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Geh deinen eigenen Weg

Schon wieder…

Und dann hat mein Chef mich einfach abserviert. Schon wieder…

Brigitte sitzt mir gegenüber, entrüstet und aufgelöst. Seit Jahren entwickelt sie wieder und wieder brillante zukunftsweisende Projekte. Sie arbeitet die Nächte durch, steckt ihr ganzes Herzblut rein, präsentiert, dass allen der Mund offen steht.

Und dann…

Kurz vor der Umsetzung kneift die Chefetage. Wieder und wieder… alles umsonst.

Was ist denn falsch an mir?“, will sie unter Tränen wissen.

Gar nichts ist falsch. Du bist völlig ok.

Wenn auch du dir vorkommst wie in „Täglich grüßt das Murmeltier“, wenn du Dinge wieder und wieder in Dauerschleife erlebst und scheinbar nicht raus kommst, dann wird es Zeit, sich die Muster anzuschauen, die dahinter stecken.

Muster können alles sein:

  • Annahmen über das Leben, die wir irgendwann gelernt haben und deshalb für wahr halten.
  • Situationen oder Beziehungen, in die wir uns immer wieder begeben, obwohl wir es besser wissen müssten.
  • Verhaltensweisen, von denen du dir nicht erklären kannst, weshalb du sie wieder und wieder tust.

Diese Muster nenne ich Geschichten, die wir uns wieder und wieder erzählen. So lange bis wir sie glauben.

Ich sage: “Schlag ein neues Kapitel auf.”

Denn wenn uns diese Geschichten nicht voran bringen, dann wird es Zeit, entweder mit den Legenden der Vergangenheit aufzuräumen, sich eine neue Geschichte zu erschaffen oder beides zu kombinieren.

Die Reise der Heldin

Vielleicht hast du schon einmal von der “Reise der Heldin” gehört. Diese Erzählweise beschreibt den Entwicklungsweg einer weiblichen Person in ihrer äußeren und inneren Welt.

Dabei steht nicht – wie bei der bekannten Heldenreise nach Joseph Campbell – der Sieg über einen äußeren Gegner im Mittelpunkt.

Viel mehr geht die Heldin ihren Weg sich selbst entgegen. Sie stellt sich inneren Konflikten, setzt sich mit ihrer Sehnsucht auseinander, all den Emotionen und Ängsten, die ihr bei der Erfüllung im Weg stehen. Es ist eine abenteuerliche Reise, die nicht mal eben fix erledigt ist.

Doch den eigenen Weg zu gehen ist immer ein Weg, der sich lohnt.

Heldin? Aber ich doch nicht!

Als Heldin hast du dich noch nie gesehen? Helden sind vielleicht die anderen – siegreich, stark, überwältigend, schaffen sie alles, was sie sich vornehmen. Du bist überzeugt: das trifft auf mich nicht zu! Was macht dich da so sicher?

Heldinnen, die ihren Weg gehen, müssen nicht im Cape über die Dächer fliegen. Sie so viele unerwartete Gesichter.

Lass dich auf das Abenteuer ein, dir selbst zu begegnen. 

Wir schauen uns an, woher du kommst, mit wem du es bisher zu tun hattest und finden die Dinge, die du auf deiner Lebensreise bereits geschafft hast. Du wirst nicht nur verblüfft feststellen, mit welchen Gegnern du es bereits aufgenommen hast. Du wirst entdecken, wie viele nützliche Superkräfte und innere Weisheiten du inzwischen im Gepäck hast. Mal ganz abgesehen von den Mentoren – inneren und äußeren – , die dir zur Verfügung stehen…

Heldin! Denn alles andere wäre doch gelacht…

Sobald du die Macht deiner eigenen Geschichte(n) entdeckst, schreibst du das Drehbuch für deinen nächsten Schritt ganz neu. Damit pushst du deine Karriere oder kurbelst deine Geschäfte an.

Lass uns gemeinsam ungesunde Kreisläufe knacken. Ich unterstütze dich dabei, auch große Ideen zu realisieren.

Brigitte schrieb mir nach unserer gemeinsamen Arbeit:

Du hast ein einzigartiges Gespür für meine Themen und steuerst sie gezielt an. Nach einem Gespräch mit dir bin ich wieder mit mir selbst viel klarer und emotional aufgeräumter. Außerdem weiß ich auch objektiv, was ich als nächstes tun kann, um Verbesserungen einzuleiten. Besonders das letzte Gespräch hat wieder ziemlich “reingehaun” ;), weil mir klar geworden ist, dass man dieselbe Situation völlig anders interpretieren kann, auch emotional. Die Wirkung deiner Coachings ist langfristiger und weitläufiger als die anderer. Sie strahlt mehr in den Alltag und in Bereiche, an denen ich gar nicht arbeiten wollte. Ich spüre, wie sich wirklich etwas wandelt. Danke dafür. (B.R.)

Du spürst, dass es auch für dich an der Zeit ist.

Dann lass uns drüber sprechen, wie wir gemeinsam aufbrechen. Buch dir jetzt deinen kostenfreien Briefingtermin.

Wollen statt Müssen: Der Weg zur Klarheit

Yvonne Jacob – Team Coach, Wirtschaftspsychologin, Fan von Productivity-Tools. 2020 haben wir uns mit Design Your LifeStory auf unsere gemeinsame Reise gemacht. Kennengelernt haben wir uns an einem ungewöhnlichen Ort…

Kannst du dich erinnern, wie wir uns kennengelernt haben?

Auf jede Antwort eine neue Frage

An das Jahr kann ich mich nicht mehr erinnern. An den Ort noch ganz genau. Es war der Rücksitz eines Autos auf der Fahrt von der WomenPower Messe Hannover zurück nach Hamburg. Ich hatte schon einiges von dir gehört und war gespannt auf die „berühmte“ 😉 Katrin.

Du hast uns während der Fahrt mit Ideen versorgt, wie wir Frauen in unserem Netzwerk stärker einbeziehen können. Wie wir sie dazu bewegen, aktiver mitzugestalten, gerade in so einem Vorhaben, in das man freiwillig neben der Arbeitszeit viel Energie reinstecken muss.

Das war pures Netzwerk-Coaching und ich dachte: „Die Frau steht ja wirklich mittendrin. Sie hat auf jede Frage eine Antwort.“ Und besser noch, du hast auch eine neue Frage zu jeder Antwort. Dir gehen die Inspirationen nie aus, weil du immer einlädst: „Guck noch mal tiefer. Schau noch mal ein Stück hinter das, was offensichtlich ist!

Neue Sicht auf Produktivität gesucht

2020 – du warst noch Angestellte – dein Briefing an mich: „Ich brauche eine neue Sicht darauf, was Produktivität wirklich für mich bedeutet.“ Heute coachst du Teams genau darin, den besten Weg zu finden, gemeinsame Ziele zu erreichen. Was für eine Reise…

Ja, manchmal kann ich es selbst kaum glauben.

Die erste Aufgabe in der LifeStory war, eine Collage zu bauen. Die drei Frauen der Gruppe hatten sich nie zuvor getroffen und es ging darum, rasch Vertrauen aufzubauen. Das war deine Collage.

Collage LifeStory Design Start Whos life is itIch fand diese Aufgabe so cool. Der Auftrag: „Finde Bilder, die für dich eine Rolle spielen, die dich ausmachen. Doch du darfst nicht drauf zu sehen sein!”

In mich hinein zu spüren: „Was klingelt da bei mir? Was geht in Resonanz?“ Die eigene Collage zusammenzustellen, die der anderen zu betrachten, und dann einzuschätzen, zu welcher Frau im Raum sie gehörte. Es war so krass, wie viel man daraus schon lesen konnte und wie uns das sehr schnell miteinander vertraut gemacht hat.

➡️TIPP: Du willst das für dich selbst ausprobieren? Hier findest du die Anleitung.

Als Versprechen an dich selbst für das LifeStory-Semester hast du formuliert „Wohlwollend zu Wollen, nicht zu Müssen.“ Was hat es damit auf sich?

Dieses Thema ist tatsächlich ein roter Faden in meinem Leben. Früher hieß es fast ausschließlich „Ich muss!“ Doch es ist schon besser geworden. Es entwickelt sich weg vom Müssen, mehr zum Wollen. Das Müssen wird kleiner. Es gibt schon immer noch Imperative. Sobald ich denke, ich muss nicht mehr müssen, läutet eine kleine Alarmglocke in meinem Kopf: „Du musst aber schon!“ Aber dieses Wollen nimmt immer mehr Raum ein. Ich erlaube mir heute viel öfter, auch wohlwollend mit mir zu sein.

Von welchem Punkt aus bist du gestartet?

Mir selbst gerecht werden? Fehlanzeige!

Sagen wir mal, ich stand ziemlich im Nebel. Ich hatte Verantwortung für ein Team. In der Firma änderte sich die Organisationsform immer mal wieder. Aus der klassischen Teamleitungsstruktur wurde eine Matrix mit Chaptern und Tribes. In meiner Tribe-Lead-Verantwortung habe ich mich bemüht, meinem Team und meinen Kunden gerecht zu werden. Mir selbst gerecht zu werden, das fiel immer hinten runter.

Genau deshalb wurde mir klar: „Ich brauche ein anderes Verständnis von Produktivität!“ Ich habe immer versucht, viel zu machen, viel zu schaffen, viel abzuhaken. Doch gleichzeitig begleitete mich das Gefühl: „Ich komme nirgendwo hin. Ich komme nirgendwo weiter.“

Vielleicht passte ich noch nicht einmal richtig rein. Denn ich hatte oft eine andere Perspektive. Ich komme zwar aus der IT, ich bin aber keine klassische IT‘lerin. IT hat mich zwar immer fasziniert. Technik finde ich total spannend. Doch ich bin auch nicht die mit dem CT Abo.

2020 ging mein nebenberufliches Studium der Wirtschaftspsychologie zu Ende. Ausschlaggebend war, dass ich langsam fertig wurde mit meiner Masterarbeit.

Damit stellten sich Fragen:

  • Was mache ich jetzt damit?
  • Wie setze ich das ein?
  • Versuche ich es in meinem aktuellen Job?
  • Gehe ich in eine komplett andere Richtung?

Der Wunsch „Genuss ohne Auspowern”

Genau das war die Motivation damals loszugehen. Ich wollte herausfinden, wie es mir gelingen kann, aufregende Zeiten in meinem Leben zu genießen, ohne mich dabei versehentlich auszupowern.

So ganz habe ich das Problem bis heute nicht im Griff. Denn wenn mich etwas wirklich interessiert, dann werde ich sehr davongetragen, und komme in ein kleines High.

Warte, das ist gerade spannend – hast du gesagt, du wirst „davon getragen“ oder „davongetragen“? Fängt es dich auf oder spült es dich weg?

Es ist beides.

Es ist wie eine Welle, die ich aber nicht gut im Griff habe. Natürlich, Wellen hat man nie im Griff. Vielleicht habe ich mir die falsche Welle ausgesucht. Es fühlt sich manchmal an wie zu weit reinzugehen oder über meine Kräfte hinaus gehen.

Da kommt jetzt wieder dieses WOLLEN und MÜSSEN ins Spiel. Es gibt so einen bestimmten Grundstock, den ich einfach zu erledigen habe, wofür ich verantwortlich bin. Das passte dann nicht immer zu meinen Ansprüchen oder vielleicht auch zu meinen Werten.

Ich habe versucht, was draufzusetzen, was mich dann wiederum davonträgt. An manchen Stellen war das dann einfach zu viel. Deswegen hatte ich immer das Gefühl wenn ich was mache, was mich wirklich davonträgt: „Beißt mich das am Ende in den Hintern“?

Dann kam es wie ein Hammer und ich war einfach KO. Das ständige Ausgebremstwerden hat mich sehr genervt. Immer und immer wieder.

Dabei mochtest du deinen Job „ganz gern“, fandest es gut, in einem großen internationalen Unternehmen mit all seinen verworrenen Strukturen und Systemen zu arbeiten. Der Dreh- und Angelpunkt sei dein Rhythmus. Den müsstest du nur synchronisiert bekommen, hast du gesagt.

Das war damals auch so. So ein Konzern ist wie eine eigene Welt. Aber irgendwann kennt man die gut genug und ich wollte wissen, was es sonst noch für Welten gibt und in welchen Rhythmen die schwingen.

Unabhängigkeit erobert ihren Platz zurück

Wie ist das dann eigentlich mit der Selbstständigkeit passiert?

Als wir uns in der LifeStory intensiv mit unseren Werten auseinandergesetzt haben, tauchte – neben Neugier, Inspiration, Kreativität, Ruhe – die Unabhängigkeit wieder auf.

Unabhängigkeit war für mich schon immer sehr wichtig. Doch es gab Zeiten, da hat mein Bedürfnis nach Unabhängigkeit mein Bedürfnis nach Verbindung mit anderen Menschen beeinträchtigt. Ich wollte mir nicht helfen lassen, wollte alles alleine machen. Inzwischen lasse ich mir den Koffer tragen oder die Tür aufhalten. Warum denn nicht?

In unserer Arbeit wurde mir klar, dass es um die Balance geht. Unabhängigkeit ist ein Teil von mir, aber ich muss sie nicht mehr auf 100% hochdrehen. Sie ist mir wichtig, wird mir immer wichtig bleiben. Ich hatte sie eine Weile aus den Augen verloren, doch jetzt ist sie zurück.

Ich brauche einfach viel Zeit für mich

Gleichzeitig ist Ruhe ist immer ein Thema für mich. Ich bin ein introvertierter Mensch, brauche sehr viel Zeit für mich. Wenn ich Dinge wirklich zu regeln habe für mich, dann mache ich das erst mal mit mir aus. Dafür ist Ruhe einfach richtig. Das wird immer so bleiben.

Erstmal einen Schritt zurücktreten

Es gab einen Punkt, an dem ich gemerkt habe, dass ich ganz schön ko war. An diesem Punkt kannst du nicht losgehen und Pläne für später machen. Ich musste erstmal einen Schritt zurücktreten.

Zunächst einmal habe ich versucht, im Konzern eine andere Ausdrucksform zu finden. Ich bin vom Operations-Management nicht weg, sondern habe on top noch das Migrationsprojekt eines Kunden gemanagt. Ich dachte, ich brauche mal was mit einem Anfang, einem Ende und einer Mitte, aber vor allem einem Schluss.

Gekündigt. Ohne wirklich zu wissen, was kommt.

Doch es hat sich herausgestellt, dass auch diese Veränderung mir nicht ausreichte. Ich war einfach müde. Ich war kaputt.

Dann habe ich gekündigt, ohne wirklich zu wissen, was danach kommt. Ich dachte: „Ich lege mich einfach mal zwei Monate auf die Couch, dann klärt sich mein Gehirn und dann weiß ich, was ich mache.

Puh, das finde ich mutig. Viele würden das in der heutigen Zeit nicht wagen.

Na ja, ich weiß nicht, Mut? Mir ist diese Postkarte begegnet mit dem Flemming-Gedicht von den vielen Gründen, alles beim Alten zu lassen. Der einzige, endlich etwas zu verändern: Man hält es einfach nicht mehr aus. (Quelle: Annäherung 2.0. Gedichte)

Gedicht Hans-Curt Flemming Brandherd

Und es ging halt nicht mehr weiter. Ich glaube, drin zu bleiben wäre nicht gut ausgegangen für mich. Ich hatte nicht das Gefühl, eine Wahl zu haben. So müde wie ich war, war es egal, was danach passiert. Erst mal raus.

Dann habe ich darauf vertraut, dass sich etwas ergeben wird, wenn ich erst einmal wieder mehr Kraft habe. Na gut, war nicht ganz so einfach mit dem Geistesblitz, wie es denn jetzt weitergehen soll 😉. Ich musste schon überlegen: „Was kann ich denn? Was mache ich denn?

Wenn du Mut eher skeptisch gegenüberstehst, welcher Anteil in dir ist es, der dich dazu bringt, mit immer wieder neuen Dingen rauszugehen? Dich damit zu zeigen?

Angst vor langweiligen Routinen

Für mich beantwortet Mut eigentlich nur die Frage: „Wovor hast du mehr Angst?

Größer als die Angst zu scheitern ist die Angst davor, in Routinen zu fallen die mich langweilen. Zusätzlich besitze ich eine gewisse Verbissenheit oder Sturheit. Ich denke mir: „Okay, da will ich hin und dann will ich dies und jenes machen.“ Mir macht Rausgehen – etwas von mir zeigen, mich ausprobieren – einfach Spaß.

In der agilen Welt sagt man: „Kill your darlings“. Meine Darlings sind mir vielleicht einfach nie so lieb, dass ich nicht gewillt bin, sie rauszuhauen: „Hier, guck mal. Ist gut? Nein? Ist nicht gut? Dann schmeißen wir es halt weg.“ Dann baue ich mir etwas Neues.

Es kommt auch durch den Job, den ich jahrelang hatte. Ein Team zu führen, vor Kunden Dinge zu vertreten und Zahlen zu verantworten, dazu braucht es eine gewisse „Rampensau-Mentalität“. Gerade in einer Telefonkonferenz musst du die Leute bei der Stange halten. Das habe ich gelernt und es macht mir vielleicht weniger aus als anderen.

Das ist eine echte Trumpfkarte auf meinem Weg.

Einfach mal machen

Wenn ich mich früher beschwert habe, dass nichts voran geht, hat mein Vater Kästner zitiert: „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.“ Also: Einfach mal machen. Vor allem selber machen, und nicht drauf warten, bis jemand anderes etwas tut.

Was war der Moment, in dem du dich entschieden hast: „Ich mache mich jetzt selbständig!“? Gab es den Point of No Return?

Ja, der war vielleicht schon viel früher als die Kündigung. Es war die Erfahrung, wenig Einfluss zu haben auf die großen Entscheidungen, die im Konzern getroffen werden. Ich hatte zwar einen gewissen Spielraum im eigenen Job und im eigenen Team, aber kam dann doch schnell an Grenzen. Das wollte ich einfach nicht mehr.

Es gab immer wieder Dinge, die wollte ich anders machen. Doch ich habe nicht die Freiheit gespürt zu sagen: „Ich mache es jetzt einfach mal anders!“ Der Wunsch, selbstständig zu arbeiten, war schon da, bevor mir richtig klar war, was es inhaltlich werden soll. Doch das darf sich immer noch weiterentwickeln.

Heute berätst du Teams, die abliefern und mit einem fetten High-Five nach Hause gehen wollen…

Ich durfte in meiner beruflichen Laufbahn so viele unterschiedliche Teamkonstellationen erleben, ich war Teil von Teams und ich habe Teams geleitet. Teams haben so viele Dimensionen: Wie sind sie räumlich verteilt, wie stabil sind sie, wie klar sind sie als Team überhaupt abgegrenzt, wie homogen oder heterogen sind sie zusammengesetzt?

Das ist superspannend.

Virtuelle Teams: für mich vertrautes Terrain

In meiner damaligen Firma schien man anzunehmen: “Wir brauchen nur ein Telefon und dann läuft das mit der Zusammenarbeit wie von allein”. Ich war ganz froh, wenn ich mal reisen durfte (auch wenn es nicht die spannendsten Reiseziele waren). Mit Corona war dann plötzlich überall zu lesen, wieviel anstrengender es sei, den ganzen Tag in Videokonferenzen zu sitzen.

Da dachte ich: „Aha, na so was...“

Deshalb ging es auch in meiner Masterarbeit um virtuelle Teams. Es war ein Feld, in dem ich viel gearbeitet und dabei selbst erlebt habe, wie schwierig und anstrengend das sein kann.

Mich ausprobieren im geschützen Rahmen

Dazu war es super hilfreich, dass man schon Leute kennt, also Netzwerke. Ich habe aus der Women@T-North-Community Unterstützung bekommen, auch wenn ich nicht mehr im Konzern war. Auch mit den Frauen der Life-Story treffen wir uns viermal im Jahr in Hamburg. So lerne ich immer wieder neue Leute kennen, bekomme neue Inspirationen, kann im geschützten Rahmen überprüfen, wie eigene Sachen funktionieren, die ich zum Thema Produktivität entwickelt habe.

Wie zum Beispiel meinen Workshop Entschlossen loslegen, achtsam umsetzen, zufrieden einschlafen! Zuerst habe ich den mit euch getestet; danach habe ich ihn Ladies Mentoring–Netzwerk gehalten.

