StoryCoaching ist wie gemeinsam Tandem fahren
Saskia Hagendorf ist Beraterin für effektive Zusammenarbeit, vielfältiges Allround-Talent als Assistenz und zuverlässige Sparringspartnerin für Führungskräfte. Ich darf sie seit Jahren auf ihrem Weg begleiten.
Saskia, wir kennen uns aus dem Frauen Netzwerk Ladies Mentoring. Dort hast du dich 2016 für ein Strategisches Karriere-Coaching beworben.
Wie beschreibst du heute deine Herausforderung von damals? Wonach warst du auf der Suche?
Ich war damals immer “nur” die Assistenz
Ich habe zu dem Zeitpunkt in einem kleinen Unternehmen als Assistentin der Geschäftsführung gearbeitet. Da landen viele Aufgaben auf dem Tisch der Assistenz.
Mein Ziel war, diese Assistenz-Tätigkeit als Karriere-Schritt ins Projektmanagement zu nutzen. Die Aufgaben einer Projektmanagerin hatte ich schon längst übernommen. Doch ich bekam den Titel nicht dazu.
Ich war „nur“ die Assistenz.
Wie stelle ich mir so eine klassische Assistenz von damals vor?
Das gute Mädchen im Unternehmen
Die klassische Assistenz – so die Geschichte in meinem Kopf – hat die ganzen Termine koordiniert, hat die Reisen gebucht, die Kalender gepflegt. Sie war für alle Themen da. Sozusagen das gute Mädchen im Unternehmen.
Doch du wolltest nicht länger das gute Mädchen, sondern viel mehr Projektmanagerin sein. Was war schwierig an diesem Schritt?
Die Herausforderung lag in der Unternehmensgröße. In kleinen Unternehmen sind natürlich nicht unendlich viele Stellen frei, um den nächsten Schritt in diese Richtung zu gehen.
Ich habe die Aufgaben übernommen, wirklich einige Projekte im Unternehmen umgesetzt, doch mir wurde kein Titel zugestanden, der der Verantwortung dieser Rolle gerecht wurde. Das hat mich gestört.
Jetzt könnte man natürlich fragen: „Ja, warum bist du dann nicht woanders hin gegangen?“
Tja, es war einfach immer mein Traumjob. In meiner Traumbranche. Ich habe für dieses Unternehmen gelebt. Das heißt, ich habe auch private und sogar meine Familienpläne verschoben. Das zeigt mir, wie wichtig mir dieser Job an sich war. Ich wollte nicht weggehen, sondern mich im Unternehmen entwickeln.
An genau diesem Punkt stand ich zum Start des Karriere-Coachings. Ich wollte eigentlich im Unternehmen bleiben – doch mehr als die Assistenz sein. Und dachte mir:
„Gut, wenn da mal jemand anders mit mir gemeinsam drauf schaut, wie das möglich wäre.“
Assistenz damals und heute: Ich habe den Eindruck, da hat sich mächtig was verändert?
Für mich war eine Assistenz früher jemand, der von jemandem anders abhängig ist. Von einem Geschäftsführer oder Vorstand; immer diese Abhängigkeit von einer Person oder einem Team.
Assistenz als Sparringspartner – eine neue Story
Inzwischen habe ich mit vielen Assistenzen gesprochen. Ich habe mich in dem Bereich mehr vernetzt und gesehen, wie vielseitig dieser Beruf eigentlich ist.
2016 hatte ich noch nicht verstanden, wie wichtig die Rolle der Assistenz im Unternehmen ist. Dass sie wirklich ein Sparringspartner für die Führungskräfte ist.
Dass ich letztlich doch aus dem Unternehmen ausgetreten bin, hatte damit zu tun, dass ich Mama geworden bin. Ich habe deutlich gemacht, dass ich keine 40-Stunden-Woche im Event Management mehr machen will. Das funktioniert nicht mit kleinem Kind, und das wollte ich auch nicht für uns als Familie.
