Was Geschichten auf Autopilot anrichten können

Was mich eine Tüte Tiefkühlgemüse über freundliche Gedanken lehrte.

Verachtung, Scham und Freundlichkeit: so schnell kann es gehen.

Sommerabend in Portugal. Azurblau geht der Tag zu Ende. Die Restaurants in Porto haben Hochbetrieb. Hier findest du alles – von bodenständiger Hausmannskost bis zu raffinierten Kompositionen aus dem kulinarischen Himmel. Ich liebe es.

Doch heute muss ich vorbeigehen an den Menschen, die entspannt ihren Vinho Verde genießen, den Mund schon wässrig von den Düften, die aus den Küchen auf die Straße dringen.

Ich trage eine Tüte Tiefkühlgemüse in den heißen Händen.

Wir schlendern durch die Gassen. Blickkontakte, Lächeln, gelöste Stimmung.

Bis zum Moment, in dem mich dieser verächtliche Blick trifft. Ein hochgezogener Mundwinkel, der andere zusammengepresst, scannt mich sein Blick blitzschnell von oben nach unten ab. Er tuschelt mit seiner Partnerin. Jetzt schütteln beide den Kopf.

Und dann sagt er es laut „Bäh, wie kann man hier nur so was essen?“

Geschichten auf Autopilot können vernichten.

Mich erwischt es, als hätte er mich mit kochendem Wasser übergossen.

Ja, ich trage eine Tüte Tiefkühlgemüse mit mir herum.

Doch ich tue es nicht aus Vergnügen. Lieber würde ich bei frittierten Bacalhau-Bällchen, Hähnchen Piri-Piri, zum Nachtisch Pastel de Nata ordentlich zulangen.

Doch ich habe einen Rheuma-Schub. Das bedeutet für mich brennende Hände, Gelenke, die schwer zu bewegen sind, Flaschen, die ich nicht aufdrehen, Taschen, die ich nicht heben kann. Es schränkt mich so fies ein, dass ich freiwillig alles tue, um es in Schach zu halten. Auch vegane Ernährung hilft sehr, die Medikamentendosis im Griff zu behalten.

Allerdings ist vegan in portugiesischen Restaurants nicht so einfach.

Wir gehen weiter. Ich kann dem Paar nichts erwidern. Wozu auch?

Doch meine Gedanken stehen nicht mehr still.

Noch nie habe ich aus dieser Sicht auf Diskriminierung geschaut. Was es mit uns machen kann, so direkt von dieser Emotion Verachtung getroffen zu werden.

Wir reden von Diskriminierung, wenn es um Hautfarbe, Herkunft, Geschlecht etc. geht. Hatte ich bisher noch nie ein Problem damit. Doch heute hat es mich eiskalt erwischt.

Zuerst bin ich hilflos, traurig. Dann werde ich wütend: „Was fällt ihm ein, ein Urteil über mich zu fällen? Über mich zu richten, ohne dass er meine Geschichte kennt?”

Jeder erzählt sich Geschichten auf Autopilot.

Erst wird es still in mir. Dann werde ich neugierig: “Welche Geschichte erzählt er sich wohl über mich?“ Die nächste Frage taucht auf: „Bin ich denn völlig frei davon?“ Erzähle ich mir nicht auch blitzschnell Geschichten, zum Beispiel wenn

  • mein Gegenüber stinkt wie ein Iltis
  • sich ein Paar in aller Öffentlichkeit lautstark verbal zerfleischt
  • der Jugendliche im Bus gezielt den alten Mensch übersieht, der zu schüchtern ist, um einen Platz zu bitten
  • die Mutter mit dem Kind im Lastenrad im Schneckentempo vor mir her dümpelt

Aus unseren Beobachtungen im Außen rasch zu bewerten, was gespielt wird, und uns dann angemessen zu verhalten,  das haben wir erlernt. Es ist notwendig, es führt uns durch unsere Alltagsroutinen. Hilft uns zu entscheiden.

Jede/r von uns hat Vorstellungen im Kopf, wie die Welt zu sein hat. Doch so ist sie nicht immer… Manchmal feixt sie uns ins Gesicht.

Mir auch.

Die Entscheidung liegt bei mir. Immer.

Doch ich bin die einzige, die sich entscheiden kann, den Autopiloten zu stoppen.

Was ich aus diesem Urlaubsmoment mitnehme:

  • den feste Vorsatz, mein automatisches Geschichtenerzählen zu entschleunigen. Ich werde bewusster die Stop-Taste drücken, wenn ein Gefühl mir sagen will, ich hätte recht. Vor allem in Momenten, in denen das, was ich beobachte nicht in mein Weltbild passt.
  • Die Entschlossenheit, mich weiter kraftvoll dafür einzusetzen, freundlicher miteinander umzugehen. Das beginnt schon in Gedanken.
  • Die Einladung an euch, lieber neugierig als allwissend zu sein. Du kannst nicht wissen, welche Geschichte hinter dem Menschen dir gegenüber steckt.

Meine 3 Hacks, den Autopiloten zu stoppen

Wenn du aufhören willst, dir automatisch Geschichten über andere zu erzählen, die weder hilfreich noch nützlich – oder potentiell sogar verletzend – sind, hilft dir vielleicht eines meiner Tools.

  1. Das gute alte klare STOPP-it als inneren Befehl an mich selbst. Nein, eine freundliche Einladung bringt mich persönlich nicht weiter. Meine Erzählmaschine braucht eine klare Ansage.
  2. Zurück ins Hier und Jetzt mit der Frage “Was tue ich hier gerade?” Gern im Anschluss auch: “Wem nutzt das?”
  3. Wird es mal richtig heftig, weil mir jemand gezielt eine verpasst hat, hilft mir der Satz, der mich seit meiner Clownsausbildung begleitet “Das ist ja interessant!” Zugegeben, vom Aussprechen dieser vier Worte ins tiefe Gefühl der wertfreien Betrachtung zurückzukommen, hat auch mich Übung gekostet. Doch es hat sich gelohnt. Heute wirkt er sofort, wieder wach und klar zu sein.

Hast du auch so einen Satz? Oder andere Tools, mit denen du es schaffst, deinen Autopiloten unfreundlicher Geschichten über andere zu stoppen?

Teile ihn gern in den Kommentaren.

 

Mutti macht das mit der Pflege schon. Nix da!

Am Sonntag, den 12. Mai 2024 fallen Muttertag und Internationaler Tag der Pflege zusammen.

Na wie praktisch: Am Sonntag bekommt Mutti das Frühstück ans Bett. Danach verlässt sich jeder drauf, dass sie wieder loslegt mit #UnpaidCareWork.

“Es war einmal” beginnen alte Geschichten

Doch wer sagt eigentlich, dass unbezahlte Pflege-Arbeit ganz selbstverständlich von Frauen übernommen werden muss? Ja klar, damals in der Steinzeit…

Wir haben uns weiterentwickelt, oder? Doch ich will nicht über Technik sprechen, sondern über unsere fatale Angewohnheit, uns die ewig gleichen Geschichten zu erzählen.

Gesellschaftliche und politische Mühlen mahlen langsam. Und es gibt eine Partei in unserem Land, die alles von und für Frauen und Mütter Errungene gern wieder zurückdrehen würde. Nix da #NieWiederIstJetzt.

Ändern wir innere Geschichten

Doch auch wenn sich in Sachen Genderequality etwas bewegt, die ersten Geschichten, die wir neu schreiben müssen, sind jene, die wir uns selbst erzählen.

Dazu brauchen wir Schwung. Deshalb lass mich ein paar Schritte zurückgehen.

Denn die Art und Weise, in der wir uns diese Geschichten erzählen, bestimmen die Qualität unseres Lebens.

StoryCoaching Katrin Klemm - Geschichten entstehen durch Wahrnehmen - Bewerten - Handeln

  1. Wir nehmen wahr, was um uns herum geschieht.
  2. Aus vergangenen Erfahrungen und unseren Wetten auf die Zukunft (Hoffnung oder Ängste) bewerten wir, was draußen vorgeht, und was das für uns bedeutet.
  3. Dann handeln wir. Nicht jedes Handeln kann man von außen sehen. Manchmal kann man deshalb keine Entwicklung beobachten, weil Frauen sich selbst nicht gut be-handeln.

Zurück zu Muttertag und Pflegetag, so praktisch an diesem Sonntag vereint.

Muttertag: Zu Beginn des 20. Jahrhunderts von einer amerikanischen Frauenrechtlerin eingefordert, von Floristen in alle Welt exportiert. Es geht um Dankbarkeit für Mütter, die überall auf der Welt Unglaubliches leisten. Am Sonntag werden Blumenläden leergefegt sein, und Mutti bekommt Frühstück ans Bett.

Der Internationale Tag der Pflege – gewidmet dem Geburtstag von Florence Nightingale, der „Lady mit der Lampe“ – würdigt Menschen, die in der bezahlten Pflege beschäftigt sind. Die Statistik lehrt uns, dass das weit mehr Frauen sind, und sie nicht üppig entlohnt werden. Die Erfahrung zeigt, dass die unzureichende Wertschätzung für die Branche sich auch durch Klatschen in Corona-Zeiten nicht beseitigen lässt.

Soweit die Fakten, die Wahrnehmung.

Schauen wir uns jetzt die unbezahlte CareArbeit in unserem Land an, sind es auch hier überwiegend Frauen, die sich “kümmern“. Um Kinder, Jugendliche, Bedürftige, Kranke, Alte…

(Männer, mir ist bewusst, dass ich vielleicht einzelnen von euch Unrecht tue. Sorry, da müsst ihr jetzt durch. Ihr lest ihr weiter auf eigene Gefahr)

Manche Geschichten dauern

Selbst wenn Statistiken wie der Väterreport zeigen, dass sich etwas bewegt, es geht zu langsam. Und das nicht nur, weil gesellschaftliche und politische Entwicklungen endlos Zeit brauchen. Hier bin ich keine Expertin, deshalb keine weitere Vertiefung in diese Richtung.

Wovon ich mir allerdings in den vergangen 20 Berufsjahren ein umfassendes Bild machen konnte, sind die unzähligen Eigentore, die sich Frauen noch immer schießen. Und damit bestehende Systeme unterstützen.

Lass mich dir ein Beispiel geben. Und dafür bewusst ein Klischee bedienen.

Familiengeschichten

Nennen wir sie Hubert und Harriet. Mann, Frau, ein Paar mit zwei Kindern. Im Rahmen des üblichen Familienchaos sind sie ganz happy. Mit den Großeltern (Huberts Eltern nennen wir Helga & Klaus. Harriet stammt von Silvia & Fred ab) läuft es entspannt.

 

StoryCoaching Katrin Klemm - Schema einer deutschen Durchschnittsfamilie - Eltern, Großeltern, Kinder

Auch wenn natürlich keine Schwiegertochter in Muttis Augen gut genug für ihren Sohnemann ist, und sich auch Hubert, um als angemessener Schwiegersohn durchzugehen, beruflich ordentlich reinknien muss. Er arbeitet rund um die Uhr, versucht immerhin, die Kids gelegentlich ins Bett zu bringen. Hatte ich erwähnt, dass auch Harriet einen 30-Stunden Job hat? Wie praktisch, dass alle vier Großelternteile fit sind und gelegentlich einspringen können.

So weit, so Klischee.

Die Jahre vergehen.

Doch wie in vielen guten Geschichten schleichen sich Schwierigkeiten auf leisen Sohlen an. Helga bekommt Krebs von der ganz fiesen Sorte. Bei Fred zeigt sich Demenz immer stärker.

Und jetzt? Wer kümmert sich?

Nennen wir sie Hubert und Harriet. Mann, Frau, ein Paar mit zwei Kindern. Im Rahmen des üblichen Familienchaos sind sie ganz happy. Mit den Großeltern (Huberts Eltern nennen wir Helga & Klaus. Harriet stammt von Silvia & Fred ab) läuft es entspannt.

Natürlich (!) Harriet.

Ihre Wahrnehmung:

  • Mama Helga und Schwiegerpapa Fred sind ernsthaft unterstützungs- und pflegebedürftig.
  • Klaus uns Silvia sind überfordert. Klaus steckt den Kopf in den Sand, er hat nie gelernt, über „sowas“ zu reden. Silvia weiß nicht, womit sie bei all dem jetzt notwendigen Behördenkram anfangen soll.
  • Die Kinder wollen ihre Ruhe, doch sind gleichzeitig schulpflichtige Teenager.
  • Hubert arbeitet 50 Stunden pro Woche, hat dafür fast das Doppelte auf seinem Gehaltszettel.

Da sind sie schon: Auftritt innere Geschichten

In Harriets Kopf schlagen innere Geschichten jetzt unbarmherzig zu. Bewertungen aus erlernter Vergangenheit oder befürchteter Zukunft (siehe oben).

  • Eine muss es ja machen.
  • Ich kann die Armen doch nicht hängen lassen.
  • Das kann ich meiner Mutter nicht antun. Sie hat mich als Kind gewickelt und gefüttert. Jetzt bin ich dran.
  • Ich arbeite ja nur 30 Stunden.
  • Hubert ist unser Haupternährer.
  • Was sagen die Leute, wenn wir sie ins Heim abschieben.

Deine inneren Geschichten lauten anders? Schreib sie gern unten in die Kommentare. Ich sammle sie.

Doch wer sagt, dass diese Geschichten wahr sind? Oder sie auf ewig ihre Gültigkeit behalten sollten?

Wach auf. Stopp den Autopiloten!

Unterbrich die Dauerschleife!

Hinter

  • Traditionellen Geschlechterrollen
  • Sozialen Erwartungen
  • Ökonomisch zementierten Selbstverständlichkeiten
  • Fehlender Verteilung von Verantwortung
  • Mangelnden Unterstützungssystemen und
  • Intrinsischer Motivation, sich zu kümmern und zu unterstützen

stecken Stories. Was aus dem Muttertag geworden ist, gehört für mich zu den richtig fiesen.

„Mutti ist doch durch die Kinder dran gewöhnt. Jetzt wird sie einen Tag bepuschelt und dann kann sie doch mit den Eltern gleich weitermachen. Oder?“

Schreib innere Geschichten neu

Es ist nicht (mehr) selbstverständlich, dass Frauen #UnpaidCareWork alleine schultern.

Es liegt ganz selbstverständlich auch in der Verantwortung der Männer, der Söhne, der Enkel sich zu kümmern. Bringen wir es ihnen rechtzeitig bei.

Harriet, entdecke die Geschichten, die automatisch in deinem Kopf ablaufen, sobald du einen anderen Menschen leiden siehst. Kläre für dich selbst, was du selbst leisten möchtest und aus welchem Grund. Dein persönlicher Polarstern hilft dir, dich rechtzeitig zu orientieren. Er erlaubt dir auszusprechen, was du willst und was du brauchst.

Unpaid Care Work funktioniert nur mit klaren Absprachen

 

Wenn Hubert dir am 12. Mai dann Blumen bringt, sprecht darüber:

  • wie ihr die CareArbeit verteilt und organisiert,
  • was ihr für Helga und Fred tun könnt und wollt,
  • wie ihr Klaus und Silvia einbinden könnt und wobei sie eure Unterstützung auf Augenhöhe brauchen,
  • welche finanziellen und zeitlichen Ressourcen ihr braucht, welche ihr allein aufbringen könnt und woher der Rest kommt,
  • was du ganz konkret von Hubert erwartest. Wenn du zum Beispiel spürst, dass du dich nicht pflegend engagieren willst, darfst du das denken. Du darfst das sagen. Sobald alles auf dem Tisch ist, geht es darum, gleichberechtigte Lösungen zu finden.

Denn unbezahlte pflegende Tätigkeiten gehen an die Substanz. Kochen, füttern, waschen, putzen, beim Klogang helfen, die Einnahme von Medikamenten managen, Entscheidungen treffen, Rechnungen einreichen, Hilfeleistungen beantragen – all das kann Frauen rasch in die komplette Überlastung führen. Körperlich und psychisch. Und das ist nicht fair.

Deshalb:

  1. Beobachten – das haben wir erledigt. Wir wissen, wie es steht.
  2. Lasst uns jetzt den Autopiloten unserer inneren Geschichten anhalten und sie hinterfragen. Atmen. Dann spüren und nachdenken, was hier gerade passiert.
  3. Empathie-Pegel checken. Gerade dann, wenn wir so üppig mit Empathie ausgestattet sind, dass uns Dankbarkeit gegenüber den eigenen Eltern oder Pflichtgefühl oder reine Menschenliebe überrollt. Auch wenn wir angesichts von Leid oder Krankheit manchmal hilflos oder traurig sind. Es ist Zeit, auch uns selbst gegenüber empathisch zu sein. Selbst wenn wir es erstmal üben müssen.
  4. Handeln wir, indem wir bewusst entscheiden, was wir leisten können und wollen. Lernen wir, uns auch in emotional herausfordernden Situationen deutlich ohne Schuldgefühl zu artikulieren und heikle Gespräche souverän zu führen. Denn durch unsere Entscheidungen verändern wir Entwicklungen. Auch gesellschaftliche.

Ich sage nicht, dass wir uns nicht kümmern sollten. Doch wir sollten es Männern, den Söhnen, Brüdern, Enkeln nicht so leicht machen, sich vor #UnpaidCareWork zu drücken.

Empfiehl ihnen gern eine Seite wie zum Beispiel altershelfer.de von Beate und Yvonne. Die beiden haben festgestellt, dass in ihrem Umfeld fast alle eine Geschichte darüber zu erzählen hatten, wie ein Elternteil oder älterer Bekannter pflegebedürftig wurde und welch große Herausforderung es ist, diese neue Situation zu meistern. Mit ihrer Plattform stellen sie Orientierung für die ersten Schritte bereit.

So können auch Männer gleich loslegen.

Denn auch sie dürfen sich da was zutrauen. Selbst wenn es keine Blumen dafür gibt.

Geschichten im Urlaub

Du willst in den Urlaub. Doch ständig quatscht einer dazwischen. Und das nicht von außen…

In den letzten Jahren bedeutete eine mehrwöchige Workation für mich die ziellos zielgerichtete – die „intuitive“ – Art zu arbeiten. Wenn mir gerade danach war – oder eine Kundin einen konkreten Termin anfragte, habe ich losgelegt. Dabei gab es keine scharfe Trennlinie zwischen Urlaub und Arbeit. Ich habe die zahlreichen Umwege genossen, die die die Ortskenntnis erhöhen. Gerade hier in Portugal purzeln die kreativen Ideen nur so.

Plötzlich Urlaub first

Jetzt – im Frühjahr 24 – will ich wissen, ob das Workation auch anders funktioniert. Nacheinander. Also erst den Urlaubs-(Vacation) Anteil genießen. Danach die Arbeit (Work) rocken.

Wenn ich Dinge zum ersten Mal mache, bin ich ein großer Fan des Prototypings. Wenn du mehr wissen willst, hier gibt es meine 7 guten Gründe  dafür.

Spoiler: Es wurde eine interessante Herausforderung. Die hatte nichts mit Land und Leuten zu tun. Ganz im Gegenteil: Mitreisende, Wetter, Essen – alles prima.

Was heißt Urlaub

Die beste Frage gleich zu Beginn: „Was heißt denn Urlaub?“, will Steffi wissen. Sie ist eine meiner Reisebegleiterinnen, die ich nur vielbeschäftigt und hard-working kenne. Gerade hat sie mit “Einfach Tanzen” schon wieder ein neues Projekt am Start. Sie fragt sich „Woher kommt das Wort Urlaub überhaupt?“, beginnt zu recherchieren und wird fündig:

Urlaub in Deutschland = Wegtreten bitte

Gesetzlich ist lt. Bundesurlaubsgesetz gar kein Durcheinander erlaubt. Urlaub ist eine „Bezahlte Freistellung zur Wiederherstellung und zum Erhalt der Arbeitskraft“, sagt Gablers Wirtschaftslexikon. In Deutschland darf der Arbeitnehmer deshalb “keine dem Urlaubszweck widersprechende Erwerbstätigkeit leisten.“ Das gilt – auch wenn es nach Mittelalter klingt – noch heute für Arbeitnehmer*innen, Soldaten und Beamte.

Nach Wikipedia soll der Begriff Urlaub im Deutschen auf das alt- und mittelhochdeutsche Substantiv urloup zurückgehen. Es bezeichnete die „Erlaubnis“, sich aus dem Dienst zurückzuziehen. Knechte und Mägde konnten nach der Ernte zum Altbauern, dem „Ur“ gehen und um Er„laub“nis fragen, sich eine Weile zu entfernen.
Höre ich heutzutage manchem Angestellten zu, hat sich daran nicht viel geändert.

Urlaub kann Freiheit sein

Auch der niederländische Begriff Vakantie geht auf das späte Mittelalter zurück. Er leitet sich aber vom lateinischen vacantia (Freistellung) oder vacare (frei sein) ab. Hier ist der Urlaub also eine Freiheit von Verpflichtungen. Die Niederländer*innen bestimmen selbst, was sie mit ihrer freien Zeit anstellen. Zum Beispiel woanders arbeiten.

In Deutschland sind für Angestellte die unterschiedlichen Zwecke des Urlaubs festgelegt und gesetzlich geregelt. Auch das Urlaubsgeld.

Selbständige müssen sich selbst kümmern. Sie genehmigen sich ihren Urlaub selbst, stellen sicher, dass das Urlaubsbudget reicht und vor allem – dass diese freie Zeit wirklich der Erholung dient.

So weit, so gut. Nehmen wir an, im Außen ist jetzt für alles gesorgt. Der Urlaub kann beginnen.

Auch Innen alles im Urlaub?

Jetzt wird es richtig spannend.

Stell dir folgende Szene vor:

Du hast die Haustür hinter dir abgeschlossen, bist pünktlich am Flughafen, checkst ein. Boarding absolviert. Du hast deinen Platz gefunden, schnallst dich an. Die Maschine hebt ab.

Plötzlich startet ein Geplapper.

Du schaust dich um. Doch deine Mitreisenden sind schon weggedöst. Oder in ihr Buch vertieft. Von denen sagt niemand etwas …

Aussen im Urlaub - Innen in Aufruhr - gib Saboteuren keine Chance - schreib neue Geschichten

Die Diskussion, die du hörst, kommt von Innen. Aus deinem eigenen Kopf melden all deine KlugSch*… ihre Bedenken an.

  • Perfektions-Else: “Abschalten? Im Flugzeug? Niemals! Dieser Urlaub muss funktionieren, bis ins kleinste Detail. Haben wir wirklich alles eingepackt? Kein Detail übersehen? Taxi bestellt, Plätze im Restaurant gebucht, Öffnungszeiten kontrolliert? Ich kann einfach nicht entspannen! Ich glaub, du hast das Business überhaupt nicht perfekt für deine Abwesenheit vorbereitet. Was ist, wenn etwas schiefgeht?“
  • Workaholic-Peter: „Bist du doof, ausgerechnet jetzt frei zu nehmen? Das passt doch gerade jetzt ü-b-e-r-h-a-u-p-t nicht. Du kannst nicht einfach abschalten und den Urlaub genießen. Es gibt noch so viel Arbeit zu erledigen. Pass auf, sobald du dich entspannst, fallen dir bestimmt noch 100 Dinge ein, die du jetzt nicht mehr erledigen kannst.”
  • Panisch-vor-Angst-Lotte: “Was, wenn etwas Schlimmes passiert, während du im Urlaub bist? Die Kolleg*innen sind gar nicht drauf vorbereitet. Der Kunde will die Unterlagen bestimmt wieder eine Woche vorab haben! Du musst dich auf das Schlimmste einstellen. Was ist, wenn du ertrinkst oder dir nen exotischen Virus einfängst. Das Land ist doch voll zu gefährlich. Du kannst dich nicht so einfach entspannen! Du wirst doch viel zu träge, um jemals wieder einen Auftrag zu bekommen.“
  • Kontrolletti-Bert: “Du kannst nicht einfach so herumhängen und den Moment genießen. Du musst alles im Blick behalten, da geht sonst bestimmt was schief. Hast du wirklich alle Wasserhähne abgestellt? Hast du nachgesehen, ob die Versicherung auch verlorene Koffer abdeckt? Was ist, wenn die Katzenklappe nicht funktioniert (kein Witz, in Thailand habe ich eine Frau getroffen, die ihre sieben Katzen mehrmals täglich mit einem Tracker kontrolliert hat)? Und was, wenn du jetzt in ein Unwetter kommst, was machst du dann, um das wieder in den Griff zu kriegen?“
  • Zweifel-Hanni: „Meinst du das war wirklich eine gute Idee, jetzt nach drei Jahren schon wieder Urlaub zu nehmen? Und wenn du viel zu knapp kalkuliert hast, die Inflation ist auch dort heftig? Oder wenn die Villa gar nicht so schön ist wie auf den Bildern? Was mach ich, wenn das Bett quietscht oder die Dusche tropft? Ob sie nach diesem Urlaub noch mit mir reden werden?“
  • Schuldig-Heinz: ” Ich fühle mich so schlecht, einfach so in den Urlaub zu fliegen, mich zu entspannen, wenn so viele Menschen um mich herum leiden oder arbeiten. Schäm dich, diesen Luxus zu genießen, während andere sich abstrampeln.“

Kannst du sofort in den Urlaubsmodus schalten? Oder welche von denen kennst du?

Wie heißen deine Urlaubs-Saboteure?

Wen musst du um Er-laub-nis fragen, wenn du dich vom Ort des Arbeitsgeschehens entfernen willst? Welche Anteile beruhigen, um deinen Urlaub zu genießen?

Schreib sie dir auf. Das hilft schnell, ihnen oft den Wind aus den Segeln zu nehmen.

Welche Geschichten von „Du musst noch…!“, „Vergiss nicht…!“, „Hast du schon…?“, „Du kannst nicht einfach…!“ und anderen Saboteuren brauchen ein neues Drehbuch? Du kannst es jederzeit selbst schreiben.

Aussen im Urlaub - Innen in Aufruhr - gib Saboteuren keine Chance - schreib neue Geschichten

Drei Inspirationen, die ich genutzt habe, um meine inneren Mitreisenden zu überzeugen. So konnte ich mich schon im Flieger auf meine Vakantie freuen. Und die Freiheit von meiner Jobverpflichtung noch mehr genießen.

Urlaubszeit = Ideenzeit

Im Urlaub entstehen ganz wunderbare Ideen und Lösungen wie von allein, weil

  • Wir unsere Gedanken nicht auf ein spezielles Problem richten, sondern sie schweifen lassen. Das erfreut unser Gehirn, sagt man bei Gehirn-Info (und die müssen es ja wissen, oder?)
  • Wir neue Assoziationen bilden können, sobald wir unser Umfeld wechseln. So erfahren wir ungewohnte Perspektiven am eigenen Leib – das Essen, die Art zu Bauen und zu Wohnen, die Alltagsroutinen der Menschen vor Ort. Ich teste in diesem ganz anderen Kontext gerade, ob ich wirklich ein Nachtmensch bin. Oder ob mir nur der deutsche Alltag einreden will, es sei so.
  • Wir Offenheit gegenüber ungeplantem Input als eine Grundvoraussetzung für Innovation nutzen können. Bei mir heißt das immer direkt neue Gerichte auf den StoryTeller zu bringen. Was uns eher zufällig begegnet – also sprichwörtlich zufällt – lockert unsere kreativen Muskeln, sagt die Kreativitätsforschung.

Jetzt habe ich also meine Urlaubswoche – den Vacation-Anteil – gut “überstanden” und meine Zeit genossen. Selbst mit ein paar inneren Diskussionen zu Beginn hat mir mein Prototyping wieder eine konkrete Fragestellung beantwortet.

Mein Urlaubs-Fazit

Für mich wird es in Zukunft immer wieder eine intuitiv gemischte Workation werden. Denn ich liebe gute Ideen. Ich muss niemanden um Erlaubnis fragen, wann und woher sie kommen dürfen. Wann immer sie auftauchen, ich werde sie nicht bremsen.

 

Mich interessiert jetzt:

  • Was bedeutet für dich Urlaub? Ist es die Abwesenheit von allem, was auch nur an Arbeit erinnert?
  • Welche Anteile wollen dir den Urlaub vermiesen, und wie nimmst du sie an die (lange) Leine?
  • Was machst du mit richtig guten Ideen, die ausgerechnet während des Urlaubsteils auftreten?

 

Du bist der Hammer! Oder nicht?

„Wir werden mit einer Werkzeugtasche geboren. Und die größte und wichtigste Aufgabe im Leben ist herauszufinden, welche Werkzeuge du darin hast“. Das sagt Cornelia Funke in Folge #225 des Podcast Hotel Matze.

Wäre ich nicht schon längst ein Fan (ihrer Bücher und seines Podcast), spätestens mit der Publikumsliebling-Folge 2023 wäre ich es geworden.

Cornelia Funke erzählt mit so viel Leichtigkeit tiefgründige Dinge übers Leben, wie es vielleicht nur eine Autorin schafft, die mit vielen Wirklichkeiten jongliert. Gleichzeitig ist sie dabei so echt, als säße sie dir am Küchentisch gegenüber. Richtig erbost wird sie, wenn Eltern mit Sätzen wie „Jetzt musst du mal was Vernünftiges machen“ ihren Kindern ihre Leidenschaften austreiben wollen.

Brotlose Kunst

Wie das funktioniert habe ich selbst erlebt. Mein Satz hieß „Theater ist brotlose Kunst”. Ich war vernünftig, wie du an meiner Bio siehst. Zwei Jahrzehnte lang habe ich die Notwendigkeit, sicheres Geld zu verdienen ohne Widerspruch geschluckt. Das machte mich zum nützlichen, zuverlässigen Hammer. Ich musste nicht genauer hinschauen, was da noch in den Tiefen meiner unerschöpflichen Werkzeugkiste versteckt war. Ich hatte ja „keine Zeit“ . Meine StoryLeidenschaft musste warten.

Keine Zeit: eine praktische Ausrede

Kennst du diese praktische Ausrede auch?

So kann es uns ein ganzes Leben lang gelingen, die Werkzeugbox verschlossen und unsere Leidenschaften in Schach zu halten.

Sag, welches Werkzeug bist du im Moment?

Ein spitzer Bleistift im Controlling? Eine Kneifzange für alles, was sonst keine(r) gern anfasst? Das vernünftige Klebeband, das immer drauf kommt, wenn die Sachen schon längst auseinanderfliegen?

  • Was macht dich dazu?
  • Woran merkst du das?
  • und vor allem: Wie fühlst du dich damit?

„Wenn du denkst: Ich bin ein guter Schraubenzieher, aber du bist eigentlich ein Hammer, dann ist das eine Katastrophe. Denn du wirst all die falschen Sachen machen.“ (Funke)

Wann hast du das letzte Mal in deiner Werkzeugkiste gestöbert?