Sich so ausprobieren zu können, das ist sehr, sehr wichtig gewesen.

Manche Hürden erkennt man erst im Nachhinein

Was war schwierig? Welche Hürden gab es auf deinem Weg zu überwinden?

Ich habe mir nicht früh genug ganz klar die Frage gestellt: „Mit wem will ich eigentlich arbeiten? Was sind das für Menschen?“ Darauf hatte ich am Anfang keine klare Antwort.

Klassischer Anfängerinnenfehler in der Selbständigkeit: Ich wollte erst mal so breit wie möglich aufgestellt sein. Dann ist es aber richtig schwer, eine Ansprache zu finden, die sich authentisch anfühlt. Je besser ich verstehe, mit was für Menschen ich wirklich arbeiten will, desto leichter wird es auch, über meine Arbeit zu sprechen.

Nächste Hürde: Über Akquise wusste ich gar nichts. Das lerne ich immer noch.

Überhaupt wusste ich sehr wenig darüber, wie Selbstständigkeit funktioniert. Heute bin ich froh, vorher nicht so viel gewusst zu haben. Vielleicht hätte ich es sonst nicht gemacht. Man muss sich ja mit sehr vielen Dingen intensiver beschäftigen, die sonst nie ein Problem sind.

Eben dieses Verkaufen. Das machen sonst andere Leute für dich. In der Firma musste ich damals nur dafür sorgen, dass wir liefern. Auch wenn wir uns oft genug darüber aufgeregt haben, dass das, was dem Kunden verkauft worden war, nicht ganz so leicht hinzubekommen war, wie Sales es dargestellt hatte.

Jeden Tag eine neue Entscheidung

Jetzt liegt alles in meiner Hand. Das ist nach wie vor total spannend. Man kümmert sich um alles selbst. Nicht alles funktioniert sofort. Vieles funktioniert einfach gar nicht. Dann probiert man weiter, steht immer wieder vor der Entscheidung: Gehe ich weiter gerade aus? Verlasse ich den Pfad? Versuche ich mal eine Abzweigung nach links oder rechts? Das ist nicht schlimm, aber es ist schon ganz anders als vorher.

Welchen nützlichen Umweg gab es auf deiner Reise?

In meinem alten Job habe ich sehr, sehr viel gelernt. Manchmal habe ich ihn zwar verflucht, doch es war schon nützlich, in diesem Konzern zu arbeiten. Es war wie ein kleiner Dschungel, in dem man viele Menschen trifft, die alle unterschiedliche Dinge gemacht haben (manchmal auch immer wieder dasselbe, ohne dass es wirklich jemanden weitergebracht hat 😉).

Doch ich habe früher nicht gut auf meine Grenzen geachtet.

Da hatte ich so ein BWL-Mindset: „Man muss etwas messen können, damit es einen Wert hat!“ Ich war ständig mit der Frage beschäftigt: „Wie misst man den Wert?“ Mittlerweile habe ich da eine sehr andere Sicht drauf.

Nicht nur Dinge, die man messen kann, sind wertvoll und wenn man sich zu sehr konzentriert auf die Dinge, die messbar sind, dann quetscht man am Ende die Seele aus allem raus, was der Mensch so tut.

Nicht nur Dinge, die man messen kann, sind wertvoll und wenn man sich zu sehr konzentriert auf die Dinge, die messbar sind, dann quetscht man am Ende die Seele aus allem raus, was der Mensch so tut. 

Ein nie dagewesener Gestaltungsspielraum

Was bedeutet deine Selbstständigkeit aktuell für dich und dein Leben? Was bedeutet sie für Menschen, mit denen du arbeitest?

Für mich bedeutet es einen vorher nie da gewesenen Gestaltungsspielraum. Ich habe manchmal das Gefühl, ich probiere jetzt aus, was ich Anfang der 20er – direkt nach der Schule – nicht ausprobiert habe. Damals bin ich direkt vom Abi – ohne zu experimentieren – ins BWL-Vernunft-Studium. Jetzt nutze ich die Möglichkeit, auszuprobieren was funktioniert.

So viele unterschiedliche Sachen zu lernen, das finde ich supercool: Ich lasse mich viel mehr davon leiten, was wichtig für mich ist. Muss nichts mehr lernen, was mir nichts bedeutet und nur für andere wichtig war.

Mein Ziel für Teams? Sich wirksam erleben!

Für Menschen, mit denen ich arbeite, bedeutet es Wege zu finden, sich wirksam zu fühlen. Sie sollen nicht länger das Gefühl haben, auf der Stelle zu treten. Nicht länger die Erfahrung machen: „Wir versuchen die ganze Zeit irgendwas und kommen zu nichts…“, sondern dass sie Wege finden, miteinander zu kommunizieren, einen Raum zu finden, der für alle funktioniert. Sie sollen erleben, was es bringt, im Team zu schauen: „Wo wollen wir eigentlich gemeinsam hin? Wie ziehen wir an einem Strang (statt jede/r in eine andere Richtung)? Wie wird es sein, am Ende anzukommen?“

Selbstverteidigung gegen die Einflüsse der Welt,

Es ist so viel los in der Welt heutzutage, es strömt so viel auf uns ein. Deshalb ist es nicht nur die Frage: Wie gut oder schlecht bist du organisiert? Ich sehe es als eine Selbstverteidigung gegen die Einflüsse der Welt.

Man muss hinschauen:

  • Wo will ich eigentlich hin?
  • Was steht mir dabei alles im Weg?
  • Wie komme ich mit so wenig wie möglich Blessuren durch?

Im Produktivitätsbereich klingt das oft nach: „Bam, bam, bam, mach das, dann schaffst du das, da, da, da…

Doch das ist ja nicht alles. Du kannst zwanzig Tipps bekommen, wie du deine To-Do-Liste machst. Doch du musst eine davon raussuchen, die für DICH funktioniert. Und die ist vielleicht eine andere als die deines Gegenübers. Frag dich auch immer:

  • Wie viel Struktur brauche ich in meinem Leben?
  • Ist es gut für mich, wenn ich alles durchplane (wie andere, die ihren Tag angeblich in einen 5-Minuten-Takt aufteilen)?
  • Wie viel Freiraum brauche ich? Und wann?

Das musst du für dich alles rausfinden und dir natürlich klar sein, wo du hinwillst. Erst dann kann man damit arbeiten:

  • Was ist dein System?
  • Was sind deine Tools?
  • Was ist dein Weg, damit du gut durchkommst?

Einen Schritt weiter statt nur Wassertreten

Ich habe nicht den Anspruch, dich zum Superman zu machen, sondern nur dafür zu sorgen, dass du am Ende des Tages das Gefühl hast „Ich bin einen Schritt weitergekommen auf dem Weg dorthin, wo ich hinwill.“

Auch ich will dieses Gefühl haben, einen Schritt weiter auf mein Ziel zugekommen zu sein und mich nicht nur mit Wassertreten beschäftigt zu haben.

Als Orientierung für Einzelne kann ich das sofort nachvollziehen. Aber wie funktioniert das für Teams?

Bevor man sich im Team darauf einigt, wo man gemeinsam hinwill, gibt es ein paar Hausaufgaben zu erledigen.

Man arbeitet ja nicht im luftleeren Raum. Zuerst schaut man: Was ist unsere Aufgabe als Team? Man ist ja für irgendwas eingesetzt worden. Vielleicht hat das Unternehmen eine Methode, dass z. B. mittels OKRs Ziele aufeinander abgestimmt werden. Vielleicht auch nicht.

➡️TIPP: Du kennst OKR nicht? Hier beschreibt Maren Martschenko, wie es geht.

Vielleicht bekommt man Unternehmensziele vorgesetzt. Vielleicht sind die auch gar nicht so konkret und greifbar.

In funktionierenden Teams steckt viel Arbeit

Trotzdem ist es wichtig, sich als Team dran zu setzen:

  • Was bedeuten dieser Auftrag, diese Ziele für uns?
  • Was ist denn unsere Mission? Wo wollen wir hin?
  • Was ist unser gemeinsames Verständnis unserer Aufgabe?
  • In welcher Qualität liefern wir?
  • Wie viel Aufwand wollen wir reinstecken?

In der IT zum Beispiel, ist es ein Unterschied, ob das System einfach „nur“ laufen soll. Oder wollen wir noch einen Service dazu bieten, und geben dem Kunden Empfehlungen dazu: Du könntest dort Kapazitäten einsparen, da noch einen anderen Service zubuchen, der nützlich ist. Du kannst dort ein bisschen mehr Housekeeping machen, dann hast du da weniger Aufwand …, was auch immer.

Gerade im Bereich Service – diesem Gesamtpaket, das der Kunde kauft, wenn er Betrieb der IT Systeme bestellt – gibt es oft Konflikte. Menschen haben ein unterschiedliches Verständnis davon, wie guter Service aussehen soll.

Dazu kommt ganz klassisch die Verteilung der Rollen. Wer macht eigentlich was? Das bedeutet nicht: Wer hat welchen Jobtitel? Sondern: Was machen wir tatsächlich? Wer fühlt sich wofür verantwortlich? Ist das klar abgegrenzt? Gibt es Überlappungen? Macht jede/r ungefähr das, worin er/sie gut ist? Oder werden da Leuten Sachen „übergezogen“, die ihnen nicht liegen? Das bringt nichts. Nur suboptimale Ergebnisse und Unzufriedenheit.

Dauerbrenner Kommunikation

Ein Dauerbrenner: Wie kommunizieren wir?

Yvonne Jacob: warum es Transparenz im Team braucht, um zu Wollen statt MüssenWollen wir wirklich noch E-Mails schreiben? Oder wie nutzen wir Chat?

Wie teilen wir Aufgaben auf?

Nehmen wir ein Ticketsystem oder ein Kanban-Bord?

Ist es okay, nachts noch was zu schreiben?

Dazu kommt die Sache mit den persönlichen Zielen.

Jede/r kommt ja aus einem anderen Umfeld. Die einen haben vielleicht Kinder, andere gesundheitliche Probleme. Die nächsten wollen ihren Sportverein ehrenamtlich unterstützen. Manche wollen gerne bis Mitternacht arbeiten, aber bis Mittag schlafen. All diese Sachen muss man im Team mal besprochen haben: Wo sind die Wünsche? Alle wird man nicht erfüllen können. Aber worauf einigen wir uns?

Spricht man über diese vielen Dinge, kann es einfacher werde. Wenn ich weiß, ich kann mich austoben und abends um neun Uhr noch E-Mails schicken, dann setzt das niemanden unter Druck. Ich kann morgens aber auch ausschlafen, weil wir das so vereinbart haben. Dann ist das was ganz anderes, als wenn ich nie weiß, kann ich jetzt gehen? Muss ich ein schlechtes Gewissen haben?

An deinen Beispielen erkennt man die erfahrene Praktikerin. Du kennst dich wirklich gut aus. Wer wird sich ärgern, wenn er nicht – oder zu spät – mit dir gearbeitet (und sich stattdessen lieber weiter gequält) hat?

Zum einen sind das alle Unternehmen, in denen Nörgeleien an der Tagesordnung sind. Niemand ist so richtig glücklich, nichts funktioniert reibungslos. Doch sie unternehmen auch nichts. Dazu kommen Einzelne, die die ganze Zeit versuchen, Anforderungen abzuarbeiten und trotzdem das Gefühl haben, nicht hinterherzukommen.

Es sind auch Teams:

  • die keine neuen Ideen entwickeln, weil sie im eigenen Saft schmoren. Doch sie schaffen es nicht, miteinander zu reden.
  • aus denen nach und nach die talentierten Menschen verschwinden.
  • die es nicht schaffen, Ergebnisse pünktlich oder in der vereinbarten Qualität abzuliefern.
  • denen der Teamgeist abhandengekommen ist.
  • die mehr Energie darauf verwenden, Probleme vor den Kunden zu verstecken als sie anzugehen.
  • die frisch zusammengesetzt sind und sehr sehr schnell einen Arbeitsrhythmus finden müssen, bevor die ersten Deadlines fällig werden.
  • in denen es Konflikte zwischen den Generationen gibt, die nicht adressiert werden.

Der letzte Punkt erinnert mich daran, dass du während der LifeStory auch viele kreative Ideen hattest, wie du dazu beitragen kannst, das Leben von Senior:innen zu verbessern. Auch aktuell hast du was am Start. Was bewegt dich so an diesem Thema?

Mit Alter anders umgehen

Ich habe immer nach vorne geblickt, hatte ein Bedürfnis zu sehen, was kommt. Sagen wir so – ich gucke schon bis ans Ende, tatsächlich bis an mein Lebensende. Stelle dabei fest, dass meine Wahrnehmung davon, wie wir heute altern, nicht rosig aussieht.

Dachte ich als Teenager noch: „Ich will mal alt und weise werden“, denke ich mittlerweile, dass das mit der Weisheit wahrscheinlich schon viel früher passiert. Aber dann wird es schwieriger. Ich finde, wir gehen weder mit dem Altern noch mit Älteren gut um. Ich möchte später nicht so behandelt werden.

Gleichzeitig sehe ich, dass wir wahnsinnig viele Technologien haben, die uns das Leben leichter machen. Die würden auch super für Ältere funktionieren. Daher kam damals diese Senior-und-IT-Idee.

Aber ich bin keine Ingenieurin, kann nicht selber Technologien für Ältere entwerfen. Damit hat sich dieses Interesse weiterentwickelt. Heute arbeite ich mit einer ehemaligen Kollegin zusammen an der Webseite altershelfer.de.

Dort wenden wir uns an die Kinder derer, die jetzt gerade im hohen Alter sind und vielleicht Hilfe brauchen. Wir stellen Wegweiser auf, wenn die eigenen Eltern oder andere Zugehörige nicht mehr so richtig alleine klarkommen. Dort kann ich meine Skills sehr viel besser einsetzen.

Was kann man Mama, Papa, Oma, Opa an Technologien hinstellen, die das Leben interessanter machen? Zum Beispiel könnten sie mit Duolingo eine Sprache wieder auffrischen, die sie früher mal gelernt haben. Oder lass sie mit der KI reden, das ist super. Oder online Zeitungen lesen.

Doch es gibt auch praktische Fragen:

  • Wie organisiert man einen Pflegeplatz?
  • Was gibt es für Finanzierungshilfen?
  • Wo findet man Hilfe als Angehörige, sich auszutauschen?

Da gibt es ja schon ganz viel. Ich muss nicht selber was erfinden, was ich nicht kann, sondern mein Ziel ist zusammenzubringen, was schon da ist.

Ich will im Alter nicht so behandelt werden, wie man heute Ältere behandelt

Meine Absicht dabei: Wenn ich mal so alt bin, können wir besser darüber sprechen, bin ich auch persönlich besser darauf vorbereitet, und arrangiere mich besser damit, älter zu werden oder alt. Viele blenden aus, dass man schwächer und oder kränker werden könnte. Dabei kann es jedem passieren. Die Frage, die mich bewegt: „Was kann ich da noch?

Ich bin überzeugt, das ist eine ganze Menge. Auch im Alter kann man noch dazulernen. Allein schon Zurechtzukommen, ohne dass man richtig sieht, richtig hört, sich nicht mehr richtig bewegen kann. Man muss ja seinen kompletten Alltag umorganisieren, sich anpassen. Das ist eine riesengroße Lernleistung.

Kurz gesagt: Ich befasse mich mit diesem Thema, weil ich davon ausgehe, dass es irgendwann mal für mich relevant wird. Ich möchte vorbereitet sein.

Wenn du sagst „Ich möchte im Alter nicht so behandelt werden, wie man Ältere heute behandelt.“, entdecke ich hier wieder diesen roten Faden „Wollen. Nicht müssen!“ In unserer letzten Session der LifeStory hast du eine Entscheidung getroffen: „Ich entscheide mich für meinen Rhythmus!“ Dazu hatte ich euch gebeten, ein Manifest zu verfassen. Wie aktuell ist das heute noch?

Wollen statt müssen und andere StatementsDie Punkte sind nach wie vor relevant.

Lernen braucht keinen Zweck. Ist manchmal schwer. Oft denke ich: „Es muss sich am Ende rentieren.“ Aber so funktioniert das nicht. Manchmal setzt man sich mit Dingen auseinander, aus denen entstehen dann neue Ideen. Der Punkt darf gern ein bisschen größer werden.

Im Zweifel gehe ich davon aus, dass es gut genug ist. Das kann ich mittlerweile ganz gut. Klar habe ich in ausgewählten Projekten gern noch ein Schleifchen dran. Doch oft reicht auch gut genug.

Es ist okay, nicht da zu sein. Ich übe mich im Absagen. Auch wenn es mir noch sehr schwerfällt, weil ich oft denke: „Ich enttäusche die Leute so doll.“ Dabei ist das totaler Quatsch. Ich glaube, viele sind dankbar, wenn mal was ausfällt.

Wollen. Nicht müssen. Ja, das bleibt nach wie vor relevant. Denn es kann so viel Schwung geben, wenn man dem Wollen einfach folgt.

Zu anstrengend, sich in Schablonen zu pressen

Klar, manche Sachen muss man im Leben tun. Wir leben in einer Gesellschaft zusammen. Da gilt es, gewisse Kompromisse zu machen, sich an gewisse Regeln zu halten. Das ist schon richtig so. Aber sich komplett zu verbiegen, sich in Schablonen zu pressen oder vorgegebenen Lebenswegen folgen zu wollen, das ist unglaublich anstrengend.

Es fühlt sich an, wie in ein Gummiband reinzulaufen, das zwischen zwei Bäumen gespannt ist. Man läuft immer weiter, kommt vielleicht auch ein ganzes Stück. Doch irgendwann schleudert es einen mit Wucht zurück. Dann weißt du nicht, wo du landest und musst erst mal gucken, dass du wieder einen Weg findest.

Es lohnt sich mehr, auf sein WOLLEN zu hören

Deswegen lohnt es sich viel mehr, auf sein Wollen zu hören.

Oft ist die Antwort auf eine bestimmte Frage ja schon in uns. Man muss (sich) nur zuhören.

Zum Beispiel war mir Storytelling immer suspekt: „Was soll denn da rauskommen?“, fragte ich mich immer. Aber neulich bei diesem StoryCircle war ich sehr fasziniert, was aus einer halben Stunde erzählen plötzlich an Erkenntnissen entsteht.

Ich habe immer gerne eine Anleitung. Schritt eins, zwei, drei, vier, und dann kommst du am Ende irgendwo raus. Klar hat auch eine Geschichte eine Struktur, aber die fließt, sie mäandert so unscharf… Zu entdecken, dass auch auf diese Art gute Erkenntnisse, ein Sinn zustande kommen, da lerne ich sehr viel von dir.

Immer die richtige Intuition

Gibt es aus deiner Sicht noch andere Gründe, mit mir zu arbeiten?

In der Gruppe hast du ein so cooles Talent, Leute zusammen zusammenzubringen, ein tiefes Gespür dafür, wer zusammenpasst. Das ist wie bei der Collage in der LifeStory, über die wir vorhin gesprochen haben.

Auch beim StoryTeller an deinem Küchentisch, gibt es interessante Kombinationen von Menschen, wo du die Leute einfach super zusammenbringst. Man fühlt sich sofort wohl.

Du hast immer die richtige Intuition dafür, was dein Gegenüber gerade braucht. Im Einzelcoaching erinnere ich mich gut, dass wir mal um die Alster gelaufen sind. In dieser Session war ich innerlich so chaotisch, dass ich es im Raum nicht aushalten konnte. Ohne ein Wort von mir hast du gemerkt, da ist was, das ich noch nicht mal selbst artikulieren konnte. Du hast es angesprochen und ich habe bekommen, was mir gutgetan hat.

Orientierung selbst im Nebel

Manchmal sagst du: „Hier ist eine komische Stimmung im Raum. Lasst uns da mal reinbohren.“ Ich glaube, dieses „Reinbohren“ ist auch so ein Ding, das du gut kannst. Da habe ich Respekt davor. Du hast diese Gabe, Dingen auf den Grund zu gehen. Behutsam und sanft, aber konsequent. Auf jeden Fall kommst du am Grund an. Jeden Versuch, sich hinter bequemen Ausreden zu verstecken, bekommst du mit.

