe brauchen,
  • welche finanziellen und zeitlichen Ressourcen ihr braucht, welche ihr allein aufbringen könnt und woher der Rest kommt,
  • was du ganz konkret von Hubert erwartest. Wenn du zum Beispiel spürst, dass du dich nicht pflegend engagieren willst, darfst du das denken. Du darfst das sagen. Sobald alles auf dem Tisch ist, geht es darum, gleichberechtigte Lösungen zu finden.

Denn unbezahlte pflegende Tätigkeiten gehen an die Substanz. Kochen, füttern, waschen, putzen, beim Klogang helfen, die Einnahme von Medikamenten managen, Entscheidungen treffen, Rechnungen einreichen, Hilfeleistungen beantragen – all das kann Frauen rasch in die komplette Überlastung führen. Körperlich und psychisch. Und das ist nicht fair.

Deshalb:

  1. Beobachten – das haben wir erledigt. Wir wissen, wie es steht.
  2. Lasst uns jetzt den Autopiloten unserer inneren Geschichten anhalten und sie hinterfragen. Atmen. Dann spüren und nachdenken, was hier gerade passiert.
  3. Empathie-Pegel checken. Gerade dann, wenn wir so üppig mit Empathie ausgestattet sind, dass uns Dankbarkeit gegenüber den eigenen Eltern oder Pflichtgefühl oder reine Menschenliebe überrollt. Auch wenn wir angesichts von Leid oder Krankheit manchmal hilflos oder traurig sind. Es ist Zeit, auch uns selbst gegenüber empathisch zu sein. Selbst wenn wir es erstmal üben müssen.
  4. Handeln wir, indem wir bewusst entscheiden, was wir leisten können und wollen. Lernen wir, uns auch in emotional herausfordernden Situationen deutlich ohne Schuldgefühl zu artikulieren und heikle Gespräche souverän zu führen. Denn durch unsere Entscheidungen verändern wir Entwicklungen. Auch gesellschaftliche.

Ich sage nicht, dass wir uns nicht kümmern sollten. Doch wir sollten es Männern, den Söhnen, Brüdern, Enkeln nicht so leicht machen, sich vor #UnpaidCareWork zu drücken.

Empfiehl ihnen gern eine Seite wie zum Beispiel altershelfer.de von Beate und Yvonne. Die beiden haben festgestellt, dass in ihrem Umfeld fast alle eine Geschichte darüber zu erzählen hatten, wie ein Elternteil oder älterer Bekannter pflegebedürftig wurde und welch große Herausforderung es ist, diese neue Situation zu meistern. Mit ihrer Plattform stellen sie Orientierung für die ersten Schritte bereit.

So können auch Männer gleich loslegen.

Denn auch sie dürfen sich da was zutrauen. Selbst wenn es keine Blumen dafür gibt.

Geschichten im Urlaub

Du willst in den Urlaub. Doch ständig quatscht einer dazwischen. Und das nicht von außen…

In den letzten Jahren bedeutete eine mehrwöchige Workation für mich die ziellos zielgerichtete – die „intuitive“ – Art zu arbeiten. Wenn mir gerade danach war – oder eine Kundin einen konkreten Termin anfragte, habe ich losgelegt. Dabei gab es keine scharfe Trennlinie zwischen Urlaub und Arbeit. Ich habe die zahlreichen Umwege genossen, die die die Ortskenntnis erhöhen. Gerade hier in Portugal purzeln die kreativen Ideen nur so.

Plötzlich Urlaub first

Jetzt – im Frühjahr 24 – will ich wissen, ob das Workation auch anders funktioniert. Nacheinander. Also erst den Urlaubs-(Vacation) Anteil genießen. Danach die Arbeit (Work) rocken.

Wenn ich Dinge zum ersten Mal mache, bin ich ein großer Fan des Prototypings. Wenn du mehr wissen willst, hier gibt es meine 7 guten Gründe  dafür.

Spoiler: Es wurde eine interessante Herausforderung. Die hatte nichts mit Land und Leuten zu tun. Ganz im Gegenteil: Mitreisende, Wetter, Essen – alles prima.