Damit begann mein Trennungsprozess vom Unternehmen. Ein emotionaler Weg, denn ich spürte: Ich kann jetzt nicht für irgendein anderes Unternehmen arbeiten. Ich konnte mich mit keinem mehr so identifizieren.
“Hinter mir selbst kann ich stehen”
Damit stand ich vor der Frage: „Okay, was mache ich jetzt?“
Natürlich hatte ich Bewerbungsgespräche für Teilzeitstellen, auch bei großen Marken. Aber ich habe gemerkt, es catcht mich nicht. Es ist nicht so, dass ich dafür alles andere stehen und liegen lassen würde, um zu sagen: „Das ist jetzt mein Traumjob.“
Ich hing einfach emotional noch sehr am Unternehmen; konnte mir nicht vorstellen, für irgendjemand anders – vielleicht außer mir selbst – so viel Kraft und Zeit zu investieren.
Meine Entscheidung:
„Dann mache ich mich selbstständig. Denn hinter mir kann ich stehen!“ So kam der Entschluss, als virtuelle Assistenz zu gründen.
Wie hat dir die Gründung dabei geholfen, den emotionalen Trennungsprozess für dich positiv zu gestalten?
Durch die Gründung habe ich mir auch jene Dinge sehr genau angeschaut, die mich in Unternehmen gestört haben. Zum Beispiel diese Abhängigkeit von anderen.
Ab sofort konnte ich entscheiden, welche Aufgaben ich wann mache, mit welchen Kunden ich zusammenarbeite. Ich war viel, viel selbstständiger. Konnte viel flexibler sein. Dadurch konnte ich mir auch meine Familien-Zeiten selber einteilen. Keiner schaut mich schief an, wenn ich drei Stunden Mittagspause mache und dafür am Abend noch mal arbeite.
Ich habe erkannt, dass es von den Rahmenbedingungen her deutlich besser lief, als es im Unternehmen möglich war.
Außerdem war meine Stelle im alten Unternehmen inzwischen komplett weg. Auch das hat mir bei meiner Entscheidung „geholfen“. Mein Job wurde nicht durch jemand anderen besetzt, sondern die Firma löste sich am Ende tatsächlich auf.
Vor neun Jahren haben wir ein Best- und ein WorstCase-Szenario erarbeitet, wir haben zwei mögliche Ausgänge der Geschichte entworfen. Wenn du dir das heute anschaust, wo siehst du dich?
Die Geschichte ist gut ausgegangen
Wenn ich mir das anschaue, bin ich eindeutig auf der BestCase Seite.
Denn tatsächlich habe ich immer spannenden Projekte, ob lang- oder kurzfristig. Ich suche mir aus, welche Projekte ich machen möchte. Die wo ich sage: „Ach, das reizt mich irgendwie gar nicht“, die mache ich nicht.
Ich schlafe ruhiger, definitiv. Ich kann meinen Tag planen, habe die Flexibilität dann zu arbeiten, wann ich möchte und kann mir das so einteilen, dass es auch hier zu Hause mit der Familie gut funktioniert. Ich arbeite fast nur im Homeoffice, bin selten woanders. Urlaubstage brauche ich auch nicht einzureichen.
Natürlich hat Selbstständigkeit auch immer Schattenseiten. Da brauchen wir nicht drüber reden.
Wenn es einen roten Faden gibt – bestimmte Themen, die sich durch deine Entwicklung ziehen – welche sind es?
Gerade bei der Gründung habe ich mich viel damit befasst:
- Was will ich eigentlich?
- Wo soll es für mich hingehen?
Manche Geschichten muss man mehrmals lesen
Ich habe John Streleckys Café am Rande der Welt fünfmal gelesen. Das wurde mir ständig empfohlen. Doch ich konnte es nie greifen und dachte: „Was wollen die alle mit diesem Buch?“
Dann habe ich es vor der Gründung noch mal gelesen und mir war klar: „Jetzt weiß ich es.“
Es geht im Buch um den Zweck der Existenz. Für mich habe ich dabei diesen roten Faden tatsächlich herausgefunden: Mein Zweck der Existenz ist, andere dabei zu unterstützen, persönliche Höchstleistungen zu bringen.
Das habe ich im Unternehmen gemacht. Das habe ich bereits mit 13 Jahren als Tischtennis-Trainerin gemacht. Das mache ich jetzt mit meinen Kindern.
Freiraum für Höchstleistungen schaffen
Und genau das tue ich für meine Kunden. Ich möchte, dass sie den Freiraum haben, persönliche Höchstleistungen zu bringen, also ihr Expertenwissen einzubringen, da, wo sie es können.
Genau das mache ich auch in meinen Workshops. Ich versuche immer, das Beste aus der Person rauszubekommen, ohne dass sie sich selbst in eine andere Person verwandeln müsste.
Dieser „Zweck der Existenz“ – vielleicht klingt das auch ein bisschen hochtrabend – ich nenne ihn lieber „meinen Leitstern“ – er hilft mir zu sondieren, was ist wirklich wichtig? Was passt zu mir?
Saskia, gab es auch Momente, in denen du gezweifelt hast? In denen du hinschmeißen wolltest? Denn eine Selbstständigkeit mit zuerst einem, dann zwei Kindern, ist ja nicht immer easy peasy…
Da fallen mir vor allem drei Momente ein.
Aufklärungsarbeit „Was bitte ist eine VA?“
Die erste Hürde war, dass ich 2018 – als ich gegründet habe – erst einmal viel Erklärungsarbeit leisten musste.
Der Begriff „Virtuelle Assistenz“ war in Deutschland noch nicht wirklich bekannt. Ich musste ganz, ganz viel erklären: Was ist das? Wie funktioniert das? Dass ich nicht Siri oder Google bin als virtuelle Assistenz, sondern wirklich eine reale Person, die Arbeit abnimmt. In den USA war das damals schon sehr groß, und jetzt auch in Deutschland gang und gäbe. Inzwischen sieht man gefühlt an jeder Ecke, was eine virtuelle Assistenz ist und dass es das gibt.
Die eigene Mutter Unternehmerin
Die nächste Schwierigkeit kam aus einer unerwarteten Ecke.
Ich komme aus einer Unternehmer-Familie. Meine Mama ist schon viele Jahre als Dolmetscherin und Übersetzerin selbstständig. Deshalb hatte ich mit einem Jubelschrei „Ja, mach das unbedingt“ gerechnet, wenn ich ihr erzähle, dass ich mich selbstständig mache. Doch sie hat mir erstmal aufgezählt, worauf ich alles achten muss, was Selbstständigkeit überhaupt bedeutet und dass man weiß, dass man selber für die Rente einzahlen und Krankenkasse selber tragen muss.
Ich sage: „Mama, ich weiß. Ich weiß das. Ich habe mich informiert.“
Aber ich hatte natürlich mit einer anderen Reaktion gerechnet als „Denk bitte daran, daran, daran, daran, daran.“ Ich weiß natürlich, dass sie es gut meinte und genau die Dinge aufdecken wollte, woran andere scheitern. Heute ist sie auch sehr stolz, dass es so gelaufen ist.
Selbstzweifel als Begleiter
Dann wurde es mit der zweiten Elternzeit – meine zweite Tochter ist im Juni 22 geboren – nochmal knifflig. Ich habe nach fünf Monaten wieder angefangen zu arbeiten. Zum einen hat mir die Arbeit wirklich gefehlt. Zum anderen wollte ich meine Kunden nicht so lange warten lassen.
Ich habe im März 24 einen neuen Kunden gewonnen, habe mir viele Gedanken gemacht: Wie funktioniert das? Wie arbeite ich mit langfristigen Kunden – die Betreuung umfasst viele Stunden – überhaupt zusammen?
Eines Tages kam unerwartet ein langes kritisches Feedback von einem Kunden: In einigen Punkten passe es nicht so. Er würde es hier und da und dort ganz anders machen.