So „zauberst“ du manchmal auch Erkenntnisse hervor, von denen man gar nicht wusste, dass man damit ein Thema hatte. Das ist echt bereichernd.

Deshalb klare Empfehlung: Wenn jemand ein diffuses Gefühl hat, was für sie oder ihn als Nächstes dran ist, wenn man sich orientierungslos fühlt, irgendwie im Nebel steht, geh zu Katrin. Lass dich drauf ein, und sie wird dich leiten und dich halten, wenn du versuchst, wegzulaufen. Aber niemals so, dass es unangenehm wird.

Die Arbeit mit dir bringt einfach so viel Klarheit, wenn man nicht genau weiß, wo man steht, was man braucht, wohin man will und wie man dort hinkommt. Man bekommt so viel mehr Zufriedenheit.

 

Ankommen im eigenen Leben

2020 saßen Johanna und ich noch als Nachbarinnen im Hamburger Garten beim Grillen zusammen. Keine von uns ahnte, dass das der Beginn einer abenteuerlichen Reise in Johannas neues Lebenskapitel werden sollte.

Und immer wieder diese eine Frage:

Wie fühlt sich Ankommen an?

Johanna, woran erinnerst du dich, wenn du an deine Challenge denkst, die dich in die Life-Story geführt hat?

2021 war ein sehr lebensveränderndes Jahr für mich. Unsere Tochter Hannah wurde geboren. Ich war erst im Mutterschutz, bin dann in Elternzeit gegangen. Für mich war schon immer klar, wenn Hannah kommt, wird sich unser Leben komplett verändern. So wurde sie so etwas wie mein „Kompass“, den ich genutzt habe, mich vom Angestelltenverhältnis als Storemanagerin im Fashion Retail frei zu machen. Die Arbeitszeiten von morgens bis spätabends haben es fast unmöglich gemacht, „nebenbei“ noch ein Privatleben zu führen.

Das war mit einem Baby nicht kompatibel. Natürlich gibt es Mütter, die bekommen Kinder und machen dann genauso weiter. Für mich persönlich kam das nicht in Frage. Aber das wusste ich natürlich vorher auch nicht.

“Eigentlich war ich happy…”

Eigentlich war ich nie scharf drauf gewesen, Mutter zu werden. Lange lange Zeit wollte ich keine Kinder. Ich hatte einen Traumjob, in dem ich total happy war. Mein Mann war happy mit seiner Selbstständigkeit. Wir waren happy in Hamburg.

Aber als es dann bewusst war, dass ich doch jetzt plötzlich auf jeden Fall Mama sein will, habe ich bemerkt, dass es um viel mehr ging, als nur das Kind. Es ging plötzlich um das ganze Leben. Da stand auf einmal die Frage im Raum:

„Wie will ich denn überhaupt leben mit meinem Kind und mit meiner Familie?“

Das war der Moment, in dem ich bereit war, eine grundsätzliche Veränderung vorzunehmen.

Es fühlte sich an wie eine innere Stimme, die sagte: „So, jetzt ist Zeit für Aufbruch!“ Diese aufbruchslustige innere Stimme begleitet mich schon mein Leben lang.

In meiner Studienzeit habe ich in Münster bei Kookai ausgeholfen. Da ging es los. Ganz plötzlich hab ich da gesagt: „Ich ziehe nach Köln und mache jetzt meine Sachen.“ Eine befreundete Kollegin – Alex – meinte damals „Du bist vor zwei Jahren zu uns gekommen. Jetzt hast du wieder einen Impuls, und musst weiterziehen. Du bist irgendwie immer nur im Aufbruch!“ Sie hatte recht, manchmal fühle ich mich wie eine Nomadin. Keine Ahnung, ob ich irgendwelche Gipsywurzeln in mir habe. Zum Glück hat mein Mann ebenfalls diese Veranlagung.

Ja, genau so hat sich das 2021 auch angefühlt.

Es geht um mehr als „nur“ ein Kind

Es war genau dieser Impuls: „Es geht mehr, als nur darum, ein Kind zu bekommen. Es steht eine existenzielle Veränderung an.

In welchem Moment wurde dieser Schalter umgelegt?

Es war vielleicht ein halbes Jahr vor dem Corona-Lockdown. Ich saß mit meinem Mann in Hamburg auf der Couch, und spürte. „Da liegt was in der Luft.“ Heute erscheint es mir wie ein Weckruf in meinem Körper: „Ich will jetzt wirklich unbedingt ein Baby!“ Mein Mann wollte es sowieso. Da haben wir gemeinsam einfach so beschlossen.

Und von dem Moment an war es das Selbstverständlichste der Welt. Mit Anfang 40 war ich keine „junge Mama“ mehr. Da haben andere schon drei Kinder. Das heißt Kind mit 40 ist nicht für jede selbstverständlich. Aber für mich.

“Einfach alles ein bisschen aufmischen”

Ich wusste einfach, der Zeitpunkt ist da, unserem Leben einen neuen Impuls, eine neue Richtung zu geben. Und einen neuen Sinn. Einfach alles mal ein bisschen aufmischen.

Du bist immer im Aufbruch. Du spürst es selbst, andere nehmen es wahr. Heute, im Frühjahr 2025 fühlst du dich angekommen?

Nein, nein, nein, auf keinen Fall.

Es ist eine Reise mit mir

Ich fühle mich auf einem guten Weg, auf einer Selbstreise. Es ist eine Reise mit mir und ich glaube, Katrin, diese Reise wird erst auf meinem Sterbebett zu Ende gehen. Oder vielleicht sogar noch danach, was auch immer kommen mag. 😉

Ich bin ein Typ, der – das glaube ich heute – nie fertig sein kann. Wie denn auch? Das Leben spielt uns ja immer wieder Bälle zu und wir wachsen, verändern uns. Wir ändern unsere Sichtweisen, unsere Prioritäten.

Wir ändern vielleicht auch unsere Werte, ohne dabei die alten unbedingt aufzugeben. Doch Werte verschieben sich. Als wir 2021 unsere Zusammenarbeit begonnen haben, waren meine Leitsterne: Freiheit Leidenschaft, Glück, Gerechtigkeit, Liebe und Harmonie.

Durch deine Werte kommst du immer wieder in Kontakt mit dir. Am besten natürlich noch mit deiner Umgebung oder mit der Natur, und das macht ja immer was mit dir.

Energie endet nie

Ich persönlich empfinde mich immer wieder im Energiestrudel. Und Energie endet nie. Energie ist immer da. Doch sie verändert sich …

Lass uns über deine besondere Reise sprechen, den Bogen spannen zwischen 2021 und 2025. Wo und wie lebst du im Moment?

Mein Hier und Jetzt ist geprägt von wirklich vielen Veränderungen.

Nach fast 2,5 Jahren unterwegs mit dem Auto, sind wir jetzt auf der Insel Mallorca. Diese Insel ist geprägt von ganz viel Reduktion. Es ist wahnsinnig entschleunigt. Da herrscht ein komplett anderer Rhythmus.

Ich denke mir oft:

Eigentlich wolltest du nur reisen. Plötzlich findest du dich in einem komplett neuen Umfeld wieder. Mit anderen Menschen und anderen Tagesabläufen. Und das nennt sich auf einmal dein Leben.

Ankommen ohne Anzukommen

Ich bin ja in meinem Leben vorher schon oft umgezogen.

Doch diese Reise ist die größte Herausforderung meines Lebens. Lange Zeit hatten wir kein festes Zuhause. Ich hätte nicht damit gerechnet, dass mich das so herausfordert.

Ich bin ein reise- und aufbruchfreudiger Mensch. Doch jetzt habe ich wirklich erlebt: Es gibt eine Seite in mir, die unterwegs sein will. Gleichzeitig braucht eine andere Seite ihre vier Wände. Meine Corner, in die ich mich zurückziehen kann, meine Stabilität, mein Zuhause mit meinem Kopfkissen, mit meiner Vase, mit meiner Lieblingslampe. Das gehört auch zum Ankommen.

Ankommen muss ich anfassen können

Da bin ich wirklich haptisch. Ich muss jetzt nicht „viel“ besitzen. Doch es gibt Pieces, die gehören zu mir, und irgendwie müssen die dabei sein. Sind sie nicht dabei, fehlt mir was. Doch ankommen heißt für mich reinzuspüren: „Wie will ich überhaupt leben?

Die Energie der Insel ist etwas anderes, als ich es bisher erlebt habe. Ich bin ja keine Südländerin. Auf dem spanischen Festland waren wir länger in einem total verschlafenem Hippie Ort namens Mojácar- sehr trocken, sehr arabisch angehaucht, wüstenartige Traumkulisse.

Dort habe ich plötzlich das Hamburger Schmuddelwetter vermisst. Ich wollte eklige Pfützen mit Blättern, die von den Bäumen fallen, wollte Mäntel anziehen, Mützen aufsetzen. Es hat mich wirklich fertiggemacht, dass es im November um die 30 Grad waren! Ich wollte auf einmal die Jahreszeiten, wie ich sie aus Hamburg kenne. Ich wollte meine Gewohnheit. Wir Menschen sind doch richtige Gewohnheitstiere. Schräg, oder?

Ist das die Sehnsucht der Künstlerin nach Kontrasten?

Ja, das kann sein. Das hast du gut gesagt.

Du hast diesen künstlerischen Anspruch, schaffst selbst tolle Werke. Die musstest du für die Reise einpacken, einlagern. Wie war Kunst unterwegs möglich?

Während der Reise hast du keine Zeit für künstlerische Experimente. Da liegt die Kunst darin, das Leben künstlerisch zu improvisieren. Das ist auch eine Art von Kunst. Ich habe erkannt: Das ist eine sehr, sehr große Art von Kunst.

Das Leben improvisieren: eine Kunst

Für mich war diese Art zu reisen völlig normal. Ich habe nicht groß darüber nachgedacht. Doch ich habe mich mit vielen Leuten unterhalten. Alle meinten: „Wahnsinn, dass ihr das gemacht habt, dass ihr so mutig wart. Ich könnte das nie.“

Und ich dachte nur: „Hä?“ Erst dadurch wurde mir bewusst, wir hatten ein Baby auf dem Rücksitz und sind etliche tausend Kilometer gefahren. Ich habe von unterwegs aus einfach die nächste Unterkunft gebucht. Wir wussten ja nicht, wo wir in den nächsten tausend Kilometern mit unserem Baby sind. Alles war freestyle.

Doch Gott sei Dank haben wir auch ein sehr reiselustiges Baby bekommen😉.

Aller paar Stunden brauchten wir eine richtige Pause. Hannah war klein, sie musste aus dem Kindersitz raus und gefüttert werden. Ich habe sie ja noch gestillt. Und wenn ich an die Dachbox denke, und die tausend Taschen, irgendwann keine Ahnung mehr, wann wo was hingepackt war…

Die Dinge nehmen, wie sie sind

Da bist du schon den ganzen Tag künstlerisch am Organisieren, am Improvisieren, am die Dinge nehmen, wie sie kommen. Das war für mich auf der Reise die größte Form von Kunst.

Zuerst war da nur dieses konfuse Gefühl.

Bis mir einfiel, dass meine Eltern, Freunde oder Familie mich schon immer – schon als kleines Kind – „unsere kleine Lebenskünstlerin“ nannten.

Dieser Begriff begleitet mich von klein auf, er macht mir einfach Spaß. Dabei ist es nicht der einfachste Weg. Manchmal frage ich mich tatsächlich: „Bin ich da irgendwie ein bisschen schräg, dass ich mir immer so anstrengende Sachen aussuchen muss?

Ich könnte es auch ganz leicht haben. Bevor ich aus Hamburg weggegangen bin, hatte ich einen klasse Job und ein Jobangebot bei Dior dazu. Da hätte ich weiterhin tolles Geld verdient, hätte eine Luxus-Butze haben können… aber nein, was habe ich gemacht? Mich ins Auto gesetzt und bin mit meiner Familie knapp zweieinhalb Jahre durch die Gegend getingelt (und dabei manchmal echt am Stock gegangen).

Doch in dem Moment konnte ich einfach nicht anders. Da ist wohl wirklich diese Künstlerin, diese Sachensucherin (ich kenne das schon von Pippi Langstrumpf ) in mir. Das krieg ich nicht raus, dann passieren die Dinge einfach.

Du hast – nicht nur in der LifeStory – darüber nachgedacht, wohin du willst, was dein Beruf ist, wie ein passender professioneller Titel wäre…Wie und wo finden dich Menschen beruflich heute? Was ist dein Angebot an die Welt?

Ich sehe mich mittlerweile in zwei Kategorien. Darüber bin ich mir klar geworden.

Einerseits biete ich eine Dienstleistung an, die Frauen in ihrer Garderobe oder ihrem visuellen Ausdruck mit einfachen Tricks und Kicks begleitet. Es geht immer um das gewisse Etwas, das nicht jede hat.

Schon mein ganzes Leben bin ich eine Liebhaberin von Vintage Fashion. Mein Zuhause, meine Einrichtung, meine Ästhetik, mein Kleiderschrank, sind weit, weit, weit über siebzig Prozent aus Vintage Fashion. Oder Vintage Lifestyle im Sinne von Dingen, die vielleicht von anderen aussortiert werden, die kein Zuhause mehr haben. Die auf ein neues Zuhause hoffen und warten.

Ich sehe die Dinge mit Seele. Jedes hat seine Geschichte.

Für mich haben diese Dinge eine Persönlichkeit, eine Seele. Sie erzählen eine Geschichte, und wir dürfen ein Teil dieser Geschichte werden, für eine Zeit lang. Wir können uns glücklich schätzen, diese Dinge für eine Zeit lang zu besitzen. Denn sie sind ja teilweise schon viel älter als wir, oder haben eine viel längere Geschichte.

Ich bin kein Fan von Wegwerfartikeln oder Dingen, die billig produziert und dann nur ein halbes Jahr getragen werden. Ok, das kann man mal machen. Vermutlich kann sich keine von uns davon freisprechen.

Doch Stil sollte bei jeder Frau mehr vom Charakter und von der Persönlichkeitsausstrahlung kommen. Die bringt jede Frau mit. Jede/r hat eine Kultur. Selbst wenn sie behauptet keine zu haben, dann ist das genau ihre. Deshalb geht es darum, die Frau wirklich anzusehen, ihren Kleiderschrank aufzumachen, sich ihr Zuhause anzuschauen. Und dann wirklich hinzugucken und zu sagen:

  • Okay, was ist deine Geschichte?
  • Warum lebst du so, wie du lebst?
  • Warum ziehst du das an, was du anziehst?
  • Was ist deine Art von Ausdruck?
  • Passt es noch zu dir?
  • Oder willst du ganz woanders hin?

Persönliche Geschichte. Persönlicher Stil. Gut und authentisch.

Das geht mit so einfachen Kniffen, die die Frau auch selber umsetzen kann. Sich jeden Tag in ihrer Garderobe – ich brauche selber nicht länger als fünf Minuten morgens – einfach gut und vor allem authentisch zu fühlen.

Es geht um die Authentizität meiner Persönlichkeit. Nicht darum, etwas zu tragen, weil es gerade Trend ist.

Nichts gegen Trends – Ich liebe sie!!! Es ist immer schön, sie mitzuverfolgen, im Sinne von: Was ist denn gerade so auf dem Markt, oder welche Farben inspirieren uns wieder? Es kommt ja alles immer wieder. Dann ist mal wieder Pistaziengrün in Mode, nächstes Jahr ist es wieder Pink. Niemand erfindet Fashion „wirklich neu“. Deswegen sage ich: „Leute, schmeißt eure Sachen nicht einfach wertlos in die Tonne. In fünf, sechs, zehn Jahren kann alles wiederkommen: Dann freut man sich wie ein kleines Kind, dass man die eine Jacke, die eine Hose, den einen Rock doch nicht in die Tonne geworfen hat.

Wenn dann plötzlich jemand kommt und fragt: „Wow, was ist das denn für eine tolle Jacke? Wo gibt es die?“, dann kannst du sagen: „Ha, die gibt es nicht mehr. Die habe nur noch ich“. Das ist so ein tolles Gefühl.

Dann strahlst du eine Einzigartigkeit aus, Persönlichkeit und Charakter, indem du einfach zu dem stehst, was dich auch dein Leben lang begleitet hat.

Es hat einen Grund, warum dieses Kleidungsstück bei dir gelandet ist. Es lohnt sich, hinzuschauen:

• Wer bist du?
• Passt das überhaupt noch?
• Passt dein Kleiderschrank zu deiner der aktuellen Persönlichkeit?
• Oder wo willst du hin?

“Ich sehe eine Frau in einem anderen Licht!”

Das macht einen unglaublichen Spaß. Ich gucke eine Frau an und ich sehe sie sofort in einem anderen Licht! Ich sehe es ganz anders, als wenn sie sich selbst anschaut.

Durch die Erfahrung mit den letzten Kundinnen habe ich es erlebt. Nichts gibt mir ein intensiveres Glücksgefühl als dieses Strahlen in den Augen der Frauen, sobald sie sich selbst auf einmal vor dem Spiegel neu entdecken und sagen: „Okay, krass. Das hätte ich nie ausgewählt oder nie angezogen. Ich hätte nie gedacht, dass es so schön aussieht und ich mich darin wohlfühle!

Frauen sind heute komplex. Und dürfen es sein.

Wir Frauen sind komplex und wir dürfen alles sein. Wir sind heute verletzlich. Morgen sind wir stark, nächste Woche ganz sanft und dann sind wir wieder irgendwie auf Kriegsfuß mit der Welt.

Es sind so viele Emotionen, die uns Tag für Tag begleiten. Diese Emotionen sind alle richtig. Wir müssen uns nicht einfügen, oder uns in ein Korsett sperren lassen. Wir dürfen unsere Emotionen auch durch unsere Kleidung ausdrücken.

Diese Tiefe der Dienstleistung entspricht meiner Persönlichkeit. Ich habe festgestellt, dass es mich stört, mich Stylistin zu nennen. Das ist mir zu wenig. Selbst wenn dieser Teil von mir – Menschen zu stylen oder in Modefragen zu begleiten, schon lange zu mir gehört.

Doch ich bin noch viel mehr. Ich kann auch wunderbar verkaufen, bin ein absoluter Selling-Profi. Meine jahrelange Arbeit bei Jimmy Choo hat es bewiesen. Mir macht es unglaublich viel Spaß, schöne ästhetische Dinge zu verkaufen.

Diese sehr persönliche Dienstleistung ist die eine Kategorie in der du angekommen bist. Doch es gibt noch eine andere…

In den letzten Monaten der Entschleunigung habe ich das viel stärker bemerkt. Ja, da gibt es noch diesen anderen Teil in mir: meinen persönlichen künstlerischen Ausdruck.

Wir wohnen momentan mitten in der Natur, das erdet extrem. Es bringt mich runter von der Hektik, den überflüssigen Ablenkungen. Dabei hat mir die Stille zu Beginn ganz schön Angst eingejagt.

Wenn Stille Neues möglich macht

Doch dann habe ich bemerkt: “Da passiert wieder was in mir.” Mit einem Mal meldete sich meine Kreativität in mir selbst zurück. Ein klares Signal: Ich muss wieder was erschaffen.

Tief in mir spüre ich etwas, das erschaffen werden möchte. Die Geburt meiner Tochter war tatsächlich ein Teil davon. Doch hierbei handelt es sich um meine innere Kreativität. Und ich habe wunderbare Ventile gefunden.

In der Keramik zum Beispiel.

Das wolltest du schon immer?

Es ist zu mir gekommen…momentan bin ich bei einem ganz tollen Keramikmann. Einem echten Profi, der sein Leben lang nichts anderes macht als Keramik. Er hat schon als neunjähriger Junge bei seiner Mutter in der Werkstatt angefangen. Heute hat er eine coole Werkhalle in der Bauernschaft, und macht Geschirr für gehobene Restaurants & Hotels, sowie Einzelanfertigungen. Er macht nicht nur wundervolle Stücke, sondern ist auch ein toller Mensch. Wir treffen uns einmal pro Woche, und er lehrt mich das Keramiken.