Was heißt Urlaub

Die beste Frage gleich zu Beginn: „Was heißt denn Urlaub?“, will Steffi wissen. Sie ist eine meiner Reisebegleiterinnen, die ich nur vielbeschäftigt und hard-working kenne. Gerade hat sie mit “Einfach Tanzen” schon wieder ein neues Projekt am Start. Sie fragt sich „Woher kommt das Wort Urlaub überhaupt?“, beginnt zu recherchieren und wird fündig:

Urlaub in Deutschland = Wegtreten bitte

Gesetzlich ist lt. Bundesurlaubsgesetz gar kein Durcheinander erlaubt. Urlaub ist eine „Bezahlte Freistellung zur Wiederherstellung und zum Erhalt der Arbeitskraft“, sagt Gablers Wirtschaftslexikon. In Deutschland darf der Arbeitnehmer deshalb “keine dem Urlaubszweck widersprechende Erwerbstätigkeit leisten.“ Das gilt – auch wenn es nach Mittelalter klingt – noch heute für Arbeitnehmer*innen, Soldaten und Beamte.

Nach Wikipedia soll der Begriff Urlaub im Deutschen auf das alt- und mittelhochdeutsche Substantiv urloup zurückgehen. Es bezeichnete die „Erlaubnis“, sich aus dem Dienst zurückzuziehen. Knechte und Mägde konnten nach der Ernte zum Altbauern, dem „Ur“ gehen und um Er„laub“nis fragen, sich eine Weile zu entfernen.
Höre ich heutzutage manchem Angestellten zu, hat sich daran nicht viel geändert.

Urlaub kann Freiheit sein

Auch der niederländische Begriff Vakantie geht auf das späte Mittelalter zurück. Er leitet sich aber vom lateinischen vacantia (Freistellung) oder vacare (frei sein) ab. Hier ist der Urlaub also eine Freiheit von Verpflichtungen. Die Niederländer*innen bestimmen selbst, was sie mit ihrer freien Zeit anstellen. Zum Beispiel woanders arbeiten.

In Deutschland sind für Angestellte die unterschiedlichen Zwecke des Urlaubs festgelegt und gesetzlich geregelt. Auch das Urlaubsgeld.

Selbständige müssen sich selbst kümmern. Sie genehmigen sich ihren Urlaub selbst, stellen sicher, dass das Urlaubsbudget reicht und vor allem – dass diese freie Zeit wirklich der Erholung dient.

So weit, so gut. Nehmen wir an, im Außen ist jetzt für alles gesorgt. Der Urlaub kann beginnen.

Auch Innen alles im Urlaub?

Jetzt wird es richtig spannend.

Stell dir folgende Szene vor:

Du hast die Haustür hinter dir abgeschlossen, bist pünktlich am Flughafen, checkst ein. Boarding absolviert. Du hast deinen Platz gefunden, schnallst dich an. Die Maschine hebt ab.

Plötzlich startet ein Geplapper.

Du schaust dich um. Doch deine Mitreisenden sind schon weggedöst. Oder in ihr Buch vertieft. Von denen sagt niemand etwas …

Aussen im Urlaub - Innen in Aufruhr - gib Saboteuren keine Chance - schreib neue Geschichten

Die Diskussion, die du hörst, kommt von Innen. Aus deinem eigenen Kopf melden all deine KlugSch*… ihre Bedenken an.