Wann hast du zum letzten Mal gespürt, dass im staubigen Alltagsgeklimper von Schrauben, Muttern und alten Kabelbindern noch eine leise Leidenschaft atmet?

Mit den Händen ein Stück Holz bearbeiten, Singen aus voller Kehle, der ästhetische Genuss, einen Raum wohnlich zu gestalten? Die Kontemplation beim Angeln am Fluss, das Vergnügen unlösbare Rätsel zu knacken oder die Sehnsucht nach Rucksack-Reisen?

„Leidenschaften sind ja nur das Verstehen, welche Werkzeuge man hat.“

(Funke)

Wenn wir uns, unser Leben und unsere Leidenschaft ernst nehmen, wie wäre es, wenn wir uns auf die Suche nach der wahren Aufgabe in unserem Leben machen?

Glaub mir, dafür ist man nie zu alt. Vor allem dann nicht, wenn du nur noch ein paar Jahre bis zur Rente vor dir hast, wenn die Kinder aus dem Haus und die Grundlagen, die uns Sicherheit geben, gelegt sind.

Dann sind da

  • entweder die Vorfreude, im Ruhestand endlich nichts mehr zu tun und alles hinter sich zu lassen. Oder
  • die Panik „ach du Schreck, was mache ich dann bloß, wenn meine Leistung nicht mehr gefragt ist“ , oder
  • doch die Sehnsucht, in den Jahren, die dir noch bleiben, etwas Sinnvolles zu tun, etwas zu hinterlassen  – nicht nur den Kindern und Enkeln sondern auch in unserer Gesellschaft noch etwas zu bewirken (wozu dir bisher immer die Zeit fehlte).

Cornelia Funke glaubt, dass es Menschen gibt, die erst mit sechzig den Werkzeugkoffer richtig aufmachen und sehen werden: „Ach da liegt mein Talent!“

Davon bin auch ich überzeugt.

Willst du wirklich so lange warten?

Wäre doch schade drum.

Hast du Lust, mit mir gemeinsam einen Blick in die Werkzeugtasche zu werfen, Leidenschaft(en) zu entdecken, zu sortieren und herauszufinden, welche spannenden Sachen sich daraus machen lassen? Dann komm Ende April mit zur LifeStory nach Portugal oder lass uns Online treffen (da kann ich nur keine Sonnengarantie geben 😉).

Du willst erst einmal auf Nummer sicher gehen, den Werkzeugkasten nur eine Stunde aufklappen und mich kennenlernen? Gern! Buch dir eine Schnupperstunde – am besten den DeepDive – und schau genauer hin, was das überhaupt ist, das da noch lodert.

Oder du schreibst mir oder rufst kurz durch – Kontakt

 

Fotos alle Unsplash: Justin Bautista, Roman Kraft, Susann Holt Simpson, Anne Nygard, Elio Santos, Tyler Nix – Dankeschön.

Wie es der Selbstbestimmung ergeht, wenn Träume platzen

Gestern ist der Flieger TG2102 wohlbehalten in Chiang Mai | Thailand gelandet.

Ich saß nicht drin.

Falls du eine geplatzte Workation für ein Luxusproblem hältst, lies jetzt bitte nicht weiter. Willst du hingegen wissen, weshalb das eine echte Challenge für mich ist, willkommen.

Katrin Klemm StoryCoach über Freiheit und Selbstbestimmung, auch wenn Träume platzen

 

Sieben Wochen Thailand bedeuten für mich weit mehr als nur barfuß am Sonnenstrand einen Cocktail schlürfen.

Sie verkörpern für mich kostbare Werte, nach denen ich mich lange Zeit in meinem Leben gesehnt, sie kaum für lebbar gehalten, später fremdbestaunt und schließlich doch erobert habe: Freiheit und Selbstbestimmung.

Freiheit und Selbstbestimmung

Warum?

Aufgewachsen hinter dem Eisernen Vorhang wusste ich damals nur aus dem Geographielehrbuch, dass Asien hinter dem Ural noch weiter geht. Familienurlaub fand an der Ostsee, oder auch mal in Ungarn am Balaton statt – das war schon ein gewisser Luxus.

Nach dem Mauerfall war erst einmal Überleben angesagt. Ich schliff mich stromlinienförmig, um in eine Konzernlandschaft zu passen. Dafür hat man mich gut entlohnt. Ich begann zu reisen. Thailand wurde mein Land. Ich verliebte mich auf Anhieb in die aufgeschlossenen Menschen, das phantastische Essen einfacher Garküchen, das farbenprächtige Leben über und unter Wasser.

Anfang der 2000er startete ich in die Selbständigkeit. Da machst du Pläne für alles Mögliche… Urlaub gehört nicht dazu. Auch später wurden es nie mehr als 2 Wochen. Das Business musste weitergehen. Und es ging weiter: Coaching, Training, Bücher – alles selbstbestimmt. Häufig anstrengend, doch ich beschwere mich nicht. Denn mein Business ist immer erfüllend.

Es gibt ja immer schlaue Leute, die empfehlen, ein Business nur dann zu machen, wenn wir es skalieren können. Doch ich will kein skalierbares Business. Denn meine 1:1-Coaching-, 1:4-LifeStory- oder 1:many-Moderations-Arbeit ist nicht nur das, was ich am meisten liebe. Es ist das, was meinen Klient*innen – jenen, die wirklich dicke Bretter bohren und nicht nur ein bisschen Kosmetik wollen – am meisten bringt.

Die Sehnsucht blieb

Doch da war diese Sehnsucht, für die ich noch keinen Namen hatte. Eine Sehnsucht nach tieferem Eintauchen, einem wirklich Da-Sein, sich aufs Land weit mehr einlassen als in zwei Wochen als Touristin möglich ist.

Practise what you preach. Zu meinen wichtigsten Arbeitsprinzipen gehört, dass ich nur von Klientinnen verlangen würde, was ich selbst bereit bin zu leisten. Ein LifeStoryDesign – ganz gleich ob in Hamburg oder Portugal – klingt auch in mir persönlich immer nach.

Der Sehnsucht auf die Spur kommen

Als Prototyp begann das Jahr 2019 mit Arbeiten und Leben in Thailand. Erst waren es vier, dann fünf, dann sechs Wochen. Menschen wurden zu Freunden. In diesem Jahr wären es sieben Wochen geworden. Doch eine Knieverletzung verbot das Fliegen.

Ja, ich war enttäuscht, wütend, abgrundtief traurig – das hatte seine Zeit. Jetzt nehme ich meine Challenge an: Freiheit und Selbstbestimmung im nasskalten deutschen Norden finden.

Aber wie?

  • Weiterarbeiten, als wäre nichts gewesen?
  • Mir warme Gedanken machen?
  • Täglich mit Laptop in die Sauna?

Ich weiß es noch nicht.

Erstmal muss ich Stiefel kaufen für den Winter in Hamburg. Ein anderes Luxusproblem? Oh nein, denn ich gehöre nicht zu den Frauen, die darin Freude finden. Lieber geh ich freiwillig zum Zahnarzt.

PS: Aber warte mal, eine Idee hab ich – jetzt wo ich im Lande bleibe, nutze ich doch meine Freiheit und lade einfach zu einem weiteren StoryTeller ein – am 31. Januar um 19 Uhr – Thema: Geplatzte Träume – Küche: Thailändisch. Lust dabei zu sein? Sei herzlich willkommen und sichere dir deinen Platz beim StoryTeller an meinem Hamburger Küchentisch.

 

 

Nase voll vom alten Job?

Dann bleib, wo du bist!

Gönne dir einen Moment.

Denn zunächst gilt es, Ruhe zu bewahren.

Mach Pause!

Nimm Abstand!

Entweder du vereinbarst einen Termin mit dir selbst. Oder holst dir einen Menschen an die Seite, dem du vertraust. Der dich schätzt, und dir genau deshalb nicht alles durchgehen lässt. Wenn Partner oder Freundin unparteiisch sein können: gute Wahl!

Schau(t) von außen auf dein Schlamassel.

Drei Fragen können dich dabei leiten:

1. Woran genau beobachte ich, dass ich unzufrieden bin?

Nimm dir Zeit, in dich hinein zu horchen. Es ist ok, wenn es ein paar Momente dauert. Bring Licht in dieses diffuse Gefühl der Unzufriedenheit: schreib runter was dich stört. Ob Bulletpoints oder Fließtext ist egal. Hauptsache raus damit.

Tritt ein paar Schritte vom Geschriebenen zurück. So weit, dass du es gerade noch lesen kannst. Entdecke aus dieser Perspektive, was das heute über dich aussagt. Was kann es für die Zukunft für dich bedeuten, wenn du bleibst wo du bist?

Zeichne auf einer „Schmerz-Skala“ von 1-10 ein, wie unzufrieden du bist. Bei 2 bis 3 ist es noch ganz gut auszuhalten. Ab 5 wird es Zeit, was zu unternehmen. Ab 9 brennt die Hütte = akuter Handlungsbedarf.

2. Was hast du bisher probiert, um dein unzufrieden sein zu ändern?

  • Hast du Gespräche im Unternehmen geführt? Warst du klar genug? Hast du konkrete Veränderungsideen formuliert? Hast du mit den richtigen Personen gesprochen (richtig sind die, die etwas entscheiden und ändern können)?
  • Hast du dich (aus heimlichem Trotz „euch zeig ich’s“) schon auf dem Markt umgeschaut? Welche Erkenntnisse hast du gewonnen? Stehen deine Chancen gut?
  • Nix? Dann wird es wohl Zeit, wenn du bleiben willst. Womit könntest du anfangen? Es darf klein sein.

3. Aus welchen Gründen bist du noch da?

  • Sicherheit? Gehalt & Co stimmen schon irgendwie…
  • Vertraute Menschen? Die Macken deiner Vorgesetzten und Kolleg*innen kennst du und kommst irgendwie damit klar…
  • Gewohnheit? Es sind mit dem Rad nur 10 Minuten zur Arbeit und seit Corona jettest du auch nicht mehr fünf Tage pro Woche durchs Land, ist doch alles nicht so schlimm…

Wie sieht es aus mit:

  • Vorfreude, jeden Morgen?
  • Freude am Gestalten?
  • Sinnvollen Aufgaben, durch die du etwas bewirken, etwas verändern kannst?
  • Spannenden Herausforderungen, Wachstums- oder Aufstiegschancen?
  • Wertschätzung für die Person, die du bist und die Leistung, die du bringst?

Atme tief durch. Wie sieht es jetzt aus, wenn du dir diese Fragen beantwortet hast: Bleiben oder gehen? Oder etwas ganz anderes?

Der Weg zu sich selbst heißt Neuland betreten

Viele Wege zu mehr Lebensfreude

Es gibt viele Wege, wieder mehr Zufriedenheit und Lebensfreude zu gewinnen. Wege, deinen Job nicht nur als notwendiges Übel zu sehen, das deine Miete zahlt.

Ein kurzer Stop & Grow um zu schauen:

  1. Was frisst deine Lebenskraft und soll verabschiedet werden?
  2. Was siehst du Lohnendes am Horizont, das dir Lust macht, aufzubrechen? Im Unternehmen oder außerhalb.
  3. Ein konkreter Projektplan: Wie gehst du los und kommst dort an?

Heikle Gespräche souverän planen und führen

Du willst bleiben, wo du bist? Doch nur, wenn sich intern etwas verändert.

Dann lohnt es sich, deine Fähigkeiten zu entwickeln, auch unbequeme Themen klar und zielorientiert anzusprechen, und dein Gegenüber von deinem Weg zu überzeugen.

Dein (Job-)Leben neu ausrichten

Wenn du dich neu ausrichten, einen Schritt auf dich selbst zugehen willst, dann nimm dein Leben jetzt in die Hand.

Finde heraus, wer du gerade bist, was du kannst, willst und brauchst.

Entdecke, welche Möglichkeiten sich auftun, sobald du deine Kompetenzen so einsetzt, dass du dir ganz neue Wirkungsfelder schaffst.

Und probiere ganz praktisch aus, was du erreichen kannst und wie sich das anfühlt. Das ist es, was ich DesignYourLifeStory nenne.

WICHTIG: Eine LifeStory läuft nicht zwangsläufig darauf hinaus, dass du deinen Job hinschmeißt. Das hat Denise auch nicht gemacht.

Nase wieder frei fürs Leben

Doch du bekommst die Nase wieder frei, für all das, wofür es sich für dich zu leben lohnt.

Risikofrei ausprobieren? Jede Woche online möglich: SchnupperWorkshops (keine Verkaufsshow!)

 

Einfach mal Nichtstun? Von wegen einfach

Nichtstun.. das ist doch nicht auszuhalten?!

Es dunkelt bereits, als während meiner Workation in Portugal der Strom ausfällt. Was jetzt? Mein Buch ist fast ausgelesen. Den Laptop-Akku Strom will ich für Notwendiges aufsparen. Dann sitze ich da und denke “Machst‘e einfach mal nichts”.

“Einfach mal nichts…” 🤣 Ich höre mich selber lachen. Für mich ist das überhaupt nicht einfach.

Und für dich?

Sagen wir „Heute tu ich mal nichts!“ was tun wir dann wirklich? Oder auch gerade nicht?

Geben wir unserem Nichtstun eine Struktur?

Nehmen wir an, es ist noch früh am Morgen…

Tun wir das Lebensnotwendige? So etwas wie Aufwachen (ok, das passiert von selbst), Aufstehen, Tee kochen, Tee trinken, aus dem Fenster schauen… Welche Tätigkeiten bleiben, wenn wir nichts tun?

Mein Nichtstun hat eine Menge mit Büchern zu tun. Wenn ich nichts anderes tue als zu lesen (vielleicht mit Espresso und leckeren Kleinigkeiten), behaupten Freunde, das wäre ja nicht Nichts.

Ja, was ist es denn dann?

Löcher in die Luft starren, mich spüren? Ich erfahre in meinen gelegentlichen Nichtstun-Experimenten schmerzlich die Anstrengung die es mich kostet, wenn ich noch nicht mal lesen soll.

Sag mir: Wie sieht dein Nichtstun aus?

  • Womit ist es gefüllt?
  • Was tust du (nicht) in genau dieser Zeit?
  • Betrachtest du dein Umfeld?
  • Lässt die Gedanken wie beim Meditieren kommen und gehen?
  • Oder fließt du mit deinen Gedanken und lässt dich überraschen wohin?
  • Wie oft tust du nichts? Oder wie lange?
  • Was kostet es dich? Planung, Überwindung, die Entscheidung, alles wegzulassen, was nicht notwendig ist?
  • Fällt es dir allein oder gemeinsam mit anderen leichter?

Nichtstun braucht eine Entscheidung.

Seien die Angebote, mich abzulenken oder dem „Ich will nur schnell noch…“ zu folgen noch so verlockend, ich spreche meine Entscheidung laut für mich aus: „NEIN das alles ist jetzt nicht dran. Ich entscheide mich jetzt für die Stille.“

Esther Schweizer, 2022 zu einem berührenden Clubhouse-Talk zum Nichtstun bei mir zu Gast, sagte damals sinngemäß:

“Ich gebe meine Sinne anders nach außen. Plötzlich passiert etwas von außen nach innen und von innen nach außen. Ich bin BEI MIR… eine vollkommen neue Qualität. Dinge passieren. Und ich sehe ihnen dabei zu. Nichts ist gut oder schlecht. Es ist einfach. Und das reicht. „ (Mehr von Esther über gute Pausen auf der Bühne)

Seuffz…

So weit bin ich mit Nichtstun noch lange nicht.

Andere meditieren, wandern oder malen Mandalas. Tatjana Kiel strickt, um abzuschalten.

Ich bügle (für manche eine entsetzliche Vorstellung). Beim Bügeln kann ich ganz bei mir sein. Es ist ein absichtsloses Tun, bei dem die Gedanken frei fließen können und nichts müssen. Die Hände wissen was sie zu tun haben, der Kopf ist frei…

Oder ich koche. Nie nach Rezept. Denn so „muss“ ich nichts, sondern darf frei auf die Einladung reagieren, die ein Lebensmittel mir sendet.

Will ich überhaupt Nichtstun?

Nichtstun, habe ich mal gelesen, wäre das Schweigen der Geschichten. Das Verstummen des inneren Storytellings. Also theoretisch. Denn bei mir geht’s in der Stille erst so richtig los.

Sofern bin ich im Nichtstun wohl eine ziemliche Versagerin.

Selbst wenn ich am Meer bin, stundenlang auf die Wasseroberfläche starre, ist da keine Ruhe. Die Geschichten flitzen wie Krabben, fluten wie Wellen auf mich zu.

Doch genau das mag ich ja. Genau so bin ich. Und plötzlich mit mir im Reinen.

Also, wenn das nächste Mal der Strom ausfällt, werde ich

  • Ein- und Ausatmen, und mir ganz bewusst dabei zuhören. Vielleicht ist das ein guter Start für alle, denen Nichtstun so wenig leicht fällt wie mir.
  • Mich darauf einlassen was mir das Leben gerade anbietet. Vertrauen, dass die Situation mir dann schon zeigen wird, was sie von mir will.

So weit ich also vom italienischen Dolce far niente – dem Genuss, sich auf’s Nichtstun einzulassen – noch entfernt bin, so wie ich Lauflernschuhe fürs Nichtstun brauche: Ich bin unterwegs, lade den inneren Frieden immer wieder zu mir ein und schaue, was passiert.

Was ist deine Geschichte übers Nichtstun?

Und du? Wie sieht dein Nichtstun aus?

 

 

Foto: Nina Grützmacher

Schwierige Gespräche souverän meistern

Konstruktiv und konsequent wenn’s brennt

Angelika ist smart und erfolgreich in ihrem Job, happy in ihrer Familie und tatkräftig im Ehrenamt. Ihr Kommunikationstalent hat sie zum Teil von der Großmutter geerbt. Den anderen Teil im Berufsleben hart erarbeitet. Im Grunde ist alles bestens.

Wären da nicht hin und wieder diese Situationen, die sie endlos vor sich her schiebt. Zum Beispiel ist ihr nächster Karriereschritt längst überfällig. Eigentlich ein Selbstgänger im Konzern. Doch sie spricht es nicht an? Sie drückt sich vor dem schwierigen Gespräch. Weshalb treibt es ihr schon vorab den Schweiß auf die Stirn treibt und lässt sie nachts nur mit zusammengebissenen Zähnen einschlafen? Da liegt was Heikles in der Luft.

Schwierige Gespräche lauern überall:

  • Eine wichtige Mitarbeiterin ist für ihr aufbrausendes Temperament bekannt. Jedes Mal, wenn du versuchst mit ihr ‚vernünftig zu reden’ ist sie sofort “auf 180”. Wie bekommst du sie auf deine Seite?
  • Du bist aufgefordert, deinem Team drastische Budgetkürzungen zu vermitteln oder andere schlechte Nachrichten zu überbringen.
  • Im Meeting hat euer Chef entscheidende Fakten falsch dargestellt. Deine Teamkolleg:innen reden um den ‚heißen Brei’ herum. Doch keiner spricht an, was allen unter den Nägeln brennt.
  • Wann hast du das letzte Mal resigniert abgewinkt und dir gedacht ‚Der Kunde macht eh was er will’. Sogar wenn sich der Kunde in deinen Augen damit selbst ein Bein stellt oder du nicht mehr weißt, wie du seine Sonderwünsche noch im Budget unterbringen sollst.
  • Du bist darauf angewiesen, dass deine Schwiegermutter dich regelmäßig bei der Kinderbetreuung entlastet. Leider hat sie komplett andere Vorstellungen, was deinen Kindern gut tut. Schweigen und runterschlucken? Oder souverän verhandeln?

Abhauen oder draufhauen, wenn es heikel wird

Manchmal können wir uns auf schwierige Gespräche vorbereiten, manchmal stolpern wir mitten hinein und stehen uns dann selbst im Weg. Wird es in diesen Situationen zu unangenehm, neigen wir dazu, notwendigen Gesprächen aus dem Weg zu gehen, sie endlos aufzuschieben oder einmal richtig auf den Tisch zu hauen. Wir hauen ab oder hauen drauf. Leider oft ohne Erfolg.

Souverän bleiben, wenn es knifflig wird

Wenn du dich damit nicht mehr zufrieden geben, es jetzt anpacken und souveräner auftreten willst, bist du hier goldrichtig. Lass uns herausfinden, worum es in dieser Geschichte wirklich geht.

Lass uns ein neues Drehbuch schreiben.

Woran wir gemeinsam arbeiten werden

  • Erkennen, welche Geschichte hinter dem Heiklen Gespräch steckt: was erzählst du dir selbst? Wo fällst du auf Geschichten von anderen herein?
  • Wie du Voraussetzungen schaffst, um kritische Gespräche offen, respektvoll und sicher zu führen.
  • Wie du dahinterkommst, welche Geschichten sich dein/e Gegenüber erzählt. Auf welchen Wegen du seine/ ihre wahren Absichten erkunden und Bedenken adressieren kannst.
  • Wie du Feedback so gibst und annimmst, dass Beziehungen stärker und Ergebnisse besser werden.
  • Was dir dabei hilft, Gesprächspartner zu überzeugen statt zu überreden. Wie du dadurch eine vertrauensvolle Atmosphäre schaffst, in der auch über emotionale und umstrittene Themen gesprochen wird.
  • Wie du schwierige Gesprächspartner:innen motivierst, deinen Weg mitzugehen, statt Hindernisse aufzubauen.

Lass uns ganz praktisch ausprobieren, diese schwierigen Gespräche zu führen. Damit du buchstäblich jedes Thema erfolgreich lösen kannst.

Das sagen meine Kund:innen

  • Ich kann mit mehr Sicherheit für meine eigenen Belange einstehen ohne die Sicht der anderen aus den Augen zu verlieren. (P.R.)
  • Mir ist deutlich geworden, in welche Verhaltensmuster ich gern zurückfalle – und wie ich daran arbeiten kann, diese aufzubrechen um neue/andere Wege zu gehen. (G.D.)
  • In diesem Kurs habe ich mich selbst erfahren und lernte in einfachen Schritten, tickende Zeitbomben zu enttarnen und souverän zu entschärfen. (M.K.)

Was es dir bringt

  • Bewusstheit über deine eigenen Fähigkeiten, bisher unlösbare Situationen für dich zu entscheiden. Ohne dass die/der andere durchdreht oder nicht mehr mit dir spricht.
  • Mut und Vertrauen, aus der Deckung zu kommen und dich schwierigen Gesprächen zu stellen.
  • Freiheit für souveränes Handeln, weil wir an deinen eigenen Situationen eine Vielzahl alternativer Gesprächsvarianten ausprobieren.

Schwierige Gespräche meistern und heiße Eisen sicher aus dem Feuer holen.

Lass uns drüber sprechen und sag Bescheid, was ich für dich tun kann.

PS.: Bei Angelika steckte wirklich eine alte Geschichte dahinter. Bei einem Projekt in ihrer Verantwortung war nicht alles glatt gelaufen. Kein Mensch im Unternehmen dachte inzwischen mehr daran. Keiner außer ihr. Doch das ist jetzt Vergangenheit, und sie freut sich jeden Tag, dass sie den Mut gefasst, das schwierige Gespräch geführt und sich neue Gestaltungsfreiheit erobert hat.

Dein Drehbuch – nur du schreibst es

Inner Stories – nur du schreibst sie neu!

Es ist einer von diesen Tagen. Grau, wolkenverhangen, kein Sonnenstrahl in Sicht. Eigentlich kein Wetter zum Aufstehen. Du tust es doch. Nur weil du denkst du musst…

Dann rutscht dir gleich morgens die Teetasse aus den Händen. Die Katze hat den Sessel zerfetzt. Du öffnest dein Postfach  – eine Mahnung. Oh nein, du hast vergessen eine Rechnung zu bezahlen. Und dann sagt auch noch ein Kunde genau Auftrag ab, der dir dein Einkommen der nächsten zwei Monate gesichert hätte. Puh…

Deine Story rast bergab

Der negative Self-Talk steht auf Autopilot:

Ich bin nicht…

Erfolgreich, schnell, erfahren, professionell, überzeugend,…. genug

Und sowieso

Unsportlich, unbeweglich, zu dick, unattraktiv, nicht begehrenswert, …

Keiner liebt mich

Iss klar: Würde man dir (oder deiner Leistung) heute ein Preisschild umhängen, könnte man dich zum Gegenwert eines Kilo Kartoffeln buchen. Denn was kannst du schon wirklich?

STOP!  S T O P  t h i s  s t o r y !

Du erzählst dir gerade selbst eine Geschichte, mit der du dich tiefer und tiefer reinreiten wirst. Wenn das heute so ein Tag ist, an dem es in Ordnung ist, den ganzen Tag im Pyjama herumzulaufen und dich zu bedauern, ok. Solche Tage sind eine prima Gelegenheit für Filme, Eis und Chips (die große Tüte!). Die müssen auch mal sein.

Wenn der Tag heute nicht dazu gehören soll, dann Stop it. Halte den Film an!

Neues Drehbuch!

Unsere Selbstwertschätzung ist ein Ergebnis unserer eigenen Wahrnehmung, unserer Erinnerung und unserer Vorstellungskraft. Klingt glaubhaft.Und trotzdem. Wie kommst du raus aus der Nummer?

Ich bin was ich bin.

Beginne damit zu dir selbst (laut oder still für dich selbst) zu sagen: „Ich bin… „ – einzige Regel: du darfst die Leerzeichen nur mit positiven Eigenschaften und Talenten füllen. Zugegeben, das ist nicht die leichteste Übung. Aufgeben wäre leichter. Zurück zu Netflix, Eis und Popcorn. Willst du immer noch nicht? Und trotzdem fällt dir jetzt in diesem Zustand gerade nichts ein?

Frag dich: Was schätzen Menschen an dir, die du zu deinen besten Freund/innen zählst? Sie sagen: „…“ Wiederhole diesen Satzanfang und seine Ergänzungen dann für mindestens eine Minute.

Erinnere dich an deine Geschichte.

Ich bin was ich geworden bin. Erinnere dich.

Geh ein Stück in deinem Leben zurück – wie weit, das bestimmst nur du. Erinnere dich an Momente, Stunden, Situationen, in denen du etwas richtig gemacht hast. Ganz gleich, wie klein die Sache auch gewesen sein mag. Nutze den Satzanfang „Als ich damals…“. Hole dir die Erinnerung zurück, halte einen Augenblick inne und spüre, wie gut sich das anfühlt.

Wenn es nicht sofort funktioniert, nimm dir einen Moment länger Zeit: Wann war es ungefähr, wer war dabei? War es am Tag oder abends/ nachts? War es kalt oder warm? Drin oder draußen? Vertiefe dich in ein paar Szenen deiner vergangenen Story.

Entwickle deine Geschichte.

Ich wäre gern…

Denke an Menschen, die Eigenschaften haben, die du auch gerne hättest. Vielleicht hast du heimliche Held*innen? Menschen, die du bewunderst? Was möchtest du von ihnen lernen?

Sage dir: Bis hier her bin ich gekommen. Und ich werde weitergehen. Weil ich es kann.

Weil du Stärken (Tricks, Kniffe, Erfahrungen, Verbündete, Siege, …) aus deiner persönlichen Geschichte mitbringst, die dir niemand nehmen kann. Es ist alles da. Heute vielleicht noch ein bisschen hinter einer Wolke verborgen. Doch die zieht vorbei. Das was du kannst und was du bist, wird wieder strahlen.

Atme einmal tief ein. Und noch tiefer aus. Lass deine Schultern sanft nach hinten sinken und hebe deinen Blick. Das fühlt sich gut an? Dann gleich noch einmal!

Dein neues Drehbuch steht.

Also, Klappe die zweite…

Neuen Tee kochen. Katze an den Kratzbaum setzen und Notiz machen, dass du heute Abend die Tür zum Wohnzimmer schließt. Rechnung bezahlen. Kunden anrufen, vielleicht geht da ja noch was.

Fortsetzung folgt…

Falls sich das gerade gut anfühlt, dann kannst du das (so als kleines Polster für den nächsten nebligen Tag) auch noch ein wenig pimpen.

Was du noch tun kannst: gratuliere dir zu deinen Talenten, zu allem was du kannst und bist. Such dir eine schöne Postkarte. Stell dir vor, du schreibst eine Glückwunschkarte an deine beste Freundin, deinen besten Freund, einen Menschen, der echt Großartiges geleistet hat.

„Liebe/r…… – lass die gepunktete Linie zuerst noch frei. Liste alles auf, was du an dir schätzt und richtig gut kannst. Und dann schreibe –

– schwungvoll oder andächtig, mit Würde,  Anerkennung, Wertschätzung (oder einem Grinsen, weil es dir immer noch ein bisschen komisch vorkommt) deinen eigenen Namen in die frei gelassene Stelle.

Adressiere die Karte an dich, finde eine Briefmarke, geh los zum nächsten Briefkasten und wirf sie ein.

Es ist toll, Liebesbriefe zu bekommen.

Dieser Gedanke ist einer von 24 Guten Gründen für gute Stories.

Gute Gründe für gute Stories – 24 konkrete Situationen in denen eine authentische Story dein Leben & dein Business erleichert.

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No rush! Inner Stories – ein Adventsexperiment.

Können wir unsere inner stories verändern?

Mein Selbstexperiment über die Geschichte “Zeit ist knapp”.

Ich renne nicht! Das habe ich mir für den Dezember fest vorgenommen. Doch es ist mehr als ein Vorsatz. Wie es dazu kam steht hier. Wie mir mein Experiment Tag für Tag gelingt, schreib ich für dich auf. Der aktuellste Tag steht immer ganz oben.

Freitag 23. Dezember

Es ist wundervoll kitschig, dabei so echt und einfach großartig. Während ich diese Zeilen am Küchentisch tippe, schneidet meine Mutter den Rotkohl für das traditionelle Weihnachtsessen. Morgen bei den Klößen kommt es unbedingt auf das richtige Timing an, da gehört ein bisschen Hektik dazu. Doch heute hat alles Zeit, kein bisschen Eile.

Wenn wir auf dem Markt Bekannte treffen, bleiben wir stehen und schnacken. Wir nehmen uns Zeit beim Essen, klönen, gucken Märchenfilme und sind EINFACH nur zusammen. Dieses EINFACH hat in den letzten Jahren einiges an Arbeit, viele Gespräche und auch hin und wieder Tränen gekostet. Doch dafür gibt es nun schon lange keine Weihnachtsdramen wie in anderen Familien mehr. Heute fühle ich mich gesegnet mit Eltern, mit denen ich alles besprechen kann. Wo wir nichts mehr zurückhalten sondern auch schwierige Themen auf den Tisch kommen dürfen. Jenseits allen Weihnachts-Werbe-Kitschs freue ich mich von Herzen, Zeit mit meiner Familie zu verbringen.

Doch in mir ist nicht alles eitel Sonnenschein.