Ich spüre, wie gut es mir tut, und was dabei herauskommt, wenn ich mit meinen Händen arbeite. Schon nach dem ersten Mal, als ich da etwas gemacht habe, meinte er: „Ich sehe, du hast eine eigene Sprache und einen eigenen Charakter in deiner Keramik. Mach weiter.“

Das war für mich ein Signal: „Wow, cool. Ich bilde es mir nicht nur ein.“ Es ist eine echte Bestärkung, dass ich dem richtigen Impuls folge, künstlerisch und mit Farben wieder in die Kreativität, in den Ausdruck zu gehen.

Wieder Ankommen in meiner künstlerischen Ausdrucksform

Hier auf der Insel bekommt meine künstlerische Ausdrucksform, die mich mein Leben lang begleitet hat, endlich wieder Raum.

Ich habe schon immer gemalt, Leinwände bemalt. Aktuell habe ich mich für das Bemalen von Leinenstoffen entschieden. Ich mache viele Experimente und werde diese Arbeiten dann auch in meinem Vintage-Online-Store anbieten bei Atelier Casaifleur. Heute gibt es dort bereits Dekostücke, die ich auf Märkten und Flohmärkten finde. Da ich momentan als Mutter immer noch sehr gefordert werde, mache ich ganz langsam. Alles zu seiner Zeit. Wie bereits erwähnt. Es muss nicht sofort fertig sein! Vieles ist ein Prozess und der dauert halt seine Zeit.

Ich freue mich sehr, dass beide – die Dienstleisterin und die Künstlerin in dir – jetzt Ausdruck finden. Dass sich die Entweder-Oder-Frage nicht mehr stellt. Wo finden dich Menschen, die neugierig geworden sind, auf das was du tust? Bleibt das alles auf der Insel?

Man findet mich über meine Webseite oder kann mir für tägliche Inspiration auf Instagram folgen.

Ankommen heißt auch: grundsätzlich überall zu Hause sein

Doch grundsätzlich bin ich überall zu Hause.

Ja, das ist jetzt einfach so. Ich fühle mich tatsächlich überall zu Hause, vor allem jetzt nach der langen Reise. Wochen und Monate haben wir in verschiedenen Ländern gelebt. Überall habe ich Menschen kennengelernt, und es sind einige Freundschaften daraus entstanden.

Wer mich kontaktieren will, kann das gern per Mail oder Telefon tun. Dann führen wir ein kostenloses Erstgespräch, damit du erspüren kannst: Was brauche ich eigentlich? Sind wir beide ein Match?

Dann bin ich bereit, überall hinzufliegen oder hinzukommen, wo die Kundin mich braucht, und mit ihr in eine tiefgehende Arbeit einzusteigen. Oder umgekehrt: wenn jemand nach Mallorca kommen möchte, hier vielleicht gerade einen Urlaub plant, dann kann man die Zusammenarbeit mit mir damit verbinden, wenn ich gerade hier bin.

Manchmal ist man ja im Urlaub und denkt sich: „Ach, jetzt hätte ich irgendwie Lust zum Shoppen. Es würde viel mehr Spaß machen, wenn jemand dabei ist.“ Vielleicht hat der Mann gerade gar keine Zeit oder keine Lust. Oder geht lieber Golf spielen, muss arbeiten oder was auch immer. Da gibt es viele Möglichkeiten, ein schönes Erlebnis mit dem Urlaub zu verbinden.

Wenn du über deine Arbeit sprichst, leuchte deine Augen. Mir geht‘s genauso, wenn ich mit Menschen an ihren Geschichten arbeite. Wie beschreibst du meine Art zu arbeiten? Was dürfen Menschen erwarten, wenn ich von Story-Coaching spreche?

Zitat Johanna Galley über die Arbeit mit Coach Katrin Klemm "Du stellst einfach die richtigen Fragen" zum Ankommen im eigenen Leben

Meine Erfahrung mit dir war einfach eine ganz, ganz große Erfahrung, mich tatsächlich nach der Geburt wieder neu zu sortieren. Das ist ganz viel Persönlichkeitsarbeit, die mir sehr, sehr gut geholfen und gefallen hat. Du arbeitest unheimlich ehrlich und tiefgehend, stellst einfach die richtigen Fragen.

StoryCoaching – der Mut, die eigene Wahrheit zu sprechen

Bei dir konnte ich erspüren, dass es um den Menschen, wirklich den Kern der Einzelnen im Raum geht. Du unterstützt dabei, die eigene Wahrheit zu finden. Das fand ich sehr, sehr inspirierend. Es ist eine sehr besondere Art, wie du mit Frauen zusammenarbeitest. Gerade weil es wirklich um eine tiefe Wahrheit geht. Und auch um Mut. Den Mut, die eigene Wahrheit zu sprechen.

• Wo kommst du her?
• Wer bist du in diesen unterschiedlichen Facetten?
• Wo wird es sich hin entwickeln?

Wie nennst du dich heute?

Ja, mit den Begrifflichkeiten ist das so eine Sache. Ich habe mir in den letzten Monaten den Kopf zermartert über den passenden Titel für mich und das was ich tue. Titel sind auch so nervig und überbewertet, Aber nun. Irgendwie brauchen wir Menschen doch einen Namen.

Fast war ich drauf und dran, alles wieder an den Nagel zu hängen. Ich dachte „Das was mich beschreibt, das gibt es nicht.“ Doch eine Freundin – Ursula – , sie ist Creative Coach, erzählte mir, dass es mittlerweile einen Begriff gibt, für genau diese Menschen wie mich: „Multidisziplinäre Künstlerin.

Zitat Johanna Galley Künstlerin - Ankommen im eigenen Leben - Coaching mit Katrin Klemm

Ich bin eine Künstlerin, die einfach auf mehreren Disziplinen ihrem Ausdruck folgt. Das war für mich so eine Erleichterung. Denn Ja, genau so sehe ich mich.

Meinen Weg zu mir weitergehen

Wohin führt mich mein Weg?
Und wie will ich ihn weitergehen?

Nina-Kristin Lederer ist heute Management Consultant Digital Transformation. Sie trägt dazu bei, Leistungen und Prozesse der öffentlichen Verwaltung digital, sicher und für Bürger*innen zugänglich zu gestalten. Eine Sisyphus-Arbeit.

Doch kein “klassischer” Karriereweg.

Unser strategisches Karriere-Coaching startete 2017. Wonach warst du auf der Suche? Welche Hürden wolltest du wegräumen?

Ich war zu diesem Zeitpunkt bereits neun Jahre – inklusive Babypause – bei meinem ersten Arbeitgeber. Das ist eine lange Zeit. Diese Zeit der ersten Berufsjahre, in der ich wahnsinnig viel gelernt habe, die hat mich sehr geprägt. Doch schon vor der Babypause habe ich bemerkt, wie Unzufriedenheit aufkam. Nicht mit den Aufgaben oder der Verantwortung, die ich hatte. Es war mehr das Gefühl, bei meiner persönlichen Weiterentwicklung an eine zu Grenze stoßen.

Der Common Purpose Standort in Hamburg  war eine kleine Organisation mit flacher Hierarchie. Durch meinen Wunsch, mehr Verantwortung zu tragen, war ich auf meinem Weg schon von der Programmkoordinatorin zur Programmmanagerin aufgestiegen. Doch mir war klar, der Posten zum nächsten Schritt – der Programmdirektorin – ist besetzt und wird besetzt bleiben. Da war ich ratlos, wo es für mich hingehen kann.

Gehen oder bleiben?

Einerseits gab mir der Job sehr viel Sinn, machte sehr viel Spaß. Ich hatte ein tolles Netzwerk aufgebaut. Dabei sind richtige Freundschaften entstanden, zu manchen Kolleg:innen habe ich heute noch Kontakt. Ich habe wahnsinnig viel erlebt, gesehen und erfahren. Und auf diesem Weg sollte es nicht mehr weitergehen?

Andererseits spürte ich die innere Unzufriedenheit und ahnte, dass irgendwann auch die Beziehung zu meinen Kolleg:innen darunter leiden würde. Ich wollte unsere großartige Arbeitskultur nicht gefährden.

Du hattest es damals als Sackgasse beschrieben.

Ja, genau so fühlte es sich an, dieses „Hier geht’s nicht weiter.“ Gleichzeitig hatte ich auch nicht das Gefühl, ich müsse jetzt nur mal einen Finger heben und würde dann schon irgendwo anders unterkommen.

Ich hatte ja selbst keine richtige Vorstellung davon, was der nächste Job für mich sein, in welche Richtung mein weiterer Weg mich führen könnte. Die internationale Organisation, die dahinter stand hatte mir sehr viel ermöglicht. Was könnte denn ein Job sein, der ähnlich bereichernd, ähnlich sinnvoll ist und mir ähnliche Möglichkeiten bietet, mich weiterzuentwickeln? Ich konnte mir allein kein Bild davon machen.

„Eigentlich stimmt alles. Und doch muss ich weiter!“

Das höre ich oft zum Coachingbeginn: „Eigentlich alles paletti, doch mein Gefühl sagt: Will ich mich entwickeln, muss ich weiter. Aber wohin?“

Dazu kommt bei aller Sinnerfüllung, dass man als junge Familie mit zwei Kindern auch von etwas leben muss, oder?

Als ich nach dem Studium eingestiegen bin, war das Einstiegsgehalt vollkommen okay, es hat mir gereicht. Es gab auch zwischendurch mal eine Gehaltserhöhung. Doch nach der Elternzeit hatte ich meine Stundenzahl auf dreißig Stunden reduziert. Das war von der Familienorganisation her nicht anders möglich, ich brauchte die zusätzliche Zeit.

Elternzeit: Im Gehalt Rolle rückwärts

Denn ich war mir bewusst, wenn ich etwas leisten möchte und das Gefühl habe, es kommt etwas Sinnvolles dabei raus, dann will ich nicht nur so ein bisschen Teilzeit machen, sondern volle Verantwortung übernehmen. Doch die Entscheidung für die dreißig Stunden hat mich fast auf mein Anfangsgehalt nach dem Studium zurückgeworfen.

Dabei hatten wir automatisch mit den Kindern steigende Lebenshaltungskosten, brauchten einen neue Wohnung. Der zukünftige Job musste mir also auf jeden Fall ein anderes Gehalt bringen.

Wohlbefinden hängt von vielen Faktoren ab.

Neben Sinn und Weiterentwicklung braucht es mehr. Deshalb haben wir im Strategischen Karriere-Coaching neben deinen Stärken und Wünschen auch die notwendigen Rahmenbedingungen unter die Lupe genommen.

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Was hat dir am meisten geholfen?

Ich erinnere mich, dass ich mich tatsächlich hingesetzt und mir aufgeschrieben habe: „Was brauche ich eigentlich zum Leben? Wie hoch sind meine Kosten?” Ich habe mich mit meinen Finanzen auseinandergesetzt und überlegt: „Was wäre ein Gehalt, mit dem ich gut klarkommen würde?“ Wie viel monatlich möchte ich ausgeben für Sport, für Gesundheit, für Freizeit? Dieses analytische Herangehen, es schriftlich durchzurechnen, hat mir eine klare Orientierung gegeben.

Dazu haben wir andere wichtige Faktoren für einen neuen Job auseinander genommen. Die Arbeitsatmosphäre, Teamarbeit und die Chance, Verantwortung übernehmen zu können. Es war sehr, sehr hilfreich, mir genau zu überlegen, welche Aufgaben ich wirklich gern erfülle.

Dadurch hatte ich meine persönliche Checkliste für den Bewerbungsprozess und konnte sehr schnell abprüfen: Was wird erfüllt? Was wird nicht erfüllt? Oder zu welchem Grad? Was ist dann vielleicht in meiner Gewichtung wichtiger?

Du hast sehr intensiv reflektiert, was Karriere für dich überhaupt bedeutet. Ich zitiere dich:

Karriere wird ja oft damit in Verbindung gebracht, dass man viel verdient, dass man hohe Positionen bekleidet, dass man viel reist oder viel arbeitet. Dass man bekannt ist, als Expertin angesehen wird.

Ich weiß heute, dass mich nichts davon wirklich antreibt, außer dem positiven Feedback.

Wie hat sich das entwickelt?

Schon in der Studienwahl habe ich festgestellt: Für meinen Weg ist es nicht das klassische BWL-, Medizin- oder Jurastudium. Ich möchte etwas machen, was interessant ist, vielseitig, wo ich unterschiedliche Perspektiven einnehmen kann.

Mit meinem Magisterstudium Angewandte Kulturwissenschaften war mir von Anfang an klar, dass man damit vermutlich nicht reich wird. Mir war’s wichtiger, dass der Inhalt zu mir passt, dass es Felder sind, die mich interessieren. BWL habe ich trotzdem als ein Hauptfach gewählt, weil ich verstehen wollte, wie die Wirtschaft tickt. Ich habe festgestellt, wie viel Spaß es mir macht, dort hinzugucken, wo gesellschaftliche Entwicklungen sind.

Mein damaliges berufliches Interesse Corporate Social Responsibility lag genau an der Schnittstelle zwischen Wirtschaft und Gesellschaft. Ich fragte mich:

  • Wie kann Wirtschaft sinnvoll passieren?
  • Wie kann Gesellschaft durch unternehmerisches Denken verbessert werden?

In meinen ersten Jahren Arbeit für Common Purpose habe ich festgestellt, wie wichtig mir das ist, mich selbst wirksam zu fühlen. Auf den regelmäßigen internationalen Treffen waren alle da, die Gründerinnen, Country Heads, unterschiedliche Kolleginnen und Kollegen aus allen möglichen Ländern.

Meine Chefin hat mir schon als junge Mitarbeiterin die Chance gegeben, mitzureisen. Vor Ort sind mir Ideen gekommen und ich hatte überhaupt keine Scheu, die vor allen vorzutragen.

“Ich denke in Wirksamkeit”

Ich habe nicht in Hierarchien gedacht, sondern in Wirksamkeit. Ich hatte Lust, was zu machen, hab Kolleg:innen gefunden, die Lust hatten, das mit mir umzusetzen und hab es gemacht. Meine Chefin meinte damals: „Du bist schon ganz schön mutig, dass du dir den Raum nimmst dafür!

Da hatte ich vorher nie darüber nachgedacht. Ich hatte einfach Lust darauf. Ich war intrinsisch motiviert und die vielen Begegnungen, die Moderationserfahrung, der Netzwerkaufbau, das hat mir einfach so viel Freude bereitet, dass ich erst später gespürt habe, wie wichtig mir das wertschätzende Feedback ist, um selber zu wachsen und das Gefühl zu haben: “Ah, hier liegt mein Potenzial“.

Es war nicht immer leicht, das aus mir heraus zu erkennen. Positives Feedback, Ermutigung und manchmal auch ein kleiner Schubs, mir was zuzutrauen, das ist mir unendlich viel wert.

Du hast mich mit deiner kreativen Wortassoziation zum deiner persönlichen Vorstellung von KARRIERE sehr beeindruckt. In seiner Ausgewogenheit ein Ausdruck echter Selbstwirksamkeit.

  • K Kooperation
  • A Anerkennung für Leistung
  • R Realität
  • R Ruhen in mir selbst
  • I Impulse
  • E Entwicklung
  • R Rahmenbedingungen
  • E Erfolg

 

➡️ Du willst selbst ein KaWa – eine Kreativ Analoggraffiti Wort Assoziation – erstellen? In diesesm Artikel findest du eine Anleitung dafür.

 

Sind das auch heute noch deine Keywords für eine gelingende Karriere?

Alle Punkte sind immer noch relevant für mein berufliches Wirken. Die Zufriedenheit in den Aufgaben und den Herausforderungen, die habe ich. Kooperation ist extrem wichtig. Ich arbeite super gern auf Augenhöhe im Team und mit Kundinnen und Kunden. Das ist mehr kooperatives Arbeiten als klassische Beratung.

Und Anerkennung für Leistung wird auch immer ein Motor sein, wenn ich meinen Weg weitergehe. Es geht um das bestärkende Feedback, darum, dass die Leistung gesehen wird.

Ruhen in mir selbst – extrem, extrem, extrem wichtig. Besonders in den letzten zehn Jahren – wenn es Themen gibt, die mich sehr stark beschäftigen oder Herausforderungen im Privatleben – sobald ich bemerke, ich ruhe nicht in mir selbst, versuche ich das wiederherzustellen.

Elternsein als berufliche Ressource

Ich reflektiere immer wieder für mich: “Was brauche ich eigentlich, damit das Ruhen im mir selbst möglich ist?

Die mit dem Alter zunehmende Erfahrung hilft dabei. Es wird immer wieder herausfordernde Situationen geben. Doch ich bin überzeugt, dass eine Elternrolle sehr stark zum Gefühl beiträgt: „Es gibt Dinge, die sind schlimm. Und es gibt Dinge, die fühlen sich schlimm an, aber sie sind eigentlich nicht schlimm.

Dadurch nimmt man bestimmte Herausforderungen nicht mehr so schwer, weil man einfach das Gefühl hat, hier geht jetzt gerade nicht die Welt unter. Es stirbt gerade niemand. Es ist nichts, das jetzt irgendwie einen langfristigen Schaden anrichtet. Und es wird eine Lösung geben.

In der Elternrolle bewältigst du im Familienalltag ganz andere Krisen. Schwere Erkrankungen im Familienumfeld zum Beispiel, die unerwartet viel Care-Arbeit erfordern, die kann man wirklich Krisen nennen. Das relativiert einige berufliche Situationen, in denen man tief durchatmet und dann auch durchkommt.

Kommen wir auf das I von Impulse in deinem Karrierebegriff

Impulse sind für mich vorrangig jene Impulse, die ich von meinen Kolleginnen und Kollegen bekomme oder durch Weiterbildung, durch Gespräche. Ich hab einfach nicht wahnsinnig viel Zeit, zu lesen oder Podcasts zu hören.

Jede Herausforderung ein Impuls zu lernen

Während sich andere darüber sehr viele Impulse in ihren Alltag holen, sind es für mich vor allem die Gespräche mit meinen Kolleginnen, Kollegen, Freunden über berufliche Themen. Die persönliche Herausforderungen vor denen wir stehen, sie werden gemeinsame Erfahrungen, die wir auf unserem Weg machen.

Nina, du hast dich seit 2017 stark weiterentwickelt. Wie stelle ich mir deinen Auftrag als Management Consultant Digital Transformation heute vor? Und welche Rolle spielen gute Geschichten dabei?

Als Beraterin arbeite ich primär für Auftraggeber:innen in der Freien und Hansestadt Hamburg, wie z.B. Behörden, Bezirksämter und Landesbetriebe.
Als ich damals als Strategieberaterin eingestellt worden bin, hatte ich noch keine praktische Erfahrung in Strategieberatung.

Und wie hat das funktioniert?

Ich habe mich in meiner Jobsuche damals primär auf meine Kernkompetenzen fokussiert. Dann habe ich geschaut, welche davon brauche ich für unterschiedliche Berufsfelder, die mich interessieren? Und habe mich getraut, mich auf diese Stelle in der Strategieberatung zu bewerben.

Denn ich wusste, ich kann Dienstleistung, ich kann Kommunikation und auch Führung. Ich hatte mit unterschiedlichen Menschen unterschiedlicher Ebenen gut gearbeitet. Das heißt, ich kann Augenhöhe auf unterschiedlichen Levels. Und damit bin ich da reingestartet.

In meinen Strategie-Beratungsprojekten geht es heute oft darum, eine Digitalstrategie für z.B. eine Behörde zu erstellen. Mit diesen Projekten sammeln und systematisieren wir in allen Abteilungen alle Digitalisierungsbedarfe. Mit der Führungsebene und ggf. weiteren Stakeholdern erarbeiten wir, welche Ziele und wie die Prioritäten zu setzen sind.

Wird es komplex, geh auf Augenhöhe

Behörden sind ja immer wahnsinnig groß. Sie haben sehr viele gesetzliche Aufgaben und eine unendliche Vielzahl von Themen zu bearbeiten. Hier braucht es noch ein ganzes Stück an Digitalisierung und Modernisierung. Nicht nur nach außen, um für Bürger und Bürgerinnen digitaler zu sein. Auch die internen Prozesse für ein besseres Zusammenarbeiten in der Organisation müssen angefasst werden.

In diesem Prozess bin ich in der Regel als Beraterin an der Seite meiner Kunden. Gemeinsam mit einer Ansprechpartner:in entwickeln wir, wie dieser Prozess aussehen soll.

  • Wen müssen wir beteiligen?
  • Wie wollen wir kommunizieren?
  • Wie wollen wir das Ganze durchführen?
  • Welche Analyseinstrumente nutzen wir?
  • Wie kommen wir auf Ziele?
  • Wie definieren wir Maßnahmen?

Und jeder einzelne Schritt braucht ganz viel Kommunikation.

Ah, jetzt kommen die Geschichten ins Spiel

Ja, in den letzten Jahren hat mich eine Kollegin sehr inspiriert, visuell zu denken und visuelle Geschichten zu erzählen.

Für Strategieprozesse, die wir nur virtuell mit Workshops begleiten konnten, habe ich Zeichnungen gemacht. Oder mir überlegt:

  • Was ist eigentlich die Geschichte?
  • Wie kommen die unterschiedlichen Bedarfe zusammen?
  • Wie sortieren die sich, wie entwickeln die sich weiter?

(c) Nina-Kristin Lederer

Ich habe dann z.B. in einem Projekt für einen virtuellen Analyseworkshop das Bild unterschiedlicher Trichter genutzt, in die die unterschiedlichen Bedarfe der Abteilung reinfließen.

Sie fließen in ein Reagenzglas, das für die aktuellen Projekte, Zukunftsthemen oder auch ganz akute Bedarfe steht.

So versuche ich immer, den teilnehmenden Partizipierenden dieser Workshops ein Bild zu geben.

Zur Digitalisierung der Verwaltung gibt es ja unterschiedliche Geschichten, die erzählt werden.

DIE Herausforderung dabei: diese Geschichten sind sehr langfristig gedacht. Man sagt: „Irgendwann haben wir viel mehr Zeit für die wesentlichen Dinge, weil dann die unwesentlichen Dinge automatisiert im Hintergrund ablaufen.“ Das sind Vorteile der Digitalisierung long term.

Die Herausforderungen: Keine Zeit, keine Ressourcen, kein Geld

Doch all das braucht unheimlich viel Zeit, viele Ressourcen und Menschen, die das realisieren. Und daran mangelt es einfach immer. Es gibt keine Zeit, es gibt keine Ressourcen, es gibt kein Geld, das alles so umzusetzen, wie man das möchte.

Deshalb muss man schauen, dass man andere Geschichten erzählt. Dass man Motivation aus anderen Dingen schöpft.

Weil in der Verwaltung Ämter – historisch bedingt – oft noch immer wie Säulen nebeneinander stehen, macht jeder so sein Ding. Also konzentriere ich mich darauf, die Geschichte zu erzählen, wie gemeinsame Arbeit aussehen könnte.
Wie könnte die Erfüllung dieser Vision – zum Beispiel in der Schulbehörde „Wir möchten Kinder, Jugendliche befähigen, in einer digital geprägten Welt zu bestehen…“ – wie könnte das aussehen, wenn man diese Grenzen zwischen den Säulen verschwimmen lässt? Wenn man es als gemeinsamen Weg sieht, viel stärker gemeinsam an den Themen arbeitet. Dazu muss man genau hinschauen, was genau die Personen motiviert, deren Mitwirken ich brauche. Welche Bilder helfen hier?

Kommunikationsabteilung fehlt auch

Eine weitere Herausforderung: In jedem größeren Unternehmen hat man eine Kommunikationsabteilung. Da gibt es Menschen, die sich um Kommunikation kümmern. Nach Außen und Innen.

In der Verwaltung gibt es das einfach nicht. Es gibt Pressesprecher in den Behörden, aber es gibt keine interne Kommunikation. Es gibt Orga-Abteilungen, aber die sind oft eher mit technischen prozessualen Organisationsthemen beschäftigt. Nicht mit interner Kommunikation. Das ist eine riesengroße Lücke.

In jedem Transformationsprojekt, muss man sich immer wieder seine eigenen Kanäle, seine eigenen Instrumente suchen. Es gibt keine bewährte Struktur, die dahintersteht, in die man seine Themen nur einspielen müsste. Nein, man designt alles immer wieder selbst.

Das bedeutet für uns Beraterinnen und Berater, dass wir teilweise sehr tief einsteigen in die Organisation, um das aufzufangen. Denn für Transformation braucht man Kommunikation, man braucht Geschichten, man braucht eine Vision – man braucht ganz viel Imagination sozusagen. Und kommt in einen Bereich, in dem es nur wenig Ressourcen gibt.

Wie also kann das aussehen? Wie können wir – auch langfristig in Projekten da herangehen, um die richtigen Geschichten zu entwickeln und zu nutzen?

Ich bringe selbst viel Beratungserfahrung aus Organisationsentwicklungs-projekten mit, habe vor Jahren damit begonnen, mit Geschichten zu arbeiten. Als StoryCoach nutze ich sie als Mittel, Kompetenzen oder Werte zielgerichtet zu erzählen.

Wie würdest du Menschen, die mit der Arbeit einer StoryCoach nicht vertraut sind, meine Art zu arbeiten beschreiben?

Du schaust genau hin: Wo wirkt eine Geschichte am stärksten?

Ich habe dich als einen Menschen kennengelernt, der sehr empathisch auf alle Beteiligten in einem Setting blickt. Ganz gleich, um welche Aufgabenstellung es geht, du schaust genau hin, wo eine gute Geschichte am stärksten wirksam werden kann. Gemeinsam mit deinen Kundinnen überlegst du:

  • Mit wem haben wir es eigentlich zu tun?
  • Welche Geschichten brauchen genau diese Beteiligten?

Man hat ja immer einen Inhalt, eine Botschaft. Man hat einen Sender, man hat einen Empfänger. Jede dieser drei Aspekte hat eine eigene Gewichtung. Empfänger und Sender, jeder hat seine eigene Emotionalität, persönliche Motivation, eigene Wünsche und Bedürfnisse.

StoryCoaching berücksichtigt komplexe Systeme

Du setzt deine Empathie dafür ein, dass nicht nur der Inhalt gut ist, sondern das ganze komplexe System berücksichtigt wird. Dadurch deckst du auch verborgene Ressourcen auf, die vielleicht sonst nicht zum Tragen kommen würden. Du hast das große Ganze im Blick.

Was ich an deiner Art zu coachen sehr schätze: Du versuchst das zu transportieren, was du selbst sehr intensiv lebst. Du bist wirklich sehr interessiert an Menschen. Immer wenn wir zusammenkommen, habe ich das Gefühl, du bist sehr, sehr interessiert an mir, an meiner Entwicklung, meinen Motiven. Du willst mich wirklich verstehen.

Dazu stellst du mir genau die richtigen Fragen. Mir macht es Spaß, sie zu beantworten, weil du eine gute Zuhörerin bist.

Geschichten beleuchten den eigenen Weg

Damals, als es um meine eigene Weiterentwicklung ging, haben wir meine eigenen Stärken, Erfahrungen in Geschichten verpackt. Dadurch habe ich ein viel besseres Bild von mir selbst bekommen:

  • Wie agiere ich eigentlich?
  • Was sind meine Gründe so oder so zu agieren?
  • Was steckt dahinter?

Sich das für die unterschiedlichsten beruflichen Situationen bewusst zu machen, das stärkt die Selbstwahrnehmung und erdet ungemein.

Heute, in meiner Arbeit als Beraterin nutze ich selbst Geschichten, um es meinen Kundinnen zu erleichtern, Zusammenhänge besser zu verstehen.

➡️Praxistipp Job-Stories entwickeln

Du tust dich schwer damit, relevante Geschichten aus deinem beruflichen Alltag zu finden und zu entwickeln? Probiere dieses Vorgehen aus.

Sortiere – so wie Nina – deine Bausteine einer guten Geschichte.

Tool um konkrete Stories zu entdecken, die deine Kompetenz unter Beweis stellen - mit Katrin Klemm StoryCoach

Frauen in der männerdominierten IT-Branche

Auch im Frauennetzwerk habe ich viel mit Kolleginnen zu tun, die in der Organisation arbeiten – in Teams, bei Dataport, in den Funktionen. Was uns verbindet, sind die spezifischen Herausforderungen, denen Frauen in der männerdominierten IT-Branche gegenüberstehen. Wir sind ja schon recht gut aufgestellt, haben für ein IT-Unternehmen schon relativ viele Frauen. Doch bestimmte Herausforderungen bleiben.

Nehmen wir mal die vielen Frauen, die Verantwortungen übernehmen wollen. Fachlich, oder in einer Führungsposition, das aber in Teilzeit. Dafür braucht es Akzeptanz in den Teams und Lösungen wie Tandemführung.

Inzwischen gibt es da immer mehr gute Beispiele bei Dataport, doch es ist und bleibt wichtig, seine eigenen Stärken zu kennen, und sich darüber auszutauschen. Genau das ist es, was wir im Netzwerk ermöglichen wollen.

Frauen stärken durch kraftvolle Geschichten

Wir schaffen ein entspanntes Setting, um anhand bestimmter Leitfragen voneinander zu erzählen.

Zum Beispiel:

  • Wie überwinde ich typische Hürden oder Glaubenssätze, denen Frauen oft in sich selbst begegnen?
  • Was kann ich von den Erfahrungen anderer Frauen, die bereits Führungspositionen in der Verwaltung übernehmen, für mich nutzen?

Hier schließt sich im Netzwerktreffen der Kreis zu den individuellen Geschichten. Jede Einzelne bekommt den Raum, sich zu fragen:

  • Welche Geschichte bringst du mit?
  • Was erlebst du im täglichen Geschäft?
  • Was ist dir wichtig?
  • Was ist es, das du hier erreichen willst?

Wir wollen die Selbstreflektion und das Vorankommen jeder einzelnen Frau in der Organisation stärken. Dafür schafft der Austausch so viel Klarheit. Das macht ihn so wertvoll.

Auch um unsere gemeinsame Unternehmenskultur weiterzuentwickeln brauchen wir Vernetzung und Austausch. Wir wollen Synergien schaffen und Potenziale ausschöpfen. Ich bin sicher, für beides bringst du aus deiner langen Erfahrung viele Methoden und Anregungen mit.

Und es muss Spaß machen, damit es etwas bringt, oder?

Genau. Das gehört für mich immer dazu, damit es leicht bleibt.

Nina, dein Resümee zu unserem Gespräch?

Wenn ich mir anschaue „Welche Geschichte hätte ich damals über mich erzählt, und welche Geschichte würde ich heute über mich erzählen?“, dann sehe ich, dass sich da wahnsinnig viel verändert hat.

Mich selbst positiv erzählen

Nicht in der Kernmotivation, in den Werten, die mich antreiben. Doch darin, wie ich meine Fähigkeiten einschätze, was ich bewältigen kann, habe ich eine so viel positivere Erzählung über mich selbst.

Dafür braucht es immer eine intensive Selbstreflexion, davon bin ich überzeugt. Danach suche ich immer wieder. Gleichzeitig ist es der Austausch mit Kolleginnen oder Freundinnen, der mich weiterbringt.

Immer wieder vor einer neuen Aufgabenstellung taucht doch noch der selbstkritische Gedanke auf: „Kann ich das eigentlich? Bin ich nicht irgendwie nur ‘Generalistin’?”

Der wohlwollende Blick auf mich selbst

Doch dann stelle ich fest: „Mit dem, was ich kann, was ich erlebt habe, was heute meine Erzählung ist, da fühle ich mich wohl. Ich habe einen viel wohlwollenderen, positiven Blick auf mich gewonnen.

Und nun stell dir vor, du streichst in deiner Aussage „nur Generalistin“ dieses kleine Wörtchen „nur“. Und mir ist sehr bewusst, welch intensiver Prozess für manche von uns dahintersteckt, auf diese drei Buchstaben zu verzichten.

Ja, ich glaube ich, das ist die Challenge für viele Generalistinnen. Diese Frage: „Was ist eigentlich meine Geschichte?“, das ist oft teilweise schon die Geschichte selbst.

Die wahre Transformation, die hinter den Worten „Own your story“ steckt, entfaltet sich erst, wenn man – wie du – den Prozess selbst erlebt.

Ich bin Generalistin. Punkt.

Es ist der wohlwollende Blick auf mich selbst, der zählt.

 

Ich brauch keinen Purpose sondern Geld – Goodread Nr. 11

Geld oder Sinn? Oder beides? Und was noch?

Wir alle stellen uns irgendwann die Frage: Warum arbeite ich eigentlich? Ist es der Sinn, die Sicherheit oder etwas ganz anderes?

Als leidenschaftliche „Anwältin“ meiner Klientinnen, die sich nach einem erfüllenderen Jobleben sehnen, lese ich (fast) alles, was verspricht, dass sie den Job finden der wirklich zu ihnen passt.

Attila Albert – Ich brauch keinen Purpose, sondern Geld.

Weshalb ich es lese

Das Buch hinterfragt unsere Vorstellungen von Arbeit und Erfolg.

Unser Job hat einen bodenständigen pragmatischen Sinn. Wenn kein anderer dir das Leben finanziert, arbeitest du um Miete, Strom, Versicherung, Telefon, Internet, die Bahnkosten, Lebensmittel zu bezahlen.

“Ein eigenes Einkommen,” sagt Albert, “verschafft .. Respekt und Würde, befreit .. von ständigen Existenzängsten und der Scham, bedürftig zu sein.“ (Seite 22) .

Ich finde: Das muss mal gesagt werden

Attila Albert Ich brauche keinen Purpose, sondern Geld - 8 Motivatoren für den Job zu wechseln

In meiner Design your LifeStory-Arbeit spielt der finanzielle Aspekt erst im letzten Drittel eine Rolle.

Denn ich erlebe bei Teilnehmerinnen, wie sie sich beim Ausschöpfen ihrer Wünsche und Potentiale leider zu oft durch finanzielle (Zwangs-) Vorstellungen zu beschränken, wenn wir diesen zu früh zu viel Raum geben.

Wenn Albert das ganz anders sieht, muss ich schon aus professioneller Neugier meine Nase in dieses Buch stecken.

Worum es geht

Geld oder Sinn, was motiviert uns, zu bleiben?

Der Autor wirft einen Blick darauf, was Angestellte bewegen kann, in ihrem Job zu verharren. Oder warnt jene, die sich bereits auf dem Markt umschauen davor, auf hohle Phrasen und leere Versprechen von Unternehmen hereinzufallen.

Als ersten Job-Motivator führt er deshalb das Geld ins Rennen. Ein faires Gehalt sichert finanzielle Stabilität und ermöglicht persönliche Freiheit. An der Einkommenshöhe drücke sich neben der Deckung der Kosten auch Anerkennung und Bestätigung des Arbeitgebers aus. Damit würde es zur “Quelle des persönlichen Selbstwertgefühls” (Seite 28).

Auch ich kenne Menschen, bei denen es so funktioniert. Kenne den einen oder die andere (Kinder aus dem Haus, Haus längst abbezahlt, gesund & fit), die längst in der Lage sind, sich zu gönnen, was immer sie möchten. Doch die Panik vor möglicher Verarmung treibt sie so stark, dass sie im goldenen Käfig (Hamsterrad inklusive) verharren, statt sich auf den Weg zu machen, etwas zu finden, das sie vielleicht mehr erfüllt als finanzielle Sicherheit.

Neben Geld und Sinn gibt es noch mehr

Sieben Job-Motivatoren

Neben dem Einkommen stellt der Autor sieben weitere Job-Motivatoren vor die helfen können, die eigene Arbeitszufriedenheit zu reflektieren.

Familie: ein Balanceakt

Familie: betrachtet er vor allem unter dem Aspekt der Verantwortungsübernahme für andere. Und die kostet nun mal. Zum einen Geld (siehe oben). Zum anderen Zeit, um alle notwendigen Care-Arbeiten (ob nun für Nachwuchs oder alte Eltern) zu koordinieren.

Setzt du deine Priorität in diesem Bereich, wirst du dich kaum in einer Position wohlfühlen, die  selbstverständlich dauerhafte Überstunden und ständige Erreichbarkeit von dir fordert.

Team: Was ist das richtige Maß?

Team: Wenn du dir deinen nächsten Job vor allem aufgrund der Menschen suchst, die dort arbeiten, nach einem ausgeprägten sozialen Zusammenhalt suchst, hast du hier einen starken Antreiber.

Ich kenne Menschen, die ihren Job zwar doof finden, doch allein wegen der Kolleg:innen bleiben (oder dorthin gehen, wohin der Chef gewechselt ist).

Doch bei allem „We-are-family“-Gedanken, ein Unternehmen ist „eine zielorientierte Zweckgemeinschaft“(Zitat 52). Ihr bleibt Arbeitskollegen. Und eine gesunde Konkurrenz darf dazugehören. Bist du dagegen gar kein Gruppenmensch – willst nur in Ruhe deinen Job erledigen -, treibt dir die Aussicht auf regelmäßig verpflichtende Teamaktivitäten kalten Schweiß auf die Stirn.

Karriere: wie definierst du sie für dich?

Karriere ergänzt das Interesse und die Freude am Beruf um den Faktor Fach- (inhaltliche Spezialisierung) oder Führungsmotivation (Strategie, Budget, Personal). Du willst mehr entscheiden und gestalten. Immer neue (Projekt-)Herausforderungen und oder Verantwortung als Führungskraft treiben dich an. Für dich zählt Leistung, weil es dann einen Titel oder mehr Gehalt gibt. Oder du kannst deine eigene Expertise weiterentwickeln und erreichst mehr Sichtbarkeit.

Dann solltest du – wenn du befähigt und willens bist – aufsteigen können, und das funktioniert nicht in jedem Unternehmen.

Was lässt dich wachsen?

Weiterentwicklung: Du arbeitest nicht nur für Geld oder Status, sondern willst dich weiterentwickeln, wachsen und dazulernen.

Eine ausgewogene Berufstätigkeit“, betont Albert, „erlaubt fortlaufendes Wachstum und schützt vor geistiger und emotionaler Verarmung.“ (Seite 75) Schau rechtzeitig hin, dass dein Job dir neue Impulse bietet.

Wichtig ist das vor allem für Babyboomer, die bei der Weiterbildungsplanung gern übersehen werden. Doch die Personalabteilung ist nicht allein für deine Entwicklung verantwortlich, deshalb schau genau hin, was deine Aussichten verbessert UND dir persönlich Freude macht. Werde aktiv, bevor Stagnation dich frustriert.

Falls du schon jetzt den deutlichen Wunsch nach Veränderung spürst, lass uns am besten gleich miteinander sprechen.

Was bitte heißt gesund?

Gesundheit: Bist du in der Lage deinen Job so zu gestalten, dass du körperlich, geistig und seelisch fit bleibst und – gerade mit zunehmendem Alter – genügend Zeit hast, dich aktiv zu erholen? Oder bist du ständig „durch“?

Sobald dein Arbeitsalltag dich auf Dauer erschöpft (und sich das auch nicht mit Yoga & Co. beheben lässt 😉), wird es Zeit, genauer hinzusehen. Ein gesunder Arbeitsplatz bedeutet, dass Arbeitsbelastung und Wohlbefinden in einem ausgewogenen Verhältnis stehen.

Zwei Denkanstöße finde ich besonders spannend:

  • Gerade bei gesundheitlichen oder altersbedingten Herausforderungen kann der Beruf aber auch ablenken und motivieren. Eine sinnstiftende Kontinuität bieten, wenn sich vieles andere verändert.“ Denn es wäre doch schade drum, “..gedanklich ab Anfang 50 bereits auf Altersteilzeit oder Vorruhestand zu schalten und dadurch die „besten verbleibenden Lebensjahre unambitioniert und abwartend verbringen.“ (Seite 89)
  • Der Hinweis, dass es sich “lohnt, genauer hinzuschauen, welche Mitverantwortung du vielleicht selbst dafür trägst“, (Seite 95) die eigene Gesundheit dem Beruf zuliebe ständig zu überfordern. Übernimmst du mehr Verantwortung und Aufgaben, als du langfristig verkraften kannst? Achte auf gut auf deine Körperspuren!

Checkfrage: „Gehe ich gern zur Arbeit“?

Spaß und Lebensfreude heißt: Arbeit kann und sollte Freude machen, auch wenn es nicht zu 100% der Traumjob ist. Bei aller nötigen Professionalität und dem Stress der (auch mal) auftritt, darf man eine gute Zeit haben und miteinander lachen, sagt Albert. Dann sei „Gehalt auch kein Schmerzensgeld sondern normale Entlohnung für eine Tätigkeit die an sich bereits bereichernd ist„ (Seite 108)

Doch Angst, Misstrauen und Feindseligkeit, die einen in ständiger Hab-Acht-Stellung und Abwehr halten, belasten die eigene Lebensqualität.