  • Perfektions-Else: “Abschalten? Im Flugzeug? Niemals! Dieser Urlaub muss funktionieren, bis ins kleinste Detail. Haben wir wirklich alles eingepackt? Kein Detail übersehen? Taxi bestellt, Plätze im Restaurant gebucht, Öffnungszeiten kontrolliert? Ich kann einfach nicht entspannen! Ich glaub, du hast das Business überhaupt nicht perfekt für deine Abwesenheit vorbereitet. Was ist, wenn etwas schiefgeht?“
  • Workaholic-Peter: „Bist du doof, ausgerechnet jetzt frei zu nehmen? Das passt doch gerade jetzt ü-b-e-r-h-a-u-p-t nicht. Du kannst nicht einfach abschalten und den Urlaub genießen. Es gibt noch so viel Arbeit zu erledigen. Pass auf, sobald du dich entspannst, fallen dir bestimmt noch 100 Dinge ein, die du jetzt nicht mehr erledigen kannst.”
  • Panisch-vor-Angst-Lotte: “Was, wenn etwas Schlimmes passiert, während du im Urlaub bist? Die Kolleg*innen sind gar nicht drauf vorbereitet. Der Kunde will die Unterlagen bestimmt wieder eine Woche vorab haben! Du musst dich auf das Schlimmste einstellen. Was ist, wenn du ertrinkst oder dir nen exotischen Virus einfängst. Das Land ist doch voll zu gefährlich. Du kannst dich nicht so einfach entspannen! Du wirst doch viel zu träge, um jemals wieder einen Auftrag zu bekommen.“
  • Kontrolletti-Bert: “Du kannst nicht einfach so herumhängen und den Moment genießen. Du musst alles im Blick behalten, da geht sonst bestimmt was schief. Hast du wirklich alle Wasserhähne abgestellt? Hast du nachgesehen, ob die Versicherung auch verlorene Koffer abdeckt? Was ist, wenn die Katzenklappe nicht funktioniert (kein Witz, in Thailand habe ich eine Frau getroffen, die ihre sieben Katzen mehrmals täglich mit einem Tracker kontrolliert hat)? Und was, wenn du jetzt in ein Unwetter kommst, was machst du dann, um das wieder in den Griff zu kriegen?“
  • Zweifel-Hanni: „Meinst du das war wirklich eine gute Idee, jetzt nach drei Jahren schon wieder Urlaub zu nehmen? Und wenn du viel zu knapp kalkuliert hast, die Inflation ist auch dort heftig? Oder wenn die Villa gar nicht so schön ist wie auf den Bildern? Was mach ich, wenn das Bett quietscht oder die Dusche tropft? Ob sie nach diesem Urlaub noch mit mir reden werden?“
  • Schuldig-Heinz: ” Ich fühle mich so schlecht, einfach so in den Urlaub zu fliegen, mich zu entspannen, wenn so viele Menschen um mich herum leiden oder arbeiten. Schäm dich, diesen Luxus zu genießen, während andere sich abstrampeln.“

Kannst du sofort in den Urlaubsmodus schalten? Oder welche von denen kennst du?

Wie heißen deine Urlaubs-Saboteure?

Wen musst du um Er-laub-nis fragen, wenn du dich vom Ort des Arbeitsgeschehens entfernen willst? Welche Anteile beruhigen, um deinen Urlaub zu genießen?

Schreib sie dir auf. Das hilft schnell, ihnen oft den Wind aus den Segeln zu nehmen.

Welche Geschichten von „Du musst noch…!“, „Vergiss nicht…!“, „Hast du schon…?“, „Du kannst nicht einfach…!“ und anderen Saboteuren brauchen ein neues Drehbuch? Du kannst es jederzeit selbst schreiben.

Aussen im Urlaub - Innen in Aufruhr - gib Saboteuren keine Chance - schreib neue Geschichten

Drei Inspirationen, die ich genutzt habe, um meine inneren Mitreisenden zu überzeugen. So konnte ich mich schon im Flieger auf meine Vakantie freuen. Und die Freiheit von meiner Jobverpflichtung noch mehr genießen.

Urlaubszeit = Ideenzeit

Im Urlaub entstehen ganz wunderbare Ideen und Lösungen wie von allein, weil

  • Wir unsere Gedanken nicht auf ein spezielles Problem richten, sondern sie schweifen lassen. Das erfreut unser Gehirn, sagt man bei Gehirn-Info (und die müssen es ja wissen, oder?)
  • Wir neue Assoziationen bilden können, sobald wir unser Umfeld wechseln. So erfahren wir ungewohnte Perspektiven am eigenen Leib – das Essen, die Art zu Bauen und zu Wohnen, die Alltagsroutinen der Menschen vor Ort. Ich teste in diesem ganz anderen Kontext gerade, ob ich wirklich ein Nachtmensch bin. Oder ob mir nur der deutsche Alltag einreden will, es sei so.
  • Wir Offenheit gegenüber ungeplantem Input als eine Grundvoraussetzung für Innovation nutzen können. Bei mir heißt das immer direkt neue Gerichte auf den StoryTeller zu bringen. Was uns eher zufällig begegnet – also sprichwörtlich zufällt – lockert unsere kreativen Muskeln, sagt die Kreativitätsforschung.

