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Meinen Weg zu mir weitergehen

Wohin führt mich mein Weg?
Und wie will ich ihn weitergehen?

Nina-Kristin Lederer ist heute Management Consultant Digital Transformation. Sie trägt dazu bei, Leistungen und Prozesse der öffentlichen Verwaltung digital, sicher und für Bürger*innen zugänglich zu gestalten. Eine Sisyphus-Arbeit.

Doch kein “klassischer” Karriereweg.

Unser strategisches Karriere-Coaching startete 2017. Wonach warst du auf der Suche? Welche Hürden wolltest du wegräumen?

Ich war zu diesem Zeitpunkt bereits neun Jahre – inklusive Babypause – bei meinem ersten Arbeitgeber. Das ist eine lange Zeit. Diese Zeit der ersten Berufsjahre, in der ich wahnsinnig viel gelernt habe, die hat mich sehr geprägt. Doch schon vor der Babypause habe ich bemerkt, wie Unzufriedenheit aufkam. Nicht mit den Aufgaben oder der Verantwortung, die ich hatte. Es war mehr das Gefühl, bei meiner persönlichen Weiterentwicklung an eine zu Grenze stoßen.

Der Common Purpose Standort in Hamburg  war eine kleine Organisation mit flacher Hierarchie. Durch meinen Wunsch, mehr Verantwortung zu tragen, war ich auf meinem Weg schon von der Programmkoordinatorin zur Programmmanagerin aufgestiegen. Doch mir war klar, der Posten zum nächsten Schritt – der Programmdirektorin – ist besetzt und wird besetzt bleiben. Da war ich ratlos, wo es für mich hingehen kann.

Gehen oder bleiben?

Einerseits gab mir der Job sehr viel Sinn, machte sehr viel Spaß. Ich hatte ein tolles Netzwerk aufgebaut. Dabei sind richtige Freundschaften entstanden, zu manchen Kolleg:innen habe ich heute noch Kontakt. Ich habe wahnsinnig viel erlebt, gesehen und erfahren. Und auf diesem Weg sollte es nicht mehr weitergehen?

Andererseits spürte ich die innere Unzufriedenheit und ahnte, dass irgendwann auch die Beziehung zu meinen Kolleg:innen darunter leiden würde. Ich wollte unsere großartige Arbeitskultur nicht gefährden.

Du hattest es damals als Sackgasse beschrieben.

Ja, genau so fühlte es sich an, dieses „Hier geht’s nicht weiter.“ Gleichzeitig hatte ich auch nicht das Gefühl, ich müsse jetzt nur mal einen Finger heben und würde dann schon irgendwo anders unterkommen.

Ich hatte ja selbst keine richtige Vorstellung davon, was der nächste Job für mich sein, in welche Richtung mein weiterer Weg mich führen könnte. Die internationale Organisation, die dahinter stand hatte mir sehr viel ermöglicht. Was könnte denn ein Job sein, der ähnlich bereichernd, ähnlich sinnvoll ist und mir ähnliche Möglichkeiten bietet, mich weiterzuentwickeln? Ich konnte mir allein kein Bild davon machen.

„Eigentlich stimmt alles. Und doch muss ich weiter!“

Das höre ich oft zum Coachingbeginn: „Eigentlich alles paletti, doch mein Gefühl sagt: Will ich mich entwickeln, muss ich weiter. Aber wohin?“

Dazu kommt bei aller Sinnerfüllung, dass man als junge Familie mit zwei Kindern auch von etwas leben muss, oder?

Als ich nach dem Studium eingestiegen bin, war das Einstiegsgehalt vollkommen okay, es hat mir gereicht. Es gab auch zwischendurch mal eine Gehaltserhöhung. Doch nach der Elternzeit hatte ich meine Stundenzahl auf dreißig Stunden reduziert. Das war von der Familienorganisation her nicht anders möglich, ich brauchte die zusätzliche Zeit.

Elternzeit: Im Gehalt Rolle rückwärts

Denn ich war mir bewusst, wenn ich etwas leisten möchte und das Gefühl habe, es kommt etwas Sinnvolles dabei raus, dann will ich nicht nur so ein bisschen Teilzeit machen, sondern volle Verantwortung übernehmen. Doch die Entscheidung für die dreißig Stunden hat mich fast auf mein Anfangsgehalt nach dem Studium zurückgeworfen.

Dabei hatten wir automatisch mit den Kindern steigende Lebenshaltungskosten, brauchten einen neue Wohnung. Der zukünftige Job musste mir also auf jeden Fall ein anderes Gehalt bringen.

Wohlbefinden hängt von vielen Faktoren ab.

Neben Sinn und Weiterentwicklung braucht es mehr. Deshalb haben wir im Strategischen Karriere-Coaching neben deinen Stärken und Wünschen auch die notwendigen Rahmenbedingungen unter die Lupe genommen.

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Was hat dir am meisten geholfen?

Ich erinnere mich, dass ich mich tatsächlich hingesetzt und mir aufgeschrieben habe: „Was brauche ich eigentlich zum Leben? Wie hoch sind meine Kosten?” Ich habe mich mit meinen Finanzen auseinandergesetzt und überlegt: „Was wäre ein Gehalt, mit dem ich gut klarkommen würde?“ Wie viel monatlich möchte ich ausgeben für Sport, für Gesundheit, für Freizeit? Dieses analytische Herangehen, es schriftlich durchzurechnen, hat mir eine klare Orientierung gegeben.

Dazu haben wir andere wichtige Faktoren für einen neuen Job auseinander genommen. Die Arbeitsatmosphäre, Teamarbeit und die Chance, Verantwortung übernehmen zu können. Es war sehr, sehr hilfreich, mir genau zu überlegen, welche Aufgaben ich wirklich gern erfülle.

Dadurch hatte ich meine persönliche Checkliste für den Bewerbungsprozess und konnte sehr schnell abprüfen: Was wird erfüllt? Was wird nicht erfüllt? Oder zu welchem Grad? Was ist dann vielleicht in meiner Gewichtung wichtiger?

Du hast sehr intensiv reflektiert, was Karriere für dich überhaupt bedeutet. Ich zitiere dich:

Karriere wird ja oft damit in Verbindung gebracht, dass man viel verdient, dass man hohe Positionen bekleidet, dass man viel reist oder viel arbeitet. Dass man bekannt ist, als Expertin angesehen wird.

Ich weiß heute, dass mich nichts davon wirklich antreibt, außer dem positiven Feedback.

Wie hat sich das entwickelt?

Schon in der Studienwahl habe ich festgestellt: Für meinen Weg ist es nicht das klassische BWL-, Medizin- oder Jurastudium. Ich möchte etwas machen, was interessant ist, vielseitig, wo ich unterschiedliche Perspektiven einnehmen kann.

Mit meinem Magisterstudium Angewandte Kulturwissenschaften war mir von Anfang an klar, dass man damit vermutlich nicht reich wird. Mir war’s wichtiger, dass der Inhalt zu mir passt, dass es Felder sind, die mich interessieren. BWL habe ich trotzdem als ein Hauptfach gewählt, weil ich verstehen wollte, wie die Wirtschaft tickt. Ich habe festgestellt, wie viel Spaß es mir macht, dort hinzugucken, wo gesellschaftliche Entwicklungen sind.

Mein damaliges berufliches Interesse Corporate Social Responsibility lag genau an der Schnittstelle zwischen Wirtschaft und Gesellschaft. Ich fragte mich:

  • Wie kann Wirtschaft sinnvoll passieren?
  • Wie kann Gesellschaft durch unternehmerisches Denken verbessert werden?

In meinen ersten Jahren Arbeit für Common Purpose habe ich festgestellt, wie wichtig mir das ist, mich selbst wirksam zu fühlen. Auf den regelmäßigen internationalen Treffen waren alle da, die Gründerinnen, Country Heads, unterschiedliche Kolleginnen und Kollegen aus allen möglichen Ländern.

Meine Chefin hat mir schon als junge Mitarbeiterin die Chance gegeben, mitzureisen. Vor Ort sind mir Ideen gekommen und ich hatte überhaupt keine Scheu, die vor allen vorzutragen.

“Ich denke in Wirksamkeit”

Ich habe nicht in Hierarchien gedacht, sondern in Wirksamkeit. Ich hatte Lust, was zu machen, hab Kolleg:innen gefunden, die Lust hatten, das mit mir umzusetzen und hab es gemacht. Meine Chefin meinte damals: „Du bist schon ganz schön mutig, dass du dir den Raum nimmst dafür!

Da hatte ich vorher nie darüber nachgedacht. Ich hatte einfach Lust darauf. Ich war intrinsisch motiviert und die vielen Begegnungen, die Moderationserfahrung, der Netzwerkaufbau, das hat mir einfach so viel Freude bereitet, dass ich erst später gespürt habe, wie wichtig mir das wertschätzende Feedback ist, um selber zu wachsen und das Gefühl zu haben: “Ah, hier liegt mein Potenzial“.

Es war nicht immer leicht, das aus mir heraus zu erkennen. Positives Feedback, Ermutigung und manchmal auch ein kleiner Schubs, mir was zuzutrauen, das ist mir unendlich viel wert.

Du hast mich mit deiner kreativen Wortassoziation zum deiner persönlichen Vorstellung von KARRIERE sehr beeindruckt. In seiner Ausgewogenheit ein Ausdruck echter Selbstwirksamkeit.

  • K Kooperation
  • A Anerkennung für Leistung
  • R Realität
  • R Ruhen in mir selbst
  • I Impulse
  • E Entwicklung
  • R Rahmenbedingungen
  • E Erfolg

 

➡️ Du willst selbst ein KaWa – eine Kreativ Analoggraffiti Wort Assoziation – erstellen? In diesesm Artikel findest du eine Anleitung dafür.

 

Sind das auch heute noch deine Keywords für eine gelingende Karriere?

Alle Punkte sind immer noch relevant für mein berufliches Wirken. Die Zufriedenheit in den Aufgaben und den Herausforderungen, die habe ich. Kooperation ist extrem wichtig. Ich arbeite super gern auf Augenhöhe im Team und mit Kundinnen und Kunden. Das ist mehr kooperatives Arbeiten als klassische Beratung.