Macht mein Job (noch) Sinn?

Lebenssinn ist für den Autor damit verbunden, etwas Sinnvolles für andere zu tun. Du bist an der richtigen Stelle, so lange du dich als Teil eines größeren Ganzen siehst und dein Job dazu beiträgt, das zu beweisen. Dümpelst du in einem sinnentleerten Job herum, reichen Gehaltserhöhung oder Karrierestufen nicht mehr aus, um dich motiviert und leistungsbereit zu halten.

Mir persönlich schenkt das Bewusstsein, mit der eigenen Arbeit etwas Bedeutungsvolles beizutragen, eine tiefe innere Erfüllung. Geht’s dir genauso?

Wir stellen uns die Sinnfrage meist ab Mitte 40 (bei mir ging’s schneller). Denn dann reichen (soweit die Grundsicherung steht) Geld und Karriere allein nicht mehr aus, sich lebendig zu fühlen.

„Allerdings“, so Albert, „wünschen sich zwar viele Berufstätige ab der Lebensmitte mehr Sinnhaftigkeit, stehen sich dann aber selbst im Wege mit ihrer Auffassung „Ich kann ja eh nichts ändern“, oder „haben im Grunde Angst, sich auf etwas einzulassen, das ihre bisherigen Erfahrungen übersteigt oder hinterfragt.“ (Seite 116ff)

Jeden Tag ein neues Kapitel aufschlagen

Mit 20 Jahren Berufserfahrung bin ich überzeugt: da lässt sich was tun 🤩. Und jeder Tag ist ein guter Tag, um neu zu starten.

Wem ich das Buch empfehle

Allen, die sich fragen, ob sie in ihrem Job das Richtige tun – und ob es überhaupt ein Richtiges gibt. Besonders wertvoll ist es für dich, wenn du:

  • das Gefühl hast, du steckst in einer beruflichen Sackgasse,
  • nach Orientierung suchst,
  • dich ständig zwischen Sicherheit und Leidenschaft hin- und hergerissen fühlst,
  • deine eigene Definition von Erfolg (neu) entdecken willst.

Sobald du deine wahren Motive und Prioritäten kennst, sagt Albert,

  • suchst du zielgerichteter nach einem passenden Arbeitgeber,
  • argumentierst authentisch in deiner Bewerbung und
  • musst dich beim Vorstellungsgespräch nicht verstellen.

Das bemerkt dein Gegenüber im Jobinterview sofort.

Mein Fazit

Das Buch liefert keine einfachen Rezepte, sondern wertvolle Denkanstöße. Es macht Mut, dich ehrlich mit deinen Wünschen auseinanderzusetzen, und zeigt, dass es in Ordnung ist, wenn Geld eine Rolle spielt – genauso wie Sinn, Sicherheit oder Freiheit. Die Kunst liegt darin, deine eigene Balance zu finden.

Ein inspirierendes Buch für alle, die sich klügere Fragen stellen möchten.

 

 

Das Wissen der Vielen bringt uns nach vorn

Was ich wirklich will? Meinen Weg immer weiter gehen. Gemeinsam mit anderen.

Denn das Wissen der Vielen bringt uns nach vorn

Liebe Christiane, in deinem Leben hast du immer richtig rangeklotzt. 2022 haben wir in einer Coaching-Session als Abschluss eines Weges deine Entscheidung gefeiert, in Teilzeit zu gehen. Wo stehst du heute?

Seit dem 1. Januar 2022 arbeite ich als Demografiebeauftragte beim Kreis Stormarn in Teilzeit. Ich gehöre zur Stabsstelle Sozialraum- und Gesundheitsplanung. Dieses Thema ist so vielschichtig, und es betrifft ja nicht nur den Kreis, es betrifft auch die Kommunen. Es ist, wie es bei großen Themen ist. Man sollte anfangen, sie in kleinen Stücken zu bearbeiten. Genau das tun wir.

Hier arbeite ich bis Mittwoch. Sobald der Donnerstag da ist, stelle ich mir die Frage „Okay, was mache ich jetzt?” Bis heute habe ich mich an dieses nicht-Vollzeit-ausgelastet-sein noch immer nicht vollständig gewöhnt.

Ziel erreicht. Und was kommt jetzt?

 Ein Satz aus der Genehmigung deiner Teilzeit lautete damals, du bekämst „Bescheid bezüglich weiterer Verwendung“. Verwendung und Menschen in einem Satz. Diese Formulierung fand ich schräg. Gewöhnt man sich daran?

Das ist die totale Beamtensprache. Nein, an so was will ich mich nie gewöhnen. Das bin ich nicht. Ich bin in einer komplett anderen Energie als viele Beamten-Menschen mich herum. Und frage mich trotzdem: „Was macht das mit mir? Oder wieso bin ich jetzt in dieser Situation?

Deswegen geht mein Weg immer weiter.

Mit neu erworbener Freiheit umgehen lernen

 Das heißt, du bist auf der Suche, was du neben Demografie noch machst?

Momentan bin ich dabei, mir ein Business aufzubauen. Es geht um Nahrungsergänzungsmittel im Rahmen von Network-Marketing. Die Produkte nutze ich selbst. Bin begeistert davon, weil sie sich auf meine eigene Gesundheit so positiv gewirkt haben. Ich habe jetzt viel mehr Energie. Und arbeite daran, so wie es mir zeitlich möglich ist, und ich mich Stück für Stück mehr traue, Menschen von meiner Begeisterung zu berichten.

Die Tatsache, zu wenig zu tun zu haben, das nimmt mir viel Energie.

Manche lassen sich ins Nichtstun reinfallen und genießen das. Du stellst fest: „Ohne tätig zu sein, fehlt mir was!“

Ja, mir fehlt was. Mir fehlen die Gespräche mit Menschen. Ich brauche Austausch, Input. Verschiedene Leute, die ich miteinander vernetzen kann.

Ich war schon immer Netzwerkerin. Ich kann und will nicht ohne andere. Wenn ich selbst nach vorn kommen will, überlege ich immer: „Wie nehme ich die anderen mit? Wie bringe ich die auch dahin?

Was ich überhaupt nicht mehr will in meinem Leben ist Kampf, ist Konkurrenz. Das finde ich bei meinem Network-Marketing echt gut. Wir unterstützen uns gegenseitig.

Kommen wir auf den Start unserer Zusammenarbeit. Im Juli 2011 lautete der Auftrag „Ich will mich gerade machen gegenüber meiner Führungskraft.” Du erinnerst dich?

Irgendwann ist Schluss. Ich lerne akzeptieren.Ja, es hatte eine Situation gegeben, die zu einem Vertrauensverlust führte, und einem Gefühl, innerlich gekündigt zu haben. Das habe ich auch körperlich gespürt.

Das Coaching hat tatsächlich einen Prozess gestartet. Bereits nach dem ersten Termin mit dir konnte ich einen Satz ganz klar aussprechen: „Ich möchte nicht, dass das jemals wieder passiert!

Was lange währt

Ein Jahr lang habe ich dann intensiv an mir gearbeitet. Aber den Satz noch immer nicht außerhalb unseres geschützten Rahmens gegenüber meiner Führungskraft ausgesprochen.

Dann kam der Moment, in dem ich wusste: „Ich muss dieses Gespräch JETZT führen. Sonst fühle ich mich weiterhin wie festgenagelt.“

Da habe ich meine Führungskraft daran erinnert, dass sie mir ein Gespräch angeboten hatte. Sie guckt mich an und sagt: „Wie? Das ist jetzt ein Jahr her.“ Meine Erwiderung: „Das macht nichts. JETZT bin ich soweit.“ Als sie meinte, diese und nächste Woche hätte sie nicht so viel Zeit, musste ich lachen: „Es hat ein Jahr gedauert, dann hat es noch zwei Wochen Zeit.

Auf dieses Gespräch, hatte ich mich gut vorbereitet. Und es war auch noch mal wie ein Zeichen. „ICH habe das Gespräch geführt“. ICH habe es in der Hand.

Schnell denken, schnell handeln. Das kann nicht jeder.

Dieser lange Weg war ungewöhnlich.

Denn eigentlich zieht sich durch mein Leben, dass ich immer wieder mit Menschen zu tun habe, mit denen mir der Umgang schwerfällt, weil Dinge mir nicht schnell genug gehen. Doch ich habe gelernt, das zu akzeptieren. Dieses Akzeptieren ist nicht immer einfach, doch es ist jetzt wie es ist.

Ich weiß sehr viel, ich kann sehr viel und ich bin super schnell. Dadurch werden manche Sachen für mich schnell langweilig. Ich denke mir: „Nochmal das Gleiche? Toll. Danke, kann ich schon.“ Oder – natürlich nur still und heimlich: „Alter, komm in die Hufe.“,

Bei meinem Arbeitgeber gibt es zum Beispiel ein Projekt zur Modernisierung der Verwaltung. Da geht man immer noch mit alten Vorgehensweisen ran. Meine Idee ist, sich mal mit einer Art Assessment Center die Mitarbeitenden genauer anzuschauen und sie dann nach ihren Stärken so einzusetzen, dass sie effizienter sind und sich gleichzeitig wohler fühlen. Das löst unser Personalproblem und ist für MICH total logisch.

Doch sobald ich das anspreche, höre ich nur:“ Nein, Frau Clobes, ist klar. Das Geld haben wir ja gar nicht.“ Aus meiner Sicht ist das viel zu klein gedacht. Ich will Lösungen, und damit stehe ich in der Verwaltung manchmal allein da.

Ende 2016 hast du gesagt „Ich kenne jetzt mein Wozu! Ich bin dazu da, die Verwaltung zu verändern. Viele Begabungen, schneller Kopf. Das Leben hat mich in die Verwaltung geschickt, weil da unkonventionelle Denker gebraucht werden. Sonst kann sie nicht verändert werden.“

Wir haben Ende 2024. Wie siehst du heute deine Chance, die Verwaltung zu verändern?

Nein, das kann ich offensichtlich nicht. Ich habe verstanden warum. Ich bin zu schnell. Auch in meinem Job als IT-Vorständin war ich anderen total voraus.

Das Wissen der Vielen bringt uns nach vorne.

Ich habe schon damals gesagt: „Das Wissen der Vielen bringt uns nach vorne, bringt uns weiter.“ Das ist meine tiefste Überzeugung. Mit dieser Überzeugung habe ich mich damals abgekämpft an Menschen, die es gewöhnt waren, zu sagen: „Ich sitze oben, du sitzt unten und deshalb bin ich es, der entscheidet.

Meine Versuche, mit viel mehr Partizipation zu arbeiten wurden mir als Schwäche ausgelegt. Sie dachten: „Die kann nicht führen, so wie wir das tun! Die kann nicht entscheiden, wie wir. Die muss falsch sein!

Dabei hatte ich nur einen komplett anderen Ansatz. Für den ich in der Hierarchie keine Offenheit gewinnen konnte. Ich habe gelernt zu akzeptieren: Wenn sie das nicht nutzen, dann ist das so.

Natürlich frage ich mich: Was hat das mit mir zu tun? Warum nutzen sie das nicht? Doch ich muss nicht mehr die Welt retten.

Gleichzeitig denke ich mittlerweile auch mehr an mich und will herausfinden:

  • Was tue ich für mich?
  • Wo finde ich tatsächlich noch was anderes, wo ich meine Stärken sinnvoller einsetzen kann?

Damals bin ich tatsächlich von meinem Wozu überzeugt gewesen. Heute gehe ich meinen Weg weiter.

Was willst du heute?

Ich will ganz viel Kommunikation, Austausch, neue Ideen, andere Menschen.

Meine Stärke: ein Miteinander leben.

An welchen Job in deiner Karriere erinnerst du dich wirklich gern?

In Wittenburg habe ich als Hauptamtsleiterin – und damit für Kultur Verantwortliche – von 1997 bis 2000 Veranstaltungen organisiert. Vom Neujahrsempfang bis zum Weihnachtsmarkt. Dort habe ich Menschen miteinander verbunden. Sie kannten es nicht, übergreifend etwas miteinander zu gestalten. Es gab Verein A, Verein B und C – alle nebeneinander. Es hat mich sehr bewegt, als mir jemand sagte: „Christiane, du hast uns gelehrt, miteinander einfach mal zu machen.

Meine Güte, wenn ich überlege… Ich war 34, als ich da weggegangen bin, noch ein ganz junger Mensch mit viel Verantwortung. Es hat wirklich Spaß gemacht, die Resonanz zu spüren. Dieses Miteinander in Bewegung zu bringen, das habe ich nicht geplant, es nicht „hergestellt“. Das habe ich einfach gelebt.

Leider war es für mich in dem Alter keine Perspektive in dieser 5.500-Einwohner-Kleinstadt zu bleiben. Ich dachte: „Da muss jetzt wieder etwas Neues kommen.

Doch wenn gilt, dass wir unser die Geschichte unseres Lebens immer erst rückwärts verstehen, dann war das der geilste Job, den ich jemals hatte.

Heute würde man dich eine Community-Builderin oder Community-Managerin nennen.

Ja, das macht es aus. Das finde ich heute noch gut.

Gleichzeitig wurde es dir spätestens ab 2014 in deiner Vorstandsposition wichtig, abschalten zu lernen. Du meintest: „Ich bin es mir selbst schuldig, in meiner Kraft zu bleiben und gleichzeitig meinen hohen Anspruch zu leben.“

 Welcher rote Faden hat dich durch die vielen Stationen deines beruflichen Weges geführt?

In meiner Kraft bleiben

Was sich durchzog war der Eindruck „Ich darf immer die Welt retten.“

In einer meiner Stationen hat man mich mit den Worten „Sie müssen uns aus der Kita-Katastrophe retten!“ begrüßt.

„Katastrophe“ meinte zu wenige Kita-Plätze?

Ich bin mit diesem Wort sehr vorsichtig. Ich finde, das ist keine Katastrophe. Da gibt es ganz andere. Also habe ich strukturiert, gemacht, getan. Wir haben alles sauber aufgesetzt und die Kitas auf eine vernünftige Basis gestellt.

Danach galt es bei einem Kommunalen IT-Dienstleister das Chaos zu lichten. Zu Beginn meiner Vorstandszeit mussten wir uns erst einmal finden und Strukturen aufsetzen. Ich habe es geschafft, die richtigen Leute einzustellen. Das ist ja auch nicht leicht. Wenn ich jemanden haben will, auch wenn die anderen den nicht haben wollen, dann gibt es einen Grund, und dann nehme ich die Person auch. Und wenn ich das Gefühl habe, jemand passt nicht ins Team, dann passt er nicht ins Team. Das lasse ich mir von keinem ausreden.

Die Kuh muss vom Eis. Egal wie sie dorthin gekommen ist.

Dann kam die Champions League Corona. Hier bin ich mit Sicherheit die richtige Person an der richtigen Stelle gewesen. Ich hatte den Mut und war vertraut damit, jeden Tag was Neues auf dem Tisch zu haben, dem dann sofort zu begegnen ist. Wo kein Gejammer galt, sondern einfach „Hands-on, go-for-it!“

Wenn es heißt: „Sieh zu, dass wir die Kuh vom Eis kriegen“, frage ich nicht lange, wie sie da hingekommen ist. Ich hole sie erstmal runter und sorge dann dafür, dass sie kein zweites Mal raufläuft.

Da hat mir tatsächlich auch sehr geholfen, dass ich meinen jetzigen Chefchef schon kannte. Er war meine Führungskraft an anderer Stelle gewesen. Wir wussten, dass wir uns aufeinander verlassen können. Er vertraute mir. Wenn ich sage: „Ich brauche das jetzt!“ dann ist das keine Option. Dann brauche ich das wirklich.

Deshalb heißt „In meiner Kraft bleiben“ auch, mich neben die Situation zu stellen und zu sagen: „Jetzt geht es darum, die Situation zu lösen! Und nicht um mich!” Ich mag Master of Desaster sein, aber ich bin nicht das Zentrum der Welt.

Diese Klarheit, dass es um die Sache geht, hat meiner Reputation in der Kreisverwaltung gutgetan.

An den Stellen, an denen ich gearbeitet habe, war ich schon sehr wirksam. Wenn ich daran denke, dass den Vorstandsjob, den ich damals allein gemacht habe, mittlerweile vier Leute machen… Ist schon irre. Lassen wir das mal so stehen

Es gab mehrere Etappen deines Weges, auf denen wir zusammengearbeitet haben. Welches waren die Momente, in denen du dachtest: Jetzt ruf ich Katrin an?

Coaching als Klärung für den Kopf

2011 in B war es das erste Mal, als wäre eine Welt über mir zusammengebrochen. Eine sehr schwierige Situation, mit der ich nicht gut umgehen konnte. Den Ausschlag gegeben hat deine Arbeit mit Wingwave. Den Ansatz, Kopf und Körper zu verbinden, fand ich spannend. Und ich hatte Vertrauen zu dir.

Das nächste Mal war es im IT-Job. Im Grunde immer dann, wenn ich dachte, ich brauche wieder eine Klärung für meinen Kopf. Ich brauche eine Externe, die mit mir auf der aktuellen Situation herumdenkt. Jemand, der mich wieder zu mir zurückführt. Auf einer professionellen Ebene.

Klar, kann ich mich mit einer Freundin drüber unterhalten, oder meinem Mann. Da bekomme ich gute Ratschläge. Doch ich wollte keinen Ratschlag, ich wollte Reflektion.

Coaching ist Reflektion. Kein Ratschlag

Das Schöne ist ja: Dadurch, dass wir schon so lange zusammenarbeiten – und ich würde immer wieder gerne mit dir zusammenarbeiten Katrin – also dadurch hast du auch die Chance zu sagen: „Wie bitte? Das hast du mir vor drei Jahren schon mal erzählt. Wie wär’s, wenn du jetzt weitergehst?“ Oder du hast wertschätzend gesagt: „Das finde ich jetzt gut, dass du da weitergekommen bist.

Ich hatte zum Beispiel irgendwann EFT gelernt, auch sehr wertvoll. Aber es ist wichtig, mich daran zu erinnern, was ich alles schon an Bord habe, und nicht immer wieder von vorn anzufangen. Mittlerweile klappt es besser. Ich erinnere mich schneller.

Jeden Morgen bin ich dankbar für meine persönliche Entwicklung. Was ich heute alles für mich tue, wie ich Dinge reflektiere. Wie ich aufhöre, Dinge zu bewerten. Ich kann sie einfach anerkennen. Nie hätte ich geglaubt, dass ich Yoga mache, meditiere…[sie lacht herzlich]

Christiane, was erzeugt gerade diese Heiterkeit?

Ich kann tatsächlich gut über mich lachen. Ich freue mich darüber, was ich heute alles kann und denke: „Meine Güte, warst du ignorant.“ Hätte mir jemand vor 15 Jahren gesagt, der Tag fängt nicht an, ohne dass ich meditiere, den hätte ich angeguckt und gesagt: „Warte, darf ich dir kurz deinen Puls fühlen?

Du hast neulich einen Post von Greta Silver geteilt. Ihre Botschaft: Sei bereit zu wachsen! Bist du bereit?

Ja klar möchte ich wachsen. Mein Weg geht immer weiter.

Wenn du selbst einem jungen Menschen für den Weg durchs Leben einen Rat geben würdest, wäre es …?

Ganz klar die Empfehlung „Folge deinem Herzen. Höre auf dein Bauchgefühl, glaube deiner Intuition. Dein Kopf kann das nicht.”
Wie heißt es so schön? Folge deinem Herzen, das war schon da, ist, als es deinen Kopf noch nicht gab.

 

 

Wenn du im Netz eine Coach suchen würdest, die arbeitet wie ich, was gibst du in die Suchzeile ein?

Coach mit Herz.

Oh, jetzt haben wir beide feuchte Augen.

Daran hatte ich nicht gedacht, dass ich mit dir immer so ein bisschen heule.

Ist das schlimm, mit mir zu heulen?

Nein, gar nicht. Das ist gut. Das zeichnet uns aus, Katrin. Ich bin da ganz fein mit. Es steht für das Vertrauen zwischen uns.