Jetzt habe ich also meine Urlaubswoche – den Vacation-Anteil – gut “überstanden” und meine Zeit genossen. Selbst mit ein paar inneren Diskussionen zu Beginn hat mir mein Prototyping wieder eine konkrete Fragestellung beantwortet.

Mein Urlaubs-Fazit

Für mich wird es in Zukunft immer wieder eine intuitiv gemischte Workation werden. Denn ich liebe gute Ideen. Ich muss niemanden um Erlaubnis fragen, wann und woher sie kommen dürfen. Wann immer sie auftauchen, ich werde sie nicht bremsen.

 

Mich interessiert jetzt:

  • Was bedeutet für dich Urlaub? Ist es die Abwesenheit von allem, was auch nur an Arbeit erinnert?
  • Welche Anteile wollen dir den Urlaub vermiesen, und wie nimmst du sie an die (lange) Leine?
  • Was machst du mit richtig guten Ideen, die ausgerechnet während des Urlaubsteils auftreten?

 

Echt jetzt? – GoodRead Nr. 6

Einer meiner Lieblings Hashtags ist #echtsein. Ich will hinter den vielen Rollen, in denen wir uns täglich begegnen – Beraterin, Ärztin, Coach, Verkäuferin, Fahrradfahrer, Mutter, Tochter  – das Echte sehen. In diesem zauberhaften Buch  –  dem letzten meiner SommerGoodReads – finde ich es sofort.

Ich freue mich darüber, mit diesen beiden Autorinnen schon persönlich am Tisch gesessen, gegessen und gespielt zu haben.

Echt jetzt?

Sophie und Susanne Schlösser

Ich lese es, weil:

Mich die Geschichte hinter der Geschichte vom ersten Moment an fasziniert hat.

Sophie Schlösser (Tochter, 11, genauso bücherverliebt wie ich seit Jahrzehnten) stellt fest, dass sich die meisten Kinderbücher einfach viel zu sehr nach Erwachsenensprache anhören. Muss das so bleiben?

Susanne Schlösser (Mutter, 44, eine geschätzte Kollegin mit Macherinnen-Gen) entscheidet mit ihrer Tochter, das zu ändern

 

Zwei Jahre später ist das Mutter-Tochter-Buch fertig. Sie haben es gemeinsam geschrieben. Wie cool ist das denn bitte.
Es erscheint am 1. September 23 Bei Books on Mars. Ich durfte es schon vorab lesen.

Es geht um:

Das Ankommen der Lina Linden in einer fremden Stadt, einer neuen Schule und einer unbekannten Nachbarschaft. Sie liebt Melonengummibärchen und wenn sie aufgeregt ist, dann … (Echt jetzt? Ich werde doch hier nicht spoilern.)

Die Peinlichkeit, als EINZIGE noch kein Smartphone zu haben und eine Mama, die einfach nicht begreifen kann, dass sich eine Kindheit mit Smartphone noch viel besser genießen ließe.

Loyalität in Mädchenfreundschaften: wie man sie gestaltet, lebendig hält und repariert, wenn sie von anderen auf die Probe gestellt werden. Ganz gleich, wer das versucht.

Eine allerbeste Freundin ist echt ein Geschenk

Das Glück, eine allerbeste Freundin zu haben und die Härte, wenn plötzlich 300 Kilometer dazwischen liegen. Trotzdem feiert man gute Zeiten, steht die harten gemeinsam durch und bespricht alles – wirklich alles – miteinander.

Die Wichtigkeit, für sich einzustehen und sich verteidigen zu können, wenn es nötig ist. Auch wenn es Muskelkater macht.

Eine breite Palette von Themen unserer Zeit wird angerissen, denen sich schon Heranwachsende stellen müssen: Idiotengangs auf dem Schulhof, peinliches Mutterverhalten, Instagram, pubertierende Geschwister, abenteuerlustige Omas mit eigenen Plänen, die die besten sind und bleiben, Verbalattacken wegen der falschen Hautfarbe, Patchworkfamilien oder Mobbing- und wie Mädchen das in den Griff bekommen. Viel Eis gegessen wird auch.

Und irgendwie geht’s auch um Eltern, die schon sehr nützlich und zum Liebhaben sind. Doch Luft nach oben ist natürlich immer.

Meine Lieblingszitate in “Echt jetzt”

 

  • Ich heiße Lina, was waren die anderen Fragen?
  • Was ist falsch an Kuchen?
  • “Drei Milliarden Affe-mit-Händen-vor-dem-Gesicht-Smilies”

Was es in mir auslöst.

Den Denkanstoß, aktuelle Themen wieder mal durch die Augen einer Jugendlichen zu sehen.

Den festen Vorsatz, meine UmgebungsTeens aktiver dabei zu unterstützen, ihre Sachen selbst zu regeln. Und wenn das bedeutet, mit noch mehr Zeit noch aufmerksamer ihrer Sicht der Welt zuzuhören (selbst wenn ich im ersten Moment echt keine Ahnung habe worum es geht).

Meiner Mutter wieder mal eine Dankeschön-Karte zu schreiben. Denn die entlarvend charmanten Mutter-Tochter Interaktionen erinnern mich daran, dass wir früher auch mal harte Zeiten hatten, doch heute alles gut ist.

Ich empfehle dir das Buch:

Wenn du die Welt deiner Tochter mal durch ihre Augen sehen, und dich dabei vielleicht auch an deine eigene Kindheit erinnern willst.

 

Kennt du ähnliche Mutter-Tochter-Projekte? Ich bin gespannt, mehr darüber zu erfahren. Schreib es mir gern in die Kommentare.

Schwierige Gespräche souverän meistern

Konstruktiv und konsequent wenn’s brennt

Angelika ist smart und erfolgreich in ihrem Job, happy in ihrer Familie und tatkräftig im Ehrenamt. Ihr Kommunikationstalent hat sie zum Teil von der Großmutter geerbt. Den anderen Teil im Berufsleben hart erarbeitet. Im Grunde ist alles bestens.

Wären da nicht hin und wieder diese Situationen, die sie endlos vor sich her schiebt. Zum Beispiel ist ihr nächster Karriereschritt längst überfällig. Eigentlich ein Selbstgänger im Konzern. Doch sie spricht es nicht an? Sie drückt sich vor dem schwierigen Gespräch. Weshalb treibt es ihr schon vorab den Schweiß auf die Stirn treibt und lässt sie nachts nur mit zusammengebissenen Zähnen einschlafen? Da liegt was Heikles in der Luft.

Schwierige Gespräche lauern überall:

  • Eine wichtige Mitarbeiterin ist für ihr aufbrausendes Temperament bekannt. Jedes Mal, wenn du versuchst mit ihr ‚vernünftig zu reden’ ist sie sofort “auf 180”. Wie bekommst du sie auf deine Seite?
  • Du bist aufgefordert, deinem Team drastische Budgetkürzungen zu vermitteln oder andere schlechte Nachrichten zu überbringen.
  • Im Meeting hat euer Chef entscheidende Fakten falsch dargestellt. Deine Teamkolleg:innen reden um den ‚heißen Brei’ herum. Doch keiner spricht an, was allen unter den Nägeln brennt.
  • Wann hast du das letzte Mal resigniert abgewinkt und dir gedacht ‚Der Kunde macht eh was er will’. Sogar wenn sich der Kunde in deinen Augen damit selbst ein Bein stellt oder du nicht mehr weißt, wie du seine Sonderwünsche noch im Budget unterbringen sollst.
  • Du bist darauf angewiesen, dass deine Schwiegermutter dich regelmäßig bei der Kinderbetreuung entlastet. Leider hat sie komplett andere Vorstellungen, was deinen Kindern gut tut. Schweigen und runterschlucken? Oder souverän verhandeln?