Ich habe noch keine einzige Weihnachtskarte geschrieben, kann die innere Unruhe nicht vollständig unterdrücken, wenn ich die Grüße von anderen lese oder die Jahresrückblicke auf LinkedIn. Sollte ich nicht auch? Ich atme die Unruhe weg und frag mich, welche Inner Stories mich so arg triggern.

Dankbarkeit und Verbundenheit, die ich gern ausdrücken will? Schlechtes Gewissen, weil es alle tun – nur ich nicht? Das schlechte Gewissen, weil ich nicht schon längst damit angefangen habe, und vermutlich Menschen vergessen werde, die mir auch am Herzen liegen? Oder weil sich das nach Faulheit anfühlt, und Faulheit bisher in meinem Lebenskonzept nicht vorkam? Oder weil ich dann Chancen für 2023 verpasse? Na gut, ein bisschen Vorfreude auf den DeepDive am 4.1.23 habe ich schon gestreut.

Aber alles andere? Natürlich könnte ich…, die Zeit ist da. Noch einmal tief durchatmen und mich entscheiden, hier zu sein. Es ist alles eine Frage der Entscheidung, oder? Dass ich noch nicht wirklich ruhig bin, das halte ich jetzt einfach mal aus.

Donnerstag 22. Dezember

Ich spaziere durch die Stadt aus der ich komme, und doch nicht mehr zu Hause bin, genieße es, freie Zeit zu haben, absolut nichts tun zu müssen. Mit einer guten Freundin aus Schulzeiten trödle ich durch Dresden. Ich schaue in Gesichter, entdecke ehemals vertraute Orte ganz neu. Die Stadt hat sich so sehr verändert. Manchmal stehe ich da wie ein Kind dem Puzzlestück Nr. 1.001 in der Hand. Das 1.000 Teile-Puzzle liegt längst vollständig auf dem Tisch, mein Stück ist zu viel, findet keinen Platz mehr.

So viele Erinnerungen an gestern vermischen sich mit der Intensität des Jetzt. Könnte ich mir vorstellen, noch hier zu leben? Nein. Doch es ist schön zu Besuch zu sein. Zeit zu haben, sich treiben zu lassen.

No rush im Advent Katrin Klemm Storytelling

Montag 19. Dezember

Na das ist doch mal ein ganz besonderes Erlebnis von Stillstand. Die offizielle Wetterwarnung vor eisglatten Straßen macht die Entscheidung leicht. Wir verlängern unseren Aufenthalt in Karlsruhe um eine weitere Nacht, es ist sicherer. Es fühlt sich völlig entspannt und selbstbestimmt an. Mit unserer Herberge vor Weihnachten hätten wir es viel schlechter treffen können.  Denn auch wenn das Hotel Santo baulich schon ein bisschen in die Jahre gekommen ist, es bleibt charmant und hat wohlwollendes herzliches Personal, das sich beim Frühstück Zeit für einen Schnack nimmt und auch nachts um 2 Uhr noch eine Wärmflasche besorgt.

Sonntag 18. Dezember

Karlsruhe. Sankt Stephan. Die Weihnachtsgeschichte heute.

Zeit haben. Hinschauen. Entdecken. Nachdenken zulassen.

No rush im Advent Katrin Klemm Zeit Stories zu erleben

Freitag 16. Dezember

Abstand von Orten, an denen wir zu arbeiten gewohnt sind, weckt oft den Blick auf ganz neue Details. Heute verlasse ich meinen Schreibtisch zum letzten Mal 2022 und mache mich auf die Reise in die Feiertage zum Jahreswechsel. Das heißt nicht, dass es nichts mehr zu tun gibt. Das heißt für mich eher Orte zu finden, an denen ich Lust habe, das eine oder andere noch zu erledigen.

Es heißt auch, mich einzulassen auf eine Zeit ohne Taktung, auf inneres Erleben, wann was dran ist. Auf der Reise gibt es immer Geschenke zu entdecken, sobald ich es mir erlaube mir für die Schönheit in den Details Zeit zu nehmen. Wirklich hinzusehen. Im Hier und Jetzt zu sein.

Katrin Klemm no rush im Advent - Storytelling - Selbstexperiment Blick für Details

Donnerstag 15. Dezember

Du denkst, schlimmer geht’s nicht. Dann entdeckst du, dass du dich geirrt hast.

Aus dem Mittwoch war noch ein super Tag geworden. Er war lang, intensiv. Mit Coaching und Newsletter und Schreibkurs. 23:00 Uhr  ich war gerade dabei den Rechner runterzufahren, entdecke ich eine freundliche Mail von Austrian Airlines, dass von unseren Rückflügen aus Thailand einer gecancelt wurde (und  keiner der anderen Anschlussflüge mehr passt). Wir sollten uns im Service-Center melden. Na gut, dachte ich, machste gleich.

Du weißt vermutlich, wie Wartelistenmusik klingt. Nach 60 Minuten war ich noch der Meinung (ich war von Warteplatz 77 auf 44 vorgerückt), die der Lufthansa könne ich ganz gut aushalten. Nach 90 Minuten war ich leicht genervt (inzwischen Platz 7). Nach 116 Minuten wollte die Dudelmusik mir wohl was Gutes tun und die Verbindung brach ab. Was hätte ich in dieser verschenkten Lebenszeit alles tun können. Neiiiin, ruhig und entspannt war ich da nicht mehr und an entspanntes Einschlafen nicht mehr zu denken.

Ich sende den Newsletter raus, da kommt zu den geplanten Jobs noch die Steuererklärung 21 reingeflattert und will geprüft werden. Eine ganz wunderbare Klientin hängt heute in den Seilen. Wir vertagen uns (im begründeten Ausnahmefall bin ich da sehr unkompliziert). Diese zwei Stunden nutze ich dann, um doch wirklich beim achten Versuch einen echten LH-Menschen an die Leitung zu bekommen und 35 Minuten später habe ich neue Tickets. Geht doch… aber ich bin sowas von platt. Und renne gefühlt ganz heftig im Moment.

Fast bin ich versucht, mein Selbstexperiment aufzugeben. 15:30 Uhr Mittagessen. Nudeln helfen immer.

Und dann gebe ich mich geschlagen. Es werden Dinge liegenbleiben, die nicht liegen bleiben sollten. Doch morgen Vormittag verlasse ich meinen Schreibtisch. Und ich könnte jetzt meine Netzwerkverabredung absagen und bis Mitternacht durchrocken. Mach ich nicht. Echte Menschen sind einfach wichtiger.

Mittwoch 14. Dezember

2:30 Uhr och nö, ne? Um diese Uhrzeit über Themen und Formulierungen für den ungeschriebenen Newsletter nachzudenken – völlig überflüssig. Und doch liege ich wach.

5:00 Uhr “Wie soll ich das alles noch bis zum Jahresende hinbekommen?” Gedanken kreisen unablässig. Und ich weiß, dass es so vielen von euch genau so geht. Ich habe kein Patent dafür. Ich experimentiere nur.

8:00 Uhr – die Vögel lärmen vor dem Fenster. Na gut, wenn es sein muss… Dabei ist es doch so schön warm und kuschlig unter der Decke. Meine Gedanken wandern zu jenen, die so weit davon entfernt sind, meinen einfachen Luxus zu genießen. Menschen auf der Straße überall, Kinder und Frauen… Ich unterstütze in diesem Jahr Tatjana Kiel und Dörte Kruppa, die mit ihrer Initiative #WeAreAllUkrainians Unglaubliches geleistet haben. Hast du noch Weihnachtsgeld übrig, HIER ist es gut aufgehoben.

Die Stimme meiner Großmutter im Kopf “Reiß dich zusammen!” (ehrlich gesagt, hat sie es noch drastischer ausgedrückt). Doch mein STOP ist laut. Denn Zusammenreißen gehört in die Kiste mit den old stories. Heute weiß ich, dass ich entscheiden kann. Ich entscheide mich, aufzustehen – ich werde sehen, was alles in diesen Tag passt.

Dienstag 13. Dezember

Ich bin kurzsichtig und muss deshalb hin und wieder für eine Durchsicht 😉 zur Augenärztin. Um den Augenhintergrund sehen zu können, bekomme ich Tropfen, die die Pupillen erweitern – in der Zeit kann ich nicht viel sehen. Und noch weniger tun. Es hat sich gelohnt. Angeblich habe ich nicht nur den schönsten Augenhintergrund, den sie seit Jahren gesehen hat (ab heute denke ich “Innere Schönheit” ganz neu) sondern ich habe auch ausgehalten, nichts zu tun.

Zugegeben – es hat sich sehr nach Hölle angefühlt. Denn eigentlich wollte ich heute den letzten Newsletter des Jahres mit den Weihnachtsgeschenkrabatten zur LifeStory in Portugal und vier neuen SchnupperWorkshops zum Minipreis versenden. Doch da ich – 20:15 Uhr, draußen stockdunkel – noch immer mit Sonnenbrille vor dem Monitor sitze, wird das heute nichts mehr. Langsam wird’s eng mit der Arbeitswoche. Ich halte das aus, ich halte das aus, ich ooom… No rush ist manchmal viel schwerer als gedacht.

Sonntag 11. Dezember

Der kleine König Dezember – nach 15 Jahren zum letzten Mal im Goldbek-Haus. Ein Abschied. Doch dank des Stückes immer wieder Neubeginn. Denn da sind noch sehr viele Träume in sehr vielen Schachteln.

In den letzten Stunden des Sonntags schaffe ich dann alle – wirklich alle Stapel wegzuräumen. Und das in Ruhe. Am Sonntag. Schau mal an, was alles geht, wenn die Zeit knapp ist.

Samstag 10. Dezember

Das no rush Experiment zeigt Folgen. Im Büro stapeln sich die Stapel. Das halte ich gerade nicht so gut aus.

Freitag 9. Dezember

Meine kleine Schwester heiratet. Jetzt aber wirklich. Was vorher geschah

Donnerstag 8. Dezember

Wieso ist es schon so hell, als ich aufwache? Mist, verpennt. 40 Minuten bis Altona, heute ist mein letzter Kurstag im Lotsenhaus bei Hamburg Leuchtfeuer. Das schaffe ich nie. Es sei denn, ich renne. Doppelchallenge. Renne ich oder nicht? Halte ich es aus, zu spät zu kommen? Oder renne ich doch, ergreife ich den Zipfel der Chance, in letzter Sekunde pünktlich zu landen? Also Ausnahme: ich renne.

Ab Hauptbahnhof fährt die S-Bahn Umleitung. 2 x Umsteigen bis Altona. Glückwunsch, Rennen lohnt sich nicht.

Mit drei (!) Minuten Verspätung nehme ich Platz in der Gruppe. Vor dem Fenster flockt in genau diesem Moment behutsam der erste Schnee der Saison in dicken Fetzen. Die Schneefetzen trudeln gemütlich. There is no rush (so lange kein Wind sie durch die Gegend bläst). Was bläst mich bloß die ganze Zeit an?

Und als gegen Abend der Kurstag Trauerbegleitung zuende geht, hat der Begriff der Zeit in der Beziehung zu Tod und Sterben eine ganz andere Dimension bekommen. Das Rennen wird so unwichtig…

Die Zeit ist, was sie ist. Ob wir nun rennen oder nicht.

Mittwoch 7. Dezember

Zu meinen Stärken gehört es, Meetings pünktlich auf die Minute zu beenden. Das ist meine Vorstellung von Respekt vor unserer knappen Ressource Zeit dieser Tage. Am Nachmittag erlebe ich ein Kundinnentreffen ohne feste Agenda. Nur mit dem Ziel, dass alle etwas Positives daraus mitnehmen. Ziel erfüllt, Zeit 1A eingehalten, kein bisschen gerannt. Bin gespannt was sich entwickeln wird.

Abends beim Schreiben mit Barbara Pachl ist es heute nicht leicht, was aufs Papier zu bringen. Störrische Wörter. Normalerweise sind der Timer für die verbleibende Schreibzeit und ich beste Freunde. Heute zerrt er die Angst vorm Versagen auf den Tisch. Hm. Hinschauen. Akzeptieren was ist. 21 Uhr  – der Timer hat Feierabend und mein Text heute eine besondere Tiefe.

Fazit: Das ist ja interessant.

Dienstag 6. Dezember

7 Uhr – beim Aufwachen der Schreck „Bis zur Workation sind es nur noch 4 Wochen?!“ Sollte ja eigentlich ein Grund zum Freuen sein. Doch meine Gedanken rattern auf Autopilot: “Was ist bis dahin alles noch zu tun? Wie soll ich das noch unterbringen?”. Meine persönliche Notbremse ist das zu mir selbst gesprochene Mooooment. Mit vier „o“. Mindestens. Das hilft sofort. Dann sortiere ich den Tag und lege los. Ganz in Ruhe, wenn auch ohne Frühstück. War nicht hungrig, also was soll’s.

Am Abend…

Kennst du auch das Gefühl „Heute habe ich nix geschafft. Aber so viel gemacht!“? Willkommen im Club.

Dabei gab es ein intensives Coaching, direkt danach ein stärkendes Netzwerk-Date mit meiner WOL-Gruppe von 2020. Ladies ihr seid so zauberhaft – und ich schätze es enorm, mit euch seit 2 Jahren einmal im Monat ein Stück gemeinsam zu gehen. Da ist so viel Ruhe drin, da muss nichts, da darf alles ausgesprochen werden.

Am Nachmittag dann Sichtgläser für die Tauchmaske (Workation!), Balkonblumenkästen in den Keller, neuen Drucker angeschlossen – das flutscht heute in Ruhe völlig problemlos, auch wenn die Technik sonst nicht immer mein Freund ist.

Jetzt setze ich mich in Ruhe an den Schreibtisch und schau genauer hin, was ich alles erledigt habe. Weil es dran war. Weil ich mich entschieden habe, es genau so zu priorisieren.

Fazit: Fühlt sich gut an, so viel Klarheit. Ruhig. Trotz Schreck in der Morgenstunde.

Montag 5. Dezember

Der Kalender für die vorletzte Arbeitswoche ist voll. Meine Versuchung, drei Gänge hochzuschalten pulsiert.

12:00 Uhr mittags – und schon sehen die nächsten 3 Tage wieder ganz anders aus als geplant. Ich atme durch: Das wird scho.

Beim Essen am Nachmittag dann kalter Entzug. Fies! Die Gabel noch im Grünkohl, bin ich in Gedanken längst aufgestanden, um “mal eben schnell” den Espresso anzustellen. Kann ja kochen, während ich … Und zack, in die Rennfalle getappt. Bin froh, dass ich nicht allein esse und deshalb physisch sitzen bleibe, bis der Teller leer ist.

Klingt nach Kinderkram? Erschreckenderweise nicht. Es haut mich ganz schön um, zu spüren, wie schwer mir no rush wirklich fällt. Danach brauche ich Bewegung, geh für eine Freundin ihren Lieblingstee einkaufen. Renne zweimal, um die Ampel noch bei Grün zu erwischen. Hätte nicht sein müssen, es kommt auch wieder Grün. Doch ich halte es heute nicht aus.

Fazit: oha, das wird wohl doch nicht ganz so einfach.

Sonntag 4. Dezember

Keksbacktag mit den Kindern. Bin ziemlich spät aufgewacht. Doch was soll’s. In diesem Jahr verzichten wir auf die traditionelle Soljanka danach. Eine Suppe, die wir alle am Abend nach der Zuckerflut lieben und gut gebrauchen können. Doch die verlangt einen umfangreichen Einkauf und Stunden für die Zubereitung. Ich entscheide mich für die weltbeste Tomatensoße der Welt. In aller Ruhe. Sie ist köstlich und ich bin bis zur letzten Backminute völlig entspannt.

Samstag 3. Dezember

Heute ein Tag ganz für mich allein. Ist es eigentlich der erste in diesem Jahr? Zeit, nichts zu tun. Das heißt bei mir nicht gar nichts tun. Es heißt, mich treiben lassen und tun, worauf ich Lust habe. Heute ein schönes Frühstück, Flaschen endlich ins Altglas bringen, in meinem zweiten Wohnzimmer – der Zentralbibliothek in Hamburg – herumsitzen, mich mit meinem Franzbrötchen, dem Cappucino und vier Büchern wie ein Zwerg an dem zu hohen Tisch zu fühlen. Lieblingsespresso in der Rösterei kaufen und bei Thalia aus der Flut der Kalender einen für die Eltern auswählen. Dann verlasse ich die viel zu rummelige Innenstadt. Ganz piano.

Zu Hause einen Kakaokaffee und „Wenn Katzen Weihnachten feiern“ – entdecke die Geschichte von Kater Schmidt, der aus Tavira – meinem Herzensort der LifeStory – stammt. Kann nicht widerstehen, lese als Adventsüberraschung ein Audio für meine Teilnehmerinnen ein. Freue mich still vor mich hin. Telefoniere mehr als eine Stunde mit meiner Mutter. Das haben wir schon lange nicht mehr gemacht.
Abends Rosenkohl mit Semmelbröseln, Knoblauch, Pfeffer  – ein Gedicht. Dazu einen Glühwein mit viel Zimt und Nelken. Versacke bei Alice – einem Film über Alice Schwarzer. Lohnt sich.

Fazit: Kein einziges Mal gerannt. Wow.

Freitag 2. Dezember

Heute geht der letzte Teil der portugiesischen LifeStory aus 22 zu Ende. Eine der Teilnehmerinnen ist heftig erkältet. Wir basteln uns ein hybrides Meeting – denn das haben die Frauen, die sich in diesem Jahr auf ihre Reise zu sich selbst – und mit mir nach Portugal gemacht haben, mehr als verdient. Es war eine intensive Arbeit, die sich gelohnt hat.

Auch wenn der Tag heute um acht begonnen und erst kurz vor Mitternacht geendet hat, wenn er lang und intensiv war: Gerannt bin ich nicht.

Donnerstag 1. Dezember

Zack, da sind sie schon. Mit der gleichen Zuverlässigkeit wie Lebkuchen ab Anfang September in den Supermärkten, trudeln die ersten Mails und Karten ein, mit besten Wünschen für einen besinnlichen, gemütlichen, friedlichen Advent mit Kerzenschein, Plätzchenduft, und Kuschelrückzug und …

Stop! Glaubt irgendjemand wirklich, was er/sie da schreibt? Hand auf’s Herz, wem gelingt denn Besinnlichkeit in den letzten Wochen des Jahres noch?

Sicher, viele schreiben und wünschen es uns. Doch wen kennst du, der/dem das wirklich gelingt… Ich bisher keine/n.

Keine Selbständige, die hektisch in den letzten Aufträgen hängt, die der Kunde unbedingt noch 22 fertigbekommen will. Keine Angestellte, die bis Jahresende neben Weihnachtsfeiern auch noch alle Projekte unter Dach und Fach bringen muss, die Budgets ausgeben, die neue Finanzplanung aufstellen. Keine Mutter – ganz gleich ob Fest oder Frei, die nicht hektisch Weihnachtsgeschenke ranschafft oder die Teenager bei ihren letzten Klassenarbeiten vor Weihnachten unterstützt. Keine Tochter, die nicht schon das komplizierte Wer-besucht-wen-wo-an-welchem-Weihnachtstag-Jenga austüftelt. Jeden Abend eine andere Veranstaltung und am Wochenende ist Großkampftag im Kekse backen.

Besinnlichkeit? Fehlanzeige.

Dabei sind viele von uns ganz schön durch mit dem Jahr.

Puh.

Ich auch.

Ich will nicht rennen. Das nehme ich mir jedes Jahr vor. Hat bisher noch nie funktioniert.

Ich werde nicht rennen. Zack, und schon erwische ich mich doch dabei, noch schnell auf den letzten Drücker, nur heute, ab morgen ist es anders…

Ich renne nicht! Mit Ausrufezeichen. Oh, das fühlt sich gut an. Denn das ist kein Vorsatz, das ist Jetzt und Hier. Ganz im Moment. Ich entscheide mich jeden Augenblick neu. Na das ist doch mal ein interessantes Experiment. Mal sehen, wie lange ich das durchhalte.

Für die Coaches und alle anderen Schlaumeier unter uns: natürlich ist ein Satz mit einer Verneinung drin kein wohlformuliertes Ziel. Aber ich will im Moment auch kein Ziel. Ich will den Weg entdecken, will ausprobieren, wie es sich anfühlt, nicht zu rennen. Bin neugierig, herauszufinden, was ich stattdessen tue. Wo die Alternativen zur adventlichen Rennerei liegen. Für mich. Und ob es die überhaupt gibt.

Stay tuned. Ich bin es auf jeden Fall.

Ist dir das alles völlig fremd? Schaffst du das mit besinnlichem Advent? Teil gern dein Geheimnis mit mir. Gleich hier in den Kommentaren.