Danke Christiane. Das ist genau das, was ich sein, wie ich arbeiten will. Es gibt viele schlaue Coaches, smarte. Klar, kann ich auch. Doch es ist mir nicht mehr so wichtig. Das Herz ist mir das Wichtigste.

Ja, unsere Werte verändern sich. Früher habe ich es zum Beispiel sehr genossen, wenn wir stilvoll ins renommierte Hamburger Atlantik zum Essen gegangen sind. Das fand ich toll. Das war was.

Heute ist es mir lieber, ich werde herzlich begrüßt. Klar, sauber soll der Tisch schon sein 😉. Doch es ist mir wichtiger, dass ich eine Verbindung zu dem Ort habe, an dem ich bin. Zu den Menschen. Das andere ist schön. Ich kann es mir leisten, wenn ich will, doch es ist nicht das Gleiche.

Das zu erleben war auch ein Prozess.

Da ist ganz viel inneres Wachstum. Welche Gedanken hast du für dein Wachstum im Außen: Gibt es eine Sehnsucht? Eine Idee, einen Wunsch?

Community Talent trifft Gastgeberinnen-Gen

Mein mega, mega, mega Traum ist immer noch: Ich hätte gern den Place to Be. Ein Ort, an dem sich Menschen begegnen können.

Keine Gaststätte, einfach der Place to Be, an den man hingehen kann und sein, wie man ist. Ich komme mit den Leuten ins Gespräch, weil ich sie alle kenne, weil sie sich wohlfühlen, einfach zu sein wie sie sind. Mit meiner ganz speziellen Mischung aus Offenheit und Lebenserfahrung kann ich meinen Gästen – wenn sie es möchten – mit wertvollen Impulsen persönlich weiterhelfen.

Es wäre ein Raum mit mehreren Tafeln, an denen Menschen ihre Plätze buchen können. Natürlich gibt es guten Kaffee und eine Kleinigkeit zu essen. Du und ich würden uns da verabreden, haben zwei Plätze gebucht. Links neben uns sitzt vielleicht ein Punker mit seiner Freundin, rechts sitzt irgendein Politiker, keine Ahnung wer auch immer. Und man kommt so crossover ins Gespräch.

Diesen Raum will ich selbst gestalten. My place to be. Ja, das ist ein großes Herzensprojekt. Und ich bin sehr dankbar, dass ich mir immer bewusster werde. Das finde ich total schön.

Für eine gute gemeinsame Zukunft ist noch viel zu tun. Wir müssen alle miteinander denken: Was kannst du? Was kann ich? Wo können wir das, was wir mitbringen, zielführend und gut für andere einsetzen, damit wir alle weiterkommen auf dieser Welt. Und nicht nur Einzelne.

Was hältst du von dem Gedanken, dass Frieden immer in mir selbst beginnt?

Der gilt für mich ganz genau so. Wie heißt das so schön: „Zum Frieden braucht es genau eine Person. Und die wäschst du jeden Morgen.“

FotoCredit: Elfriede Liebenow

25 letzte Sommer – Goodread Nr. 9

Von der wahren Entscheidung du selbst zu sein

Weshalb ich es lese:

Es begann mit einem Irrtum. Eine Klientin, die ich sehr schätze, hatte mir erzählt, sie hätte sich mit „ihrer persönlichen Pastorin“ – einer Frau, die ihr sehr nahesteht – darüber unterhalten, wie viele gute Sommer ihnen wohl noch bevorstünden.

Der Gedanke gefällt mir.

Als ich zur Langen Nacht der Literatur in Hamburg eine Lesung mit diesem Titel entdecke, nehme ich an, es wäre der Buchtitel, über den sie sich unterhalten haben. War er nicht, wie sich später herausstellt. Doch da habe ich das Ticket für die Lesung schon gebucht.

Klebe einen spätsommerheißen Abend auf meinem Plastikstuhl fest. Genieße berührende, nachdenkliche Momente im Hier und Jetzt. Mehr zur Lesung.

Stephan Schäfer

25 letzte Sommer

In sich ruhig sein, sich mit dem Leben verwurzelt fühlen, das wär’s,“ beginnt der Autor. „Doch statt dessen, fühlte ich mich wie ein angegessener Apfel nach 30 Jahren im Job.“

 

Stephan Schäfer – Journalist, Chefredakteur, Vorstand – weiß, wie sich Dinge lesen müssen, damit wir ihnen mühelos folgen können.

Worum es geht:

Der Protagonist: ein Mensch mit endlosen ToDo-Listen, dem Smartphone auf Dauerstandby, pflichtbewusst. Mit einer „gläsernen Wand“ zwischen sich und der Welt. „Ein Optimierer… Streng zu sich selbst, selten zufrieden, entschlossen statt entspannt.“ (Seite 10). Beim Joggen am See – irgendwie muss man den Kopf ja freibekommen – begegnet ihm Karl. Ein Kartoffelbauer, der sein Leben in einem ganz eigenen Rhythmus lebt.

Was folgt ist Begegnung. Sind Fragen, Gespräche, Entdeckungen und Einsichten.

Schlichte Fragen. Bedeutsame Fragen.

Denn was wäre, wenn uns wirklich nur noch 25 gute Sommer blieben? Werden es überhaupt so viele sein? Und was heißt denn überhaupt gut?

Fragen, die ich seit Jahrzehnten als Coach immer wieder höre. Verpackt in einem kleinen Buch, das sich als Hardcover sanft in die Hand schmiegt.

Fragen die – wenn wir dranbleiben (und auch wirklich nur dann) – uns unserem Leben neu begegnen lassen. Die uns (wieder)finden helfen, was abhanden gekommen ist. Alles ohne erhobenen Zeigefinger. Das Buch liest sich entspannt fröhlich, so wie der Autor an dem Abend auf mich wirkt. Da hat einer Entscheidungen getroffen. Gute Entscheidungen.

Entspannte Fröhlichkeit- gern mehr davon.

Entspannte Fröhlichkeit liegt liebevoll in der Luft. Davon könnten wir mehr gebrauchen. Auch – oder vor allem – uns selbst gegenüber.

Momente, in denen das Buch mich besonders berührt:

Der Protagonist bestaunt auf dem Kartoffelfeld eine Knolle: „Und du hast nie etwas anderes angebaut in all den vielen Jahren? Keinen Salat, kein Gemüse oder so?“ will er vom Bauern wissen. „Nein, nicht ein einziges Mal. Ich wechsle nur die Felder“, antwortete Karl. (Seite 47).

Das lässt mich schmunzeln. Denn was für Karl die Kartoffeln, waren für mich in all den Jahren die Geschichten der Menschen, mit denen ich arbeite. Auch wenn meine Herangehensweisen variieren. Nur war mir das vorher nie so klar.

Man verwandelt einen Fremden nur in einen Freund, indem man ehrliches Interesse zeigt und ohne zu bewerten zuhört.” (Seite 65) Wenn wir Fremden offen und interessiert begegnen, verwandelt sich das weiße unbeschriebene Blatt eines ersten Kontaktes in Vertrauen. Und das brauchen wir heute mehr als je zuvor.

Dann gibt es die Geschichte in der Geschichte, die einen hypnotischen Zauber ausübt. Denn die vier Entscheidungsfragen (Seite 80), die Stephan Schäfer stellt, könnten helfen, viel Leid in unserer Welt zu lindern. Leid, das wir uns durch unsere hektische Rennerei im Alltag selbst zufügen.

Wofür entscheidest du dich?

Also frag dich vor der nächsten Entscheidung:

  • Gibt es dir Liebe und Frieden?
  • Gibt es dir Lebensfreude und Energie?
  • Gibt es dir Freiheit und Selbstbestimmung?
  • Gibt es dir Ruhe und Halt?

Ein unerwarteter Moment kurz vor Schluss lässt mich die Luft anhalten. Roh, wie ein Blick in den Spiegel. Da denke ich immer „So was passiert nur mir.“ Tut es nicht. Wir alle leben unser Leben. Ganz gleich, ob wir Verlagschef, Kartoffelbauer oder Coach sind. Und wir wissen nie, wie viele Sommer uns noch geschenkt werden.

Ich empfehle das Buch:

Menschen, die

  • ein wichtiges Kapitel ihrer Lebensreise beenden. Oder beenden müssen. Die abschließen wollen und die – bevor sie sich ins nächste Abenteuer stürzen – sich zunächst einmal selbst Hallo sagen wollen.
  • sich von Erwartungen verabschieden wollen, die andere an uns haben. Wir müssen gar nichts erfüllen.
  • sich an ihre Träume erinnern und sie wieder in die eigenen Hände nehmen wollen. Behutsam, Schritt für Schritt – wie auch die Kartoffel nicht schneller wächst, nur weil man daran zieht.

Mein Fazit

Wenn du nicht sicher bist, ob dein Mut reicht, aufzubrechen, wenn du zweifelst du es durchhältst, umgib dich mit Menschen, die sagen „Fang doch mal an!“ Wenn du soweit bist: Ich bin hier für dich!

 

Idee – Klarheit – Netzwerk: Neuer Job mit 60

„Jobsuche mit Anfang 60? Für mich kein Ding!“

Mit diesem Satz hat sie mich… Überall hören wir von enormen Schwierigkeiten, denen Frauen 50plus am Arbeitsmarkt begegnen. Und dann ein solcher Satz?

Caterine Schwierz ist im September 24 noch Director Business Development & Marketing in einer Patent- und Rechtsanwalts-Kanzlei. Sie ist 60 Jahre alt. Und wollte sich eigentlich aus dem Erwerbsleben zurückziehen. Jetzt startet sie im November 24 noch einmal durch.

Ich will erfahren, was hinter dieser Geschichte steckt.

Wir verabreden uns zum Interview, sind uns schnell einig: Ihre Geschichte macht Mut, sie weckt Hoffnung. Die wollen wir teilen. Wir bürsten gängige Narrative gegen den Strich, und zeigen, wie es funktionieren kann, einen sinnstiftenden, erfüllenden Job zu finden. Jetzt erst recht.

Kennengelernt habe ich Caterine in den Schnupperworkshops zur LifeStory im November 2023. Da verblüffte sie mich schon, buchte gleich alle vier.

Caterine, an welcher Kreuzung deines Lebens standest du damals?

Ich hatte gerade meinen Job in der Kanzlei gekündigt, in der ich die letzten vier Jahre tätig war und habe wirklich überlegt: Was kommt jetzt als Nächstes? Ich hatte also nicht den üblichen Schritt gemacht, erst mal für die Zukunft sorgen und dann kündigen. Meine sehr lange Kündigungsfrist von zwölf Monaten verschaffte mir ausreichend Zeit nachzudenken. Mit Anfang 60 ist das natürlich eine ganz wichtige Entscheidung.

Was kommt als nächstes?

Doch das Positive an diesem Alter ist, seine eigenen Freiheitsgrade zu spüren. Ich muss jetzt nicht mehr überlegen: „Was ist der sinnvolle nächste Karriere-Schritt? Wie liest sich das im Lebenslauf? Wie erkläre ich das anderen?“ Sondern ich konnte überlegen: „Was kommt jetzt als Nächstes?

Für mich persönlich war klar, dass ich in meine Heimatstadt Berlin zurückgehe, zurück zu meiner Familie, um mich um meinen Vater kümmern zu können. Deshalb fühlte sich das auch sehr richtig an.

Ansonsten war es ein völlig freies Feld voller Überlegungen, die ich angestellt habe.

Du scheinst freie Felder zu genießen. Anderen machen sie eher Angst. Welches Gefühl war für dich mit dem freien Feld verbunden?

Zum einen ist es natürlich ein Privileg, dass ich Veränderungen mag. Ich habe schon immer den Mut gehabt, solche Schritte zu gehen. Weil ich schon öfter den Beruf und die Branche gewechselt habe, hatte ich Übung darin. Dazu kommt, dass Weiterentwicklung und Weiterlernen zu meinen Kernwerten gehören und ich mit der Aufgabe der Selbstreflexion gut vertraut bin.

Aus meiner Zeit als Karriereberaterin weiß ich auch, dass das für viele Menschen nicht so ist. Ich habe viele Menschen erlebt, die so leiden unter ihrem Arbeitsumfeld, aber nicht die Kraft finden, zu springen.

Da ist Wertearbeit gut. Sich die Frage zu stellen: „Was tue ich mir eigentlich an, wenn ich viel zu lange Zeit in einem Umfeld verbleibe, in dem meine Werte verletzt werden?“

Und welche Potenziale werden freigesetzt, wenn das Umfeld so ist, dass ich meine Werte leben kann?

Du darfst dich entscheiden, nicht mehr zu leiden.

Was hält Frauen zu lange an einem Platz, der nicht gut für sie ist?

Ich nehme wahr, dass Menschen ihre Fähigkeiten total falsch einschätzen – als zu niedrig. Aus dieser Angst heraus sagen sie: „Ich finde da draußen nichts!“ Das hält sie wie Blei.

Frauen sind prädestiniert dafür, sich zu unterschätzen und die Anforderungen da draußen völlig zu überschätzen. Die Angst: „Ich werde das nicht schaffen. Der Arbeitsmarkt wird mich abstoßen wie einen Fremdkörper!“, diese Angst vor Ablehnung führt dazu, dass sie festhalten und nicht mal den Versuch unternehmen, sich umzuschauen.

Das wirksamste Mittel gegen diese Angst?

Diese wertvolle Arbeit, die du ja auch machst, hilft dabei, sich von dieser Angst nicht lähmen zu lassen.

Es ist ein guter Weg, sich darüber klar zu werden:

  • Was kann ich eigentlich?
  • Was macht mich besonders?
  • Was sind meine Stärken?
  • Was sind meine Erfolge, wenn ich diese Arbeit leiste?

Caterine, dein Lebenslauf liest sich auf Linkedin sehr geradlinig. Das lässt es leicht erscheinen, auf die eigenen Stärken zu setzen. Doch wir hören und lesen häufig von Menschen 50plus, die wieder und wieder abgelehnt werden. Was empfiehlst du ihnen?

Die Antwort ist ganz klar: Such dir Unterstützung.

Auch als ich bei von Rundstedt weggegangen bin, habe ich mir eine Karriereberaterin genommen. Das ist teuer. Wenn man jemand Gutes bucht, ist das teuer. Aber es ist extrem hilfreich.

Es ist anstrengend. Hol dir Unterstützung.

Denn gerade, wenn jemand so viele Absagen bekommt, dann ist da an der Strategie was nicht stimmig. Es ist total schwer, das selbst zu erkennen. Ablehnung tut einfach wahnsinnig weh. Also man geht so schnell rein, fühlt sich hilflos und als Opfer, anstatt zu sagen „Oh, das müssen wir uns noch genau angucken. Da kommt zu viel Ablehnung. Was passt da nicht?“ Und genau das kann eine Profi leisten.

Ich kann mich noch gut erinnern, meine Beraterin hat mich gequält mit diesem: „Was ist dein USP? Warum sollte dich jemand einladen?“ Es ist so anstrengend, und oft total schwer, das alleine zu leisten. Deshalb ist eine externe Unterstützung gut investiertes Geld.

Bist du strategisch vorgegangen bei der Auswahl deiner bisherigen Jobs?

Nein, bin ich eigentlich nicht. Sondern ich habe das erst beim letzten Mal so gemacht. Ich war Ende 50 und da wusste ich, ich muss jetzt wirklich strategisch vorgehen. Ich muss das ganz genau planen.

Ansonsten habe ich sehr früh in meiner Karriere überlegt: „Was ist eigentlich mein Purpose, meine Mission? Warum? Was gibt mir Sinn bei meiner Arbeit oder im Leben?“ Das habe ich definiert. Das war auch ein quälender Prozess. Den kann man auch mit Unterstützung wahrscheinlich sehr viel besser machen.

Caterine, verrätst du uns deine Mission?

Meine Mission ist, Menschen und Organisationen dabei zu unterstützen, ihr Potenzial zu entdecken und für ihren Erfolg zu nutzen. Die eigene Mission hat ja oft viel damit zu tun, was wir selber irgendwann gebraucht haben. Deshalb war es für mich ein Wendepunkt, als ich gemerkt habe, wo ist eigentlich mein Potenzial, wo sind meine Stärken, wo meine besonderen Talente?

In unserer Generation hat sich die Karriereentwicklung damals stark an Erwartungen von außen orientiert: Wie macht man Karriere? Wie hat man zu sein als Führungskraft oder als Mensch im beruflichen Alltag?

Als ich meine Stärken und Talente erarbeitet hatte, konnte ich mich davon abwenden. Mir wurde wichtiger zu sagen: „Nein, das will ich nicht mehr. Lasst doch mal gucken, was bin ich denn? Wer bin ich?

Finde deinen Kompass - orientiere dich neu Katrin Klemm Hamburg LifeStory

Daraus wurde mein Kompass, dem ich gefolgt bin. Dazu habe ich sehr stark auf meinen Bauch gehört. Sobald ich mehr über meine Werte wusste, habe ich dann sofort gespürt „Da passt was nicht mehr, die Zeit der Veränderung ist gekommen.

Also, damals habe ich noch nicht strategisch geplant. Es gab mal einen Wechsel von einem Job in den anderen. Da habe ich mich für den Job entschieden, weil ich überzeugt war, dass ich da viel lernen kann. Genau das interessierte mich. Deshalb bin ich sogar im Gehalt um ca. 20-25% runtergegangen.

Entscheide dich zu wachsen.

Es gibt diesen schönen Satz von Heinz von Foerster „Handle stets so, dass die Anzahl der Wahlmöglichkeiten grösser wird!”  Das ist mir wichtig.

Katrin Klemm im Interview mit Caterine Schwierz und ihren Weg, mit über 60 einen neuen Job zu finden - Zitat Heinz von Foerster

Mein Rat deshalb: “Entscheide dich weniger für das strategische „Wie müsste eigentlich meine Karriere verlaufen?“. Frage dich lieber „Wie schaffe ich mehr Möglichkeiten für persönliches Wachstum?

Ja, vielleicht ist das auch mal ein Schritt zurück im Gehalt. Bei mir dauerte es nicht allzu lange, bis es gehaltlich wieder nach oben ging.

Von November 23 „Was kommt jetzt im Ruhestand?“ bis November 24 „Neuer Job mit 60. Ich starte durch!“ hast du das Steuerrad kräftig gedreht. Wie kam es zu diesem Kurswechsel?

Jobwechsel mit 50plus. Wenn du deinen Kurs ändern oder neu bestimmen willst: Design your LifeStory.

Freiheit bedeutet auch finanzielle Freiheit.

Lass mich starten bei den Freiheitsgraden. Die haben ja auch viel mit Finanzen zu tun.

Ich habe mich – das ist in jeder beruflichen Phase wichtig – mit meinen Finanzen beschäftigt, und habe mir ganz genau angeschaut:

  • Wie stehe ich da?
  • Was bedeuten bestimmte Entscheidungen?
  • Wie sieht es mit der Rente aus?
  • Welche privaten Vorsorgeleistungen habe ich zu erwarten?

So habe ich mir die innere Freiheit, geschaffen, zu sagen: Ich kann entscheiden, ob ich noch arbeiten will oder ob ich mich aus dem Arbeitsleben zurückziehe. Nichts ist konsequenzlos! Das unterschätzen viele. Jede Entscheidung im Leben hat ihren Preis.

Die Entscheidung für mich, nicht mehr zu arbeiten, hätte geheißen, den Gürtel gewaltig enger zu schnallen. Doch ich habe mir das wirklich vorgestellt: „Wie ist das, wenn ich den Gürtel enger schnalle?“ Darin habe ich eher eine positive Herausforderung gespürt. „Die Konsequenz ist mir klar, damit kann ich leben!“ Das war eine wichtige Grundlage. Jetzt standen mir verschiedene Wege offen.

Das war die Ausgangssituation. Das meine ich mit Freiheitsgraden.

Der magische Moment, in dem alles klar wird.

Und dann hatte ich meinen Balkon-Moment.

Ich war umgezogen von München nach Berlin. Da stand ich also in meiner schönen Wohnung. Alles war getan. Ich hatte noch ein paar Tage frei. Es war wirklich so eine leere Zeit.

Da klingelte – wie ein unerwarteter Gast – plötzlich der Gedanke bei mir: „Wie ist das, wenn das jeden Morgen so ist?“ Für ein paar Tage mag sich das ja super anfühlen. Aber auf Dauer? Und jetzt gleich?

