Geschichten sind meine Leidenschaft
Mit zwei Jahren habe ich mein erstes Buch “gefressen”. Seitdem ist mir wohl nicht mehr zu helfen.
Leider gibt’s kein Foto davon, ich bin Generation 1966. (Doch diese Geschichte erzähle ich im Podcast mit Bettina Ramm ab Minute 4:20.)
Eigentlich wollte ich heute nur ein paar Gedanken zum UNESCO Welttag des Buches teilen. Doch ging meine Leidenschaft für Bücher wieder mit mir durch…
Für eine Leidenschaft ist es nie zu früh
Was aus mir mal werden würde, hätte ich mit 4 Jahren schon wissen können. Auf jedem Weihnachtswunschzettel: Bücher. Sobald ich sie aus der Verpackung geschält hatte, war mir der Rest des Festes wurscht. Kein erwachsener Mensch war vor mir sicher. Alle mussten ran, wenn es ums Vorlesen ging.
Und dann runter vom Schoß und rein in die Küche. K R I – S T A L L, so hieß der Kühlschrank. G L U – T O S, das war der Herd. Nur sechs Buchstaben. Ok, manchmal hatte ich die erste Silbe wieder vergessen, während ich mit zusammengekniffenen Augenbrauen die zweite buchstabierte. Doch das Prinzip funktionierte. Selbst wenn sieben Buchstaben für eine Fünfjährige eine echte Herausforderung waren, ich wollte lesen. Unbedingt. So lernte ich, meinen Lesestoff in Häppchen zu teilen.
Von da an hatte ich vor jedem Schulbeginn am 1. September alle Bücher (außer Mathe) fürs nächste Schuljahr schon Ende August ausgelesen, und nervensägte jeden, der zufällig im Weg stand mit meinem „Was lese ich jetzt?“.
So viele Bücher schaffst du nie! Denkste!
Die Lösung: der Silberne Bücherbus jeden Mittwoch nur 800 Meter weiter um die Ecke. Schulkind Katrin schleppte jeden Mittwoch zehn möglichst dicke Bücher (die maximal erlaubte Anzahl für Kinder) zum Ausleihtresen. “Nach vier Wochen zurück!” Die allwöchentlich strenge Ermahnung der Dame mit dem Stempel, ließ meine Augen ebenso genervt zur Decke rollen, wie ihre vollkommen überflüssigen Zweifel, ob ich das denn schaffen würde? Am nächsten Mittwoch knallte ich ihr den Bücherstapel triumphierend wieder auf den Tresen.
Schulzeit war Lesezeit, Hausaufgaben störendes Beiwerk.
Nach dem Abi 1985 fiel das Studium der Literatur wegen “unzureichend politischer Zuverlässigkeit” aus. Doch eine Erwachsenenbildung im Buchhandel war besser als nix. Mit dem Lineal rückte ich Bücher in den Regalen gerade, lernte kassieren und erfuhr dabei, dass DDR-Fachbücher für viele westdeutsche Touristen die einzig sinnvolle Art waren, ihre Devisen anzulegen.
Außerdem verkaufte ich zwei Jahre lang selbst Schulbücher aus einer zugig-kalten Bude auf dem Bauernmarkt in Dresden, und konnte einige vollberufstätige Mütter mit „Bückware“ glücklich machen.
Geschichten als Beruf! Nicht ganz.
Weiterbildung zur Buchhandlungsleiterin – die höheren Ebenen hofften immer noch, mich dadurch zur Parteifreundin zu machen. Als Semesterarbeit ein Marketingkonzept für eine Buchhandlung im Plattenbau-Gebiet. Dieser Text machte mich nicht sonderlich beliebt.
In der „Platte“ gab es zwar viele Kinder, doch nie genügend Kinderbücher. Deshalb auch kaum Kunden, doch für mich ausreichend Zeit zum Lesen.
Was heutzutage als exotischer Studiengang vorgestellt wird, öffnete mir als Studentin des Buchhandelswesens in Leipzig ab 1989 das Tor in eine andere Welt. Ich durfte Bücher endlich so rezensieren, wie ich wirklich über sie dachte. Selbst wenn die Bewertung dann hieß „Exzellent und frei gedacht, doch aufgrund der aktuellen politischen Situation nicht mit einer Note zu bewerten.“
Meine Arbeit für den Börsenverein des Deutschen Buchhandels ließ mich ganz neu auf Bücher blicken. Bücher wurden ausschließlich Ware. So hatte ich das noch nie gesehen.
Von Leidenschaft zu brotloser Kunst? Nö!
Deshalb war 1991 erst einmal offiziell Schluss mit der „brotlosen Kunst“. Die Wende hatte mir beigebracht, etwas „Sinnvolles“ zu studieren. Bücher wurden Privatvergnügen. Doch während meines Wirtschaftsstudiums jobbte ich trotzdem weiter in der Buchhandlung Marissal. Damals gab es die Filiale auf dem Uni-Campus noch.
Im Februar 1995 erschien meine BWL-Diplomarbeit im Buchreport Nr. 6. Trotzig überzeugt meine Behauptung schon vor 30 Jahren: die sogenannten neuen Medien werden Bücher niemals ersetzen.
Davon bin auch heute noch fest überzeugt. Deshalb sorge ich dafür, den Bücherstaub nie ganz aus der Nase zu verlieren. Für die Bürgerstiftung Hamburg durfte ich ehrenamtlich die LeseZeit und das LeseNetz unterstützen. Tolle Projekte, um in Kindern die Leidenschaft für Bücher zu entfachen. Wann immer ich kann, lese ich selber vor, am liebsten 24teilige Adventsgeschichten.
Hauptberuflich hatte ich mich – als StoryCoach und Storytelling-Trainerin – längst zum Story-Fieber bekannt. Wie es zu diesem Dornröschenkuss kam hörst du im Podcast mit Stefanie Selmer bei ca. Minute 10:00.
Die anstrengende Leidenschaft, selbst Bücher zu schreiben
Doch wer unterrichten will, muss selber schreiben können, oder? Drei Bücher sind es geworden, ein tolles Projekt über mehrere Jahre. Nur für die Verlagssuche fehlte mir die Kraft. Deshalb hab ich es im Selbstverlag gemacht. Es gibt sie online, zum Beispiel bei der Autorenwelt oder auf meiner Bücherseite. Wenn du eine Widmung möchtest, schreib mir direkt.
Deshalb also bin ich in diesem Jahr nicht nur 20 Jahre als StoryCoach selbständig. Sondern meine Fähigkeiten,
- Geschichten überall zu entdecken, vor allem jene, die wir uns selbst erzählen
- deinen Geschichten intuitiv mit dem Herzen zu lauschen und
- dich mit klaren strukturierten Methoden und Leidenschaft dabei zu unterstützen, sie aus eigener Kraft weiterzuentwickeln zu einem nächsten Kapitel deines Lebens voller Lebensfreude,
basieren auf einer viel älteren Leidenschaft.
Wohin wird meine Leidenschaft mich als nächstes führen?
Auf jeden Fall immer wieder in die Bücherhallen in Hamburg. Sie sind mein zweites Zuhause geworden.
Und dann gibt es da noch diesen heimlichen Wunsch… Mal ein Wochenende in der Zentralbücherei am Hühnerposten zum 48-Stunden-Dauerlesen eingeschlossen zu sein. Kannst du dir das auch vorstellen?
Ach ja, der Welttag des Buches… Der ist für mich einfach jeden Tag 😉
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