Und Anerkennung für Leistung wird auch immer ein Motor sein, wenn ich meinen Weg weitergehe. Es geht um das bestärkende Feedback, darum, dass die Leistung gesehen wird.

Ruhen in mir selbst – extrem, extrem, extrem wichtig. Besonders in den letzten zehn Jahren – wenn es Themen gibt, die mich sehr stark beschäftigen oder Herausforderungen im Privatleben – sobald ich bemerke, ich ruhe nicht in mir selbst, versuche ich das wiederherzustellen.

Elternsein als berufliche Ressource

Ich reflektiere immer wieder für mich: “Was brauche ich eigentlich, damit das Ruhen im mir selbst möglich ist?

Die mit dem Alter zunehmende Erfahrung hilft dabei. Es wird immer wieder herausfordernde Situationen geben. Doch ich bin überzeugt, dass eine Elternrolle sehr stark zum Gefühl beiträgt: „Es gibt Dinge, die sind schlimm. Und es gibt Dinge, die fühlen sich schlimm an, aber sie sind eigentlich nicht schlimm.

Dadurch nimmt man bestimmte Herausforderungen nicht mehr so schwer, weil man einfach das Gefühl hat, hier geht jetzt gerade nicht die Welt unter. Es stirbt gerade niemand. Es ist nichts, das jetzt irgendwie einen langfristigen Schaden anrichtet. Und es wird eine Lösung geben.

In der Elternrolle bewältigst du im Familienalltag ganz andere Krisen. Schwere Erkrankungen im Familienumfeld zum Beispiel, die unerwartet viel Care-Arbeit erfordern, die kann man wirklich Krisen nennen. Das relativiert einige berufliche Situationen, in denen man tief durchatmet und dann auch durchkommt.

Kommen wir auf das I von Impulse in deinem Karrierebegriff

Impulse sind für mich vorrangig jene Impulse, die ich von meinen Kolleginnen und Kollegen bekomme oder durch Weiterbildung, durch Gespräche. Ich hab einfach nicht wahnsinnig viel Zeit, zu lesen oder Podcasts zu hören.

Jede Herausforderung ein Impuls zu lernen

Während sich andere darüber sehr viele Impulse in ihren Alltag holen, sind es für mich vor allem die Gespräche mit meinen Kolleginnen, Kollegen, Freunden über berufliche Themen. Die persönliche Herausforderungen vor denen wir stehen, sie werden gemeinsame Erfahrungen, die wir auf unserem Weg machen.

Nina, du hast dich seit 2017 stark weiterentwickelt. Wie stelle ich mir deinen Auftrag als Management Consultant Digital Transformation heute vor? Und welche Rolle spielen gute Geschichten dabei?

Als Beraterin arbeite ich primär für Auftraggeber:innen in der Freien und Hansestadt Hamburg, wie z.B. Behörden, Bezirksämter und Landesbetriebe.
Als ich damals als Strategieberaterin eingestellt worden bin, hatte ich noch keine praktische Erfahrung in Strategieberatung.

Und wie hat das funktioniert?

Ich habe mich in meiner Jobsuche damals primär auf meine Kernkompetenzen fokussiert. Dann habe ich geschaut, welche davon brauche ich für unterschiedliche Berufsfelder, die mich interessieren? Und habe mich getraut, mich auf diese Stelle in der Strategieberatung zu bewerben.

Denn ich wusste, ich kann Dienstleistung, ich kann Kommunikation und auch Führung. Ich hatte mit unterschiedlichen Menschen unterschiedlicher Ebenen gut gearbeitet. Das heißt, ich kann Augenhöhe auf unterschiedlichen Levels. Und damit bin ich da reingestartet.

In meinen Strategie-Beratungsprojekten geht es heute oft darum, eine Digitalstrategie für z.B. eine Behörde zu erstellen. Mit diesen Projekten sammeln und systematisieren wir in allen Abteilungen alle Digitalisierungsbedarfe. Mit der Führungsebene und ggf. weiteren Stakeholdern erarbeiten wir, welche Ziele und wie die Prioritäten zu setzen sind.

Wird es komplex, geh auf Augenhöhe

Behörden sind ja immer wahnsinnig groß. Sie haben sehr viele gesetzliche Aufgaben und eine unendliche Vielzahl von Themen zu bearbeiten. Hier braucht es noch ein ganzes Stück an Digitalisierung und Modernisierung. Nicht nur nach außen, um für Bürger und Bürgerinnen digitaler zu sein. Auch die internen Prozesse für ein besseres Zusammenarbeiten in der Organisation müssen angefasst werden.

In diesem Prozess bin ich in der Regel als Beraterin an der Seite meiner Kunden. Gemeinsam mit einer Ansprechpartner:in entwickeln wir, wie dieser Prozess aussehen soll.

  • Wen müssen wir beteiligen?
  • Wie wollen wir kommunizieren?
  • Wie wollen wir das Ganze durchführen?
  • Welche Analyseinstrumente nutzen wir?
  • Wie kommen wir auf Ziele?
  • Wie definieren wir Maßnahmen?

Und jeder einzelne Schritt braucht ganz viel Kommunikation.

Ah, jetzt kommen die Geschichten ins Spiel

Ja, in den letzten Jahren hat mich eine Kollegin sehr inspiriert, visuell zu denken und visuelle Geschichten zu erzählen.

Für Strategieprozesse, die wir nur virtuell mit Workshops begleiten konnten, habe ich Zeichnungen gemacht. Oder mir überlegt:

  • Was ist eigentlich die Geschichte?
  • Wie kommen die unterschiedlichen Bedarfe zusammen?
  • Wie sortieren die sich, wie entwickeln die sich weiter?

(c) Nina-Kristin Lederer

Ich habe dann z.B. in einem Projekt für einen virtuellen Analyseworkshop das Bild unterschiedlicher Trichter genutzt, in die die unterschiedlichen Bedarfe der Abteilung reinfließen.

Sie fließen in ein Reagenzglas, das für die aktuellen Projekte, Zukunftsthemen oder auch ganz akute Bedarfe steht.

So versuche ich immer, den teilnehmenden Partizipierenden dieser Workshops ein Bild zu geben.

Zur Digitalisierung der Verwaltung gibt es ja unterschiedliche Geschichten, die erzählt werden.

DIE Herausforderung dabei: diese Geschichten sind sehr langfristig gedacht. Man sagt: „Irgendwann haben wir viel mehr Zeit für die wesentlichen Dinge, weil dann die unwesentlichen Dinge automatisiert im Hintergrund ablaufen.“ Das sind Vorteile der Digitalisierung long term.

Die Herausforderungen: Keine Zeit, keine Ressourcen, kein Geld

Doch all das braucht unheimlich viel Zeit, viele Ressourcen und Menschen, die das realisieren. Und daran mangelt es einfach immer. Es gibt keine Zeit, es gibt keine Ressourcen, es gibt kein Geld, das alles so umzusetzen, wie man das möchte.

Deshalb muss man schauen, dass man andere Geschichten erzählt. Dass man Motivation aus anderen Dingen schöpft.

Weil in der Verwaltung Ämter – historisch bedingt – oft noch immer wie Säulen nebeneinander stehen, macht jeder so sein Ding. Also konzentriere ich mich darauf, die Geschichte zu erzählen, wie gemeinsame Arbeit aussehen könnte.
Wie könnte die Erfüllung dieser Vision – zum Beispiel in der Schulbehörde „Wir möchten Kinder, Jugendliche befähigen, in einer digital geprägten Welt zu bestehen…“ – wie könnte das aussehen, wenn man diese Grenzen zwischen den Säulen verschwimmen lässt? Wenn man es als gemeinsamen Weg sieht, viel stärker gemeinsam an den Themen arbeitet. Dazu muss man genau hinschauen, was genau die Personen motiviert, deren Mitwirken ich brauche. Welche Bilder helfen hier?

Kommunikationsabteilung fehlt auch

Eine weitere Herausforderung: In jedem größeren Unternehmen hat man eine Kommunikationsabteilung. Da gibt es Menschen, die sich um Kommunikation kümmern. Nach Außen und Innen.

In der Verwaltung gibt es das einfach nicht. Es gibt Pressesprecher in den Behörden, aber es gibt keine interne Kommunikation. Es gibt Orga-Abteilungen, aber die sind oft eher mit technischen prozessualen Organisationsthemen beschäftigt. Nicht mit interner Kommunikation. Das ist eine riesengroße Lücke.

In jedem Transformationsprojekt, muss man sich immer wieder seine eigenen Kanäle, seine eigenen Instrumente suchen. Es gibt keine bewährte Struktur, die dahintersteht, in die man seine Themen nur einspielen müsste. Nein, man designt alles immer wieder selbst.

Das bedeutet für uns Beraterinnen und Berater, dass wir teilweise sehr tief einsteigen in die Organisation, um das aufzufangen. Denn für Transformation braucht man Kommunikation, man braucht Geschichten, man braucht eine Vision – man braucht ganz viel Imagination sozusagen. Und kommt in einen Bereich, in dem es nur wenig Ressourcen gibt.

Wie also kann das aussehen? Wie können wir – auch langfristig in Projekten da herangehen, um die richtigen Geschichten zu entwickeln und zu nutzen?

Ich bringe selbst viel Beratungserfahrung aus Organisationsentwicklungs-projekten mit, habe vor Jahren damit begonnen, mit Geschichten zu arbeiten. Als StoryCoach nutze ich sie als Mittel, Kompetenzen oder Werte zielgerichtet zu erzählen.

Wie würdest du Menschen, die mit der Arbeit einer StoryCoach nicht vertraut sind, meine Art zu arbeiten beschreiben?

Du schaust genau hin: Wo wirkt eine Geschichte am stärksten?

Ich habe dich als einen Menschen kennengelernt, der sehr empathisch auf alle Beteiligten in einem Setting blickt. Ganz gleich, um welche Aufgabenstellung es geht, du schaust genau hin, wo eine gute Geschichte am stärksten wirksam werden kann. Gemeinsam mit deinen Kundinnen überlegst du:

  • Mit wem haben wir es eigentlich zu tun?
  • Welche Geschichten brauchen genau diese Beteiligten?