In dem Moment habe ich sehr gezweifelt. An mir. An meiner Art zu arbeiten. Ich dachte: „Nein, bis Ende der Elternzeit brauche ich zwei feste Kunden und weitere Projekte. „Was passiert, wenn dieser Kunde nicht kommt? Oder keine langfristige Zusammenarbeit will?“
Der Druck, den ich mir selbst gemacht habe: „Jetzt muss es doch wieder richtig anlaufen. Jetzt muss es doch wieder funktionieren.“ haben mich das Feedback negativer aufnehmen lassen, als es eigentlich gemeint war. Doch ich habe mir intensiv Gedanken gemacht und meinen Mut zusammengenommen – vieles konnten wir klären.
Heute weiß ich, es gehört oft zum Anfangsprozess der Zusammenarbeit dazu, sich und die gegenseitige Arbeitsweise kennenzulernen und zu verstehen. So legten wir einige Grundregeln fest, diskutierten viele Punkte, wie wir besser und effektiver miteinander arbeiten können. Ich bin sehr froh, dass ich es angesprochen habe, denn jetzt arbeiten wir super seit über einem Jahr zusammen.
Doch Ja, das war ein Moment des Zweifels „Oha, ob das jetzt der richtige Weg war, das weiterzumachen?“
Zweifel als Lernchance nutzen
Doch im Rückblick beweist es mir wieder: Jede Assistenz und jede Führungskraft müssen einen eigenen Weg finden, zusammenzuarbeiten. Es braucht diesen Prozess. Und diese längere Klärung – das war unser Prozess.
Es ist eine besondere Herausforderung, sich auf jeden Kunden einzeln einzustellen, oder? Das braucht viel Fingerspitzengefühl. Arbeitest du mit jedem Kunden? Wie wählst du Kunden aus, die zu dir passen?
Ich weiß nicht, ob das immer ein Fingerspitzengefühl ist. Es ist ganz, ganz viel Kommunikation.
Als gefühlte Norddeutsche bin ich Freund von direkter Kommunikation. Sobald ich bemerke, dass etwas nicht ausgesprochen wird, weiß ich, da passt irgendwas nicht. Doch es muss vor allem menschlich zusammenpassen.
Ich habe Kunden, mit denen arbeite ich seit 2019 zusammen, wirklich regelmäßig, wir verstehen uns richtig gut und können gut zusammenarbeiten. Doch nicht jede Assistenz passt auch zu jeder Führungskraft.
Ich bin zum Beispiel jemand, der Sachen auch schnell mal umschmeißt und sagt: „Das macht überhaupt keinen Sinn. Lass uns das mal anders aufbauen.“
Gerade bei Selbstständigen als Kunden – wenn sozusagen das eigene „Baby“ angefasst wird – und wir an diesem „Baby“ etwas verändern müssen, kann es manchmal schwierig sein. Doch wenn es nicht zu mir als Assistenz passt, nehme ich den Auftrag nicht an.
Das klingt, als würden deine Kunden und Kundinnen ein kleines „Assessment Center“ durchlaufen, um sicher zu stellen, ob ihr zusammenpasst?
Ich nehme meist nur zwei langfristige Kunden an, die ich wirklich täglich betreue. Denn ich gebe auch viele Workshops und will meinen Freiraum und genügend Flexibilität für kurzfristige Projekte haben.
Lerne ich einen neuen Kunden kennen, vereinbaren wir immer eine Testzeit. Wenn beide sagen: „Es funktioniert, unsere Arbeitsweisen passen zusammen.“, dann gebe ich noch einmal direkt Feedback, in dem ich alles ausspreche, was mir aufgefallen ist. Und dann sagt man immer noch mal: „Ja, das passt“. Oder man verlängert halt dann nicht.
Tägliche Kundenbetreuung und zusätzlich Projektarbeit? Wie vielfältig sieht dein Alltag heute aus?