Abhauen oder draufhauen, wenn es heikel wird

Manchmal können wir uns auf schwierige Gespräche vorbereiten, manchmal stolpern wir mitten hinein und stehen uns dann selbst im Weg. Wird es in diesen Situationen zu unangenehm, neigen wir dazu, notwendigen Gesprächen aus dem Weg zu gehen, sie endlos aufzuschieben oder einmal richtig auf den Tisch zu hauen. Wir hauen ab oder hauen drauf. Leider oft ohne Erfolg.

Souverän bleiben, wenn es knifflig wird

Wenn du dich damit nicht mehr zufrieden geben, es jetzt anpacken und souveräner auftreten willst, bist du hier goldrichtig. Lass uns herausfinden, worum es in dieser Geschichte wirklich geht.

Lass uns ein neues Drehbuch schreiben.

Woran wir gemeinsam arbeiten werden

  • Erkennen, welche Geschichte hinter dem Heiklen Gespräch steckt: was erzählst du dir selbst? Wo fällst du auf Geschichten von anderen herein?
  • Wie du Voraussetzungen schaffst, um kritische Gespräche offen, respektvoll und sicher zu führen.
  • Wie du dahinterkommst, welche Geschichten sich dein/e Gegenüber erzählt. Auf welchen Wegen du seine/ ihre wahren Absichten erkunden und Bedenken adressieren kannst.
  • Wie du Feedback so gibst und annimmst, dass Beziehungen stärker und Ergebnisse besser werden.
  • Was dir dabei hilft, Gesprächspartner zu überzeugen statt zu überreden. Wie du dadurch eine vertrauensvolle Atmosphäre schaffst, in der auch über emotionale und umstrittene Themen gesprochen wird.
  • Wie du schwierige Gesprächspartner:innen motivierst, deinen Weg mitzugehen, statt Hindernisse aufzubauen.

Lass uns ganz praktisch ausprobieren, diese schwierigen Gespräche zu führen. Damit du buchstäblich jedes Thema erfolgreich lösen kannst.

Das sagen meine Kund:innen

  • Ich kann mit mehr Sicherheit für meine eigenen Belange einstehen ohne die Sicht der anderen aus den Augen zu verlieren. (P.R.)
  • Mir ist deutlich geworden, in welche Verhaltensmuster ich gern zurückfalle – und wie ich daran arbeiten kann, diese aufzubrechen um neue/andere Wege zu gehen. (G.D.)
  • In diesem Kurs habe ich mich selbst erfahren und lernte in einfachen Schritten, tickende Zeitbomben zu enttarnen und souverän zu entschärfen. (M.K.)

Was es dir bringt

  • Bewusstheit über deine eigenen Fähigkeiten, bisher unlösbare Situationen für dich zu entscheiden. Ohne dass die/der andere durchdreht oder nicht mehr mit dir spricht.
  • Mut und Vertrauen, aus der Deckung zu kommen und dich schwierigen Gesprächen zu stellen.
  • Freiheit für souveränes Handeln, weil wir an deinen eigenen Situationen eine Vielzahl alternativer Gesprächsvarianten ausprobieren.

Schwierige Gespräche meistern und heiße Eisen sicher aus dem Feuer holen.

Lass uns drüber sprechen und sag Bescheid, was ich für dich tun kann.

PS.: Bei Angelika steckte wirklich eine alte Geschichte dahinter. Bei einem Projekt in ihrer Verantwortung war nicht alles glatt gelaufen. Kein Mensch im Unternehmen dachte inzwischen mehr daran. Keiner außer ihr. Doch das ist jetzt Vergangenheit, und sie freut sich jeden Tag, dass sie den Mut gefasst, das schwierige Gespräch geführt und sich neue Gestaltungsfreiheit erobert hat.

Erst testen dann entscheiden – Schnupperworkshops LifeStory

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