Man hat ja immer einen Inhalt, eine Botschaft. Man hat einen Sender, man hat einen Empfänger. Jede dieser drei Aspekte hat eine eigene Gewichtung. Empfänger und Sender, jeder hat seine eigene Emotionalität, persönliche Motivation, eigene Wünsche und Bedürfnisse.

StoryCoaching berücksichtigt komplexe Systeme

Du setzt deine Empathie dafür ein, dass nicht nur der Inhalt gut ist, sondern das ganze komplexe System berücksichtigt wird. Dadurch deckst du auch verborgene Ressourcen auf, die vielleicht sonst nicht zum Tragen kommen würden. Du hast das große Ganze im Blick.

Was ich an deiner Art zu coachen sehr schätze: Du versuchst das zu transportieren, was du selbst sehr intensiv lebst. Du bist wirklich sehr interessiert an Menschen. Immer wenn wir zusammenkommen, habe ich das Gefühl, du bist sehr, sehr interessiert an mir, an meiner Entwicklung, meinen Motiven. Du willst mich wirklich verstehen.

Dazu stellst du mir genau die richtigen Fragen. Mir macht es Spaß, sie zu beantworten, weil du eine gute Zuhörerin bist.

Geschichten beleuchten den eigenen Weg

Damals, als es um meine eigene Weiterentwicklung ging, haben wir meine eigenen Stärken, Erfahrungen in Geschichten verpackt. Dadurch habe ich ein viel besseres Bild von mir selbst bekommen:

  • Wie agiere ich eigentlich?
  • Was sind meine Gründe so oder so zu agieren?
  • Was steckt dahinter?

Sich das für die unterschiedlichsten beruflichen Situationen bewusst zu machen, das stärkt die Selbstwahrnehmung und erdet ungemein.

Heute, in meiner Arbeit als Beraterin nutze ich selbst Geschichten, um es meinen Kundinnen zu erleichtern, Zusammenhänge besser zu verstehen.

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Frauen in der männerdominierten IT-Branche

Auch im Frauennetzwerk habe ich viel mit Kolleginnen zu tun, die in der Organisation arbeiten – in Teams, bei Dataport, in den Funktionen. Was uns verbindet, sind die spezifischen Herausforderungen, denen Frauen in der männerdominierten IT-Branche gegenüberstehen. Wir sind ja schon recht gut aufgestellt, haben für ein IT-Unternehmen schon relativ viele Frauen. Doch bestimmte Herausforderungen bleiben.

Nehmen wir mal die vielen Frauen, die Verantwortungen übernehmen wollen. Fachlich, oder in einer Führungsposition, das aber in Teilzeit. Dafür braucht es Akzeptanz in den Teams und Lösungen wie Tandemführung.

Inzwischen gibt es da immer mehr gute Beispiele bei Dataport, doch es ist und bleibt wichtig, seine eigenen Stärken zu kennen, und sich darüber auszutauschen. Genau das ist es, was wir im Netzwerk ermöglichen wollen.

Frauen stärken durch kraftvolle Geschichten

Wir schaffen ein entspanntes Setting, um anhand bestimmter Leitfragen voneinander zu erzählen.

Zum Beispiel:

  • Wie überwinde ich typische Hürden oder Glaubenssätze, denen Frauen oft in sich selbst begegnen?
  • Was kann ich von den Erfahrungen anderer Frauen, die bereits Führungspositionen in der Verwaltung übernehmen, für mich nutzen?

Hier schließt sich im Netzwerktreffen der Kreis zu den individuellen Geschichten. Jede Einzelne bekommt den Raum, sich zu fragen:

  • Welche Geschichte bringst du mit?
  • Was erlebst du im täglichen Geschäft?
  • Was ist dir wichtig?
  • Was ist es, das du hier erreichen willst?

Wir wollen die Selbstreflektion und das Vorankommen jeder einzelnen Frau in der Organisation stärken. Dafür schafft der Austausch so viel Klarheit. Das macht ihn so wertvoll.

Auch um unsere gemeinsame Unternehmenskultur weiterzuentwickeln brauchen wir Vernetzung und Austausch. Wir wollen Synergien schaffen und Potenziale ausschöpfen. Ich bin sicher, für beides bringst du aus deiner langen Erfahrung viele Methoden und Anregungen mit.

Und es muss Spaß machen, damit es etwas bringt, oder?

Genau. Das gehört für mich immer dazu, damit es leicht bleibt.

Nina, dein Resümee zu unserem Gespräch?

Wenn ich mir anschaue „Welche Geschichte hätte ich damals über mich erzählt, und welche Geschichte würde ich heute über mich erzählen?“, dann sehe ich, dass sich da wahnsinnig viel verändert hat.

Mich selbst positiv erzählen

Nicht in der Kernmotivation, in den Werten, die mich antreiben. Doch darin, wie ich meine Fähigkeiten einschätze, was ich bewältigen kann, habe ich eine so viel positivere Erzählung über mich selbst.

Dafür braucht es immer eine intensive Selbstreflexion, davon bin ich überzeugt. Danach suche ich immer wieder. Gleichzeitig ist es der Austausch mit Kolleginnen oder Freundinnen, der mich weiterbringt.

Immer wieder vor einer neuen Aufgabenstellung taucht doch noch der selbstkritische Gedanke auf: „Kann ich das eigentlich? Bin ich nicht irgendwie nur ‘Generalistin’?”

Der wohlwollende Blick auf mich selbst

Doch dann stelle ich fest: „Mit dem, was ich kann, was ich erlebt habe, was heute meine Erzählung ist, da fühle ich mich wohl. Ich habe einen viel wohlwollenderen, positiven Blick auf mich gewonnen.

Und nun stell dir vor, du streichst in deiner Aussage „nur Generalistin“ dieses kleine Wörtchen „nur“. Und mir ist sehr bewusst, welch intensiver Prozess für manche von uns dahintersteckt, auf diese drei Buchstaben zu verzichten.

Ja, ich glaube ich, das ist die Challenge für viele Generalistinnen. Diese Frage: „Was ist eigentlich meine Geschichte?“, das ist oft teilweise schon die Geschichte selbst.

Die wahre Transformation, die hinter den Worten „Own your story“ steckt, entfaltet sich erst, wenn man – wie du – den Prozess selbst erlebt.

Ich bin Generalistin. Punkt.

Es ist der wohlwollende Blick auf mich selbst, der zählt.

 

StoryCoaching ist wie gemeinsam Tandem fahren

Saskia Hagendorf ist Beraterin für effektive Zusammenarbeit, vielfältiges Allround-Talent als Assistenz und zuverlässige Sparringspartnerin für Führungskräfte. Ich darf sie seit Jahren auf ihrem Weg begleiten.

Saskia, wir kennen uns aus dem Frauen Netzwerk Ladies Mentoring. Dort hast du dich 2016 für ein Strategisches Karriere-Coaching beworben.

Wie beschreibst du heute deine Herausforderung von damals? Wonach warst du auf der Suche?

Ich war damals immer “nur” die Assistenz

Ich habe zu dem Zeitpunkt in einem kleinen Unternehmen als Assistentin der Geschäftsführung gearbeitet. Da landen viele Aufgaben auf dem Tisch der Assistenz.

Mein Ziel war, diese Assistenz-Tätigkeit als Karriere-Schritt ins Projektmanagement zu nutzen. Die Aufgaben einer Projektmanagerin hatte ich schon längst übernommen. Doch ich bekam den Titel nicht dazu.
Ich war „nur“ die Assistenz.

Wie stelle ich mir so eine klassische Assistenz von damals vor?

Das gute Mädchen im Unternehmen

Die klassische Assistenz – so die Geschichte in meinem Kopf – hat die ganzen Termine koordiniert, hat die Reisen gebucht, die Kalender gepflegt. Sie war für alle Themen da. Sozusagen das gute Mädchen im Unternehmen.

Doch du wolltest nicht länger das gute Mädchen, sondern viel mehr Projektmanagerin sein. Was war schwierig an diesem Schritt?

Die Herausforderung lag in der Unternehmensgröße. In kleinen Unternehmen sind natürlich nicht unendlich viele Stellen frei, um den nächsten Schritt in diese Richtung zu gehen.

Ich habe die Aufgaben übernommen, wirklich einige Projekte im Unternehmen umgesetzt, doch mir wurde kein Titel zugestanden, der der Verantwortung dieser Rolle gerecht wurde. Das hat mich gestört.

Jetzt könnte man natürlich fragen: „Ja, warum bist du dann nicht woanders hin gegangen?

Tja, es war einfach immer mein Traumjob. In meiner Traumbranche. Ich habe für dieses Unternehmen gelebt. Das heißt, ich habe auch private und sogar meine Familienpläne verschoben. Das zeigt mir, wie wichtig mir dieser Job an sich war. Ich wollte nicht weggehen, sondern mich im Unternehmen entwickeln.

An genau diesem Punkt stand ich zum Start des Karriere-Coachings. Ich wollte eigentlich im Unternehmen bleiben – doch mehr als die Assistenz sein. Und dachte mir:

Gut, wenn da mal jemand anders mit mir gemeinsam drauf schaut, wie das möglich wäre.

Assistenz damals und heute: Ich habe den Eindruck, da hat sich mächtig was verändert?

Für mich war eine Assistenz früher jemand, der von jemandem anders abhängig ist. Von einem Geschäftsführer oder Vorstand; immer diese Abhängigkeit von einer Person oder einem Team.

Assistenz als Sparringspartner – eine neue Story

Inzwischen habe ich mit vielen Assistenzen gesprochen. Ich habe mich in dem Bereich mehr vernetzt und gesehen, wie vielseitig dieser Beruf eigentlich ist.
2016 hatte ich noch nicht verstanden, wie wichtig die Rolle der Assistenz im Unternehmen ist. Dass sie wirklich ein Sparringspartner für die Führungskräfte ist.

Dass ich letztlich doch aus dem Unternehmen ausgetreten bin, hatte damit zu tun, dass ich Mama geworden bin. Ich habe deutlich gemacht, dass ich keine 40-Stunden-Woche im Event Management mehr machen will. Das funktioniert nicht mit kleinem Kind, und das wollte ich auch nicht für uns als Familie.

Damit begann mein Trennungsprozess vom Unternehmen. Ein emotionaler Weg, denn ich spürte: Ich kann jetzt nicht für irgendein anderes Unternehmen arbeiten. Ich konnte mich mit keinem mehr so identifizieren.

“Hinter mir selbst kann ich stehen”

Damit stand ich vor der Frage: „Okay, was mache ich jetzt?

Natürlich hatte ich Bewerbungsgespräche für Teilzeitstellen, auch bei großen Marken. Aber ich habe gemerkt, es catcht mich nicht. Es ist nicht so, dass ich dafür alles andere stehen und liegen lassen würde, um zu sagen: „Das ist jetzt mein Traumjob.“

Ich hing einfach emotional noch sehr am Unternehmen; konnte mir nicht vorstellen, für irgendjemand anders – vielleicht außer mir selbst – so viel Kraft und Zeit zu investieren.

Meine Entscheidung:
Dann mache ich mich selbstständig. Denn hinter mir kann ich stehen!“ So kam der Entschluss, als virtuelle Assistenz zu gründen.

Wie hat dir die Gründung dabei geholfen, den emotionalen Trennungsprozess für dich positiv zu gestalten?

Durch die Gründung habe ich mir auch jene Dinge sehr genau angeschaut, die mich in Unternehmen gestört haben. Zum Beispiel diese Abhängigkeit von anderen.

Ab sofort konnte ich entscheiden, welche Aufgaben ich wann mache, mit welchen Kunden ich zusammenarbeite. Ich war viel, viel selbstständiger. Konnte viel flexibler sein. Dadurch konnte ich mir auch meine Familien-Zeiten selber einteilen. Keiner schaut mich schief an, wenn ich drei Stunden Mittagspause mache und dafür am Abend noch mal arbeite.

Ich habe erkannt, dass es von den Rahmenbedingungen her deutlich besser lief, als es im Unternehmen möglich war.

Außerdem war meine Stelle im alten Unternehmen inzwischen komplett weg. Auch das hat mir bei meiner Entscheidung „geholfen“. Mein Job wurde nicht durch jemand anderen besetzt, sondern die Firma löste sich am Ende tatsächlich auf.

Vor neun Jahren haben wir ein Best- und ein WorstCase-Szenario erarbeitet, wir haben zwei mögliche Ausgänge der Geschichte entworfen. Wenn du dir das heute anschaust, wo siehst du dich?

Beispiel Zukunftsgeschichte mit Szenariotechnik Katrin Klemm

Die Geschichte ist gut ausgegangen

Wenn ich mir das anschaue, bin ich eindeutig auf der BestCase Seite.

Denn tatsächlich habe ich immer spannenden Projekte, ob lang- oder kurzfristig. Ich suche mir aus, welche Projekte ich machen möchte. Die wo ich sage: „Ach, das reizt mich irgendwie gar nicht“, die mache ich nicht.

Ich schlafe ruhiger, definitiv. Ich kann meinen Tag planen, habe die Flexibilität dann zu arbeiten, wann ich möchte und kann mir das so einteilen, dass es auch hier zu Hause mit der Familie gut funktioniert. Ich arbeite fast nur im Homeoffice, bin selten woanders. Urlaubstage brauche ich auch nicht einzureichen.

Natürlich hat Selbstständigkeit auch immer Schattenseiten. Da brauchen wir nicht drüber reden.

Wenn es einen roten Faden gibt – bestimmte Themen, die sich durch deine Entwicklung ziehen – welche sind es?

Gerade bei der Gründung habe ich mich viel damit befasst:

  • Was will ich eigentlich?
  • Wo soll es für mich hingehen?

Manche Geschichten muss man mehrmals lesen

Ich habe John Streleckys Café am Rande der Welt fünfmal gelesen. Das wurde mir ständig empfohlen. Doch ich konnte es nie greifen und dachte: „Was wollen die alle mit diesem Buch?

Dann habe ich es vor der Gründung noch mal gelesen und mir war klar: „Jetzt weiß ich es.“

 

Saskia Hagendorf Ich unterstütze andere dabei, Höchstleistungen zu bringen

Es geht im Buch um den Zweck der Existenz. Für mich habe ich dabei diesen roten Faden tatsächlich herausgefunden: Mein Zweck der Existenz ist, andere dabei zu unterstützen, persönliche Höchstleistungen zu bringen.

Das habe ich im Unternehmen gemacht. Das habe ich bereits mit 13 Jahren als Tischtennis-Trainerin gemacht. Das mache ich jetzt mit meinen Kindern.

Freiraum für Höchstleistungen schaffen

Und genau das tue ich für meine Kunden. Ich möchte, dass sie den Freiraum haben, persönliche Höchstleistungen zu bringen, also ihr Expertenwissen einzubringen, da, wo sie es können.

Genau das mache ich auch in meinen Workshops. Ich versuche immer, das Beste aus der Person rauszubekommen, ohne dass sie sich selbst in eine andere Person verwandeln müsste.

Dieser „Zweck der Existenz“ – vielleicht klingt das auch ein bisschen hochtrabend – ich nenne ihn lieber „meinen Leitstern“ – er hilft mir zu sondieren, was ist wirklich wichtig? Was passt zu mir?

Saskia, gab es auch Momente, in denen du gezweifelt hast? In denen du hinschmeißen wolltest? Denn eine Selbstständigkeit mit zuerst einem, dann zwei Kindern, ist ja nicht immer easy peasy…

Da fallen mir vor allem drei Momente ein.

Aufklärungsarbeit „Was bitte ist eine VA?“

Die erste Hürde war, dass ich 2018 – als ich gegründet habe – erst einmal viel Erklärungsarbeit leisten musste.

Der Begriff „Virtuelle Assistenz“ war in Deutschland noch nicht wirklich bekannt. Ich musste ganz, ganz viel erklären: Was ist das? Wie funktioniert das? Dass ich nicht Siri oder Google bin als virtuelle Assistenz, sondern wirklich eine reale Person, die Arbeit abnimmt. In den USA war das damals schon sehr groß, und jetzt auch in Deutschland gang und gäbe. Inzwischen sieht man gefühlt an jeder Ecke, was eine virtuelle Assistenz ist und dass es das gibt.

Die eigene Mutter Unternehmerin

Die nächste Schwierigkeit kam aus einer unerwarteten Ecke.

Ich komme aus einer Unternehmer-Familie. Meine Mama ist schon viele Jahre als Dolmetscherin und Übersetzerin selbstständig. Deshalb hatte ich mit einem Jubelschrei „Ja, mach das unbedingt“ gerechnet, wenn ich ihr erzähle, dass ich mich selbstständig mache. Doch sie hat mir erstmal aufgezählt, worauf ich alles achten muss, was Selbstständigkeit überhaupt bedeutet und dass man weiß, dass man selber für die Rente einzahlen und Krankenkasse selber tragen muss.

Ich sage: „Mama, ich weiß. Ich weiß das. Ich habe mich informiert.“

Aber ich hatte natürlich mit einer anderen Reaktion gerechnet als „Denk bitte daran, daran, daran, daran, daran.“ Ich weiß natürlich, dass sie es gut meinte und genau die Dinge aufdecken wollte, woran andere scheitern. Heute ist sie auch sehr stolz, dass es so gelaufen ist.

Selbstzweifel als Begleiter

Dann wurde es mit der zweiten Elternzeit – meine zweite Tochter ist im Juni 22 geboren – nochmal knifflig. Ich habe nach fünf Monaten wieder angefangen zu arbeiten. Zum einen hat mir die Arbeit wirklich gefehlt. Zum anderen wollte ich meine Kunden nicht so lange warten lassen.

Ich habe im März 24 einen neuen Kunden gewonnen, habe mir viele Gedanken gemacht: Wie funktioniert das? Wie arbeite ich mit langfristigen Kunden – die Betreuung umfasst viele Stunden – überhaupt zusammen?

Eines Tages kam unerwartet ein langes kritisches Feedback von einem Kunden: In einigen Punkten passe es nicht so. Er würde es hier und da und dort ganz anders machen.

In dem Moment habe ich sehr gezweifelt. An mir. An meiner Art zu arbeiten. Ich dachte: „Nein, bis Ende der Elternzeit brauche ich zwei feste Kunden und weitere Projekte. „Was passiert, wenn dieser Kunde nicht kommt? Oder keine langfristige Zusammenarbeit will?“

Der Druck, den ich mir selbst gemacht habe: „Jetzt muss es doch wieder richtig anlaufen. Jetzt muss es doch wieder funktionieren.“ haben mich das Feedback negativer aufnehmen lassen, als es eigentlich gemeint war. Doch ich habe mir intensiv Gedanken gemacht und meinen Mut zusammengenommen – vieles konnten wir klären.

Heute weiß ich, es gehört oft zum Anfangsprozess der Zusammenarbeit dazu, sich und die gegenseitige Arbeitsweise kennenzulernen und zu verstehen. So legten wir einige Grundregeln fest, diskutierten viele Punkte, wie wir besser und effektiver miteinander arbeiten können. Ich bin sehr froh, dass ich es angesprochen habe, denn jetzt arbeiten wir super seit über einem Jahr zusammen.

Doch Ja, das war ein Moment des Zweifels „Oha, ob das jetzt der richtige Weg war, das weiterzumachen?

Zweifel als Lernchance nutzen

Doch im Rückblick beweist es mir wieder: Jede Assistenz und jede Führungskraft müssen einen eigenen Weg finden, zusammenzuarbeiten. Es braucht diesen Prozess. Und diese längere Klärung – das war unser Prozess.

Es ist eine besondere Herausforderung, sich auf jeden Kunden einzeln einzustellen, oder? Das braucht viel Fingerspitzengefühl. Arbeitest du mit jedem Kunden? Wie wählst du Kunden aus, die zu dir passen?

Ich weiß nicht, ob das immer ein Fingerspitzengefühl ist. Es ist ganz, ganz viel Kommunikation.

Als gefühlte Norddeutsche bin ich Freund von direkter Kommunikation. Sobald ich bemerke, dass etwas nicht ausgesprochen wird, weiß ich, da passt irgendwas nicht. Doch es muss vor allem menschlich zusammenpassen.

Ich habe Kunden, mit denen arbeite ich seit 2019 zusammen, wirklich regelmäßig, wir verstehen uns richtig gut und können gut zusammenarbeiten. Doch nicht jede Assistenz passt auch zu jeder Führungskraft.

Ich bin zum Beispiel jemand, der Sachen auch schnell mal umschmeißt und sagt: „Das macht überhaupt keinen Sinn. Lass uns das mal anders aufbauen.“
Gerade bei Selbstständigen als Kunden – wenn sozusagen das eigene „Baby“ angefasst wird – und wir an diesem „Baby“ etwas verändern müssen, kann es manchmal schwierig sein. Doch wenn es nicht zu mir als Assistenz passt, nehme ich den Auftrag nicht an.

Das klingt, als würden deine Kunden und Kundinnen ein kleines „Assessment Center“ durchlaufen, um sicher zu stellen, ob ihr zusammenpasst?

Ich nehme meist nur zwei langfristige Kunden an, die ich wirklich täglich betreue. Denn ich gebe auch viele Workshops und will meinen Freiraum und genügend Flexibilität für kurzfristige Projekte haben.

Lerne ich einen neuen Kunden kennen, vereinbaren wir immer eine Testzeit. Wenn beide sagen: „Es funktioniert, unsere Arbeitsweisen passen zusammen.“, dann gebe ich noch einmal direkt Feedback, in dem ich alles ausspreche, was mir aufgefallen ist. Und dann sagt man immer noch mal: „Ja, das passt“. Oder man verlängert halt dann nicht.

Tägliche Kundenbetreuung und zusätzlich Projektarbeit? Wie vielfältig sieht dein Alltag heute aus?

Assistenz heißt Freiraum und Flexibilität

Ich gliedere meine Arbeit in zwei Bereiche. Einerseits das Operative, also die virtuelle Assistenz. Auf der anderen Seite die Beratung oder die Trainertätigkeit.

Als Virtuelle Assistenz übernehme ich fast alle Aufgaben außer das Buchen von Flügen. Reisebuchung und vorbereitende Buchhaltung habe ich schon im Angestelltenverhältnis nicht gern gemacht. Hier sage ich: „Das möchte ich einfach nicht, es gibt andere, die besser und auch effektiver sind.“

Aber dieses Thema Optimierung im Unternehmen, Aufgaben oder Projekte zu planen – wann muss was erledigt werden -, andere Menschen zu strukturieren, das fällt mir sehr leicht. Es ist die Event-Managerin in mir, die dann sagt: „Okay, das sind die Aufgaben. Das machen wir jetzt!“

Sparringspartnerin für meine Kunden

Ich bin für meine Kunden als Sparringpartnerin da. Wir sprechen Ideen durch, und ich bringe meine Expertise und meine Meinung als Unternehmerin mit ein. Wie können wir etwas aufbauen, es strukturieren und direkt im Unternehmen umsetzen?

Geht es zum Beispiel um eine neue Website gehe ich mit den Unternehmern ins Gespräch:

  • Wie könnte das aussehen?
  • Wie können wir das machen?
  • Wen holen wir als Dienstleister ins Boot?

Dann koordiniere ich das komplette Projekt.

Für einen anderen Kunden habe ich einen Onboarding-Prozess aufgebaut. Frage: Was steht an und was davon kann ich übernehmen? Oder: Wo suchen wir uns jemanden? Dann suche ich jemanden und briefe denjenigen, die Aufgaben zu übernehmen.

Solo-Selbstständige oder Start-ups schätzen es, mit jemandem zu arbeiten, der selbst gegründet, schon Erfahrungen in diesem Bereich hat, und selbst über ein großes Netzwerk verfügt, und damit weiß, wen er ansprechen kann.

Andere Menschen, andere Projekte zu strukturieren, das fällt mir total leicht. Das liegt an meinem starken Ordnungsmotiv. Ich brauche immer einen Plan und arbeite dann einzelne Schritte ab. Das ist genau das, was ich meinen Virtuelle-Assistenzkunden dann anbiete.

Diese Vielfalt und der Blick als Unternehmerin für andere Unternehmer, das gibt deinen Kunden ein fast unbezahlbares Extra obendrauf.

On top kommen dann noch die Workshops, die du gibst.

Das ist der andere Bereich, das Thema Beratung. Einerseits berate ich Führungskräfte, wie sie mit einer Assistenz effektiver zusammenarbeiten können. Wie sie Zeit gewinnen, entweder für strategische oder kreative Themen. Oder wirklich freie Zeit.

Auf der anderen Seite trainiere und schule ich Assistenzen, vor allem im Unternehmen zu neuen Tools, Strukturen oder darin, intern als Assistenzen besser zu netzwerken.

Du sagst oben: „Hinter mir kann ich immer stehen“. Wer ist die Person, hinter der du dann stehst? Was zeichnet sie aus?

Strukturiert – vielseitig – vernetzt

Ich habe das Ordnungsmotiv angesprochen, dieses Thema Struktur, Planung und Schritt für Schritt vorgehen. Das ist etwas, was mir total liegt, was mir Energie gibt, wenn ich einen Plan habe.

Ich brauche die Abwechslung und es zeichnet mich auch aus, dass ich in viele Themen reinschaue, mir Ideen hole. Teilweise tauche ich auch sehr tief in manche Themen ein, obwohl ich noch nicht weiß, ob ich es irgendwie brauchen kann. Doch es interessiert mich einfach in dem Moment.

“Ich muss nicht alles wissen.
Doch ich weiß, wer es weiß.”

Ich bin ein Mensch mit einem sehr guten Netzwerk in alle möglichen Richtungen. Das setze ich sehr gern ein und öffne meine Kontakte auch für andere. Bekomme ich eine Frage, auf die ich keine Antwort habe, dann kenne ich jemanden, der hat diese Antwort hat und kann die Person ansprechen.

Heute kann ich wirklich sagen: Ich liebe den Assistenzberuf.
Es ist ein wirklich toller Beruf und sehr, sehr vielseitig. Damals habe ich das noch nicht verstanden. Zusätzlich kannte ich keine guten Assistenzen, die ich durch meine Netzwerkkontakte jetzt habe.

Was hat die Arbeits-Welt davon, wenn das Verhältnis zwischen Führungskräften und Assistenzen heute ein ganz anderes ist?

Sobald eine Assistenz und eine Führungskraft im Unternehmen wirklich funktionieren, sich „blind“ verstehen, merkt man das im kompletten Unternehmen. Es spiegelt sich in alle Abteilungen oder Hierarchien hindurch.

Woran kann man das beobachten?

Moderne Assistenz: entspannte Führungskraft

Die Führungskraft ist entspannter. Sie hat jemanden, den sie ansprechen kann. Gleichzeitig ist sie erreichbarer durch die Assistenz. Bei einer Anfrage an die Assistenz kann man sich drauf verlassen, dass sie wirklich geklärt wird. Auch wenn die Führungskraft unterwegs ist.

Ich vergleiche es gern mit einer Ehe – zwei Personen, die viel Zeit miteinander verbringen und gemeinsam hinter einer Sache stehen. Es geht um Kommunikation und um gute Beziehungen zueinander. Wenn diese Beziehung funktioniert, funktioniert das komplette Konstrukt. Das gilt für die Familie genauso wie für ein Unternehmen.

Wenn sich Führungskräfte genau darauf fokussieren, was sie wirklich gut können und wofür sie gebraucht werden (und nicht noch alles andere machen, weil sie denken, sie müssen alles selber machen), wenn sie Dinge konsequent abgeben, bin ich sicher, dann hätten wir weniger Burnout in Führungsetagen. Wir hätten mehr Familien, in der die Eltern Führungskräfte sein UND ihre Kinder sehen können. Glücklichere Führungskräfte.

Im Briefing zum Strategischen Karrierecoaching hast du gesagt „Ich will mich nicht mehr herumärgern. Ich will glücklich sein. Und wenn ich raus will, lieber früher als später!

Du berätst heute andere Assistenzen. Begegnet dir das, was du damals erlebt hast, heute bei ihnen? Wenn du wahrnimmst, sie oder er sind nicht happy in dem, was sie tun, was empfiehlst du?

Das Wichtige ist, immer Alternativen aufzuzeigen. In einer solchen Situation kommt die Assistenz nicht darum herum, sich die Frage zu stellen: „Was will ich wirklich?“

Wenn sie, so wie ich damals, eigentlich nicht aus dem Unternehmen raus möchte, sollte sie überlegen:

  • Wie kann ich diese Position anders gestalten?
  • Welche Punkte sind es, die mich begeistern?
  • Warum möchte ich dortbleiben?
  • Hat das so viel Wert, dass sich andere Dinge vielleicht aufheben?

Ich ermutige Assistenzen immer dazu, offen auf die Führungskräfte zuzugehen, Feedback zu geben und sich auch Feedback zu holen. Es hilft keinem, dieses „Ja, ja, ja, mache ich, mache ich, mache ich…“ und dann abzuarbeiten.

Aktive Assistenzen gestalten selbstbewusst ihre eigene Job-Geschichte

Assistenzen dürfen auch fordern, selbst in eine gewünschte Position zu kommen und deutlich zu machen: „Ich möchte bitte diese Aufgabe übernehmen. Ich denke, weil ich die und die Punkte schon gemacht habe, kann ich das richtig gut.“

Assistenzen dürfen mehr Selbstbewusstsein für die eigene Rolle haben und für ihre Themen besser einstehen. Dann können sie sich vielleicht im Unternehmen entwickeln, falls das ihr Ziel ist. Spannendes Fachwort dafür ist Jobcrafting.

Das nächste, das ich zu hinterfragen rate:

  • Bin ich am richtigen Ort?
  • Bin ich in der richtigen Rolle?
  • Sind das die richtigen Aufgaben?
  • Was kann ich in meiner Macht tun und ändern, damit ich nicht in diese Situation komme, zu sagen: „Ich ärgere mich, ich bin nicht glücklich in meinem Job.“

Das Leben ist so kurz. Die Arbeitszeit nimmt so viel Raum ein. Ich möchte nicht, dass eine Assistenz sagt: „Es ist schon wieder Montag. Ich möchte da nicht schon wieder hin. Ich habe keine Lust auf meine Arbeit. Ich arbeite nicht gerne.“

Wir haben heute so viele Möglichkeiten zu sagen: „Mein Job soll mich glücklich machen. Er soll mich erfüllen.“ Der Sinn in der eigenen Arbeit kann ganz unterschiedlich sein. Doch ich möchte nicht, dass Menschen unglücklich auf der Arbeit sind. Denn da stimmt dann etwas nicht.

Diese starke Botschaft „Du kannst etwas tun für dich. Und zwar viel mehr als nur schnell wegzurennen…!“, die teilen wir, Saskia – du in Workshops für Assistenzen und ich als StoryCoach.

[Anmerkung: wenn du selbst JETZT etwas ändern willst, willkommen bei Design Your LifeStory]

Doch der Begriff „Story“ assoziiert oft blitzschnell die Nutzung als Marketing-Tool. Wie erklärst du jemandem, der sich unter meiner Arbeit als StoryCoach noch gar nichts vorstellen kann, was ich tue und wie es wirkt?

Kurzfassung?

Klar.

Katrin macht sichtbar, was bereits in uns ist. Das ist Storycoaching

Katrin macht das sichtbar, was bereits in uns ist, in Form von Geschichten.
Genau das ist dein Markenzeichen. Du schaust nicht, was alle anderen auch machen.

Sondern du schaust wirklich: „Was sind die Punkte und die wichtigen Aspekte in deinem Leben, in deiner Entwicklung, in deinen Kompetenzen? Wie kannst du die einfach anders ausdrücken?“

Wir kennen uns schon sehr lange. Du kennst meine ganze Geschichte. Deshalb wusste ich sofort, dass das passt, wenn ich jetzt noch mehr von meiner Geschichte draußen erzählen will.

Und weil du genau zuhörst, kannst du mit Leichtigkeit noch mal andere Sachen rauskitzeln und aussprechen:

  • Aber was ist denn damit?
  • Hast du daran schon gedacht?
  • Da war doch noch eine ganz andere Situation… erzähl mir mehr.

Worauf darf man sich einstellen, wenn man mit mir zusammenarbeitet?

Ich glaube, man muss selbst eine Offenheit und eine Neugier haben. Denn es kann auch tief gehen. Man beschäftigt sich mit sich selbst, und wenn man das noch nicht so oft gemacht hat, wenn man als Coachee noch nicht so erfahren ist, kann das im ersten Moment natürlich hart sein. Denn sich mit sich selber befassen ist immer schwieriger als mit anderen.

Wer sollte lieber Abstand von einer Zusammenarbeit nehmen?

Menschen, die sofort einen festen Fahrplan und alle Fakten von dir vorbereitet haben wollen, sollten eher nicht mit dir arbeiten.

StoryCoaching ist wie ein Tandem

Denn StoryCoaching ist immer eine gemeinsame Arbeit. Das ist immer ein Tandem. Man muss selber viel reingeben und du steckst genau so viel Arbeit rein, die ich zurückbekomme.

Gleichzeitig ist es kein: Du lehrst jetzt, wie das „funktioniert“. Sondern man nimmt immer alles aus der eigenen Geschichte, den eigenen Stationen im Leben raus.

Dadurch wird es viel, viel authentischer, als wenn du eine Schulung mit hundert Leuten machen würdest zum Thema Storytelling, und lernst, wie es theoretisch „funktioniert“.

Mit dir als StoryCoach im Einzelgespräch kommt viel mehr dabei raus.

Coaching ist wie Tandem-Fahren“. Danke für diese spannende Perspektive.

Stelle ich mir jetzt mal Assistenz und Führungskraft auf einem Tandem vor, was hältst du von der These: “Sobald ich als Führungskraft genügend Größe habe, mich von meiner eigenen Assistenz in Frage stellen zu lassen, bringt mich das enorm vorwärts…“?

Natürlich ist da was dran. Denn du hast mit der Assistenz eine direkte Feedback-Partnerin an deiner Seite. Die dir ja wohlgesonnen ist. Klar, sie ist angestellt, bekommt aber nicht wie ein externer Berater Geld dafür, dir zu sagen, wie du besser arbeiten sollst. Plus, die Person weiß alles im Unternehmen. Sie hat so viel Einblick in alle Prozesse, kennt dich als Person. Das ist die beste Verbindung, die du haben kannst.

Wenn diese Person dir Feedback gibt, dann eins, das wirklich relevant ist.

Schau, auch hier stecken schon wieder zwei Geschichten dahinter.

Die erste: Dein eigener Weg von der „Assistenz, als dem netten Mädchen für alles“ zur Sparringpartnerin auf Augenhöhe heute.

Die andere will noch erzählt werden. Deine Kolleginnen brauchen den Mut, ihre Rolle neu zu entdecken und ihre Kompetenz zu erzählen: „Ich bin ein wichtiger Wachstums-, Wirtschafts- und Erfolgsfaktor in Unternehmen!“

Ja, da arbeiten wir sehr, sehr hart dran, dass das Ansehen aufgewertet wird.

Wie kann man euch da unterstützen?

Assistenzen nach vorn

Saskia Hagendorf selbstbewusste Assistenz im BüroEs geht tatsächlich darum, die Assistenz in den Vordergrund zu stellen.

Assistenzen halten sich ja gerne im Hintergrund. Doch eine Führungskraft sollte die Anerkennung, die sie erhält, auch weitergeben oder deutlich sagen: „He, all das wäre nicht möglich ohne meine Assistenz. Dieses Projekt würde nicht funktionieren.“

Oder offen zu sein, zuzuhören und zu sagen: „Okay, die Assistenz möchte mehr machen, möchte was anderes.“

Es bringt immer mehr für das Unternehmen, wenn die Assistenz sich weiterbildet, wenn die Assistenz ein internes Netzwerk hat oder auf Netzwerkveranstaltungen geht.

Als ich in einem Unternehmen für ein internes Assistenznetzwerk einen ganztägigen Workshop angeboten habe, hörte ich als Gegenargument, das Unternehmen bräche zusammen, sobald alle Assistenzen daran teilnähmen.

Wow. Das illustriert, wie viel Einfluss Assistenzen im Unternehmen haben. Dass sie sich dieser Wirkung bewusster werden dürfen. Ein gutes Argument, die eigene Story als Assistenz neu zu erzählen.

Ja, das ist das eine.

Gleichzeitig bringt dieser eine Tag den Führungskräften, dem ganzen Unternehmen viel, viel mehr. Denn wenn die Assistenz neue Fähigkeiten mitbringt, sich intern besser vernetzt – jede weiß dann: Wer kann im Unternehmen was wirklich gut und wofür kann ich wen ansprechen – das zahlt sich doch aus.

Ich bin überzeugt, als Unternehmen diese Offenheit zu haben, Assistenzen freiwillig dabei zu unterstützen, sich weiterzuentwickeln, ist eine gute Investition in das komplette Unternehmen.

Meine KollegInnen und ich – beispielsweise das Assistenznetzwerk in Deutschland (ANID) – sind da dran, damit sich hier etwas ändert und die Rolle der Assistenz noch mehr zu stärken.

Dabei wünsche ich dir und deinen KollegInnen viel Erfolg.

 

Noch mehr zu Saskia? Du findest sie auch auf Linkedin und Instagram

 

 

Fotos: Svenja Henschel – Fotografie Wolkenlos

Plan A mit Mut und Konsequenz verfolgen

Wissen, wohin ich will. Wofür ich es tue. Schreiben und Leben.

Warum ein attraktives Ziel selten Plan B braucht

Ute, als ich dich um ein Interview gebeten habe, hast du sofort zugestimmt.
Wie kam das?

Ich habe mich gefreut, dass du mich fragst, weil du dir das zum 20. Unternehmensgeburtstag schenken willst. Ich dachte „Ich als Geschenk? Das ist ja mal eine spannende Idee! Ja, das mache ich auf jeden Fall.

Es war ein tolles Story-Coaching mit dir und hat mir so viel gebracht.

Danke. Was denn zum Beispiel?

Es hat mir geholfen, mich selbst zu sortieren, klarer hinzugucken:

  • Was ist das, was ich wirklich sagen möchte?
  • Mit wem spreche ich eigentlich, wenn ich etwas sage?
  • Für wen schreibe ich, wenn ich schreibe?
  • Wie bekomme ich meine Botschaft mit dem zusammen, was die Menschen brauchen, was sie hören wollen oder sollen?

Und es hat mir geholfen zu sagen: „Okay, weniger ist manchmal mehr.“

Erinnerst du dich noch an deine damalige Herausforderung?
Wonach warst du auf der Suche?

Als wir im Mai 2022 gestartet sind, war ich gerade aus meiner Teilzeitfestanstellung in der Diözese ausgestiegen und voll in die Freiberuflichkeit gegangen. Ich wollte mehr Power in die Werbung geben und packender schreiben.

Mir war klar „Ich brauche mehr Reichweite“. Ich möchte jene Menschen mehr oder anders erreichen, die sich oder etwas verändern wollen. Menschen, die Lust haben, das mithilfe von Bogenschießen und Coaching zu machen.

Zwar hatte ich schon einen Newsletter, aber noch keinen Blog auf meiner Homepage. Ich habe da vor mich hingeschrieben, wie ich dachte. Von Storytelling hatte ich gehört und dachte: „Ja, da kann ich auf jeden Fall was lernen. In eine Struktur reinzukommen zum Beispiel. Ich wollte von jemandem begleitet werden, der immer wieder sagt: „Guck noch mal hin. Viel zu viel. Kürzen!“, oder so etwas.

 

In unserer Arbeit mit „Großes Kino für dein Business“ nutzen wir eigene Widerstände gegen das Erzählen für deine besten Stories. Welche Widerstände waren es bei dir?

Es war dieses „Ich bin nicht gut genug. Der Text ist nicht gut genug, er ist noch nicht auf dem Punkt gebracht, um ihn veröffentlichen zu können. Ich mache es einfach nicht perfekt genug.“

Es gab einen inneren Zwist zwischen „Okay, eigentlich will ich raus, will dass es viele sehen, viele buchen.“ und „Wenn das jetzt alle sehen, was ich hier mache, ist es dann nicht vielleicht auch ein bisschen viel, das ich von mir preisgebe?