Assistenz heißt Freiraum und Flexibilität
Ich gliedere meine Arbeit in zwei Bereiche. Einerseits das Operative, also die virtuelle Assistenz. Auf der anderen Seite die Beratung oder die Trainertätigkeit.
Als Virtuelle Assistenz übernehme ich fast alle Aufgaben außer das Buchen von Flügen. Reisebuchung und vorbereitende Buchhaltung habe ich schon im Angestelltenverhältnis nicht gern gemacht. Hier sage ich: „Das möchte ich einfach nicht, es gibt andere, die besser und auch effektiver sind.“
Aber dieses Thema Optimierung im Unternehmen, Aufgaben oder Projekte zu planen – wann muss was erledigt werden -, andere Menschen zu strukturieren, das fällt mir sehr leicht. Es ist die Event-Managerin in mir, die dann sagt: „Okay, das sind die Aufgaben. Das machen wir jetzt!“
Sparringspartnerin für meine Kunden
Ich bin für meine Kunden als Sparringpartnerin da. Wir sprechen Ideen durch, und ich bringe meine Expertise und meine Meinung als Unternehmerin mit ein. Wie können wir etwas aufbauen, es strukturieren und direkt im Unternehmen umsetzen?
Geht es zum Beispiel um eine neue Website gehe ich mit den Unternehmern ins Gespräch:
- Wie könnte das aussehen?
- Wie können wir das machen?
- Wen holen wir als Dienstleister ins Boot?
Dann koordiniere ich das komplette Projekt.
Für einen anderen Kunden habe ich einen Onboarding-Prozess aufgebaut. Frage: Was steht an und was davon kann ich übernehmen? Oder: Wo suchen wir uns jemanden? Dann suche ich jemanden und briefe denjenigen, die Aufgaben zu übernehmen.
Solo-Selbstständige oder Start-ups schätzen es, mit jemandem zu arbeiten, der selbst gegründet, schon Erfahrungen in diesem Bereich hat, und selbst über ein großes Netzwerk verfügt, und damit weiß, wen er ansprechen kann.
Andere Menschen, andere Projekte zu strukturieren, das fällt mir total leicht. Das liegt an meinem starken Ordnungsmotiv. Ich brauche immer einen Plan und arbeite dann einzelne Schritte ab. Das ist genau das, was ich meinen Virtuelle-Assistenzkunden dann anbiete.
Diese Vielfalt und der Blick als Unternehmerin für andere Unternehmer, das gibt deinen Kunden ein fast unbezahlbares Extra obendrauf.
On top kommen dann noch die Workshops, die du gibst.
Das ist der andere Bereich, das Thema Beratung. Einerseits berate ich Führungskräfte, wie sie mit einer Assistenz effektiver zusammenarbeiten können. Wie sie Zeit gewinnen, entweder für strategische oder kreative Themen. Oder wirklich freie Zeit.
Auf der anderen Seite trainiere und schule ich Assistenzen, vor allem im Unternehmen zu neuen Tools, Strukturen oder darin, intern als Assistenzen besser zu netzwerken.
Du sagst oben: „Hinter mir kann ich immer stehen“. Wer ist die Person, hinter der du dann stehst? Was zeichnet sie aus?
Strukturiert – vielseitig – vernetzt
Ich habe das Ordnungsmotiv angesprochen, dieses Thema Struktur, Planung und Schritt für Schritt vorgehen. Das ist etwas, was mir total liegt, was mir Energie gibt, wenn ich einen Plan habe.
Ich brauche die Abwechslung und es zeichnet mich auch aus, dass ich in viele Themen reinschaue, mir Ideen hole. Teilweise tauche ich auch sehr tief in manche Themen ein, obwohl ich noch nicht weiß, ob ich es irgendwie brauchen kann. Doch es interessiert mich einfach in dem Moment.
“Ich muss nicht alles wissen.
Doch ich weiß, wer es weiß.”
Ich bin ein Mensch mit einem sehr guten Netzwerk in alle möglichen Richtungen. Das setze ich sehr gern ein und öffne meine Kontakte auch für andere. Bekomme ich eine Frage, auf die ich keine Antwort habe, dann kenne ich jemanden, der hat diese Antwort hat und kann die Person ansprechen.
Heute kann ich wirklich sagen: Ich liebe den Assistenzberuf.
Es ist ein wirklich toller Beruf und sehr, sehr vielseitig. Damals habe ich das noch nicht verstanden. Zusätzlich kannte ich keine guten Assistenzen, die ich durch meine Netzwerkkontakte jetzt habe.
Was hat die Arbeits-Welt davon, wenn das Verhältnis zwischen Führungskräften und Assistenzen heute ein ganz anderes ist?
Sobald eine Assistenz und eine Führungskraft im Unternehmen wirklich funktionieren, sich „blind“ verstehen, merkt man das im kompletten Unternehmen. Es spiegelt sich in alle Abteilungen oder Hierarchien hindurch.
Woran kann man das beobachten?
Moderne Assistenz: entspannte Führungskraft
Die Führungskraft ist entspannter. Sie hat jemanden, den sie ansprechen kann. Gleichzeitig ist sie erreichbarer durch die Assistenz. Bei einer Anfrage an die Assistenz kann man sich drauf verlassen, dass sie wirklich geklärt wird. Auch wenn die Führungskraft unterwegs ist.
Ich vergleiche es gern mit einer Ehe – zwei Personen, die viel Zeit miteinander verbringen und gemeinsam hinter einer Sache stehen. Es geht um Kommunikation und um gute Beziehungen zueinander. Wenn diese Beziehung funktioniert, funktioniert das komplette Konstrukt. Das gilt für die Familie genauso wie für ein Unternehmen.
Wenn sich Führungskräfte genau darauf fokussieren, was sie wirklich gut können und wofür sie gebraucht werden (und nicht noch alles andere machen, weil sie denken, sie müssen alles selber machen), wenn sie Dinge konsequent abgeben, bin ich sicher, dann hätten wir weniger Burnout in Führungsetagen. Wir hätten mehr Familien, in der die Eltern Führungskräfte sein UND ihre Kinder sehen können. Glücklichere Führungskräfte.
Im Briefing zum Strategischen Karrierecoaching hast du gesagt „Ich will mich nicht mehr herumärgern. Ich will glücklich sein. Und wenn ich raus will, lieber früher als später!“
Du berätst heute andere Assistenzen. Begegnet dir das, was du damals erlebt hast, heute bei ihnen? Wenn du wahrnimmst, sie oder er sind nicht happy in dem, was sie tun, was empfiehlst du?
Das Wichtige ist, immer Alternativen aufzuzeigen. In einer solchen Situation kommt die Assistenz nicht darum herum, sich die Frage zu stellen: „Was will ich wirklich?“
Wenn sie, so wie ich damals, eigentlich nicht aus dem Unternehmen raus möchte, sollte sie überlegen:
- Wie kann ich diese Position anders gestalten?
- Welche Punkte sind es, die mich begeistern?
- Warum möchte ich dortbleiben?
- Hat das so viel Wert, dass sich andere Dinge vielleicht aufheben?
Ich ermutige Assistenzen immer dazu, offen auf die Führungskräfte zuzugehen, Feedback zu geben und sich auch Feedback zu holen. Es hilft keinem, dieses „Ja, ja, ja, mache ich, mache ich, mache ich…“ und dann abzuarbeiten.
Aktive Assistenzen gestalten selbstbewusst ihre eigene Job-Geschichte
Assistenzen dürfen auch fordern, selbst in eine gewünschte Position zu kommen und deutlich zu machen: „Ich möchte bitte diese Aufgabe übernehmen. Ich denke, weil ich die und die Punkte schon gemacht habe, kann ich das richtig gut.“
Assistenzen dürfen mehr Selbstbewusstsein für die eigene Rolle haben und für ihre Themen besser einstehen. Dann können sie sich vielleicht im Unternehmen entwickeln, falls das ihr Ziel ist. Spannendes Fachwort dafür ist Jobcrafting.
Das nächste, das ich zu hinterfragen rate:
- Bin ich am richtigen Ort?
- Bin ich in der richtigen Rolle?
- Sind das die richtigen Aufgaben?
- Was kann ich in meiner Macht tun und ändern, damit ich nicht in diese Situation komme, zu sagen: „Ich ärgere mich, ich bin nicht glücklich in meinem Job.“
Das Leben ist so kurz. Die Arbeitszeit nimmt so viel Raum ein. Ich möchte nicht, dass eine Assistenz sagt: „Es ist schon wieder Montag. Ich möchte da nicht schon wieder hin. Ich habe keine Lust auf meine Arbeit. Ich arbeite nicht gerne.“
Wir haben heute so viele Möglichkeiten zu sagen: „Mein Job soll mich glücklich machen. Er soll mich erfüllen.“ Der Sinn in der eigenen Arbeit kann ganz unterschiedlich sein. Doch ich möchte nicht, dass Menschen unglücklich auf der Arbeit sind. Denn da stimmt dann etwas nicht.
Diese starke Botschaft „Du kannst etwas tun für dich. Und zwar viel mehr als nur schnell wegzurennen…!“, die teilen wir, Saskia – du in Workshops für Assistenzen und ich als StoryCoach.
[Anmerkung: wenn du selbst JETZT etwas ändern willst, willkommen bei Design Your LifeStory]
Doch der Begriff „Story“ assoziiert oft blitzschnell die Nutzung als Marketing-Tool. Wie erklärst du jemandem, der sich unter meiner Arbeit als StoryCoach noch gar nichts vorstellen kann, was ich tue und wie es wirkt?
Kurzfassung?
Klar.
Katrin macht das sichtbar, was bereits in uns ist, in Form von Geschichten.
Genau das ist dein Markenzeichen. Du schaust nicht, was alle anderen auch machen.
Sondern du schaust wirklich: „Was sind die Punkte und die wichtigen Aspekte in deinem Leben, in deiner Entwicklung, in deinen Kompetenzen? Wie kannst du die einfach anders ausdrücken?“
Wir kennen uns schon sehr lange. Du kennst meine ganze Geschichte. Deshalb wusste ich sofort, dass das passt, wenn ich jetzt noch mehr von meiner Geschichte draußen erzählen will.
Und weil du genau zuhörst, kannst du mit Leichtigkeit noch mal andere Sachen rauskitzeln und aussprechen:
- Aber was ist denn damit?
- Hast du daran schon gedacht?
- Da war doch noch eine ganz andere Situation… erzähl mir mehr.
Worauf darf man sich einstellen, wenn man mit mir zusammenarbeitet?
Ich glaube, man muss selbst eine Offenheit und eine Neugier haben. Denn es kann auch tief gehen. Man beschäftigt sich mit sich selbst, und wenn man das noch nicht so oft gemacht hat, wenn man als Coachee noch nicht so erfahren ist, kann das im ersten Moment natürlich hart sein. Denn sich mit sich selber befassen ist immer schwieriger als mit anderen.
Wer sollte lieber Abstand von einer Zusammenarbeit nehmen?
Menschen, die sofort einen festen Fahrplan und alle Fakten von dir vorbereitet haben wollen, sollten eher nicht mit dir arbeiten.
StoryCoaching ist wie ein Tandem
Denn StoryCoaching ist immer eine gemeinsame Arbeit. Das ist immer ein Tandem. Man muss selber viel reingeben und du steckst genau so viel Arbeit rein, die ich zurückbekomme.
Gleichzeitig ist es kein: Du lehrst jetzt, wie das „funktioniert“. Sondern man nimmt immer alles aus der eigenen Geschichte, den eigenen Stationen im Leben raus.
Dadurch wird es viel, viel authentischer, als wenn du eine Schulung mit hundert Leuten machen würdest zum Thema Storytelling, und lernst, wie es theoretisch „funktioniert“.