Da spürte ich deutlich: „Ich bin gar nicht vorbereitet!“ Oder auf jeden Fall zu wenig für das Szenario: „Ich arbeite gar nicht mehr. Nie wieder im Erwerbsleben!“

Vorbereitung auf den Ruhestand ist mehr als nice to have.

Erst da habe ich verstanden, was gemeint ist, wenn wir überall lesen: „Auf den Ruhestand, auf dieses Nicht-mehr-arbeiten, sollte man sich vorbereiten“.

Ich habe richtig gespürt: „Ich bin noch nicht bereit. Das ist mir zu viel Veränderung.

Ich bin von München nach Berlin gezogen. Ein neues Umfeld. Zwar ist es eine bekannte Stadt, aber doch alles neu: Bezugspersonen oder die Netzwerke aufbauen, in denen ich sein möchte. Ne, das reichte erstmal. Da muss diese riesige Veränderung, mit dem Arbeiten aufzuhören, nicht noch oben drauf.

Auf in die nächste Entwicklungsaufgabe.

Die Entwicklungsaufgabe, die jetzt vor mir steht ist es, meinen Wert, mein „Warum bin ich da?“ nicht mehr daran zu messen, wer ich im Job bin. Die wird mich darauf vorbereiten, auch den nächsten Übergang gut zu meistern.

Also das war so der Balkonmoment bei mir. Ich habe von außen nach innen geschaut und entdeckt, was wirklich gerade dran ist.

Aha, die innere Arbeit war getan. Wie ging es dann ganz praktisch weiter?

Ich hatte zwei Ideen. Nein, eigentlich hatte ich eine Idee und das, was ich jetzt machen werde, war dann eher der Zufall. Meine Idee war, in die Berliner Verwaltung zu gehen. Ich habe mich mit Bürgerämtern beschäftigt. Ja, das wäre ein extremer Wechsel gewesen, in so ein Bürgeramt zu gehen und Bürgerinnen und Bürger bei allen Angelegenheiten zu beraten, die sie so haben: Pass, Ummelden von Wohnungen und so weiter.

Du kommst aus der freien Wirtschaft. Wie kommst du auf Bürgerämter?

Ursprung war der Gedanke: „Ich gehe diesen bedeutsamen Schritt zurück in meine Heimatstadt. Was braucht diese Stadt? Und was kann ich leisten? Dann habe ich mir überlegt: Was ist das, was ich besonders gerne mache, dieser Kontakt mit Menschen?“ Und dann liest du in jeder Berliner Zeitung die Bürgerämter sind unterbesetzt und so.

Neuer Job? Netzwerken schlägt Konventionen.

Dann haben mir meine Netzwerke geholfen, mich da rein zu fräsen. Als passionierte Netzwerkerin liebe ich das Geben und Nehmen im Netzwerk. Und genau jetzt war mein Moment, nach Unterstützung und Kontakten zu fragen. Es war erstaunlich, ein total schönes Gefühl. Ich habe eine Empfehlung bekommen, war bei vielen Bürgerämtern auf einmal im Gespräch.

Alter spielt keine Rolle. Die Welt bleibt voller Möglichkeiten.

Kein Mensch hat mich gefragt: „Wie alt sind Sie?“

Verwaltungen haben Quereinsteigerprogramme. Da hätte ich an verschiedenen Stellen wirklich einen Job bekommen können. Daraus hätten sich bestimmt noch weitere Möglichkeiten ergeben, beim Aufbau von Wahlämtern oder als Unterstützung in der Personalabteilung. Alle wollten wissen: „Wäre das was für Sie?“

Meine Welt war plötzlich voller Möglichkeiten.

Hätte ich eine ganz traditionelle Bewerbung geschickt, wäre ich schon am Anfang von der künstlichen Intelligenz ausgesiebt worden, weil ich keinen Verwaltungs-Background habe, weil, weil, weil … Keine Ahnung, weshalb.

Aber so – über das Netzwerken – funktioniert das wirklich super. Ich kann es nur empfehlen, auch wenn man eben nicht mehr im zarten Alter von Mitte 20 oder Mitte 30 steht. Netzwerke sind DER Schlüssel zum Erfolg. Und genauso kam das dann eben auch mit dem Job, den ich letztendlich jetzt starten werde.

Rechne mit Überraschungen.

Am Tag, als ich mich aus meinem Kanzlei-Netzwerk verabschiedet habe, kam die Anfrage: „Mensch, wir haben da einen Berlin-Job. Bist du interessiert?

Ich hatte überhaupt nicht über Kanzleien nachgedacht, weil ich dachte: „Ja, die werden mich sowieso nicht nehmen.“ Da war sofort diese innere Schranke: „Ja, in meinem Alter…“ Auch mir sind diese Zweifel gekommen. Auch ich war davor nicht gefeit.

Doch ich möchte jede Frau ermutigen: “Geh trotzdem weiter. Es lohnt sich.”

Mutig sein lohnt sich, wenn du im Innen klar bist.

Ich habe zwei Tage nachgedacht; dann habe ich meinen CV eingereicht. Es gab einen tollen Prozess und so kam es zu dieser Stelle.

Was ich in einem inneren Reflexionsprozess jedoch für mich vorab entschieden habe: „Ich beende meine klassische Karriere mit dem Weggang aus München.“ Mit „klassische Karriere“ meine ich dieses „Da gibt es einen schicken Job-Titel und da gibt es Führungsverantwortung.“ Damit ist Schluss. Und genau das hat den Pool an Jobs, die für mich in Frage kamen, vergrößert.

Warum diese innere Entscheidung nötig war?

Anfang 50 ist heute ein total jugendliches Alter am Arbeitsmarkt. Anfang 60 ist dann das Spiel schon anders. Mein persönlicher Horizont hat sich durch diese Entscheidung noch einmal erweitert.

Ich sehe es aus tiefstem Herzen als meine Aufgabe, mich auf die Zeit ohne Erwerbsarbeit vorzubereiten. Deshalb will ich downshiften im Job. Downshift meint: Ich habe weiter eine Vollzeitstelle, doch der Grad der Verantwortung ist ein anderer. Ich will auch die innere Freiheit haben, mich mit Ehrenämtern zu beschäftigen und so weiter.

Mein zukünftiger Arbeitgeber hat sehr schnell erkannt: „Da kriegen wir sehr viel Erfahrung und eine Unterstützung für teilweise auch ein junges Team.“

Meine Geschichte hat gestimmt. Ich hatte ja jetzt Übung: Wie muss ich meine Geschichte aufbauen? Wie erzähle ich sie den anderen? Sie war glaubwürdig, weil sie aus dem Herzen kam.

Meinen Purpose lebe ich auch in Zukunft.

Hier zieht sich mein Purpose konsequent durch. Ich kann anderen helfen, ihr Potenzial zu entwickeln und erfolgreich zu sein. Und mein Arbeitgeber bekommt das von einer, die ihre Karriere gemacht hat und in sich ruht.

Ein Blick in die Zukunft. Du wirst ab November im Business Development einer Wirtschaftskanzlei starten. Worum soll es gehen im nächsten Kapitel deines Lebens?

Ich will meine Erfahrung in der Arbeit in der Sozietät, mit Partnern nutzen. Ich habe in diesem Feld viel gelernt. Ich habe auch Fehler gemacht. All diese Erkenntnisse nutze ich jetzt, mich in dem neuen Feld einzubringen. Ich will das Team stärken, kann wieder in meiner Mission sein.

Ich bin mir meines Privilegs bewusst, so einen begrenzten Zeitraum zu haben. In vier Jahren gibt es wahrscheinlich diesen Wechsel in den Ruhestand. Das ist super, wie eine Art Projekt. Vier Jahre: Was will ich am Ende inhaltlich geschafft haben? Was soll da stehen? Was will ich entwickeln?

Meine Stadt Berlin will ich mir neu erobern.

Und ich will dann mit einem wirklich guten Plan in die Zeit des Ruhestands wechseln. Dafür habe ich auch – dafür war der Schnupperworkshop Zeitgeschenke super – so ein klares Bild, dem ich mit meinem Herzen folgen kann. Wo kann dieses Engagement liegen, das ich weiter betreibe? Wie bereite ich mich gut darauf vor?

Katrin Klemm im Interview mit Caterine Schwierz und den roten Faden einer erfolgreichen Jobsuche über 50

Neuer Job mit 60 – mein Erfolgsgeheimnis.

Das Wichtigste zusammengefasst:

  1. Das Privileg, sich noch einmal verändern zu dürfen
    Entscheidend ist es, sich seiner Fähigkeiten bewusst zu werden. Jede hat sie. Vertrau darauf – und das sage ich auch aus meiner Erfahrung als Karriereberaterin – so wie jeder Mensch hast auch du mehr Fähigkeiten als du zunächst siehst. Da ist ein riesiges Potential. Schau hin.Auch wenn es sich – erstaunlicherweise, denn eigentlich ist es so toll, sich mit Fähigkeiten und Erfolgen zu beschäftigen – wie harte Arbeit anfühlt. Doch bleib dran. Es ist ein Schlüssel.
  2. Netzwerken unverkrampft aus dem Herzen
    Netzwerken ist toll, weil wir im Prozess neue Ideen bekommen. Ich hatte meine Idee. Dann habe ich überlegt: „Wen kenne ich, der mir weiterhelfen kann?“

    Netzwerken aus dem Herzen

    Geh ans Netzwerken nicht taktisch oder strategisch ran, sondern mit Herz. Frag dich: „Welche Menschen würde ich gerne kennenlernen? Und wenn das Menschen sind, die sich mit Gartenbau oder Backen beschäftigen, ist das völlig in Ordnung. Wo sind die Menschen, die ein Interesse mit mir teilen?

    Agiere von Herzen und frag dich nicht:“ Wen genau muss ich jetzt kennen, um beruflich weiterzukommen?“ Das führt zu nichts, weil das verkrampft. Weder machen wir es gern, noch ist es erfolgreich. Denn andere spüren: „die ist nur zu einem bestimmten Zweck für sich selbst hier, oder um einen bestimmten Vorteil zu erreichen.

    Starte mit dem Herzen, und dann bleib dran.

  3. „Geh in den Fahrersitz!“
    Lass dich nicht infizieren von all dem: „Die Welt ist schlecht. Frauen haben schwierigere Startmöglichkeiten. Die Kräfte lassen vielleicht nach mit 60.“Das Ziel ist doch, dass du ein glückliches und erfülltes Leben haben willst, oder? Das Einzige, was da hilft, ist, in den Fahrersitz gehen, volle Verantwortung zu übernehmen, auch für die schwierigen Seiten. Und dann das Beste daraus machen.

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Ich habe mit Caterine außerdem über das Thema Vorurteile gegenüber Frauen 50plus gesprochen. Doch das wird ein nächster Artikel!

Stay tuned 😉

Wenn du deine Erfahrungen, Ideen und Tipps teilen möchtest, gern hier im Kommentar. Oder schreib mir!

 

Was wäre, wenn… ich mir Neugier erlaube

Ich bin neugierig auf’s Leben. Will Dinge erfahren, sie ausprobieren. Das macht mich zum Fan von Selbst-Experimenten.

Im letzten Jahr – und ich weiß heute nicht mehr, welche Biene mich gestochen hatte – musste ich mir mein Human Design genauer anschauen.

Was ist dieses Human Design, das sich mit der Persönlichkeitsstruktur und unserer energetischen Grundausstattung beschäftigt? Erfunden wurde es Ende der 1980 vom Kanadier Alan Robert Krakower. Die Basis bilden Astrologie, I-Ging, Kabbala und Chakren, die du vielleicht aus dem Yoga kennst.

Neugier geweckt

Die Meinungen dazu gehen weit auseinander: vom esoterischen Trend, der befreiende Erkenntnisse liefern soll bis zur Warnung vor ernsthaften Gefahren, wenn man es übertreibt. Doch das gilt auch für Ernährungs- oder Fitnesskonzepte aller Arten.

Es geht um Typen, Profile, Kanäle, Tore. Darum, Chancen und Anregungen für mehr Selbstreflexion zu bekommen und persönlich zu wachsen. Es lädt ein, dich selbst zu entdecken und vielleicht sogar Frieden mit Eigenschaften und Dingen zu schließen, über die wir uns viel zu viele überflüssige Gedanken machen.

Es gibt zahlreiche Adressen im Netz, bei der du dein Geburtsdatum, die Zeit und den Ort deiner Geburt angeben kannst. Was als Human Design Chart zurückkommt, sieht für mich auf den ersten Blick aus wie eine technische Zeichnung. Die wenigen kryptischen Stichworte helfen mir nicht wirklich weiter. Ich brauche Unterstützung und hole sie mir bei der sympathischen Beate Brandt.

Sie nimmt sich eine Stunde Zeit und verblüfft mich mit Aha-Momenten, die intensiv wie ein ICE in voller Fahrt mit mir davonrauschen. Danach kaufe ich mir ein dickes Buch, setze mich intensiv mit der Fülle an Möglichkeiten auseinander.

Für mich machen viele Dinge plötzlich Sinn. So wie fehlende Puzzlesteine die zur richtigen Zeit auftauchen und ohne jeglichen Druck genau an der richtigen ein Bild vervollständigen. Ob das nun wissenschaftlich ist oder nicht.

Voller Neugier ausprobieren. Dabei nicht übertreiben.

Es ist Zeit für ein intensives Experiment:

Ich folge meiner Neugier, und meinen sehr guten Erfahrungen damit, durch Prototyping praktisch herauszufinden und zu erleben, ob Ideen und Projekte zu mir passen oder nicht.

Was wäre, wenn ich ein Jahr lang ausprobiere mein Leben so zu leben wie ich gemeint bin, der Mensch zu sein, der ich im Inneren schon immer bin? Neugierig, bodenständig und mit der Bereitschaft, nichts davon übermäßig ernst zu nehmen?

Ich entscheide mich, spielerisch herauszufinden, welche Erkenntnisse sich einstellen, wo ich mehr von mir entdecken und wachsen kann…

Denn genau das ist es, wozu ich jede Teilnehmerin in Design Your LifeStory immer wieder einlade. Probiere dich aus, erfahre, erlebe dein Leben. Verlasse eingefahrene Pfade immer dann, wenn es dir nicht gut damit geht, wie du lebst. Oder wenn du spürst, dass da noch mehr ist, das gelebt werden will.

Ein Jahr lang meiner Neugier folgen

Ich werde davon berichten, wohin meine Neugier am Human Design mich führt. Wenn du mich auf dieser Reise begleiten willst, hol dir den StoryLetter, dann erfährst du als Erste, was ich erlebe.

Vielleicht darf ich dich zu eigenen Experimenten ermutigen.

  • Bist du schon vertraut mit deinem Human Design?
  • Welche Entdeckungen hast du gemacht?
  • Wie lebst du es (oder auch nicht)?

Schreib es mir gern in die Kommentare. Ich bin gespannt, wie du es erlebst.

Mein erstes Experiment: Intuitionhier geht’s weiter.

Foto-Credit Xenia Bluhm

Neues wagen – GoodRead Nr. 7

Alles neu mit 50plus?!

Etwas Neues wagen!

Beginnt ein Buch mit dieser Zeile, ahne ich, dass es sich lohnen wird. Schon auf der zweiten Seite hat sie mich. Margaret Heckel – Expertin für demografischen Wandel – holt mich mit den ersten fünf Lebensgeschichten so schnell rein ins Thema, dass ich unbedingt mehr wissen will.

Weshalb ich es lese:

In der LifeStory  begegnen mir seit Jahren mutige Menschen, die sich in ihrer Lebensmitte nicht auf dem Status Quo ausruhen. Sie wollen noch einmal wissen, was das Leben für sie bereithält. In diesem Programm bekommt jede Teilnehmer*in das Beste, das ich als MenschenMensch zu bieten habe: Erfahrung, Klarheit, Fokus, Leidenschaft, Pragmatismus und immer wieder Ideen, Ideen, Ideen. Damit mir die nicht ausgehen, lasse ich mich von Menschen inspirieren, die sich auskennen.

Neues wagen - Buchbesprechung Margaret Heckel - Der Weg in den Unruhestand - von Katrin Klemm

 

 

Heute Inspiriert mich

Margaret Heckel
Der Weg in den UNRUHESTAND

44 Jobideen für
eine entspannte
zweite Lebenshälfte

 

 

Worum es geht:

Da sind Angestellte, die sich neu orientieren wollen (oder müssen), Solo-Selbstständige, Minijobber. Heckel hat mit Menschen in Übergängen gesprochen. Sie hat Menschen interviewt, die mit 50plus ihr eigenes Ding machen, vielleicht sogar ein Unternehmen gründen wollen.

Sie erzählt auch von Menschen, die ihr Hobby zum Job machen. Mit Susanne und Tina teile ich die Leidenschaft, Menschen mit gutem Essen und Geschichten zu „füttern“. Was bei mir StoryTeller heißt, nennen sie Brotsucht. Die Story, von der Autoverkäuferin und der Angestellten im Sozialbereich fesselt mich. Schade, dass die beiden ihr Brot nicht nach Hamburg liefern.

Ich habe große Lust, noch mehr zu spoilern, so überraschend sind die Um- und Neueinstiege. Doch das musst du schon selber lesen. Ok, die Branchen verrate ich: Mobilität, Handwerk, IT & Digitalisierung, Öffentlicher Dienst & Bildung, Pflege – Senioren – Betreuung, Dienstleistungen aller Art. Von der Bahnbegleiterin, über den Flugkurier bis zur Unternehmerin, die den CityCaddy erfindet und sich nicht unterkriegen lässt. Elke Jensen ist 72, lebt bei mir um die Ecke und ich kannte sie bisher noch nicht. Das werde ich ändern.

Neues wagen, damit sich Leben lohnt

Was alle, die sich trauen gewinnen ist so individuell, wie wir es alle mit unseren Wünschen ans Leben sind: Sinn, neue Kollegen, von denen sie geschätzt werden, eine Arbeit nach ihren eigenen Wertvorstellungen und Vorlieben, ein neuer Blick auf Sicherheit.

Schon die Einführung Etwas Neues wagen! illustriert, wie umfassend sich Heckel auskennt, um überholte Geschichten übers Altern gründlich gegen den Strich zu bürsten. Am Ende demonstriert sie sogar, wie sich welche Rentenvariante rechnet.

Auch wenn ich als Selbständige zu jenen gehöre, die bis ins hohe Alter arbeiten wollen – vor allem aus einem Grund “Es bereitet Freude, [ich kann] so weiter zur Gesellschaft beitragen, nützlich sein und .. Wissen und .. Erfahrung weitergeben.” (Seite 174) bin ich überzeugt, dass dieser Ratgeber vielen Angestellten helfen wird, ihre nächsten Schritt zu gehen.

Neues wagen in der Lebensmitte - nimm dein Leben in die Hand - StoryCoach Katrin Klemm über Margaret Heckel Der Weg in den Unruhestand

Was das Buch in mir auslöst:

Ich bin ein Fan echter Geschichten. Und diese hier sind echt. Sie erzählen von mutigen Frauen und Männern, die ihren Weg gehen, ihren Träumen folgen – auch wenn es mal schwierig wird. Ja, dafür stehe ich jeden Tag auf, um Menschen auf diesem Weg zu unterstützen.

Ich empfehle das Buch:

  • Menschen in der zweiten Lebenshälfte, die sich bisher von den alten Geschichten, die wir uns übers Altern erzählen, davon abschrecken ließen, sich beruflich zu verändern.
  • Allen, die der Gedanke “Warum eigentlich nicht” schon länger heimlich beschäftigt, und die sich Tipps und viele praktische Anleitungen wünschen, wie ein Umstieg gelingen kann.

Mein Fazit

Ja, es liegt in deiner Hand, was du aus deinen nächsten Jahren machst.

Es ist viel mehr möglich als du heute noch denkst. Danke Margaret Heckel für lebendige Geschichten aus dem Leben, für den pragmatischen Schreibstil und einen liebevollen Blick auf Menschen. DAs alles macht Mut, die Gestaltung der eigenen LifeStory für die zweite Hälfte des Lebens JETZT nicht weiter auf die lange Bank zu schieben.

Nimm dir ruhig mal einen Moment. Wenn du noch Träume hast – uralte oder ganz neue – mit welchen würdest du gern Neues wagen?

Lass uns drüber sprechen: Kontakt