Kreativ starten. Perfekt liegenlassen.

Dazu kam noch meine Erfahrung, dass es nicht an der guten Anfangsidee scheitert. Doch gut zu schreiben und es zu Ende zu bringen, das war schwierig.

Dieses nicht zu Ende bringen, das kenne ich ja aus allen möglichen Bereichen des Lebens. Ich bin super im Anfangen. Habe sehr oft, schnell viele Ideen. Der Impuls, sofort loszulaufen ist immer da. Dann fange ich an, habe tausend Ideen, manchmal schreibe ich die auf, manchmal nicht.

Da war dein Tipp, sie in ein Diktiergerät zu sprechen, super. Das habe ich einige Male genutzt und dann geschrieben. Manchmal bleibt es immer noch liegen. Ich finde es Monate später und denke „Ach, guck mal. Dazu hast du auch schon was auf die Box erzählt.

Wenn nach der anfänglichen Euphorie die Energie weggeht, reicht es nicht mehr, den Text fertig zu machen. So als sei es irgendwie nicht attraktiv genug, es rund zu machen oder so. Keine Ahnung.

Ich schaffe den Zieleinlauf nur, wenn das Ziel attraktiv genug ist.

Ein spannender Gedanke…

Wenn ich nicht weiß, wofür ich etwas tue, lohnt es sich, genauer hinzuschauen.

Das mit dem Ziel ist mir vertraut, weil es mir auch in meinen Coachings immer wieder begegnet. Ich finde es eine entscheidende Frage, ob ein Ziel auch attraktiv ist. Denn wenn es attraktiv ist, dann will ich da auch hin. Dann will ich es erreichen oder fertig machen.

„Wenn ich nicht weiß wofür, lohnt es sich genauer hinzuschauen.“
Das habe ich von dir gelernt.

Meist muss ich das Wozu dann viel genauer benennen. Mir überlegen, was die Leser*in von meinem Text oder meinem Angebot hat. Vielleicht, was ihr Nutzen ist. Und die kleinen Schritte sehen. Denn wenn ich erst in der Schweinehund-Schleife bin: „Das ist so viel, das mache ich lieber morgen“, dann wird es echt richtig schwer.

Zum Beispiel ist mir das ganz gut gelungen, als ich über das Hamsterrad geschrieben habe. Da wusste ich, „Ich will das in den in den nächsten Newsletter reinschreiben“. Okay, es ist erst der übernächste geworden, aber es war klar, „Ich will das in einem der nächsten Newsletter haben“. Genau so habe ich es geschafft.

Ein anderes Beispiel: Seit Anfang des Jahres begleitet mich das Thema „Loslassen“. Es taucht in vielen meiner Kurse und Wochenenden beim Bogenschießen auf. Es arbeitet in mir, und ich wollte gerne einen Artikel darüber schreiben. Anfang Dezember war es gut zu sagen: „Okay, das soll noch in diesem Jahr passieren!“
Ich brauche das wirklich manchmal, mir selber ein bisschen Druck zu machen.

Was gibt es für eine bessere Zeit als die Jahreswende, um übers Loslassen zu schreiben?

Stimmt. Alle reden davon. Und auf meiner Webseite findest du den fertigen Artikel jetzt natürlich.

Die Coach mit Bus und Bogen

Nach dem Großen Kino haben wir weiter gemeinsam an deinen Geschichten gearbeitet. Im Mittelpunkt stand die Coach mit Bus und Bogen. Für mich nach wie vor ein Super-Claim. Was bedeutet es für dich?

Durch den Bus habe ich ein ganz anderes Auftreten gewonnen, als ich es vorher hatte. Er ermöglicht mir, für mehr Menschen Coachingangebote zu machen. Ich bin gewachsen. Die Arbeit im Bus hat ein ganz anderes Selbstverständnis gebracht.

Und sie entspannt vieles. Ich muss nicht mehr darüber nachdenken: „Wie komme ich an den Kursort? Wo lade ich mein Zeug ein und aus? Wo übernachte ich? Wann reise ich an?“ Es eröffnen sich viele neue Möglichkeiten.

 

Ute Zumkeller. Die Coach mit Bus und Bogen. Story Coaching mit Katrin

Wie wird deine ungewöhnliche Coaching-Location von Coachees angenommen?

Viele finden es total spannend, dass ich als Frau mit diesem großen Bus um die Ecke komme. Und dass ich auch so weit mit ihm unterwegs bin. Ich war in Spanien und Portugal, bin alleine hin- und zurückgefahren.

Der trockene, warme Bus mit seiner gemütlichen Sitzecke ist für meine Coachees einladend. Zielführend und offen besprechen wir hier, was ihnen wichtig ist. Ganz egal, was draußen passiert. Keine*r schaut zu oder hört, was wir sagen. Und einen Kaffee gibt es auch dazu.

Männer finden es spannend, dass ich ihn selber ausgebaut habe. Sie sind eher technikinteressiert. Vielen fällt auf, dass der Ausbau mit viel Liebe zum Detail gemacht ist und auch, dass es nicht ganz ohne handwerkliche Vorprägung passiert sein kann. Genau, da kommt mir meine Schreinerlehre sehr zugute.

Schreinerin – Jugendreferentin – Coach: Wie bist du die geworden, die du geworden bist? Welcher rote Faden hat dich zu Bus und Bogen geführt?

Der Klassiker ist: da entsteht eine Idee oder jemand setzt mir einen Floh ins Ohr; so wie mit dem Bus. Ich finde das super und ich mache es dann einfach. Also nicht ganz kopflos. Ich mache mir nur nicht so viele Gedanken darüber was wäre, wenn es nicht klappt.

Es gibt keinen Plan B

Es gibt eigentlich keinen Plan B. Plan A funktioniert. Und wenn Plan A nicht funktioniert, kann ich mir dann immer noch einen Plan B machen.

Das ist auf der einen Seite ganz cool, auf der anderen Seite stresst es mich natürlich manchmal. Weil es eben nicht immer so ist, dass Plan A funktioniert. Doch wenn es nicht funktioniert oder noch nicht gut ist, dann ist es auch noch nicht zu Ende. Wie dieses Sprichwort vom Ende, an dem alles gut wird. Ist es das noch nicht, dann geht es  noch weiter.

„Da muss es noch irgendwie eine Abzweigung geben, an der ich an mein Ziel komme.“ Das zieht sich durch mein Leben: Ich habe eine Idee, dann gehe ich los und gucke, was daraus wird.

Woran ich noch übe, ist das Loslassen, wenn etwas wirklich nicht funktionieren will. Ich würde gern leichter sagen: „Okay, das war es offensichtlich nicht. Mal sehen, was es anderes gibt, das auch schön ist und machbar.“ Doch so oft kommt es nicht vor, dass Plan A nicht funktioniert 😊.

“Nie wieder!” Starker Antrieb für gute Stories

Wobei, eine Geschichte fällt mir da doch ein: Als wir das erste Mal telefoniert haben, saß ich hier bei mir auf dem Balkon. Du wolltest wissen, was mich zum Erzählen motiviert. Und ob ich spontan eine – für mich bedeutsame – Geschichte erzählen will.

Da habe ich dir von dem Moment erzählt, in dem ich vor dem Geldautomaten stehe und erlebe, dass kein Geld mehr rauskommt. Weil einfach nichts mehr da ist. Weil ich meinen Dispo so dermaßen überzogen habe, dass ich weiß: „Hier muss etwas ganz dringend anders laufen.

Genau das war mir auf der ersten Etappe meiner Selbständigkeit passiert. Es war der Moment, als ich wieder zurück in eine Festanstellung musste. Eine, die mir meine Brötchen bezahlt. Ich musste mir ein finanzielles Grundrauschen verschaffen. So wie ich das bis dahin mit meiner Selbstständigkeit gemacht hatte, funktionierte es nicht.

Neustart mit vollem Risiko (und besserem Plan)

Im Mai 2022, als wir beide über den Start des StoryCoachings gesprochen haben, war ich wieder dabei, den Schritt raus aus der Festanstellung und einen Neustart in die volle Freiberuflichkeit zu wagen.

Das Gefühl ohne Geld am Geldautomaten wollte ich nie wieder haben. Also musste ich etwas anders machen als beim ersten Mal und habe mich dazu entschieden, mehr für meine finanzielle Unabhängigkeit zu tun. Mir war klar, dass ich dafür mehr Menschen erreichen musste. Schon vorher hatten mir viele gesagt, dass ich unbedingt schreiben müsse.

Das wollte ich jetzt ausprobieren. „Vielleicht”, dachte ich, “ spreche ich die Menschen an, indem ich über mich erzähle. Und darüber, was ich tue. Meine Geschichten. Meine Irr- und Auswege.“

Und tatsächlich, seit ich bei dir zum Coaching war, schreiben mir Leser*innen: „Ach, das ist ja schön geschrieben.“ oder „Das ist eine gute Geschichte“. Also ich bekomme sogar positives Feedback.

Mit Pfeil und Bogen gut aufgestellt

Ute Zumkeller. Die Coach mit Bus und Bogen. Story Coaching mit Katrin KlemmDie Coach mit Bus und Bogen:
Worauf müsste die Welt verzichten, wenn es dich und dein Business, dein Angebot, dein Bogenschießen, wenn es all das nicht gäbe?

Die Welt müsste auf eine Frau verzichten, die mit viel Herzblut intuitives Bogenschießen anbietet und anleitet. Die Menschen authentisch in Veränderungsprozessen begleitet.

Sie müsste auf viele Frauen (und ein paar Männer) verzichten, die sich – durch meine Angebote mit Pfeil und Bogen – gut aufstellen und dadurch Selbstbewusstsein, Mut und neue Ideen finden, um für sich etwas neu zu gestalten.

Was macht die Arbeit mit Pfeil und Bogen so authentisch?

Du kannst dich nicht verstecken

Sobald du dich mit Pfeil und Bogen aufstellst, kannst du dich nicht verstecken. Der Bogen spiegelt dir, was gerade los ist. Er zeigt dir sofort, dass du nicht ganz hier bist mit deiner Aufmerksamkeit, sondern noch im letzten Meeting. Oder schon bei deiner nächsten Verabredung.

Er weist dich darauf hin, dass du zu angespannt bist, dass du ihn zu direktiv führst – also zu fest anfasst – statt ihn locker zu führen und so eins zu werden mit ihm. Das Treffen des Pfeils ist dann das Ergebnis aus dem, was du gemeinsam mit dem Bogen tust. Auch wenn der Pfeil woanders hingeht, als du es dir vorstellst. Manchmal ist das auch die Wiese.

Im Nachspüren merkst du, wie du damit in Resonanz gehst und kannst beim nächsten Pfeil etwas im Bewegungsablauf anpassen.

Ah, dieses „Wieder nicht getroffen…“?
Wie gehen Menschen damit um? Empfinden sie das als Misserfolg?

Ich erinnere mich an diese eine Frau. Sie kam mehrere Tage hintereinander. Beim Schießen traf kein einziger Pfeil die Scheibe. Gleichzeitig hatte sie aber am Tun – sich aufstellen und ausprobieren – Spaß. Ihre Motivation dranzubleiben lag darin, Teil der Gruppe zu sein und Spaß zu haben, auch wenn sie nicht getroffen hat. Am letzten Tag hat sie dann die ersten Pfeile auf die Scheibe getroffen. Sie hatte so eine Ruhe und wollte bis zum Ende dabei bleiben, obwohl sie sehr gezittert hat.

Sie hat über unsere Veranstaltung hinaus noch weiter trainiert. Im Jahr darauf war sie wieder dabei. Irgendwann hatte sie einen eigenen Bogen und hat in mini-kleinen Schritten für sich gemerkt: “Ah, wenn ich das auf meine Weise übe, dann wird es besser oder anders. Also probiere ich mich weiter aus.

Sie hat sich nicht unterkriegen lassen. Das war sehr beeindruckend zu beobachten.

Kannte sie das schon, was sie da beim Bogenschießen erlebt hat?

Ja, sie war Fastenleiterin in unserem Kurs und damit diejenige, die die Gruppe leitet. Jetzt war sie plötzlich Teilnehmerin. Einerseits war es nicht leicht für sie, den anderen gegenüber als Leitung nicht zu performen. Gleichzeitig war für sie aber wichtig, dass die anderen ihren Spaß und ihren Erfolg haben. Ihr eigener Erfolg stand da hinten an, das war vermutlich ihre Motivation.

Das ist drehbuchreif. Reese Whiterspoon in Wild befreit sich auf 4.260 km Pacific Crest Trail von ihren Dämonen. Matt Damon holt sich in Legende von Bagger Vance seinen Lebens-Drive auf dem Golfplatz zurück. Bei dir geschieht Entspannung beim Bogenschießen.

Wie ist dein Verhältnis zum Geschichten erzählen heute?

Oft mache ich das nicht bewusst. Das passiert, glaube ich. Manchmal überlege ich schon noch:

  • Wie ging diese Heldenreise?
  • Wo geht’s wirklich los?
  • Welche Unterstützer und Dämonen trifft die Person auf ihrem Weg?
  • Welche Fähigkeiten bringt sie als Lernerfahrungen mit in den Alltag?

Super Idee. Du kannst es immer von beiden Seiten angehen. Entweder nach Struktur. Oder einfach Geschichte erzählen und dann überprüfen, ob noch ein Strukturmerkmal fehlt, damit die Story funktioniert.

Gute Fragen öffnen Raum für gute Geschichten

Am besten gelingt mir das, wenn mich eine fragt. So wie du.

Beim StoryCoaching ging das ja häufig los mit: „Erzähl doch mal…

Was erzählst du Menschen, die mich noch nicht kennen, über meine Art zu arbeiten?

Du machst es – so wie ich auch – mit wahnsinnig viel Herzblut. Mit viel Zeit und Energie. Ich habe mich durch deine Art zu arbeiten sehr gesehen und wertgeschätzt gefühlt.

Es ist, als knipse jemand das Scheinwerferlicht an, richtet den Spot auf dich und erstmal denkst du: „Ui, ich will doch gar nicht. Wie komme ich nur schnell wieder weg hier?“ Der nächste Gedanke „Okay, ich hab mich angemeldet. Genau das wollte ich ja. Also geh ich da jetzt auch durch!

Später hab ich gesagt: „Ich schicke dir jetzt das ganze Geschreibsel einfach.“ Auch wenn ich es noch ziemlich schrottig fand.

Dabei kam es nie so schlimm. Aber eine Menge Arbeit war es dann meist doch noch!

Mit Herzblut bei der Sache

Wofür habe ich dich geschätzt – ganz kurz: Deine wertschätzende, authentische Art. Auch dein „den Finger in die Wunde legen“ und sagen: „Überleg noch mal: Für wen schreibst du? Was willst du eigentlich sagen? Aus all den schönen Ideen kannst du fünf Geschichten machen. Aber jetzt machst du erstmal eine.“

Noch kürzer:

Du bist

  • mit viel Herzblut bei der Sache.
  • eine wache Person.
  • mit deiner vollen Aufmerksamkeit da.
  • sehr gut vorbereitet. Immer.
  • wunderbar in der Lage, mich zurückzuholen, wenn ich anfange irgendwie bla bla auszuschweifen.
  • ein Mensch, der mit mir lacht und weint, je nachdem, welche Stimmung grad dran ist.
  • sofort in einer guten Verbindung mit mir ist; auch wenn es online ist. Und auch, als wir uns noch nicht persönlich kannten.

Ich finde deine Fröhlichkeit – dieses fröhliche Mitlachen – besonders. Du beherrschst den Spagat, professionell und ernsthaft zu sein und gleichzeitig freudig und neugierig mit deinem: „Erzähl mir doch mal davon.“ oder „Wie war das da eigentlich?“ Dieses Nachhaken hilft enorm.

Ja, du willst es wirklich wissen. Gleichzeitig kannst du Raum lassen.

StoryCoaching gibt Raum für die Geschichte

Ich bin selbst Coach und weiß, dass das typisch fürs Coaching ist. Wir fragen den anderen und hören zu.

Unterhalte ich mich mit Freunden, ist das meist so Ping-Pong-mäßig. Der eine sagt: „Ich habe das und das erlebt.“ Dann erwidert der andere: „Ja, genau, das kenne ich auch von so und so.“ Dann reagiert der eine immer auf das andere und so geht das hin und her.

Im Coaching mit dir ist das nicht so. Hier bleibst du bei der Geschichte der Klientin. Bei meiner Geschichte.

Ute, auf deiner Coaching-Webseite schreibst du: „Ich bringe Menschen in Bewegung.” Was hat dich dazu bewegt?

Ich habe in meiner Coaching-Ausbildung bemerkt, dass ich nicht so gut war in Eins-zu-Eins-Situationen, klassisch im Raum sitzend und Fragen stellen oder Fragen beantworten müssen. Ich bin eine, die gerne draußen in der Natur ist.

Eines Tages tauchte in einer Power-Point-Präsentation das Bild mit der Scheibe mit Pfeilen darin auf. Da dachte ich „Ach, Bogenschießen und Coaching. Das ist doch eine super Kombination. Eine Verbindung aus körperlich aktiver Bewegung in der Natur und mentaler Bewegung beim Coaching.

Gut, ganz so leicht war es dann doch nicht. Ich konnte ja selbst nicht Bogenschießen. Ich meinte, ich brauche jemanden, der Bogenschießen kann und ich mache dann das Coaching. Diese Partnerschaft hat aus verschiedenen Gründen nicht funktioniert. Rückblickend glaube ich, wir waren zu sehr mit uns selbst und dem Aufbau unserer jeweiligen Selbständigkeit beschäftigt. Ein Miteinander hätte zu viel Zeit und Energie gekostet.

Du konntest vorher nicht Bogen schießen?

Nein. Ich wusste, dass ich daran Spaß habe, weil ich selbst mal an einem Team-Workshop teilgenommen hatte. Aber andere anleiten im Bogenschießen? Dafür brauchste ja ne Trainer-Lizenz. Also habe ich die Ausbildung zum Coach für Intuitives Borgenschießen und angewandte Achtsamkeit beim Hakomi-Institut gemacht und bin alleine gestartet.

Plan A „Das wird schon“, wie gesagt. 😉

Was bewegt sich in deinem Leben, wenn du mit den Menschen arbeitest?
Und was bewegt sich in deren Leben durch die Arbeit mit dir?

Ich finde es spannend, wie sich durch das Bogenschießen sehr schnell zeigt, was bei den Schütz*innen gerade dran ist.

  • Wie bin ich hier?
  • Was brauche ich?
  • Warum gelingt mir dieses oder jenes heute gut oder nicht so wirklich gut?

Es bewegt mich, wie schnell dies offensichtlich wird. Die Menschen können das erst mal gut nehmen. Denn es geht für den Moment nur darum: Wie mache ich es beim Bogenschießen und mit dem Bogen? Ich muss das nicht gleich mit und in meinem ganzen Leben tun.

In einer Gruppe kommen wir über das gemeinsame Aufspannen des Bogens dahin, dass jede*r so viel von sich preisgeben kann, wie es passt. Die Themen ergeben sich durch das offene Miteinander manchmal wie von selbst.

In der 1:1-Arbeit wird das viel intensiver, weil ich andere Fragen in den Raum gebe.

Oder die Person will etwas ganz anderes; kommt mit der Motivation: Ich will wirklich im Leben etwas verändern.

Erst der Bogen. Dann das Leben.

Es ist super, wenn sich das bereits vor dem Aufspannen im Bogen zeigt. Wenn sich das dann wieder ins Leben integrieren lässt, wird es stimmig und rund.

Es beeindruckt mich sehr, dass ich Menschen mit kleinen Korrekturen beim Bogenschießen darin unterstützen kann, zu gucken: Okay, wenn ich das im Bogenschießen schaffe, wie funktioniert das dann erst in meinem echten Leben?

Was für ein fantastisches Schlusswort, liebe Ute.

Ja, finde ich auch.

 

Fotocredit Nathalie Michel