Mit dir als StoryCoach im Einzelgespräch kommt viel mehr dabei raus.
„Coaching ist wie Tandem-Fahren“. Danke für diese spannende Perspektive.
Stelle ich mir jetzt mal Assistenz und Führungskraft auf einem Tandem vor, was hältst du von der These: “Sobald ich als Führungskraft genügend Größe habe, mich von meiner eigenen Assistenz in Frage stellen zu lassen, bringt mich das enorm vorwärts…“?
Natürlich ist da was dran. Denn du hast mit der Assistenz eine direkte Feedback-Partnerin an deiner Seite. Die dir ja wohlgesonnen ist. Klar, sie ist angestellt, bekommt aber nicht wie ein externer Berater Geld dafür, dir zu sagen, wie du besser arbeiten sollst. Plus, die Person weiß alles im Unternehmen. Sie hat so viel Einblick in alle Prozesse, kennt dich als Person. Das ist die beste Verbindung, die du haben kannst.
Wenn diese Person dir Feedback gibt, dann eins, das wirklich relevant ist.
Schau, auch hier stecken schon wieder zwei Geschichten dahinter.
Die erste: Dein eigener Weg von der „Assistenz, als dem netten Mädchen für alles“ zur Sparringpartnerin auf Augenhöhe heute.
Die andere will noch erzählt werden. Deine Kolleginnen brauchen den Mut, ihre Rolle neu zu entdecken und ihre Kompetenz zu erzählen: „Ich bin ein wichtiger Wachstums-, Wirtschafts- und Erfolgsfaktor in Unternehmen!“
Ja, da arbeiten wir sehr, sehr hart dran, dass das Ansehen aufgewertet wird.
Wie kann man euch da unterstützen?
Assistenzen nach vorn
Es geht tatsächlich darum, die Assistenz in den Vordergrund zu stellen.
Assistenzen halten sich ja gerne im Hintergrund. Doch eine Führungskraft sollte die Anerkennung, die sie erhält, auch weitergeben oder deutlich sagen: „He, all das wäre nicht möglich ohne meine Assistenz. Dieses Projekt würde nicht funktionieren.“
Oder offen zu sein, zuzuhören und zu sagen: „Okay, die Assistenz möchte mehr machen, möchte was anderes.“
Es bringt immer mehr für das Unternehmen, wenn die Assistenz sich weiterbildet, wenn die Assistenz ein internes Netzwerk hat oder auf Netzwerkveranstaltungen geht.
Als ich in einem Unternehmen für ein internes Assistenznetzwerk einen ganztägigen Workshop angeboten habe, hörte ich als Gegenargument, das Unternehmen bräche zusammen, sobald alle Assistenzen daran teilnähmen.
Wow. Das illustriert, wie viel Einfluss Assistenzen im Unternehmen haben. Dass sie sich dieser Wirkung bewusster werden dürfen. Ein gutes Argument, die eigene Story als Assistenz neu zu erzählen.
Ja, das ist das eine.
Gleichzeitig bringt dieser eine Tag den Führungskräften, dem ganzen Unternehmen viel, viel mehr. Denn wenn die Assistenz neue Fähigkeiten mitbringt, sich intern besser vernetzt – jede weiß dann: Wer kann im Unternehmen was wirklich gut und wofür kann ich wen ansprechen – das zahlt sich doch aus.
Ich bin überzeugt, als Unternehmen diese Offenheit zu haben, Assistenzen freiwillig dabei zu unterstützen, sich weiterzuentwickeln, ist eine gute Investition in das komplette Unternehmen.
Meine KollegInnen und ich – beispielsweise das Assistenznetzwerk in Deutschland (ANID) – sind da dran, damit sich hier etwas ändert und die Rolle der Assistenz noch mehr zu stärken.
Dabei wünsche ich dir und deinen KollegInnen viel Erfolg.
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Fotos: Svenja Henschel – Fotografie Wolkenlos
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