Raum für Geschichte(n)

Wir müssen reden. Zuhören. Uns erinnern.

Um uns richtig zu entscheiden.

Wir brauchen Raum für Geschichten.

Zum zweiten Mal hatte Anja Blau am 7. Oktober 2024 Frauen zu ihrem ostdeutschen Erzählsalon nach Berlin eingeladen.
(Ist es Zufall, dass bis 1989 an diesem Tag der Staatsfeiertag der DDR begangen wurde?)

An diesem Abend kommen ihre Fragen ganz leichtfüßig daher und öffnen doch in Sekunden den Erzählraum weit.

  • Was bedeutet Frau sein für dich?
  • Was bedeutet es für dich, Ostdeutsche zu sein?
  • Was hast du von deiner Mutter gelernt?

Die Antworten haben es in sich. Ungeschminkte Erinnerungen fluten den Raum, den wir gemeinsam halten.

Es gab Absurdes, das nach Jahrzehnten kaum noch wahr scheint. Da waren Übergriffe auf Körper und Seele. Abgründe hinter der Emanzipation ostdeutscher Frauen, die per Gesetz den Männern ja sooo gleich waren. Freiheiten und Lebenslust, die heute neu erobert werden müssen.

Im Raum schwingen leise Töne, Stimmen mit Humor und Empathie für Perspektiven, die nicht die eigenen sind. Wir sind auf der Suche, befragen uns auch selbst. Keine muss angesichts von Dilemmata gleich wissen, was gar nicht sein kann oder was „DIE Wahrheit“ ist.

📕 Buchtipp: „Drei ostdeutsche Frauen betrinken sich und gründen den idealen Staat“. Gröscher| Mädler| Seemann hätten ihre Freude an uns. Selbst wenn wir beim Wasser bleiben.

Bei ihnen lese ich auch zum ersten Mal vom Begriff der posttraumatischen Verbitterungsstörung, die dich erwischen kann, wenn du Kränkungen, Herabwürdigungen und Misserfolge nicht verarbeiten konntest und pathologisch reagierst (Quelle Charite).

Autsch.

Ich denke an das, was vielen Ostdeutschen in den 90ern begegnet ist. Auch meinen Eltern.

Doch diese Verbitterung darf nicht die Triebkraft sein, die uns in die Zukunft führt. Weder gesellschaftlich noch persönlich. Damit ist keinem Menschen geholfen.

Mehr zur Seelenarbeit im Sozialismus im GoodRead Nr. 1 .

Wir brauchen Raum für neue Drehbücher.
Persönliche und gesellschaftliche.

Im Erzählsalon endet der Abend mit der Frage nach dem Wunsch, den wir für Nachfolgegenerationen haben. Mit jeder Antwort wird klar, dass wir für diese Wünsche etwas tun müssen.

Aktiv:

  • Zuhören.
  • Erzählen.
  • Dialogräume schaffen.
  • Aushalten, das manches schwer auszuhalten ist.
  • Gemeinsam weitergehen.

In mir sind in mir noch viele drängende Fragen. Deshalb kann ich den nächsten Erzählsalon am 8. Dezember kaum erwarten. Danke Anja Blau für dein Engagement und deine Zivilcourage.

Du fühlst dich angesprochen und möchtest dabei sein? Schreib mir eine Nachricht.

 

0 Kommentare

Dein Kommentar

An Diskussion beteiligen?
Hinterlassen Sie uns Ihren Kommentar!

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert